Boyplunger
13.02.2004, 13:35 |
Geisteskrank Thread gesperrt |
-->Von Harald Neubauer
Früher ging es in der Politik noch halbwegs redlich zu. Man bemühte sich, die Dinge wenigstens beim Namen zu nennen. So gab es beispielsweise im Dritten Reich einen Propagandaminister. Jeder wußte, wie er dessen Verlautbarungen einzustufen hatte. Nach 1945 schaffte man den Posten ab - nicht aber die Propaganda. Sie tarnt sich seitdem mit harmlosen Hüllwörtern ("Die Bundesregierung informiert...").
Ähnliches gilt für das gute alte Kriegsministerium. Bis 1918 kam es offen und ehrlich daher. Erst in der Weimarer Republik verwandelte es sich schamhaft in ein Reichswehrministerium. 1935 bekam es seinen angestammten Titel zurück. Die Bundesrepublik versteckte dann ihren Aufrüstungswillen zunächst im"Amt Blank", bevor daraus 1955 das Bundesministerium der Verteidigung wurde. Zugleich beteuerte man, aus der Geschichte gelernt zu haben. Nie wieder dürfe Krieg von deutschem Boden ausgehen, und die Bundeswehr habe nur einen Auftrag: die Landesverteidigung.
Jetzt müßte der Name eigentlich wieder wechseln. Denn von Landesverteidigung ist keine Rede mehr."Mögliches Einsatzgebiet für die Bundeswehr ist die ganze Welt", schnarrt Ressortchef Peter Struck. Für die gleiche Forderung wäre noch vor einiger Zeit jeder nichtlinke Politiker entweder in der Klapsmühle oder im Gefängnis gelandet. Vor allem rechten Parteien wurde gern unterstellt, sie wollten, von Wahnwitz getrieben, deutsche Soldaten wieder in ferne Länder schicken. Doch man muß Ostermarschierer und Friedensdemonstrant gewesen sein, um heute ganz unbefangen den Aufbau einer Interventionsstreitmacht zu beginnen, die sich um keine Grenzen, Entfernungen und nationalen Souveränitäten mehr schert. Schon haben deutsche Expeditionstruppen den Hindukusch überquert, das Horn von Afrika erreicht. Auch der Irak lockt. Schließlich darf man als Deutscher nicht abseits stehen, wenn fremde Völker ihre"Befreier" hochleben lassen - mit Tretminen und Autobomben.
Allerhöchste Zeit auch, überholte Begriffe durch ein realistisches Vokabular zu ersetzen. Es muß ja nicht gleich wieder"Kriegsministerium" heißen. Aber warum nicht Interventionsministerium? Oder Ministerium für"friedenserzwingende Maßnahmen"? So umschreibt Sozialdemokrat Struck neuerdings das, was man früher schlicht und ergreifend"Krieg" nannte. Noch schöner wäre freilich die Orwellsche Kurzform:"Friedensministerium" (vielleicht ließe sich dann auch das schmerzlich vermißte Propagandaamt wiederbeleben - als"Wahrheitsministerium").
Je einfacher, desto besser. Der moderne Medienkonsument liebt klare und unverstellte Botschaften. Die"Süddeutsche Zeitung" als Trompeter des linken Heerlagers hat es begriffen:"Deutschland muß sich in Zukunft an einer internationalen oder europäischen Eingreiftruppe beteiligen, also Krieg führen können" (SZ, 14.1.2004). Genau darauf haben wir alle schon so sehnsüchtig gewartet: endlich wieder Krieg führen können. Möglichst in fremden Ländern. Nicht mehr länger untätig-betroffen vor den Exponaten der Anti-Wehrmachts-Ausstellung herumlungern. Selber aktiv werden.
Damit ließe sich auch ein Problem lösen, das gegenwärtig in München heiß diskutiert wird. Dort stoßen sich die Grünen an der Von-Trotha-Straße. Sie soll umbenannt werden, weil der Namensgeber 1904 in Deutsch-Südwestafrika eine"friedenserzwingende Maßnahme" gegen die aufständischen Hereros vollstreckte. Lothar von Trotha kam 100 Jahre zu früh. Heute würde er in Afghanistan für Ordnung sorgen. Die dortigen Taliban sind zwar durch amerikanische Flächenbombardements schon weitgehend dezimiert worden, ein paar Überlebende sollen sich aber noch versteckt halten. Also:"Germans to the front!" Nach siegreicher Heimkehr benennen wir freudig die Von-Trotha-Straße um: in Peter-Struck-Weg oder, den (Oliv-)Grünen zu Ehren, in Joschka-Fischer-Allee. Nicht auszuschließen, daß für Angelika Beer und ihren Oberstleutnant auch noch eine Sackgasse abfällt.
