FOX-NEWS
05.02.2004, 21:56 |
Kam gerade im ZDF-Auslandsjournal: Das ist Amerika Thread gesperrt |
-->Bericht über eine Familie in Buffalo,NY.
Die Frau hat 3 Jobs, der Mann ist 73 und immer noch auf Maloche. Reicht aber alles nicht. Lebensmittelbeihilfe brauchen sie zusätzlich. Das alles ohne Krankenversicherung oder Rente. Dagegen ist die BRD das reinste Paradies.
Ich habe kürzlich gelesen, dass allein in Ohio 3,5 Mio. Menschen auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind. Wie das wohl weitergeht, wenn die Amis eine richtige Wirtschaftskrise bekommen? Hungersnöte wie weiland im Zarenrussland? Hohe Spritpreise versetzen denen den Todesstoss. IMHO stehen die sehr knapp vor dem Abgrund.
sam
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RK
05.02.2004, 22:19
@ FOX-NEWS
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Ja, noch nie hat ein weltumspannendes Imperium sich binnen 100 Jh. so abgewrackt (owT) |
-->
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Taktiker
06.02.2004, 00:46
@ RK
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Mal im Ernst, wann gings denen schon mal richtig gut? |
-->Die 100 Jahre, die Du beschreibst, waren doch voll von Krisen! Zwischen jedem Fiasko gabs mal gerade 5-6 Jahre Prosperität für ein paar kleine Eliten, ansonsten ein Festival der Armut in den hochegelobten Ju-Ess-Ey...
Was die dort als durchschnittlichen Reichtum eines Amerikaners bilanzieren, ist doch nur von ein paar oberen 100.000 getrieben. Dafür robben einige Millionen täglich durch den Dreck.
Ansonsten hast Du Recht, atemberaubend, dieser Verfall! Dagegen war selbst die DDR das reinste Paradies, wenn man mal davon absieht, dass die Bonbons dort nicht so schön bunt waren.
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Emerald
06.02.2004, 04:06
@ FOX-NEWS
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Das ist Amerika |
-->Amerika verdiente seit Jahrzehnten eine Revolution der Geschundenen!
Die Medien und die herrschenden Politiker, gepaart mit dem Kapital, verdummen
das Volk auf eine Art und Weise wie es im stalinistischen Russland nicht der
Fall war.
Die US-Oligarchen werden verglorifiziert während sie ihre eigenen Bürger finanz.
ausnehmen, ausländisches Geld anlocken (von Bubble zu Bubble) um milliarden-
schwer die Welt aus den Angeln zu heben: Desperados des Untergangs.
Da lobe ich mir die Politik Putin's welcher mit diesen Schmarotzern und
Abzockern kurzen Prozess macht uns sie verhaften lässt bzw. ausser Landes
verweist.
Emerald.
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Sushicat
06.02.2004, 06:15
@ FOX-NEWS
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Wenn das Amerika ist,.... |
-->Hallo,
also ich fand das gesendete Beispiel dieser Frau alles andere als haarsträubend.
Die Frau hatte zumindest die Chance, 3 Jobs zu finden.
Schau doch mal bei uns auf dem Arbeitsamt vorbei, oder in die Jobspalte der Tageszeitung.
Da kriegst Du keine 3 Jobs zusammen, Du darfst dem lieben Gott für das Glück danken, wenn Du unter den unzähligen Bewerbern überhaupt ausgewählt wirst.
Die Frau bekam 10 $/Stunde für einen Teilzeitjob bei einem Steuerberater.
Ist das etwa nicht fair? Es ist auf jeden Fall besser als 6 €/Stunde brutto (!) hier bei uns, wenn überhaupt. Zeitarbeitsfirmen zahlen z.B. auch nur 3,50 €/Stunde brutto.
Auch ihr Mann hatte das Glück, noch einen Job zu haben und gebraucht zu werden.
Außerdem: die Frau erzählte, daß sich die Nebenkosten auf 1.300 $/Monat beliefen. *staun
Ich dachte, ich habe mich verhört. Also, ich kann mir das nur damit erklären, daß in diese Summe eine Hypothek mit reingerechnet war. Die Familie besaß ein kleines Häuschen.
Und: Auch ist mir nicht bekannt, wo ich in Deutschland, wenn ich in eine Notlage geraten würde, weil ich keine Arbeit mehr finden und meiner Familie einen Sozialhilfeantrag nicht erklären könnte/wollte, regelmäßig(!) Lebensmittel abholen könnte.
Spätestens als die zwei übergewichtigen Töchter mit am Tisch saßen, denen man sogar das College finanzieren konnte, habe ich mich ehrlich gefragt, was der Autor des Beitrages unter ARMUT und verzweifelter NOT versteht.
Schönen Tag
^o.o^
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Student
06.02.2004, 07:57
@ Taktiker
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Re: Mal im Ernst,... / Viele fühlen sich dort wohl und wollen sogar dorthin |
-->Hi Taktiker!
>Ansonsten hast Du Recht, atemberaubend, dieser Verfall! Dagegen war selbst die DDR das reinste Paradies, wenn man mal davon absieht, dass die Bonbons dort nicht so schön bunt waren.
Ich will nicht kleinlich sein, aber die einen hatten eine Mauer drumherum,
damit keiner abhaut, die anderen haben eine Mauer, damit bestimmte Leute nicht
`reinkommen.
Daß ich kein Freund der USA (oder besser der dortigen führenden Elite) bin,
daß ist wohl schon deutlich geworden. Aber ich fürchte, das Gebilde USA ist
stabil und noch lange, lange nicht am Ende. Leider.
Die Burschen sind zu gut bewaffnet und machen rücksichtslos von diesen
Waffen Gebrauch.
Lb Gr
der Student
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Euklid
06.02.2004, 08:06
@ Student
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Re: Mal im Ernst,... / Viele fühlen sich dort wohl und wollen sogar dorthin |
-->Moin Student
angeblich soll ja der Kampfeswille mit der Armut steigen.
Wenn erst mal der Brotkorb höher hängt brauchts noch nicht mal einen B-u-s-h mit seinen Phrasen und Lügen um die Waffen einzusetzen.
Im Geschichtsbuch Fernis - Haverkamp (nicht bekannt als rechtsradikale Literatur) steht schlicht und einfach:
<font color=#FF0000>Aus dem Schuldnerland Amerika wurde nach dem 1.Weltkrieg ein Gläubigerland</font>
Das dürfte genügen um zu ahnen was kommt.
Gruß EUKLID
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Student
06.02.2004, 08:14
@ Euklid
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Re: Moin Euklid! Denke, Du hast es (wieder mal) genau getroffen (owT) |
-->
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FOX-NEWS
06.02.2004, 09:27
@ Sushicat
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Vergiss nicht, dass... |
-->die nicht Krankenversichert sind. Da braucht nur was zu passieren und schon sind Haus, Hof und Studium perdu.
>Da kriegst Du keine 3 Jobs zusammen, Du darfst dem lieben Gott für das Glück danken, wenn Du unter den unzähligen Bewerbern überhaupt ausgewählt wirst.
>Die Frau bekam 10 $/Stunde für einen Teilzeitjob bei einem Steuerberater.
>Ist das etwa nicht fair? Es ist auf jeden Fall besser als 6 €/Stunde brutto (!) hier bei uns, wenn überhaupt. Zeitarbeitsfirmen zahlen z.B. auch nur 3,50 €/Stunde brutto.
Bei den Amis heissts eben: Bist du zu schwach, dann gehst du drauf. Erfahrungswerte liegen vor. Im Manchester-Kapitalismus wurde maximale Arbeitsleistung bei minimaler Bezahlung/Versorgung bis an die Grenze getestet. Ist ein sehr praktisches System. Wer hungrig malocht, hat keine Zeit auf dumme Gadanken zu kommen.
>Und: Auch ist mir nicht bekannt, wo ich in Deutschland, wenn ich in eine Notlage geraten würde, weil ich keine Arbeit mehr finden und meiner Familie einen Sozialhilfeantrag nicht erklären könnte/wollte, regelmäßig(!) Lebensmittel abholen könnte.
