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Gold kurz vor neuem Ausbruch?
In den letzten zwei Jahren hat die Befestigung der Edelmetalle die überwiegende Mehrheit der Analysten
überrascht. Nachdem im laufenden Jahr Höchstkurse im Bereich von 430 USD pro Unze erreicht wurden,
waren wir in den vergangenen vier Wochen von einer Korrekturbewegung dominiert, die zu Tiefstkursen
bei circa 393 USD pro Unze führte.
Die technische Ana lyse impliziert, dass die Korrekturbewegung weitestgehend abgeschlossen ist. Die sich
anschließende Befestigung sollte mindestens Potential bis in den Bereich von circa 450 USD aufweisen.
Das maximale Potential sollte bei circa 480 USD angesiedelt sein. Lediglich ein nicht favorisiertes Unterschreiten
der Unterstützung im Bereich von 390-393 USD kann zu einer Verzögerung dieser Befestigung
führen. In diesem Fall wäre vor dem erwarteten Anstieg ein Rückschlag bis auf 370-375 USD nicht auszuschließen.
Hintergrund der Neubewertung der Edelmetalle ist unverändert die Tatsache, dass die Nachfrage die Produktion
deutlich übersteigt und dieses Ungleichgewicht für die nächsten 5-7 Jahre weiter fortbestehen
wird. Derzeit liegt der Nachfrageüberhang mit wachsender Tendenz bei circa 1.500 - 1.700 Tonnen bei
einer Jahresproduktion von circa 2.500 Tonnen Gold (Gesamtnachfrage also 4.000-4.200 Tonnen). Dieses
Ungleichgewicht kann mittel- und langfristig nur durch mehr Exploration und Aufbau neuer Minen neutralisiert
werden oder über einen dramatisch steigenden Preis. Gerade im Sektor der Exploration sind bis
zum Jahr 2002 keine wesentlichen Anstrengungen zu verzeichnen gewesen. Um eine neue Mine bis zur
Produktionsreife zu führen, bedarf es eines Zeitraumes von 5-7 Jahren.
Aktuell und in den vergangenen Jahren seit circa 1995 sorgen westliche Zentralbanken weitestgehend für
den Ausgleich. Fakt ist jedoch, dass Zentralbanken kein Gold „drucken“ können. Mithin erschöpfen sich
in zunehmenden Maße westliche Zentralbankgoldreserven.
Im Hinblick darauf, dass insbesondere im asiatischen Bereich verstärkt Nachfrage nach Gold zu verzeichnen
ist und selbst asiatische Zentralbanken eine deutliche Aufstockung der Goldreserven erwägen,
sollten sich die Goldabgaben der westlichen Zentralbanken im Rahmen des Washingtoner Abkommens
auf den weiteren Goldanstieg bestenfalls nivellierend auswirken.
Im Zuge des immer fragiler werdenden westlichen Finanzsystems mit dramatisch wachsenden Schuldenbergen
in den beiden größten Wirtschaftnationen USA und Japan ist die Alternative Gold neben der Verwendung
als Schmuck zunehmend beliebter als Anlage aber auch als Versicherung gegen global unsolide
Haushaltspolitiken.
Weder am Aktien- noch am Rentenmarkt ist ein so ausgeprägtes Ungleichgewicht zwischen Angebot und
Nachfrage zu verzeichnen, wie im Bereich der Edelmetalle Gold und Silber. Genau dieses Ungleichgewicht
ist und bleibt mittel- und langfristig der wesentliche Katalysator weiterer Befestigungen.
Für den Inhalt verantwortlich:
Folker Hellmeyer
Chefanalyst
Financial Markets
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