-->...einige gute Redetexte zum Thema Bildungspolitik auf dieser Seite,hier Passagen daraus:
http://www.bund-freiheit-wissenschaft.de/html/offermanns.html
Freiheit der Wissenschaft und Unternehmensinteressen
von Heribert Offermanns
In der Schrift „Streit der Fakultäten“ kann man bei Immanuel Kant nachlesen: “Auf Wahrheit – die wesentliche und erste Bedingung der Gelehrsamkeit – kommt alles an. Die Nützlichkeit ist nur ein Moment zweiten Ranges.“ Dies – so meine ich – könnte auch ein Leitmotiv für den Bund Freiheit der Wissenschaft e.V. sein, ebenso wie die Stelle bei Johannes 8, Vers 32: „Und Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird Euch frei machen!“
<font color=#FF0000>Bei manchen Diskussionen über Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung wird die amerikanische Stanford University oft als Vorbild gerühmt. Diese Universität wurde nach klassischem deutschen Vorbild gegründet und als Motto wählte man den Leitspruch: „Die Luft der Freiheit weht!“ wohlgemerkt in deutscher Sprache, auch heute noch!</font>
Der Volks- und Sozialwissenschaftler Josef Alois Schumpeter, der in Graz, Bonn und an der Harvard University lehrte und auch österreichischer Wirtschaftsminister war, führte 1912 den Begriff „Innovation“ als dritten Faktor neben Kapital und Arbeit in die Wirtschaftstheorie ein.
Schumpeter unterschied beim Innovationsprozess zwischen der Phase der Erfindung, der Innovationsgenerierung oder Invention und der Umsetzung der Invention, der Innovation im engeren Sinn. Zugespitzt auf den finanziellen Aspekt der Innovation könnte man formulieren: „Invention ist die Umwandlung von Geld in Wissen, Innovation hingegen die Umwandlung von Wissen in Geld.“
Beispiele für „Weitsicht“ gibt es viele:</font><font color=#FF0000> „Es gibt überhaupt keinen Grund, warum irgend jemand einen Computer bei sich zu Hause haben will“. Ken Olson, Gründer und Präsident von Digital Equipment, 1977</font>
</font><font color=#FF0000>„Uns gefällt ihr Sound nicht, und Gitarrenmusik ist ohnehin nicht gefragt.“ Begründung der Plattenfirma Decca, die die Beatles ablehnte, 1962</font>
<font color=#FF0000>„In 5 Jahren wird niemand mehr vom Auto reden. Ich setze aufs Pferd.“ Kaiser Wilhelm II</font>
<font color=#FF0000>Noch deutlicher antwortete Michael Faraday, als er nach dem Nutzen seiner Entdeckung, der elektromagnetischen Induktion, befragt wurde: „Wem nutzt ein neugeborenes Kind?“</font>
Josef Kraus
Lehrerimage, Lehrernachwuchs und Lehrerbildung
Vortrag, gehalten beim
Bund Freiheit der Wissenschaft
am 18. Juni 2003 in Berlin
„Es ist ein Schicksal des Volkes, welche Lehrer es hervorbringt und wie es seine Lehrer achtet.“ Dieser Satz stammt von keinem Bundespräsidenten, schon gar nicht von einem amtierenden Bundeskanzler, auch von keinem Lehrerfunktionär. Nein, dieser Satz stammt von keinem geringeren als Karl Jaspers. Er schrieb diese Mahnung 1966 in sein Buch „Wohin treibt die Bundesrepublik?“ http://www.bund-freiheit-wissenschaft.de/html/kraus11.html
Beispiele aus dem Bereich Politik
Am 29. März 1995 gibt der damalige niedersächsische Ministerpräsident <font color=#FF0000>Gerhard Schröder (SPD) der Schülerzeitung „Die Wühlmaus“ des Zevener St.-Vit-Gymnasiums ein Interview. Von Lehrern meint er zu wissen, „daß sie lieber alle Fünfe gerade sein lassen, was ihre eigenen Dienstleistungen angeht....“ Und in diesem Kontext kommt dann der berühmte Satz: „Ja, ja. Also Freunde, Freunde, Ihr wißt doch ganz genau, was das für faule Säcke sind.“</font>
Der damalige FPD-Generalsekretär Guido Westerwelle meint im Januar 1997 zu wissen: „Es gibt schon einen Grund, warum immer weniger Jugendliche zu den Veranstaltungen der Grünen gehen: Die möchten nicht auch noch die Abende mit ihren Lehrern verbringen.“
