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12. Februar 2004, 02:07, Neue Zürcher Zeitung
Optimistische Prognosen für den Goldpreis
Warten auf die Erneuerung des Washington Agreement
Seit Mitte Januar steht der Goldpreis unter Druck. Doch inzwischen scheinen die preisdrückenden Kräfte verpufft zu sein. Analytiker gehen mehrheitlich davon aus, dass der Goldpreis nun wieder mehr oder weniger freie Bahn nach oben habe. Das Auslaufen des Washington Agreement, das die offiziellen Verkäufe der Notenbanken regelt, könnte einem Aufwärtstrend aber einen Strich durch die Rechnung machen.
Fdr. Vancouver, 11. Februar
Der Goldpreis, der vor allem gegen Ende des vergangenen Jahres kontinuierlich nach oben gestiegen war, hat sich im Januar weiter verbessert und Mitte Monat bei $ 425.50 (Londoner Nachmittagsfixing vom 13. Januar) den höchsten Preis seit dem 11. Februar 1996 erreicht. Seither ist die Notiz allerdings unter Druck geraten. Anfang Februar fiel sie gar unter die psychologische Marke von 400 $. Seither hat das gelbe Metall allerdings wieder etwas an Glanz gewonnen. Es wird mittlerweile zwischen rund 405 $ und 410 $ gehandelt, wobei sich im Urteil von Beobachtern auf diesem Niveau eine solide physische Nachfrage eingestellt haben soll. Im Markt erachtete man die Korrektur nicht zuletzt deshalb als bloss vorübergehenden Einbruch. «Reculer pour mieux sauter», lautet der Tenor.
Der Faktor Dollar
Zu den bestimmenden Faktoren für den künftigen Goldpreis gehört die Entwicklung des amerikanischen Dollars. Zweifel über dessen unveränderte Talfahrt sind in jüngster Zeit da und dort deshalb aufgekommen, weil der Offenmarktausschuss des amerikanischen Zentralbanksystems unlängst den Richtsatz für Fed-Funds zwar unverändert gelassen, aber bei der Begründung eine neue, etwas rigorosere Formulierung gewählt hat. Das nährte sofort Spekulationen über künftige Zinserhöhungen, welche den Dollarkurs nicht unbeeinflusst lassen würden. Zugleich stösst der anhaltende Sinkflug der US-Devisen vorab in Europa auf Besorgnis. Die am letzten Wochenende in Florida zusammengetretenen Finanzminister der G-7-Staaten befassten sich unter anderem auch mit diesem Thema. Zu Beschlüssen, etwa im Sinne konzertierter Interventionen am Devisenmarkt, ist es indessen nicht gekommen. Dennoch herrschte am Goldmarkt unmittelbar vor der Tagung mehr oder weniger Funkstille.
Abkommenserneuerung
Im Markt selber dürften die spekulativen Positionen (Long-net-Positionen) zurzeit bei rund 12,5 Mio. Unzen liegen, also deutlich unter den Zahlen zur Zeit der Jahreswende. Indessen sind sie immer noch erheblich, und Marktbeobachter glauben, dass die Zahl der Verkäufe rückläufig sei. Daraus wird geschlossen, der Goldpreis habe nunmehr wieder mehr oder weniger freie Bahn. Das möchte jedenfalls annehmen, wer all die Marktkommentare und Preisprognosen von Seiten der internationalen Banken liest. Gemäss einem Tagesbericht der UBS steht einer substanziellen Höherbewertung nichts mehr im Wege. Das sogenannte Washington Agreement, das bis im Herbst noch die offiziellen Verkäufe der Notenbanken regelt, könnte den Analytikern allerdings einen Strich durch die Rechnung machen. Das Abkommen dürfte gelegentlich erneuert werden, und die Frage ist offen, ob es unverändert übernommen wird oder ob - beispielsweise auf Anregung der Deutschen Bundesbank - künftig grössere Verkaufstransaktionen zugelassen sind. Der Markt wartet gespannt auf das Resultat.
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