Keinen Sozialhilfeantrag? Du musst entscheiden - bedürftig oder eben nicht! Wenn du meinst, deine Assets schonen zu müssen, dann ist das eben so. Das nennt man dann"vom Mund absparen".
sam
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Nachfrager
06.02.2004, 09:38
@ Sushicat
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Übergewicht = Mangelernährung |
-->Durch billiges Junkfood, billige Weißmehl- und Zuckerprodukte etc.
Die Leute essen Müll und werden davon fett.
Gruß
Nachfrager
>Spätestens als die zwei übergewichtigen Töchter mit am Tisch saßen, denen man sogar das College finanzieren konnte, habe ich mich ehrlich gefragt, was der Autor des Beitrages unter ARMUT und verzweifelter NOT versteht."
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manolo
06.02.2004, 09:41
@ Emerald
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Re: - und das ist Russland |
-->>Amerika verdiente seit Jahrzehnten eine Revolution der Geschundenen!
>Die Medien und die herrschenden Politiker, gepaart mit dem Kapital, verdummen > das Volk auf eine Art und Weise wie es im stalinistischen Russland nicht der
>Fall war.
>
>Die US-Oligarchen werden verglorifiziert während sie ihre eigenen Bürger finanz.
>ausnehmen, ausländisches Geld anlocken (von Bubble zu Bubble) um milliarden-
>schwer die Welt aus den Angeln zu heben: Desperados des Untergangs.
>Da lobe ich mir die Politik Putin's welcher mit diesen Schmarotzern und
>Abzockern kurzen Prozess macht uns sie verhaften lässt bzw. ausser Landes
>verweist.
>Emerald.
hallo Emerald,
in Amerika werden auch einige Prozente der Bevölkerung, gemessen an unseren paradisischen Kriterien "hausen". Wohl wahr.Aber die gestern ja wohl nicht, oder??? Was wollte uns dieser ZDF - Mann denn da auftischen??
Da möchte ich sushicat aber voll beipflichten.
Und in dem Zusammenhang Putins Reich als ein Eldorado zu glorifizieren, weil der Ex-Geheimdienstler jetzt mal aus rein wahltaktischen und populistischen Gründen ein paar jüdische (Jelzin)-Banditen in den Kerker hat werfen lassen???
Und damit Russalnd auf dem richtigen Wege zu wähnen, nur weil nun allmählich für Putin die Zeit gekommen ist,nun mal endlich seinen Clan und seine Freunde endlich mit den (finanziellen) Pfründen auszustatten, und geht doch an der Sache arg vorbei.
10 Kilometer vor den Aussenbezirken der Grossstadt Moskaus ist die russische Modernität,Pracht,Demokratie,Aufschwung, Liberalisierung aber schlagartig und vollends vorbei.
Es geht immer noch und wieder um den sprichwörtlichen Kitt, den der Normalrusse (95 Prozent, schätze ich mal) aus den Fenstern fressen muss!Es ist hier schon vor längerer zeit von anderer warte aus geschildert worden.
Ich konnte es mir vor Augen führen. Schauerlich.
Ich schätze mal, dass sich so ungefähr ein so hoher Prozentsatz der russischen Bevölkerung nach diesen gestern im ZDF gezeigten" bösen US-Verhältnissen" der in so"arger Not" befindlichen US-Familie sehnen würde.
Das würde für die Russen das Paradies schlechthin auf Erden bedeuten.
Die leben nämlich alle immer noch mehr oder weniger von nichts anderem als von Kohl, Kartoffelsuppe und der Volksdroge Wodka. Wie seit Jahrzehnten. Mal mit Strom, mal ohne, mal mit Wasser, mal ohne, mal mit Heizung, mal ohne. Und da hat sich nichts, wirklich nichts gebessert.
Überhaupt muss ich mich über diese immer öfter am board aufkommende Aufforderung zur Anbiederei oder gar zur Paktschließung mit Russland doch sehr wundern. Naiver geht's wohl nicht mehr. Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
Der normale Russe sehnt sich neben der Sehnsucht nach Verbesserung seiner elendigen Lebensverhälnissen (wie seit Jahrhunderten) auch nach einem mächtigen Grossreich Sowjetunion zurück.
Bestimmt setzt man (wie auch Schröder)da auf eine ganz falsche Karte, nur aus dem kindlichen,trotzigen Gemüt heraus, es jetzt den bösen Amerikaner mal zeigen zu müssen.
Ich meine sogar registriert zu haben, selbst Parade-Realist Euklid, reitet hier und da auf diesem Holzweg.
Hoffentlich weinen die Mitteleuropäer eines Tages nicht hinter den von den ganzen Naivlingen verschrottenen Panzer her...
Sehr nachdenklich und froh, inzwischen ein bisschen weiter weg zu sein, von dieser EU-Grenze, die ja bald in Polen verläuft.
man
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manolo
06.02.2004, 09:59
@ Taktiker
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Re: Mal im Ernst, |
-->guten Tag Taktiker
Diese, deine Millionen armen Schweine, die du gezählt hast, robben in Russland -nicht in den USA.
Du Russen würden gern da robben, wie du es ausdrückst.
Und übrigens ein paar Milliarden andere Erdenbürger auch.
Kommst du auch schon mal raus aus Berlin?
Ist nicht böse gemeint, aber die Frage wirft sich mir auf, wenn ich solche naiven, unqualifizierten, plakativen, an Bild erinnernde Schlagzeilen lese, die momentan ja so jeeep-mainstream sind, in der Szene.
Internet bildet und lesen macht schlau, ok.
Aber reisen öffnet auch die richtigen Augen, mit denen man sieht.
Und ich habe die Unterschiede dieser beiden Welten gesehen und vor allem gespürt.
Du brauchst Dich nicht zu ärgern, das ist halt so.
man
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Euklid
06.02.2004, 10:37
@ manolo
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Re: - und das ist Russland |
-->
>Ich meine sogar registriert zu haben, selbst Parade-Realist Euklid, reitet hier und da auf diesem Holzweg.
>Hoffentlich weinen die Mitteleuropäer eines Tages nicht hinter den von den ganzen Naivlingen verschrottenen Panzer her...
>Sehr nachdenklich und froh, inzwischen ein bisschen weiter weg zu sein, von dieser EU-Grenze, die ja bald in Polen verläuft.
Ja die Chancen standen noch nie so gut entweder von Rußland oder Amerika gefressen zu werden.
Das sind doch blendende Aussichten oder?
Wer würde da nicht eher mit seinem direkten Nachbarn paktieren?
Die anderen müßten ja zuerst über den Teich kommen um direkt bei der Bevölkerung abzugreifen.
An eine eigene unabhängige Verteidigung und Austritt aus allen Bündnissen denkt man ja nicht,obwohl diese Variante die beste von allen wäre.
Was nicht ist kann aber noch werden.
Meine Option ist klar.
Hätte ich das Sagen würde ich die Option mit Frankreich ergreifen und auf Neutralität setzen und eine unabhängige Verteidigung aufbauen.
Die Bundesrepublik braucht es nicht mehr zu geben da sie ja so oder so gefressen würde.
Option mit Frankreich ausbauen und abwarten bis sich die anderen verhauen.
Kurz vor ultimo dann zuschlagen und die Friedensverhandlungen forcieren.
Du weißt doch den Friedenspräsidenten raushängen a la Wilson mit seinem vergifteten Friedensplan.
Und nicht vergessen:Während des Kriegs beide Seiten mit Waffen zu beliefern.
Das bringt die wirtschaftliche Stabilität.
Gruß EUKLID
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CRASH_GURU
06.02.2004, 11:18
@ manolo
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Re: - und das ist Russland - bingo, sehr gute Einschätzung der russ. Realitäten (owT) |
-->
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Emerald
06.02.2004, 11:59
@ manolo
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Re: - und das ist Russland |
-->manolo, die Fakten erkenne ich auch und sie stimmen!
