-->Der Bondexperte Bill Gross beschreibt in seinem Investment Outlook February 2004 die Transformation der US-Ã-konomie von einer produzierenden zu einer finanzbasierten Dienstleistungswirtschaft. Er zeigt auf, dass der Boom der vergangenen Dekade auf stetig wachsender Verschuldung bei gleichzeitig sinkendem Zinsniveau basiert und dass ein Anstieg der Zinsen unweigerlich die Wirtschaft belasten wird. Aus meiner Sicht sehr überraschend stellt er im letzten Abschnitt dar, dass die Reflationierungsbemühungen der US-Notenbank kein Garant für künftiges Wirtschaftswachstum darstellen und dass, sollte die US-Wirtschaft wider Erwarten in Probleme geraten, eine Deflation der Schulden und fallende Zinsen bei US-Treasuries die Folge sein könnten.
Kommentar:
Die Frage ist, ob im Falle einer US-Rezession in der Zukunft überhaupt noch weiteres Geld in US-Treasuries fließt, wie es Bill Gross implizit hier annimmt. Die größten Käufer sind bekanntlich die Asiaten und jene werden dann eher potenzielle Verkäufer sein. Der wesentliche Unterschied zwischen Japan, der Euro-Zone und den USA ist, dass die Bürger Japans und Europas über vergleichsweise hohe Ersparnisse verfügen, die US-Bürger hingegen nicht. Die Deflation in Japan basierte auf sehr hoher Verschuldung und dem Platzen einer Finanzblase. Allerdings waren die japanischen Haushalte niemals so stark verschuldet wie die US-Bürger und niemals so konsumfreudig. Auch war der Yen niemals Reservewährung. Die US-Amerikaner werden de facto irgendwann an ihre Schuldengrenze stoßen, womöglich ist dies bereits geschehen. Die US-Regierung wird dann ihre Schulden ausbauen in dem sie den US-Bürgern weitere Steuergeschenke macht. Dies wird den US-Dollar weiter auf Talfahrt schicken und könnte letztlich in einem Dollarcrash enden, der in der Folge den gesamten US-Finanzmarkt belasten und eine globale Krise verursachen könnte. Dies ist das bereits beschriebene Global Doom-Szenario. Die Alternative dazu besteht in einem harten Sparkurs der US-Regierung, einer satten US-Rezession mit dem Effekt steigender Arbeitslosigkeit, was jedoch mittel- bis längerfristig die US-Wirtschaft stärken und eine Erholung des US-Dollar bewirken würde. Nun ist im Herbst Wahl und es erscheint daher völlig absurd anzunehmen, dass es noch in diesem Jahr zur Realisierung von Szenario 2 kommt. Auch der"Krieg gegen den Terror" spricht eher dafür, dass die US-Regierung die Finanzen nicht mehr in den Griff bekommt. Daher wächst mit jedem Tag die Wahrscheinlichkeit für Szenario 1... Felix Zulauf glaubt, dass unsere Gesellschaft eine Deflation nicht zulassen wird. Vielmehr werden wir weiterhin über unsere Verhältnisse leben und alle großen Zentralbanken das System am leben halten und damit die Währungen opfern. Auch wenn das plausibel klingt bin ich mir nicht sicher, ob es dazu kommt. Dieses Szenario funktioniert nur dann, wenn keine Notenbank ausschert. Zudem liegt die Ironie für mich darin, dass sollte es zu einer Inflation kommen, in den USA trotzdem der beschriebene Prozess in Gang käme, denn wer wollte schon Anleihen bei negativen Realzinsen halten? Es würden also die Zinsen steigen und die US-Wirtschaft samt ihrer multiplen Blasen in eine Krise stürzen. Da fast der gesamte US-Konsum auf der Inflation der Vermögenswerte resultiert, könnten fallende Preise bei Immobilien, Anleihen und somit auch Aktien letztlich doch in eine Deflation führen. Vieles hängt von der Geschwindigkeit der Entwicklungen ab. Eines jedoch scheint gewiss: Die Finanzmärkte sind derzeit blind für jegliches Risiko. Das könnte zu sehr schnellen kaum absehbaren Bewegungen führen...
Marco Feiten
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<ul> ~ The Last Vigilante</ul>
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