marsch
14.02.2004, 09:33 |
Schulden 'weginflationieren'? Frage! Thread gesperrt |
--><table><table border="0" width="600"><tr><td><font face="Arial"><font size=5> </font></font><div align="Justify">
Zitat:
.....
Es zeigt sich jedoch, daß die Inflation auch Vorteile hätte. So könnten Staaten, die einen Überhang interner Schulden haben, diese Schulden einfach weginflationieren.
.....
http://www.wiwiss.fu-berlin.de/w3/w3collie/krugman/deutsch.htm
Immer wieder lese ich das."Schulden weginflationieren"! Aber irgendwie habe ich damit ein Problem. Ich versuche das mal darzulegen:
1.) Inflation ist doch als Ausweitung der Geld"menge" zu definieren.
2.) Alles Geld ist Kredit, Schulden.
3.) Ein"weginflationieren" ginge demnach nur mit einer für die Inflation ursächlichen Erweiterung der Geldmenge (Punkt 1). Also mit neuen Schulden.
Wie kann ich aber mit Schulden Schulden"weginflationieren", wenn doch eben diese Schulden die Ursache für Inflation sind? Beißt sich die Ratte da nicht in den Schwanz?
Wo liegt mein Gedankenfehler?
Schöne Grüüüüüße
Marsch
</div></td></tr></table>
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zani
14.02.2004, 10:16
@ marsch
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Re: Schulden 'weginflationieren'? Frage! |
-->Guten Tag marsch
Vielleicht hilft diese Vorstellung:
-der Staat hat 100 Schulden und 20 Einnahmen
-jetzt kommt Inflation: 100%
-dann hat der Staat noch immer 100 Schulden - aber 40 Einnahmen
Gruss
zani
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-- Elli --
14.02.2004, 11:49
@ zani
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Re: Schulden 'weginflationieren'? Frage! |
-->Hier liegt der Hase im Pfeffer:
>-jetzt kommt Inflation: 100%
Inflation"kommt" nicht einfach so. Inflation kommt ausschließlich durch neue Schulden. Da Unternehmen und Private bereits bis weit über eine realistische (tilgbare) Schmerzgrenze hinaus in Schulden stecken und entsprechend weit vom Rating AA oder A entfernt sind, bleibt nur der angeblich infallible Staat, der ja noch (außer Japan) AAA hat.
Du schreibst"dann hat der Staat noch immer 100 Schulden - aber 40 Einnahmen".
Großer Irrtum. Der Staat hat, damit 100 % Inflation entsteht, mindestens 200 Schulden, sogar noch mehr wegen der Zinsen (dottores Tsatsiki-Effekt). Die Staatsschulden müssen immer schneller streigen als die Inflation.
Schulden"weginflastionieren" ist ein Trugschluss.
Es geht erst in der Endphase, wenn sowieso"alles egal" ist (direkter Zugriff auf die NB). Deshalb muss (Hyper-)Infla sich immer"warmlaufen", sie kommt niemals aus dem Stand. 1922/23 dauerte es ca. 2 Jahre.
Weginflationiert sind die Schulden damit aber nicht! Im Gegenteil, sie steigen schneller als die Inflation. Aber, wie gesagt, am Ende sind solche utopischen Summen entstanden, dass die Zahlen nur noch aus Nullen bestehen.
Trotzdem wäre der Staat niemals in der Lage, diese durch Inflation zwar"entwerteten", aber noch schneller als die Inflation aufgetürmten Schulden leichter zu tilgen, sondern es wird immer unmöglicher. Weginflationieren geht nicht.
Der Ausweg am Ende, wenn"alles egal" ist - ist der offen erklärte Staatsbankrott.
Weginflationieren geht nicht!
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politico
14.02.2004, 13:55
@ -- Elli --
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Schulden 'weginflationieren' geht schon |
-->Ich möchte hier anfügen, wie es gemacht wird.
Es stimmt schon, dass die Staatsschulden selbst nicht durch Inflationierung weniger werden, sondern mehr.
Die wirkliche Entschuldung kommt über den stark sinkenden Aussenwert der Währung. So war bei der Hyperinflation in Ungarn 1946 das gesamte Geld nur mehr USD 2300 wert. Der nächste Schritt ist dann eine Währungsreform wo dann in einer neuen Währung der abgewertete Aussenwert auch wieder nach innen hergestellt wird. Wie gesagt, der Aussenwert muss schneller sinken als die Inlandsverschuldung steigt.