Was in Spitälern, Altenheimen (wenn man dies überhaupt so nennen darf),
Gefängnissen und den vielen Platten-Bauten abgeht ist schauerlich und
höchst bedenklich.
Trotzdem gebe ich zu bedenken, dass Russland erst seit Beginn der 90er-
Jahre in der Lage ist an einer Verbesserung des Leben-Standards zu arbeiten,
und die Menschen peut-a-peut aus ihrem katastrophalen Schlamassel zu führen.
Bis in die späten 90er-Jahre haben die bekannten Oligarchen ihr Geld via
Zypern, London, USA und ungezählte Offshore-Zenter ins Ausland verfrachtet
und dem Land entzogen. Wie diese an das Geld kamen muss man hier nicht auf-
listen (Betrug, Diebstahl und Unterschlagung).
Seit anfang dieses Jahrhunderts bleibt Geld zuhause, und ausländisches Kapital
fliesst nach Russland, einige russ. Jung-Kapitalisten ziehen ihre in Sicherheit
gebrachten Verdienste bereits aus dem Westen zurück und investieren in Russland.
Diese Entwicklung, finde ich, wird durch die Politik Putins gefördert, welchem
immer noch seine Geheimdienst-Aktivitäten vorgehalten werden.
Der Fall Yukos wird deshalb, m.E., früher oder später für Russland und seine
Menschen nachhaltig positive Auswirkungen zeitigen. Der russ. Mensch ist nun
einmal nicht mit uns und schon gar nicht mit dem Amerikaner gleichzusetzen,
was wir hier im"goldenen Westen" schon aus der reichhaltigen russ. Literatur
längstens erfuhren und auch in Staunen versetzen kann!
Emerald.
(Seit 1987 die Entwicklung, z.T. vor Ort, miterlebt und die Absetz-Bewegungen
von Cash und Assets profund hinterfragt).
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silvereagle
06.02.2004, 12:10
@ FOX-NEWS
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Man kann das alles nicht vergleichen |
-->Hi,
das große Problem bei solchen Vergleichen (wie USA mit D) ist schlicht und einfach, dass dies bei auch nur einiger Detailliertheit immer Vergleiche zwischen Äpfel und Birnen sind. Nach dem Selbstverständnis und der vorherrschenden Mentalität sind solche geschilderten Verhältnisse kein Beinbruch. Bei uns hingegen werden die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.
Es ist sehr leicht, über die anderen zu urteilen. Davon wird auch (auf beiden Seiten) jeweils recht ausgiebig Gebrauch gemacht, keine Sorge. Viel wichtiger wäre es jedoch mE, sich mit der konkreten Situation in der eigenen Umgebung zu befassen, anstatt mit dem Finger und voller Selbstgerechtigkeit auf die vermeintliche Rückständigkeit anderer zu zeigen.
> die nicht Krankenversichert sind. Da braucht nur was zu passieren und schon sind Haus, Hof und Studium perdu.
Auch hierzulande kann (theoretisch) eine ganze Menge passieren, und man steht (verglichen mit dem vorherigen Zustand) ziemlich nackt da. Faktum ist aber, dass solche Fälle hüben wie drüben nur eher selten passieren. Bei uns halt etwas weniger, drüben etwas häufiger. Darauf kann man stolz sein, aber allzuviel sollte man sich auch nicht darauf einbilden. Man ist deswegen aber sicher um nichts besser als irgendjemand anders...
> Bei den Amis heissts eben: Bist du zu schwach, dann gehst du drauf.
Eine typische Überzeichnung. Als ich in Amerika war, hatte ich zudem das Gefühl, dass die Bereitschaft zu persönlicher Solidarität (also freiwillige Spenden, gemeinnützige Arbeit usw.) eher sogar höher einzuschätzen ist, als hierzulande. Die neighbourhoods halten z.B. viel enger zusammen, als bei uns.
Ich möchte trotzdem nicht dort leben, da mir letztlich unser System doch lieber ist. Aber nur, solange es nicht in falsche Hände gerät...
> Erfahrungswerte liegen vor. Im Manchester-Kapitalismus wurde maximale Arbeitsleistung bei minimaler Bezahlung/Versorgung bis an die Grenze getestet. Ist ein sehr praktisches System. Wer hungrig malocht, hat keine Zeit auf dumme Gadanken zu kommen.
Manchester-Kapitalismus war selbst für die"Malocher" die x-mal bessere Alternative als das Dahinsiechen auf dem Land. Und in bezug auf Amerika generell von"Hungrigen" zu schreiben, zeugt auch nicht von viel Kenntnis über die dortigen Verhältnisse. Chicago gehört z.B. zu den Städten, wo ein Arbeiter die wenigste Zeit arbeiten muss, um sich das Geld für einen Big Mac (oder andere Nahrungsmittel) zu verdienen.
> Keinen Sozialhilfeantrag? Du musst entscheiden - bedürftig oder eben nicht!
Hier ist der Respekt vor der Freiwilligkeit und Mündigkeit des Einzelnen offenbar wieder gegeben. Fakt ist aber, dass viele Obdach- und Mittellose gerade hierzulande noch nicht einmal wissen, wo und wie sie Sozialhilfe bekommen können. Oft interessiert es sie nicht einmal (ist häufig eine direkte Auswirkung des sogenannten Aussteiger-Syndroms). Wie auch immer: Irgendwie muss man zu Lösungen kommen, wo sich die Verantwortlichen selbst in den Spiegel schauen können. Bei uns beschäftigt man dann eben Sozialarbeiter und eine umfassende Sozialstaatsbürokratie, während in Amerika eben z.B. Ausspeisungsstellen errichtet werden.
Zu verhungern, zu erfrieren oder auf offener Straße zu krepieren gehört weder bei uns noch in den USA zur Tagesordnung. Die Unterschiede sind geradezu lächerlich gering, wenn man sich dagegen die Zustände in halb Afrika oder Teilen Asiens ansieht.
Kritik an Amerika ist also in den allermeisten Fällen wenig hilfreich, und obendrein häufig ein Anzeichen für Selbstgefälligkeit und Chauvinismus. Man sollte auch nicht glauben, die Europa-Kritik vieler Amerikaner stünde der europäischen Kritik an Amerika um vieles nach... Es ist halt viel leichter, sich über den Schmutz vor den Türen der anderen zu beklagen, als den eigenen wegzuräumen...
Gruß, silvereagle
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manolo
06.02.2004, 12:42
@ Emerald
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Re: - und das ist Russland |
-->emerald,
einfachheithalber, kommentiere ich nur noch kurz,
bitte um Nachsicht.
>manolo, die Fakten erkenne ich auch und sie stimmen!
>Was in Spitälern, Altenheimen (wenn man dies überhaupt so nennen darf),
>Gefängnissen und den vielen Platten-Bauten abgeht ist schauerlich und
>höchst bedenklich.
Hätten sie mal auf dem Land, in den kleinenn traurigen Provinznestern und Orten nur mal solche schäbigen Plattenbauten. Die haben teilweise noch nicht mal Glas im Fensterrahmen. Je weiter du nach Osten kommst - um so entsetzlicher. Aber auch schon 40 km vor den tollen Toren von Moskau und anderen relativ weit westlich liegenden Grossstädten.
>Trotzdem gebe ich zu bedenken, dass Russland erst seit Beginn der 90er-
>Jahre in der Lage ist an einer Verbesserung des Leben-Standards zu arbeiten,
>und die Menschen peut-a-peut aus ihrem katastrophalen Schlamassel zu führen.
sicher geht das alles nur peut-a-peut. Aber die Masse des Volkes zählt eben in Moskau nicht! Das ist es! Dem wird vor Wahlen, wie immer seit Jahrhunderten, nur erzählt: Wählt ihr nicht uns, geht es euch eben noch dreckiger. Praktisch. Ist eigentlich eine gute Taktik auch für die BRD,
>Bis in die späten 90er-Jahre haben die bekannten Oligarchen ihr Geld via
>Zypern, London, USA und ungezählte Offshore-Zenter ins Ausland verfrachtet
>und dem Land entzogen. Wie diese an das Geld kamen muss man hier nicht auf-
>listen (Betrug, Diebstahl und Unterschlagung).