Am 18. September 1997 flüstert der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (SPD), einem Mitdiskutanten auf einem Podium zu: „Was die Lehrer in einer Woche arbeiten, habe ich schon bis Dienstag abend geschafft.“ Was Beck nicht ahnte: Das Mikrophon war noch angeschaltet und ein paar hundert Lehrer im Publikum hörten es mit.<font color=#FF0000></font>
Die HÃ-RZU läßt am 20. November 1998 die immerhin renommierte Bildungsexpertin Uschi Glas zu Wort kommen. Diese Dame weiß folgendes: „Ich bin dagegen, daß Lehrer verbeamtet werden.... Es gibt einfach zu viele, die den Job vor allem wegen der Absicherung machen.“
Der STERN weiß im Januar 1999 zu berichten, daß angeblich zwei Drittel der Lehrer keine Ahnung hätten, wie man eine Uhr umstellt, wenn man von Frankfurt nach New York fliegt, und daß ein Drittel der Lehrer nicht in der Lage sei, 30 Prozent von 120 Mark zu berechnen.
Die BILD-Zeitung macht ihre Titelseite am 20. November 2000 mit der dicken Balkenüberschrift auf: „Sind alle Lehrer so doof?“ Hintergrund: Ein Grundschullehrer wußte in der Günther-Jauch-Show „Wer wird Millionär“ nicht, daß die Nordsee-Bucht, in die die Ems mündet, Dollart heißt.
Professor Dr. Hartmut Schiedermair
Was kommt auf die Universitäten zu?
Die Folgen des Bologna-Prozesses für die deutschen Hochschulen
Vortrag, gehalten beim
Bund Freiheit der Wissenschaft
am 24. September 2003 in Köln http://www.bund-freiheit-wissenschaft.de/html/schieder.html
[/b]Das dem Diplom beigefügte Supplement soll nach dem Wortlaut des Berliner Kommuniqués in einer Sprache verfaßt sein, die in Europa weit verbreitet ist. Ministerin Bulmahn macht daraus ein „fremdsprachliches“ Supplement. Offenkundig ist der immerhin für Bildung zuständigen Ministerin nicht bekannt, daß Deutsch in Westeuropa nach der Bevölkerungszahl die am meisten verbreitete Sprache ist. Eine Deutung dieses Vorgangs erübrigt sich meines Erachtens von selbst. Es genügt festzustellen, daß die deutsche Bildungsministerin jedenfalls offenkundig keine Freundin der eigenen Landesprache ist.[/b]
Nicht zu beanstanden sind dabei auch die Studiengänge, die mit einem Bachelor oder Master abgeschlossen werden. Als solche sind die Abschlüsse des Bachelor oder Master durchaus kein Problem. Es sollte vor allem im Blick auf die augenblicklich in Deutschland gepflegte geradezu irrationale Diskussion allerdings bemerkt werden, daß es sich vor allem bei dem Titel des Bachelor um einen Phantasietitel handelt. Einen besonderen internationalen Rang, der auf den Typus eines international oder auch nur europäisch einheitlichen Hochschulabschluß hinweist, besitzt dieser Titel nicht. Hans-Joachim Meyer, der ehemalige sächsische Wissenschaftsminister, dem als Anglisten die Verhältnisse in Großbritannien wohl vertraut sind, hat uns immer wieder darauf hingewiesen, daß es allein in England vier verschiedene Formen des Bachelor-abschlusses gibt. <font color=#FF0000>Der in den USA verliehene Bachelor hat mit dem Universitätsstudium überhaupt nichts zu tun. Mit ihm wird vielmehr die College-Ausbildung abgeschlossen, die alles andere als ein Fachstudium ist. Hier begegnen wir einem Relikt des alten Europa, das mit den sogenannten Artistenfakultäten in den Universitäten des 18. Jahrhunderts Vergleichbares angestrebt hat.</font>
Denkt denn in Deutschland niemand daran, daß es in den Universitäten um die Wissenschaft und um ihren Beitrag zur geistigen Lage unseres Landes geht? Von Europa her gesehen begibt sich Deutschland mit dieser Mentalität in der Hochschulpolitik auf einen gefährlichen Sonderweg. Eines müssen wir dabei allerdings wissen. An Europa liegt es nicht, im Gegenteil.