Wie der Aussenwert einer Währung sinkt, kann man derzeit beim US$ plus angeschlossener Währungen gegenüber Euro und Rohstoffen sehen. Die neuen, farbigen Dollars sind schon in Vorbereitung.
Politico.
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sensortimecom
14.02.2004, 14:01
@ marsch
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"Elli" hat recht: weg-inflationieren geht nicht! |
-->Elli schrieb:
Trotzdem wäre der Staat niemals in der Lage, diese durch Inflation zwar"entwerteten", aber noch schneller als die Inflation aufgetürmten Schulden leichter zu tilgen, sondern es wird immer unmöglicher. Weginflationieren geht nicht.
Der Ausweg am Ende, wenn"alles egal" ist - ist der offen erklärte Staatsbankrott.
Weginflationieren geht nicht!
[b]Hallo.
Absolut ACK.
Mit dem"weg-inflationieren" verhält es sich ähnlich wie mit einem Suchtkranken, der immer mehr Drogen benötigt, um sein schlechtes Befinden zu bekämpfen. Am Ende reicht auch die stärkste Dosis nicht mehr aus, und er stirbt an der Überdosis. Der einzige"Ausweg" aus der Sucht wäre in diesem Fall also der Tod. Genau so ist es auch mit dem Staat.
Zum Thema Inflation noch folgendes:
Inflationieren kann man letzten Endes NUR im lebenswichtigen Güterbereich. Wir haben derzeit eine Gratwanderung zwischen (per staatlicher Regulierung und Manipulation herbeigeführter) Hyper-Inflation in wichtigen Verbrauchsgütern und Tarifen auf der einen Seite, und Deflation im IT- und HiTech-Bereich auf der anderen Seite. (Ich hab das mal"Dehypflation" genannt). Weil Güter beider Kategorien im Warenkorb zur Berechnung des statistischen Preis-Index enthalten sind, erreicht der Staat ein offiziell ausgewiesenes Inflationsziel, das beim Staatsbürger den Eindruck erweckt, die Wirtschaftsentwicklung verhalte sich normal (1 - 2% Infla). Mit der Wahrheit hat das ÜBERHAUPT nix zu tun.
Der Sturz in die Hyper-Infla-Entwicklung ist dann unabwendbar, wenn der HiTech- und IT-Sektor (die sog."Zukunftsbereiche) weiter den Bach runtergeht, und aus den offiziellen Statistiken"verschwindet".
Auf die lebensnotwendigen Güter kann der Mensch nicht verzichten, selbst wenn er arbeitslos ist. Und da die Nachfrage hier IMMER gegeben ist, kann auch die Inflation angeheizt werden. Am Ende steht aber unaufhaltsam der Staatsbankrott. Genau wie Elli (bzw. auch @dottore) dies oft und oft beschreiben.
mfg Erich B.
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Tassie Devil
14.02.2004, 14:49
@ marsch
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Re: Schulden 'weginflationieren'? Frage! |
-->><table><table border="0" width="600"><tr><td><font face="Arial"><font size=5> </font></font><div align="Justify">
>
>Zitat:
>.....
>Es zeigt sich jedoch, daß die Inflation auch Vorteile hätte. So könnten Staaten, die einen Überhang interner Schulden haben, diese Schulden einfach weginflationieren.
>.....
>http://www.wiwiss.fu-berlin.de/w3/w3collie/krugman/deutsch.htm
>
>Immer wieder lese ich das."Schulden weginflationieren"! Aber irgendwie habe ich damit ein Problem. Ich versuche das mal darzulegen:
>
>1.) Inflation ist doch als Ausweitung der Geld"menge" zu definieren.
>2.) Alles Geld ist Kredit, Schulden.
>3.) Ein"weginflationieren" ginge demnach nur mit einer für die Inflation ursächlichen Erweiterung der Geldmenge (Punkt 1). Also mit neuen Schulden.
>Wie kann ich aber mit Schulden Schulden"weginflationieren", wenn doch eben diese Schulden die Ursache für Inflation sind? Beißt sich die Ratte da nicht in den Schwanz?
>Wo liegt mein Gedankenfehler?