"Das habe ich, meine ich ziemlich präzise mit"jüdische Banditen", bewertet, wobei man der Faineß wegen sagen muss h a u p t s ä c h l i c h jüdische Banditen. Es waren auch andere darunter..." Und alle hatten die"Regierungskreise" auf ihrer Seite, schon vergessen?
>Seit anfang dieses Jahrhunderts bleibt Geld zuhause, und ausländisches Kapital
>fliesst nach Russland, einige russ. Jung-Kapitalisten ziehen ihre in Sicherheit > gebrachten Verdienste bereits aus dem Westen zurück und investieren in Russland.
der Abfluss ist tatsächlich e t w a s gestoppt worden. Das wird seit einiger Zeit immer so gerne soo gesehen, stimmt aber meines Erachtens im Ausmaß nicht! Das ist ein Wunschtraum des Westens, um die Kniefälle und die Anbiederei zu rechtfertigen. Werin Russland nach der Wende und bis momentan zu Kapital kommt (alles mehr oder weniger Ganoven/Mafia/Konsorten) schafft es immer noch ausser Haus...
Der Hochschulprofessor oder der Rundfunkreporter oder der Bankangestelle oder der Mediziner, geschweige den die Millionen Hungerleider als Malocher kommen eben immer noch nicht auch zu irgendwas.
>Diese Entwicklung, finde ich, wird durch die Politik Putins gefördert, welchem
>immer noch seine Geheimdienst-Aktivitäten vorgehalten werden.
Das hängt ihm"nicht nur an" - das ist ja auch so. Ich habe vorige Tage irgendwo einen trefflichen Report über die Unwägbarkeiten/Willkürlichkeiten (und das ist noch positiv verniedlicht) der russischen Machthaber in-u n d ausländischen Investoren gegenüber gelesen. Ich versuche mal, ob ich ihn wiederfinde. Da fährt dir aber der Schreck in die Glieder. Und ich habe auch die Verbindung zu foreveryoung und"dessen" russischen Nachbarn gepflegt. Die sind nun mal trotz der 3000 km Entfernung näher am Puls. Und auch die wissen augenscheinlich auch von anderen Geldstömungen zu berichten, als was uns die naiven mitteleuropäische Banker und Politiker auftischen.
>Der Fall Yukos wird deshalb, m.E., früher oder später für Russland und seine > Menschen nachhaltig positive Auswirkungen zeitigen.
Das sehe ich aber noch mit anderen, gemischteren Gefühlen...oder du auch nur solange, wie du Aktien von Yukos hast?
>
>Emerald.
>(Seit 1987 die Entwicklung, z.T. vor Ort, miterlebt und die Absetz-Bewegungen > von Cash und Assets profund hinterfragt).
dann habe ich dir ja eigentlich nichts Neues erzählt. Und du wirst erkennen, dass ich auch irgendwelche Interessen am russischen Feuer habe. Dein Optmismus in Gottes Ohr
man
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nereus
06.02.2004, 13:00
@ Emerald
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Re: - und das ist Russland - Kommentar aus NOWOSTI zur Amtszeit Putins |
-->Hallo Emerald!
Grundsätzlich sehe ich Deine Einschätzung zu Putin genauso wie Du.
Das dieser Meinung auch Kritik verabreicht wird, muß man ertragen.
Der Geheimdienst-Vorwurf an Putin ist berechtigt, doch im Gegensatz zu Bush-Senior war Putin im KGB ein kleines Licht.
Diesen Artikel habe ich auf NOWOSTI gefunden und ich finde ihn einigermaßen treffend.
2004-02-06 11:10
VIER JAHRE PRÄSIDENTSCHAFT PUTINS: ZIEHUNG EINER BILANZ
Von NODARI SIMONIJA, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften MOSKAU, den 5. Februar (RIA „Nowosti").
Um die Errungenschaften von Präsident Wladimir Putin während seiner vierjährigen Amtszeit in gebührender Weise einschätzen zu können, muss man sich vor allem daran erinnen, welches Erbe Putin hinterlassen worden ist. Denn alle seine Vorgänger, mit Ausnahme von Jewgeni Primakow, der eine ziemlich kurze Zeit als Regierungschef agierte, leisteten Zerstörungsarbeit und sind zum Teil bisher stolz darauf. Es ist kaum zu bestreiten, dass das alte System äußerst schlecht funktionierte und eigentlich in eine Sackgasse führte. Darüber schrieb ich bereits 1975 und 1991 in meinen Büchern. Doch da liegt eine Frage nahe: Warum mussten neben dem System auch die Produktionskräfte zerstört werden? Das halbierte das russische Wirtschaftspotential und verdrängte 40 Prozent der Bevölkerung unter die Armutsgrenze. Allerdings haben die Pseudoliberalen auch etwas geschaffen. Zum Hauptergebnis ihrer schöpferischen Arbeit wurde der bürokratische oder, wie er in Russland öfter genannt wird, oligarchischer Kapitalismus. Von allen in der Welt vorkommenden Arten des bürokratischen Kapitalismus war die russische Version die schlechteste. Sie war vielleicht nur mit dem indonesischen Sukarno-Regime gleichzusetzen. Die Korruption umfasste dabei alle Lebensbereiche und wurde zur Lebensweise. Der parasitäre Charakter des indonesischen Kapitalismus bestand darin, dasS die Oligarchen alle Ressourcen des Landes auspumpten, ohne neue Produktionen zu schaffen, und die erlösten Gelder in ausländische Offshores überwiesen. In Russland vertiefte sich die Spaltung zwischen einer kleinen Gruppe, die durch solche Geschäfte immer reicher wurde, und Riesenmengen „einfacher Menschen". Das Land steuerte sicher auf das sogenannte lateinamerikanische Entwicklungsmodell zu.
Eines der Hauptverdienste von Wladimir Putin besteht gerade darin, dass er das endgültige Abrutschen des Landes in diesen Abgrund rechtzeitig verhindert hat. Seit dem Beginn seiner Amtszeit versuchte der Präsident, sich mit den Oligarchen auf die Regeln ihrer Beziehungen mit dem Staat zu verständigen: Führt eure Geschäfte, lasst sie expandieren, zahlt redlich Steuern und versucht bitte nicht mehr, der Staatsführung zu diktieren, welche Vergünstigungen geschaffen und welche Gesetze noch verabschiedet werden müssen. Doch es war vergeblich, zu erwarten, dass die Oligarchen Verständnis zeigen würden. Wenn Wladimir Putin aber zu Taten überging und einen der Eigensinnigsten der Oligarchen bestrafte, heulten die russischen Liberalen mit ihren westlichen Kollegen im Chor auf, die Demokratie werde abgeschafft und das Land kehre wieder in die sowjetische Vergangenheit zurück. Als Wissenschaftler, der viele Jahre der Erforschung der Geschichte der gesellschaftlichen Entwicklung im Osten und Westen gewidmet hat, verstehe ich den Präsidenten gut, der auf einer Pressekonferenz im vergangenen Jahr auf eine Litanei über die Abschaffung der Demokratie geantwortet hat: Hat es die Demokratie überhaupt gegeben?
In der Tat: Wie kann man etwas abschaffen, was es nicht gegeben hat?
Nur Spießbürger, oberflächliche Forscher oder Politiker können annehmen, dass die Herrschaft der Oligarchie in der Wirtschaft mit Demokratie vereinbar ist.
