--><font size ="5"> Perspektiven für Tequila </font>
von Mark Mobius
Die Märkte Lateinamerikas gehörten im vergangenen Jahr zu den erfolgreichsten Aktienmärkten in den Emerging Markets. Der MSCI Latin America Index verzeichnete auf US-Dollar-Basis einen Gewinn von über 67 Prozent.
Entscheidender Faktor für diese Entwicklung war das zurückgekehrte Vertrauen der Investoren in die Länder Lateinamerikas. Einige der Probleme, welche die Region in den vergangenen Jahren gebeutelt hatten, konnten 2003 gelöst werden. Besonders deutlich wird das in Brasilien. Hier brachte der neue Staatspräsident Lula da Silva einige wichtige Reformen auf den Weg. Gleichzeitig wurde eine Kreditvereinbarung mit dem Internationalen Währungsfonds verlängert. Diese Vorsorgemaßnahme wird als ein weiteres Zeichen für die wieder anziehende Konjunktur gewertet und gibt den Investoren in Brasilien weitere Sicherheit. Als Resultat konnten die Aktienmärkte in Brasilien die höchsten Gewinne in Lateinamerika verzeichnen.
In Argentinien ruhen die Hoffnungen auf Präsident Kirchner. Er ist populär genug, dass er die dringend benötigten Reformen durchdrücken könnte.
Mexiko konnte überraschenderweise von der positiven Entwicklung in Lateinamerika nur unterdurchschnittlich profitieren. Die Wirtschaft ist im vergangenen Jahr mit plus 1,2 Prozent nur leicht gewachsen. Auch der Anstieg der Aktienmärkte lag mit knapp 30 Prozent unter den Wachstumswerten anderer großer Börsen in Lateinamerika.
Ein wichtiger Grund für das vergleichsweise schwache Abschneiden war die zögernde Umsetzung wichtiger Reformen. Diese Reformen waren einer der wichtigsten Punkte auf der Agenda von Präsident Fox nach seinem Wahlsieg 2000. Bis heute hat die oppositionelle PRI, die Mexiko mehr als 70 Jahre lang regiert hat, aber jeden ernst zu nehmenden Reformversuch vereitelt.
Die Unzufriedenheit der Wähler mit dem schleppenden Fortschritt wächst. Bei den letzten Parlamentswahlen verlor die Partei von Präsident Fox über 50 Sitze. Auch wenn die Opposition jetzt kooperativer zu sein scheint, bleiben fundamentale Meinungsverschiedenheiten bestehen und lähmen das Land.
Neben den inneren politischen Problemen war die mexikanische Wirtschaft von der langsamen Konjunkturerholung in den USA in besonderem Maße betroffen. Die Handelsbeziehungen zwischen den beiden Staaten sind sehr eng. Mehr als 80 Prozent der mexikanischen Exporte gehen zum nördlichen Nachbarn und machen dort über elf Prozent der Gesamtimporte aus.
Mexikos große Chance besteht jetzt in der Erholung der amerikanischen Wirtschaft. Der mexikanische Peso hat in den vergangenen zwölf Monaten gegenüber dem US-Dollar an Wert verloren. Das hat die Exporte noch wettbewerbsfähiger gemacht. Darüber hinaus ist das Land ein idealer Outsourcing-Kandidat für US-Unternehmen. Die junge, wachsende Bevölkerung tut ein Übriges und dürfte mittel- bis langfristig für eine steigende Binnennachfrage sorgen.
Ein wichtiges Projekt für die lateinamerikanischen Volkswirtschaften wird die Errichtung der Freihandelszone"Free Trade of the Americas" (FTAA) sein. Denn sie dürften von einem Abbau der Handelshemmnisse auf dem amerikanischen Kontinent profitieren. Ebenso entscheidend wird die globale Konjunkturerholung sein. Von dem wachsenden Rohstoffbedarf, vor allem in Asien, kann zum Beispiel Chile profitieren. Für die exportabhängigen Staaten Lateinamerikas bieten sich nach Jahren der Krise wieder viel versprechende Perspektiven.
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