Professor Dr. iur. Hartmut Schiedermair ist emeritierter o. Univ.-Professor für öffentliches Recht, Völkerrecht und Rechtsphilosophie an der Universität zu Köln. Er ist Präsident des Deutschen Hochschulverbandes.
Wahlfreiheit und Wettbewerb für Studenten und Universitäten
von Michael Zöller http://www.bund-freiheit-wissenschaft.de/html/zoller.html
Es geht um ein Urteil des obersten Gerichts der USA, mit dem der Supreme Court weit über Amerika und auch weit über den konkreten Anlass hinaus Weichen gestellt hat.
Derart weitreichende Voraussagen kann man riskieren, weil das Gericht nicht nur die Frage beantwortet, ob eine Maßnahme der Schulbehörden von Cleveland, Ohio, mit der Verfassung vereinbar war, sondern weil es dabei die Wahlfreiheit des einzelnen als ein Prinzip herausgestellt hat, das alle anderen Interessen überragt. Bevor nämlich ganz Washington in diesem Sommer in die Ferien ging, hat der Supreme Court, jedenfalls aus verfassungsrechtlicher Sicht, grünes Licht für Vouchers, für Bildungsgutscheine gegeben.
Dabei ging es um eine auffällige Besonderheit des amerikanischen Bildungswesens. Das Nebeneinander öffent-licher und privater Schulen ist ein Erbstück des 19. Jahr-hunderts, also der Masseneinwanderung aus Europa.
Wie in anderen Ländern auch wurde die öffentliche Schule damals als ein Integrationsinstrument, als der wichtigste Beitrag zur nationalen Einheit propagiert, weshalb viele Einwanderer befürchteten, dass dabei nicht nur Iren und Galizier zu Amerikanern, sondern auch Katholiken und Juden zu Protestanten gemacht werden sollten.
Einwanderer gründeten jedenfalls unzählige eigene Schulen, um einerseits ihren Kindern die Eingliederung in die Neue Welt zu erleichtern, aber andererseits auch noch die Erinnerung an die Alte Welt zu bewahren. Solche Schulen einzurichten, fiel den katholischen Einwanderern leichter, weil sie die Pfarreien als Organisation und als rechtlichen Träger nutzen konnten und weil die religiösen Orden das Personal stellten.
Heute, nachdem die Enkel und Urenkel in die Einfamilien-häuser der Vorstädte gezogen sind, finden sich daher im Stadtzentrum noch immer die katholischen Schulen – und da sie einen besseren Ruf genießen als die städtischen Schulen, würden viele der schwarzen Baptisten, die jetzt in diesen Stadtvierteln leben, ihre Kinder gerne in die Schulen schicken, in deren Treppenhaus das Bild des Papstes neben der amerikanischen Fahne hängt – wenn sie das Schulgeld bezahlen könnten.
So stellt das bisherige System der vermeintlichen Nulltarif-bildung ein sehr schönes Beispiel für unbeabsichtigte gesell-schaftsstrukturierende Wirkungen dar. Indem die Hochschulen über allgemeine Steuern finanziert werden, entsteht eine inverse Umverteilung, wie die Fachleute sagen, die man getrost auch als perverse Umverteilung bezeichnen kann. Lohnsteuerzahler subventionieren die Ausbildung von Zahnärzten.
In Deutschland haben wir uns nun einmal dafür entschieden, das Kulturstaatsprinzip als institutionelle Garantie zu Gunsten eines bestimmten Typs von Universität in staatlicher Trägerschaft zu verstehen: Kultur als staatliche Veranstaltung. So entstand ein zentralisiertes, bürokratisch gelenktes System mit den entsprechenden Kennzeichen, also mit staatlicher Bedarfsdefinition, Warteschlangen, Hamsterverhalten usw...
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