Der Regierungsstil von Jelzin war autoritär. Sein Autoritarismus ist zwar schwach, mürbe und für die Gesellschaft zersetzend gewesen. Die unter Jelzin in allen Staatsstrukturen herrschende Anarchie konnte jedoch nur von einem unwissenden oder ideologisch engagierten Menschen für Demokratie gehalten werden. Innerhalb des Jahrzehnts unter Jelzin blieb der Mittelstand rachitisch und klein. Zusammen mit den kleinen und mittelständischen Unternehmen litt er zwischen dem Bündnis von Beamten und Oligarchen, die von oben Druck ausübten, und den Mafiastrukturen, die unter ihm waren. Anders gesagt, fehlte die soziale Basis der Demokratie.
Ich glaube, viele von denjenigen im In- und Ausland, die an einem starken Russland nicht interessiert sind, verstehen meine Ausführungen ganz gut und benutzen einfach Doppelstandards. Sie haben doch über die Abschaffung der Demokratie in den USA kaum geklagt, als dort viele Leiter des größten Energiekonzerns Enron wegen ausgeklügelter Finanzmachenschaften zu Haftstrafen verurteilt wurden. Sie schwiegen auch, als in Italien ein gleicher Skandal um den Molkereikonzern Parmalat ausbrach. Warum soll dann die Festnahme des Yukos-Chefs das Ende der (noch nicht existierenden) Demokratie in Russland bedeuten? Kritiker deuten an, dabei gebe es eine gewisse politische Komponente, verzichten jedoch darauf, diese These näher zu erklären. Schade. Da gibt es wirklich einen politischen Aspekt, der darin besteht, dass die Gedanken und Taten von Chodorkowski darauf abzielten, jenes politische System zu beleben, bei dem die Oligarchen der Staatsführung diktieren würden, welche Gesetze verabschiedet werden sollen, damit es ihnen leichter fällt, diese Gesetze zu umgehen und „Steuern zu optimieren" (dieses respektabel klingende Wort haben sie erfunden, um den Versuch zu bezeichnen, der Steuerzahlung auszuweichen).
Die Bemühungen von Präsident Putin, den russischen räuberischen bürokratischen Kapitalismus auf ein zivilisiertes Gleis umzustellen, machen zweifelsohne sein wichtigstes Verdienst aus. Er war allerdings gezwungen, viele dringende Aufgaben persönlich zu lösen, obwohl sie eigentlich von der Regierung oder anderen Behörden gelöst werden mussten. Das ist aber darauf zurückzuführen, dass Wladimir Putin ohne Team von Gleichgesinnten an die Macht kam. Dieses Team bildete er „unterwegs". Gerade deswegen musste er sich sehr vorsichtig und langsam nach vorne bewegen, zumal die Menge von Aufgaben enorm groß war und bleibt. Eine der Hauptsorgen ist dabei die Wahrung und Festigung der erreichten Stabilität in der Gesellschaft.
Als ein historisches Verdienst von Putin würde ich zweifellos die Eindämmung der zentrifugalen Trends in Russland bezeichnen, die die Integrität des Staates gefährdeten. Die Unterspülung der Grundlagen der russischen Staatlichkeit ist gestoppt worden. Es wird skrupulös an der Verwaltungsreform gearbeitet. Neue Gesetze, die Missbräuche durch Beamte und deren Kunden minimieren sollen, wurden verabschiedet oder werden vorbereitet. Praktisch vorbei ist die schmähliche Epoche der Lohn- und Rentenrückstände, die einer der markantesten Charakterzüge der „demokratischen Periode" in Russland waren. Auf persönliche Anregung und mehrmalige Forderungen des Präsidenten billigte die Staatsduma trotz des verzweifelten Widerstands vieler Minister drei antibürokratische Gesetzentwürfe. Doch Beamten aller Ränge gelang es auch dieses Mal wieder, die Gesetze zu umgehen, und die Situation der kleinen und mittelständischen Unternehmen verbesserte sich kaum. Trotzdem bereitet der Präsident mit seinem Präsidialamt neue Gesetze vor, um die Lage zu verändern.
Auch die Bemühungen von Wladimir Putin, die Verteidigungsfähigkeit und Sicherheit des Landes zu stärken, müssen erwähnt werden. Die unter Jelzin deklarierte Umstellung der Militärbetriebe auf zivile Produktion lief praktisch auf die Zerstörung der Verteidigungsindustrie, die Ruinierung der Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur sowie den Verlust an hochqualifizierten Spezialisten hinaus. Nicht zu vergessen ist aber, dass etwa das Internet, das den Anfang der neuen postindustriellen Ära in der Menschengeschichte markierte, gerade im Rahmen der amerikanischen Kriegsindustrie entstand und anfangs dort verwendet wurde. Der Rest der russischen Verteidigungsindustrie blieb dank dem Export sowjetischer Waffen bestehen. Es kam sogar dazu, dass Russland nach China, Indien und in andere asiatische Länder Rüstungssysteme lieferte, die sich die russische Armee nicht leisten konnte. Das betrifft etwa Kampfflugzeuge vom Typ Su-27, Su-35 und so weiter. Nun begann sich die Lage zu ändern. 2003 erhielt die russische Luftwaffe moderne Düsenjäger, 2004 soll sie strategische Bombenflugzeuge Tu-160 bekommen. Auch die Raketentruppen werden aufgerüstet.
Die Bewertung der Leistungen des amtierenden Präsidenten Russlands wäre unvollständig, würden die Erfolge der Außenpolitik nicht erwähnt werden. In den letzten zwei Jahren habe ich mit eigenen Augen gesehen, welchen Respekt nun die Staatschefs der führenden Länder der Welt gegenüber dem russischen Präsidenten zeigen. Vorbei ist die herablassende und daher beleidigende Haltung zu Russland, mit der alle Vorgänger Putins zu tun hatten. Die russische Außenpolitik ist nicht mehr einseitig orientiert. Das gestörte Gleichgewicht in den Beziehungen Russlands mit dem Westen und dem Osten wird dank der Energie und Bemühungen von Präsident Putin langsam, aber sicher wiederhergestellt. Immer offensichtlicher wird die Fruchtlosigkeit der laufenden Diskussionen darüber, an wem sich Russland orientieren müsse: an den USA, der EU oder China? Der Präsident hat allen klar und deutlich zu verstehen gegeben: Von nun an wird Russland eine russischorientierte Außenpolitik betreiben.
Die Lebensverhältnisse der USA mit denen von Rußland zu vergleichen, wie das u.a. hier getan wurde, halte ich allerdings auch für ziemlich weithergeholt.
mfG
nereus
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FOX-NEWS
06.02.2004, 13:53
@ silvereagle
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Re: Man kann das alles nicht vergleichen |
-->Ich war jetzt mehrmals da drüben und mein Eindruck ist, die reissen sich 10-12 Stunden am Tag den Ar... auf. Bei 14Tage Urlaub im Jahr. Ohne Sozi usw.
Man muss einfach eingestehen, dass die nicht besser leben als Leute in Chile, Argentinien oder Thailand. Ein Lebensstandart unter dem von Europa.
sam
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Miesespeter
06.02.2004, 14:42
@ manolo
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Re: - und das ist Russland |
-->Naiven Russophilen und Putin-Propagandaopfern sei diese kleine Erinnerung empfohlen:
Gegen diesen Krieg wird kaum demonstriert. Selten ruft jemand in Sonntagsreden dazu auf, am Verhandlungstisch das Schlachten zu beenden. Der Krieg in Tschetschenien ist im Bewusstsein der Ã-ffentlichkeit fast vergessen: Wären nicht einzelne Ereignisse wie die spektakuläre Geiselnahme im Moskauer Musical-Theater «Nord-Ost» im Oktober 2002 oder Selbstmordanschläge auf russische Einrichtungen noch Meldungen wert, würde der Name der Kaukasusrepublik in den Medien nicht mehr fallen.
«Der Krieg im Schatten» lautet daher der einleuchtende Titel eines Sammelbands, in dem gegen die kollektive Amnesie angeschrieben wird. Florian Hassel, Moskau-Korrespondent der «Frankfurter Rundschau», hat den Band herausgegeben, der auf 250 Seiten das abscheuliche Ausmaß des Konflikts, seine Komplexität und die absehbar fürchterlichen Folgen umfassend darstellt.