Wer nun glaubt, dies alles sei ein Scherz, der sollte mit dem Lachen noch warten, bis er die US-Psychoanalytikerin und Bestseller-Autorin Alice Miller gelesen hat. Sie erregt sich auf der Internet-Seite des"Spiegel" (12.1.2004) über alle, denen es an Begeisterung für den Irak-Krieg gebricht. Dieser Mangel habe keine sachlichen Gründe, sondern sei - Achtung! - auf die Prügel zurückzuführen, die wir in unserer Kindheit so überreich vom Vater verabreicht bekamen. Daraus resultiere nun als psychischer Defekt das Mitgefühl für Saddam Hussein. Frau Miller wörtlich:
"Der skrupellose Tyrann mobilisiert ja die verdrängten Ängste der einst geschlagenen Kinder, die ihren Vater niemals anklagen konnten, auch heute nicht können, und die ihren Vätern trotz der erlittenen Qualen die Treue halten. Jeder Tyrann versinnbildlicht diesen Vater."
Wir haben es schon immer gewußt: Die Welt - ein Irrenhaus! Fragt sich nur, wer verrückter ist - die Patienten oder die Ärzte?
Quelle: Nation & Europa
Jedem, der sich dazu berufen fühlt, sei es unbenommen, einen Link zum „Informationsdienst gegen Rechtsextremismus“ zu setzen.
Gruß
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prinz_eisenherz
13.02.2004, 15:25
@ Boyplunger
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Warum das mit dem Link zum Schluß der guten Info?, Ironie? (owT) |
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Boyplunger
13.02.2004, 17:56
@ prinz_eisenherz
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Ja... (mkt) |
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Dieser"Informationsdienst gegen Rechtsextremismus" wird ja in den verschieden Foren als eine moralische Institution herumgereicht. Mich würde mal interessieren, wer hinter diesem Verein steckt. Wer es weiß, ich wäre dankbar.
Gruß
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bonjour
14.02.2004, 02:01
@ Boyplunger
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Re: Alice Miller ach herrjeh (mwt) |
-->>Von Harald Neubauer
>Früher ging es in der Politik noch halbwegs redlich zu. Man bemühte sich, die Dinge wenigstens beim Namen zu nennen. So gab es beispielsweise im Dritten Reich einen Propagandaminister. Jeder wußte, wie er dessen Verlautbarungen einzustufen hatte. Nach 1945 schaffte man den Posten ab - nicht aber die Propaganda. Sie tarnt sich seitdem mit harmlosen Hüllwörtern ("Die Bundesregierung informiert...").
>Ähnliches gilt für das gute alte Kriegsministerium. Bis 1918 kam es offen und ehrlich daher. Erst in der Weimarer Republik verwandelte es sich schamhaft in ein Reichswehrministerium. 1935 bekam es seinen angestammten Titel zurück. Die Bundesrepublik versteckte dann ihren Aufrüstungswillen zunächst im"Amt Blank", bevor daraus 1955 das Bundesministerium der Verteidigung wurde. Zugleich beteuerte man, aus der Geschichte gelernt zu haben. Nie wieder dürfe Krieg von deutschem Boden ausgehen, und die Bundeswehr habe nur einen Auftrag: die Landesverteidigung.
>Jetzt müßte der Name eigentlich wieder wechseln. Denn von Landesverteidigung ist keine Rede mehr."Mögliches Einsatzgebiet für die Bundeswehr ist die ganze Welt", schnarrt Ressortchef Peter Struck. Für die gleiche Forderung wäre noch vor einiger Zeit jeder nichtlinke Politiker entweder in der Klapsmühle oder im Gefängnis gelandet. Vor allem rechten Parteien wurde gern unterstellt, sie wollten, von Wahnwitz getrieben, deutsche Soldaten wieder in ferne Länder schicken. Doch man muß Ostermarschierer und Friedensdemonstrant gewesen sein, um heute ganz unbefangen den Aufbau einer Interventionsstreitmacht zu beginnen, die sich um keine Grenzen, Entfernungen und nationalen Souveränitäten mehr schert. Schon haben deutsche Expeditionstruppen den Hindukusch überquert, das Horn von Afrika erreicht. Auch der Irak lockt. Schließlich darf man als Deutscher nicht abseits stehen, wenn fremde Völker ihre"Befreier" hochleben lassen - mit Tretminen und Autobomben.