Der Krieg als Motor der russischen Versteinerung
Unter dem Einfluss dieses Kriegs erfährt das gegenwärtige Russland, das sich demokratisch und westlich orientiert gibt, eine schleichende Transformation hin zu einem Staatswesen, das in seinen groben Zügen an die stalinistische Sowjetunion denken lässt. Dabei betonen die Autoren zurecht, dass der zweite Tschetschenien-Krieg, der seit Ende 1999 wütet, mit dem ersten Waffengang von 1994 bis 1996 kaum etwas gemeinsam hat. Nur eines blieb gleich: Beide Kriege wurden vom Kreml aus machtpolitischem Kalkül vom Zaun gebrochen. «Wir brauchen einen kleinen, siegreichen Krieg, um das Rating des Präsidenten zu heben», wird Oleg Lobow zitiert, der Ende 1994 als Sicherheitsberater von Staatschef Boris Jelzin tätig war.
Zwar wurde der Zweck erreicht und Jelzin zwei Jahre später von den Wählern im Amt bestätigt. Doch weil der Krieg nicht zu gewinnen war, ließ Jelzin im August 1996 seinen neuen Sicherheitsberater Alexander Lebed einen Waffenstillstand aushandeln, der faktisch einer Niederlage gleichkam. Russland zog seine Truppen ab und überließ Tschetschenien sich selbst. In dem zerstörten Land konnte der 1997 frei gewählte Präsident Aslan Maschadow den Zerfall jeder staatlichen Ordnung aber nicht verhindern.
Feldherr Putin
Trotz dieser Erfahrung wiederholte sich die Geschichte als blutige Farce. Als Anfang 1999 General Schipgun, der persönliche Vertreter des russischen Innenministers Sergej Stepaschin, in Tschetschenien entführt wurde, wollte dieser nach seinem Aufstieg zum Premier im Mai die Kaukasusrepublik nur isolieren. Doch Jelzin hatte andere Pläne. Er feuerte Stepaschin und ersetzte ihn durch Wladimir Putin - bislang Geheimdienstchef und designierter Jelzin-Nachfolger. Der vorher unbekannte Mann gewann rasch Popularität durch martialische Sprüche wie den, jeden tschetschenischen «Terroristen noch auf dem Klo massakrieren» zu wollen. Im Oktober begann der zweite Krieg. Im März 2000 erklärte Putin sein siegreiches Ende - und wurde eine Woche später zum Präsidenten gewählt.
Vorgeblicher Kriegsgrund war der Einfall tschetschenischer Kämpfer in der Nachbarrepublik Dagestan im August und eine Serie mysteriöser Sprengstoffanschläge auf russische Wohnblocks im September gewesen. Es gibt Indizien dafür, dass der Kreml mit dem Geheimdienst FSB beide Zwischenfälle arrangierte, wie Hassel in einer minutiösen Recherche darlegt. Zumindest lieferten sie Putin einen Vorwand, um sich als erfolgreicher Feldherr in Szene zu setzen.
Vom Krieg zur «Anti-Terror-Operation»
Seither hat Putins Ruf nicht gelitten, obwohl der Krieg keineswegs beendet ist. Nur heißt er jetzt offiziell «Anti-Terror-Operation», für die seit Anfang 2001 nicht mehr die Armee, sondern der FSB zuständig ist. Beides hat Auswirkungen: Seit Oktober 2002 ist Tschetschenien für Ausländer Sperrgebiet, so dass westliche Journalisten es nicht mehr betreten dürfen, wie der Leiter der Moskauer Vertretung der Heinrich-Böll-Stiftung, Jens Siegert, hervorhebt. Für die dort lebenden Menschen sind die Bürgerrechte praktisch aufgehoben, wie die Juristin Miriam Kosmehl erläutert. Diese Umbenennung zur «Sonderoperation» hat den Konflikt nicht abgeschwächt, sondern ihn im Gegenteil eskalieren lassen.
Das zeigt die Zahl der Opfer. Vor dem Krieg hatte Tschetschenien bei einer Fläche von der Größe Thüringens eine Million Einwohner. Laut unabhängigen Schätzungen sind mittlerweile 100.000 bis 180.000 Zivilisten umgekommen; weitere Hunderttausende sind aus ihrer Heimat geflohen. Außerdem starben nach Auskunft des russischen «Komitees der Soldatenmütter» bis Anfang 2003 mindestens 11.000 Angehörige der russischen Streitkräfte. Wie viele tschetschenische Rebellen ihr Leben ließen, weiß niemand. Vergleicht man diese Angaben mit den Opferzahlen des amerikanischen Feldzugs im Irak - mehrere Hundert gefallene alliierte Kombattanten, mehrere Tausend gestorbene irakische Zivilisten - wird deutlich, wie blutrünstig dieser Krieg ist. Um einen Teil des russischen Territoriums zu befrieden und den Staatsverband zu erhalten, betreibt Moskau staatlich organisierten Völkermord.
Die Dämonisierung der Tschetschenen
So beschreibt die US-Journalistin Maura Reynolds die «Kultur der Straflosigkeit» in den russischen Streitkräften. Von Rachewünschen, Frustration und Todesangst getrieben, massakrieren Soldaten und Geheimdienstleute bei so genannten «Säuberungen» jeden Tschetschenen, der ihnen verdächtig vorkommt. Rassismus gegen die Kaukasusvölker ist in der russischen Kultur tief verankert. Aus diesen Ressentiments können in Kriegszeiten Auslöschungsfantasien werden. «Wir hätten alle Tschetschenen, die älter waren als fünf Jahre, töten und ihre Kinder in Umerziehungslager mit Stacheldraht und Wächtern bringen sollen», erzählte Reynolds etwa der Oberstleutnant Walerij: «Aber wo würdest du Lehrer finden, die bereit sind, ihr Leben aufzuopfern, um diese Wolfsjungen umzuerziehen? Es gibt sie nicht. Deswegen ist es einfacher, sie alle umzubringen. Sie brauchen weniger Zeit, zu sterben, als heranzuwachsen.»
Stimuliert werden solche Mordgelüste durch die Dämonisierung der Tschetschenen in der zeitgenössischen russischen Populärkultur, wie der Philosoph Michail Ryklin nachweist: «Es gibt kein soziales Problem im heutigen Russland, das erzeugt zu haben den Tschetschenen und ihren Komplizen nicht vorgeworfen worden wäre.» Am Zerrbild der tschetschenischen Teufel malt auch die Presse mit. Im ersten Krieg war das noch anders: Damals berichtete sie ausführlich, aus erster Hand und unparteiisch über die Kampfhandlungen. Doch Putins Kamarilla hat mit wirtschaftlichem Druck und gezielten Schlägen gegen unbotmäßige Geister die Massenmedien auf Linie gebracht. «Gar nicht erst wissen zu wollen, was man nicht wissen soll - diese Form der Selbstzensur ist ein Erfolgsrezept des Kreml», resümiert daher Siegert: «Dies ist dem Kreml nicht gegen, sondern in Zusammenarbeit mit einem großen Teil der russischen Journalisten und der Ã-ffentlichkeit gelungen.»
Viele Nutznießer
Inzwischen hat der Krieg ein Stadium erreicht, in dem er sich selbst ernährt. Alle Akteure sind daran interessiert, dass er weitergeht: Die Zeitsoldaten, die anders als die unmotivierten Wehrpflichtigen des ersten Kriegs täglich einen halben Monatslohn erhalten. Die Offiziere, die am Schmuggel mit tschetschenischem Ã-l und dem Diebstahl von Ausrüstungen prächtig verdienen, wie Hassel berichtet. Die russische Regierung, die das Eingeständnis des Scheiterns um Amt und Würden bringen könnte.
Auf der Gegenseite denken die tschetschenischen Kollaborateure der pro-russischen Verwaltung unter Ahmed Kadyrow ähnlich, die vom Kreml gezahlte Millionensummen unterschlagen. Ebenso die Warlords der tschetschenischen Rebellen: Sie leben von kriminellen Aktivitäten und haben den legitimen, kompromissbereiten Präsidenten Maschadow längst kalt gestellt. Schließlich nützt der Krieg islamistischen Fanatikern aus aller Welt, die unter den hoffnungslosen Jugendlichen Tschetscheniens ihre Anhänger rekrutieren.
Zurück zur Supermacht
Die westliche Regierungen wiederum glauben, auf Russland nicht verzichten zu können: Als Rohstofflieferanten, Absatzmarkt und Bündnispartner im globalen Kreuzzug gegen die terroristische Bedrohung. Solange Putin westliche Investoren nicht enteignet, den USA Militärbasen in Zentralasien überlässt und der Bundeswehr Durchmarschrechte nach Afghanistan gewährt, darf er um des Machterhalts willen den Krieg im Kaukasus weiter führen.
Wladimir Wladimirowitsch Putin greift dabei bedenkenlos auf sowjetische Prinzipien zurück: Den autoritären Staat, der alle Macht im Kreml bündelt und jede Selbstorganisation der Zivilgesellschaft abwürgt. Die propagandistische Fetischisierung von Sündenböcken, auf die Aggressionen abgelenkt werden. Die Brutalisierung der Bevölkerung, die in ziellosen Kampagnen verheizt wird. All dies geschieht im Dienste eines politischen Phantasmas: Des ersehnten Supermachtstatus, den Russland um jeden Preis wieder erlangen soll. Warnungen vor einem «kapitalistischen Stalinismus», das verdeutlichen die Beiträge des Buches, sind daher kein leeres Gerede hysterischer Menschenrechtler, sondern eine ziemlich treffende Beschreibung der Ambitionen der jetzigen Machthaber in Moskau.
Florian Hassel (Hg.) in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung: Der Krieg im Schatten. Russland und Tschetschenien. Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003. Broschiert, 11 Euro
<ul> ~ http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/267861.html</ul>
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manolo
06.02.2004, 20:03
@ manolo
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Re: @ Emerald-.....und das ist Russland |
-->
>Das hängt ihm"nicht nur an" - das ist ja auch so. Ich habe vorige Tage irgendwo einen trefflichen Report über die Unwägbarkeiten/Willkürlichkeiten (und das ist noch positiv verniedlicht) der russischen Machthaber in-u n d ausländischen Investoren gegenüber gelesen. Ich versuche mal, ob ich ihn wiederfinde. Da fährt dir aber der Schreck in die Glieder. >
>>Der Fall Yukos wird deshalb, m.E., früher oder später für Russland und seine
>> Menschen nachhaltig positive Auswirkungen zeitigen.
Das sehe ich aber noch mit anderen, gemischteren Gefühlen...oder du auch nur solange, wie du Aktien von Yukos hast?[img][/img]
hallo Emerald,
ich habe ihn wiedergefunden.
Mir haben sich die Nackenhaare gesträubt, ob dieses "sicheren" Investions-Klima. Das stinkt nach Willkür und klingt nach Tollhaus.
Wirklich Möglichkeiten wie aus dem Bilderbuch.
Ich hatte es in der Print-Ausgabe gelesen, und wenn es dich nicht stört, dass er in der DIE Welt stand, hier:
man
<font size="5">Moskau verunsichert Energie-Investoren </font>
Regierung verweigert US-Konzernen bereits zugesprochene Förderlizenzen
Angst vor Verstaatlichung
Moskau - Die russische Regierung schürt Ängste vor einer Verstaatlichung des Energiesektors im Land. So verweigert Moskau den US-Ã-lmultis Exxon-Mobil und Chevron-Texaco jetzt Förderlizenzen, die beide bereits im Rahmen eines Tender-Vergabeverfahrens 1993 gewonnen hatten. Dabei geht es um die Ausbeutung eines Ã-l- und Gasfeldes vor der Pazifikinsel Sachalin, das als besonders aussichtsreich gilt.
Die Ausschreibung soll nun annulliert und eventuell wiederholt werden."Es wird eine Auktion geben, wenn die Regierung das für nötig erachten sollte", erklärt Vize-Premier Viktor Christenko. Damit attackiert die russische Regierung erstmals direkt Auslandsinvestoren.
Im Feld Sachalin-3 liegen erkundete Reserven von mehr als 600 Millionen Tonnen Ã-l und über 800 Milliarden Kubikmetern Gas. Von 2014 an sollte Sachalin-3 ausgebeutet werden. Die Vorkommen sind vor allem für den asiatischen Raum interessant.
Exxon-Mobil hat bereits 80 Mio. Dollar in das Projekt gesteckt."Ein neuer Tender verletzt unsere Rechte", sagt Glenn Waller von Exxon Ventures."Das ist ein schlechtes Signal für Auslandsinvestoren." Sein Unternehmen werde"gesetzlichen Interessen verteidigen".
Noch vor einem Jahr hatte Präsident Wladimir Putin Exxon-Vize-Präsident Rex Tillerson eine wohlwollende Prüfung zugesagt.
Finanzexperten sind nun besorgt:"Die Staatsmacht zeigt damit der Weltgemeinschaft, dass sie sich stark fühlt", meint zum Beispiel Valerij Nesterow, Analyst der Investmentfirma Troika Dialog."Die Ergebnisse eines Tenders zu annullieren, ist ein sehr ernster Schritt, der dazu führen könnte, dass das Verhältnis zu Russland neu überdacht werden wird."
Durch ihr Verhalten stellt die russische Regierung alle Ausschreibungen, aber auch so genannte"Production Share Agreements" in Frage, also Vereinbarungen zur gemeinsamen Ausbeutung von Rohstoffressourcen. Solche Abkommen - die normalerweise auch Steuervorteile bieten - werden gemeinhin zwischen internationalen Großkonzernen und Regierungen geschlossen und haben Gesetzescharakter, was eine Planungssicherheit für Jahrzehnte garantiert.
Sollte das Beispiel Schule machen und der russische Staat auch andere Vereinbarungen für nichtig erklären, könnte auch die britisch-niederländische Shell bald ohne Lizenz dastehen. Das Unternehmen soll das Ã-l- und Gasfeld Sachalin-1 ausbeuten und ist unter anderem mit Sibir Energy in Westsibirien aktiv. Von deutschen Firmen ist die BASF-Tochter Wintershall AG in die Gasförderung in Russland involviert. Zusammen mit dem staatlichen Erdgaskonzern Gazprom will Wintershall das Achimskoje-Gasfeld in Westsibirien ausbeuten. Das Finanzvolumen des Projekts liegt bei 700 Mio. Dollar. Außerdem hat Wintershall Interesse, mit Gazprom im Kaspischen Meer Erdgas zu fördern.
Die Ohrfeige für Exxon-Mobil könnte auch damit zu tun haben, dass die Amerikaner Interesse gezeigt hatten an einem Einstieg bei Yukos, dem im Kreml in Ungnade gefallenen Ã-lkonzern. Die mögliche Übernahme des größten russischen Erdölproduzenten durch eine Firma aus den USA war besonders in nationalistischen Kreisen auf heftigen Widerstand gestoßen.
Bei der Risikoabwägung wiegt für viele Auslandsinvestoren aber noch die Rohstoffreichtum Russlands schwerer als die Gefahr einer möglichen Enteignung. So hat BP ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem russischen Erdölkonzern TNK gegründet. Das Engagement lässt sich BP rund sieben Mrd. Dollar kosten. Um den Kreml nicht zu erzürnen, will TNK-BP jedoch keine (legale) Offshore-Steueroase nutzen, sondern ganz normal in Russland versteuern.