>Allerhöchste Zeit auch, überholte Begriffe durch ein realistisches Vokabular zu ersetzen. Es muß ja nicht gleich wieder"Kriegsministerium" heißen. Aber warum nicht Interventionsministerium? Oder Ministerium für"friedenserzwingende Maßnahmen"? So umschreibt Sozialdemokrat Struck neuerdings das, was man früher schlicht und ergreifend"Krieg" nannte. Noch schöner wäre freilich die Orwellsche Kurzform:"Friedensministerium" (vielleicht ließe sich dann auch das schmerzlich vermißte Propagandaamt wiederbeleben - als"Wahrheitsministerium").
>Je einfacher, desto besser. Der moderne Medienkonsument liebt klare und unverstellte Botschaften. Die"Süddeutsche Zeitung" als Trompeter des linken Heerlagers hat es begriffen:"Deutschland muß sich in Zukunft an einer internationalen oder europäischen Eingreiftruppe beteiligen, also Krieg führen können" (SZ, 14.1.2004). Genau darauf haben wir alle schon so sehnsüchtig gewartet: endlich wieder Krieg führen können. Möglichst in fremden Ländern. Nicht mehr länger untätig-betroffen vor den Exponaten der Anti-Wehrmachts-Ausstellung herumlungern. Selber aktiv werden.
>Damit ließe sich auch ein Problem lösen, das gegenwärtig in München heiß diskutiert wird. Dort stoßen sich die Grünen an der Von-Trotha-Straße. Sie soll umbenannt werden, weil der Namensgeber 1904 in Deutsch-Südwestafrika eine"friedenserzwingende Maßnahme" gegen die aufständischen Hereros vollstreckte. Lothar von Trotha kam 100 Jahre zu früh. Heute würde er in Afghanistan für Ordnung sorgen. Die dortigen Taliban sind zwar durch amerikanische Flächenbombardements schon weitgehend dezimiert worden, ein paar Überlebende sollen sich aber noch versteckt halten. Also:"Germans to the front!" Nach siegreicher Heimkehr benennen wir freudig die Von-Trotha-Straße um: in Peter-Struck-Weg oder, den (Oliv-)Grünen zu Ehren, in Joschka-Fischer-Allee. Nicht auszuschließen, daß für Angelika Beer und ihren Oberstleutnant auch noch eine Sackgasse abfällt.
>Wer nun glaubt, dies alles sei ein Scherz, der sollte mit dem Lachen noch warten, bis er die US-Psychoanalytikerin und Bestseller-Autorin Alice Miller gelesen hat. Sie erregt sich auf der Internet-Seite des"Spiegel" (12.1.2004) über alle, denen es an Begeisterung für den Irak-Krieg gebricht. Dieser Mangel habe keine sachlichen Gründe, sondern sei - Achtung! - auf die Prügel zurückzuführen, die wir in unserer Kindheit so überreich vom Vater verabreicht bekamen. Daraus resultiere nun als psychischer Defekt das Mitgefühl für Saddam Hussein. Frau Miller wörtlich:
>"Der skrupellose Tyrann mobilisiert ja die verdrängten Ängste der einst geschlagenen Kinder, die ihren Vater niemals anklagen konnten, auch heute nicht können, und die ihren Vätern trotz der erlittenen Qualen die Treue halten. Jeder Tyrann versinnbildlicht diesen Vater."
>Wir haben es schon immer gewußt: Die Welt - ein Irrenhaus! Fragt sich nur, wer verrückter ist - die Patienten oder die Ärzte?
>Quelle: Nation & Europa
>Jedem, der sich dazu berufen fühlt, sei es unbenommen, einen Link zum „Informationsdienst gegen Rechtsextremismus“ zu setzen.
>Gruß
Ich wußte es schon immer, Alice Miller, das Drama der beknackten Psychologin, zum Glück habe ich schon vor Jahren alle Bücher, die dergestalt"Lebenshilfe" bieten, in die Tonne gehauen. Es wird wohl immer klarer, welche Funktion die haben soll(t)en.
Gruß b.
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