Der US-Konzern Conoco-Philips will derweil mit dem russischen Lukoil-Konzern Förderprojekte im hohen Norden anschieben und eventuell ein Gemeinschaftsunternehmen gründen. Das Projekt hätte laut Nesterow einen großen Vorteil für den Auslandsinvestor: Als Garant für die Sicherheit der Investition tritt ein Privatkonzern und nicht der Staat auf.
http://www.welt.de/data/2004/02/02/231703.html
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Emerald
06.02.2004, 22:09
@ manolo
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Die Verweigerung? |
-->vielen Dank für diese Einstellung, welche, wenn man sie so gelesen bekommt
natürlich Fragen aufwirft, bzw. Unverständnis oder gar Abneigung zeitigt.
Ich sehe hier allerdings Abwehr-Reaktionen, hervorgehend von schlechten
Erfahrungen mit US-Partnern bzw. mit Oel-Multis und den von den Russen dahinter
vermuteten polit. Absichten.
Der Russe ist und bleibt sehr sehr misstrauisch gegenüber dem Amerikaner.
Als ich im Frühjahr 1987 erstmals in Russland weilte, hörte ich von dortigen
Universitäts-Vorstehern, welche sehr westlich eingestellt sind, dass sie
von US-Firmen immer wieder betrogen würden und werden, bzw. Verträge zu
Ungunsten von russ. Kontrakt-Parteien ausgehandelt worden wären. Dieses Miss-
trauen hat sich m.E. seit 1989 massiv verstärkt.
Im Irak-Feldzug hat sich gezeigt, dass die russ.Oel-Firmen alle ihre Assets
im Zweistrom-Land verloren (Lukoil, Gazprom u.a.) und Milliarden von Dollars Gut
haben aus Lieferungen schon vor den Baker-Verhandlungen im Dezember 2003,
bach ab gingen.
Die amerik. Deals mit Aserbeidjan dürften hier im Forum ebenso bekannt sein,
wo gegenwärtig Baku von Uebervorteilungen und Vertrags-Brüchen seitens der
westlichen Oel-Multis spricht.
In diesem Zusammenhang, aber auch im Zuge der sich entwickelnden Politik
rund um die Süd-Anrainer Russlands, muss man für die abrupten, und teilweise
holprigen Ab- und Rückweisungen Russlands an die US-Adressaten mindestens
Verständnis aufbringen.
Was für uns Westler meistens schwer vollziehbar ist, ist der oftmals eher
undiplomatische Sprach-Gebrauch seitens Russlands. Das Riesen-Land kennt noch
nicht, oder wendet sie absichtlich nicht an, die Hegemonie der Abwägbarkeiten
des freien Handels. Russland ist in dieser Hinsicht ein Entwicklungs-Land,
als welches es zu akzeptieren ist.
Emerald.
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manolo
06.02.2004, 23:33
@ Emerald
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Re: Die Verweigerung? |
-->hallo Emerald,
danke für deine interessanten Ausführungen.
Und wo wir einmal"dabei" sind: Heute habe ich in meinem Heimatblatt, der"RHEINISCHEN POST", Stammsitz Düsseldorf, einer der auflagenstärksten deutschen Tageszeitungen, allerdings halt keine überregionale, noch einen aktuellen"Lagebericht" über die Fortschritte und Nichtfortschritte und die zu erwartenden langen Wege in Russland aufgespürt.
Eigentlich müssten nun die Forumsteilnehmer auf der Höhe sein.
bitte schön:
Wirtschaft und Verbraucher /RP vom 6.2.2004
<font size="5">"Russland braucht noch 20 Jahre"</font>
"Selbst unter den besten Bedingungen
wird das Land nicht früher das Wirtschaftsniveau
Portugals erreichen."
MOSKAU. In fünf Wochen stellt sich der russische Präsident Wladimir Putin zur Wiederwahl. Wie fällt die wirtschaftspolitische Bilanz des autoritären Modernisierers im Kreml am Ende seiner ersten Amtszeit aus? Unser Moskauer Korrespondent Alexei Makartsev sprach darüber mit dem Chefökonomen der Weltbank in Russland, Christof Rühl.
Kann man nach vier Jahren Putins im Kreml von Erfolg seiner Wirtschafts-Reform sprechen?
In gewisser Weise schon. Sein größter Verdienst ist es, Russland stabilisiert zu haben. Die Schulden des Staates bei den eigenen Bürgern wurden reduziert, die Löhne werden regelmäßig gezahlt. Zu den wichtigsten Errungenschaften Putins gehören die Steuerreform, die schrittweise Deregulierung der Wirtschaft und eine Verbesserung des Investitionsklimas für Neugründungen.
Was fehlt noch?
Das sind umfassende Reformen im Gas-, Elektrizitäts- und Transportsektor, also dort, wo heute der Staat das Monopol hat. Putin müsste ferner die Reform im Finanzsektor angehen sowie große Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen starten. Das wichtigste zukünftige Projekt des Kreml ist jedoch die Reform der öffentlichen Verwaltung, weil ohne effiziente Verwaltung die anderen Vorhaben nicht erfolgreich sein können.
Die Unternehmer klagen über die bürokratische Willkür und Korruption. Kann der Kreml hier viel bewirken?
Die Korruption ist ein großes Problem. In Russland hindert sie nicht die Leute daran, Firmen zu gründen, aber sie behindert das Wachstum der Firmen. Eine Verwaltungsreform ist wichtig, um herauszufinden, in welchen Bereichen die Korruption besonders verbreitet ist. Die Korruption in Russland zu besiegen ist jedoch schwer, weil sie sich auf alte Traditionen stützt.
Ist es dem Präsidenten gelungen, die Grundlagen für ein dauerhaftes Wachstum zu schaffen?
Das Wirtschaftswachstum in den vier Jahren Amtszeit Putins betrug 26 Prozent, was ein sehr solides Ergebnis ist. Die Ursache dafür sind allerdings nicht nur die Reformbemühungen des Kreml, sondern auch die hohen Gas- und Ã-lpreise. Über 70 Prozent der russischen Exporte sind Ã-l, Gas und andere natürliche Ressourcen. Der Aufschwung hätte sich mit der Zeit abschwächen können, weil es nur wenige Investitionen gab. Doch 2003 kletterte der Investitionszuwachs von drei auf 13 Prozent, und die Wachstumsraten der nicht-exportorientierten Wirtschaftszweige stiegen so schnell wie die der Rohstoff-Exporteure. Das gibt Anlass zur Hoffnung, dass sich das russische Wachstum von dem Ã-lsektor auf eine breitere Basis ausbreitet.
Putins ehrgeizigstes Ziel ist die Verdoppelung des Bruttosozialprodukts binnen zehn Jahren. Ist es realistisch?
Russland bräuchte dafür von jetzt an jährliche Wachstumsraten von zehn Prozent. Das ist zu viel. Aber man sollte Putin nicht wörtlich nehmen. Die Zielsetzung, ein großes Wirtschaftswachstum zu haben, ist richtig. Denn mit dem Anstieg des Sozialprodukts um einen Prozent sinkt die Armutsrate um etwa drei Prozentpunkte. Die Armut ist noch groß, und viele Millionen Russen leben direkt unterhalb der Einkommensgrenze. Wenn nun sozusagen die Flut kommt, dann wird sie auch viele Boote anheben. So oder so wird Moskau unter den besten Bedingungen noch 20 Jahre brauchen, um das Wirtschaftsniveau Portugals zu erreichen.
Könnte der Skandal um den Ã-lkonzern Yukos die wirtschaftliche Entwicklung Russlands bremsen?
Die Yukos-Affäre hat keine gravierenden Folgen. Es gibt weder einen Einbruch bei Investitionen noch eine verstärkte Kapitalflucht. Andererseits macht es keinen guten Eindruck, wenn sich der Staat auf Scharmützel mit einzelnen Unternehmern einlässt. Yukos war transparent und auch deswegen so angreifbar. Der negative Effekt für die russische Wirtschaft besteht heute darin, dass viele den Eindruck haben, dass Transparenz sich nicht lohnt.
Schönes Wochenende und Vorsicht:Der Sommer scheint bei Euch heute zu Ende gegangen zu sein, meint der Schweizer kachelmann.[img][/img]
man
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