>
>Schöne Grüüüüüße
>Marsch
></div></td></tr></table>
Hi Marsch,
ich klinke mich mal wieder bei Dir ein. ;-)
Die Ausdrucksweise"die Schulden weginflationieren" ist eigentlich um die Ecke herum ausgedrueckt, es muesste eigentlich heissen"die Guthaben weginflationieren", denn nur die Glaeubiger fuerchten Inflation, was dann logischer Weise dazu fuehren muss, dass parallel zu den"verschwindenden" Guthaben infolge starker Preiserhoehungen dazu auch die Schulden inflationaer"verschwinden", i.e. das"Verschwinden" ist eine Entwertung gegen Preise.
Die Idee, die hinter dem Weginflationieren steckt, ist die, dass durch zusaetzliche Kredite, die zusaetzliches Geld erzeugen, die gesamte Geldmenge im Publikum erhoeht wird, was dazu fuehren soll, dass die Glaeubiger, die auf ihren Guthaben sitzen, erschreckt dazu veranlassen soll, aus ihren Guthaben zu fluechten und in Sachwerte zu gehen, wobei in diesem Szenario die fruehen Voegel die fettesten Wuermer fangen.
Bei diesen Fluchtbewegungen werden Steuern und Abgaben faellig, die der Staat nicht zum Abbau seiner Schulden nutzt, was naemlich keinerlei Effekte bzgl. des Anheizens der Wirtschaft nach sich zoege (letztendlich wuerden dabei nur Staatstitel auf der Aktivaseite und gleichzeitig die entsprechende Geldmenge"Banknoten" auf der Passivaseite der ZB verschwinden), sondern gleich wieder ins Publikum pumpt (und genau hierbei beginnt die Inflation im Publikum zu wirken), sodass von Staatsseite keinesfalls die Geldmenge im Publikum vermindert wird.
Die hierdurch anziehende Inflation soll weiterhin die kreditfaehigen Entitaeten im Publikum veranlassen, sich per Kredite zu verschulden und in Sachanlagen zu gehen, weil in einem inflationaeren Szenario die Schuldner sich freuen und die Glaeubiger durch Entwertung ihrer Guthaben in die Roehre schauen, was ja an den staendigen"Wertsteigerungen" der Sachanlagen abzulesen ist, letzteres deshalb, weil die Kredite wiederum zusaetzliches Geld erzeugen und die Geldmenge im Publikum weiterhin anschwillt.
Natuerlich profitiert auch der Staat durch steigendes Steueraufkommen in diesem Szenario, weil einerseits die Geldsummenzahlen durch die zunehmende Inflation immer groesser werden, und weil er andererseits durch anziehende Wirtschaftsaktivitaeten ebenfalls ein steigendes Steueraufkommen eincashen darf. Laesst der Staat diese Steuereinnahmen sogleich wieder ins Publikum einfliessen, erfolgt dort der naechste Inflationspush mit seinen soeben beschriebenen Folgen und Konsequenzen.
Letztendlich kann diese stetig anziehende Inflation durch dreierlei Massnahmen gebremst und gedeckelt werden:
1. der Staat beginnt mit der Schuldenrueckzahlung seiner entwerteten Schulden bei der ZB, was die Inflation infolge des hierdurch fehlenden Inflationspushes nicht weiter antreibt (tatsaechlich wird hierbei sogar die Geldmenge im Publikum vermindert, was von diesem durch zusaetzliche Kredite kompensiert wird);
2. die Vergabe von Krediten ins Publikum wird seitens der MFIs eingeschraenkt;
3. die ZB verringert ihrer Taetigigkeiten beim Ankauf von Wertpapieren.
Soweit die Theorie, die jedoch die Praxis ohne die Wirte wie nun folgt gemacht hat.
Der initielle Inflationspush kann immer nur vom Staat und/oder der ZB und wird nie aus dem Publikum kommen, weil sich Teile der Entitaeten im Publikum infolge Fehlens ihrer Kreditfaehigkeit nicht (weiter) verschulden koennen/duerfen (wenn die das trotzdem machen duerfen, dann nur mit dahinter stehenden Staatsgarantien, die damit einen Inflationspush ausloesen), die anderen Teile der Entitaeten im Publikum waeren aufgrund ihrer Kreditfaehigkeit zwar zum Erhoehen der gesamten Geldmenge im Publikum in der Lage, sie wollen jedoch nicht, weil sie sich einerseits nicht ihre Guthaben per Inflation selbst zu entwerten gedenken, und sie es andererseits nicht sehr schick finden, nur ihr per Kredit selbst erzeugtes zusaetzliches Geld wieder verdienen zu muessen und zu koennen.
Der Staat kann wie folgt initiell inflationaer pushen:
1. Staatsgarantien fuer Entitaeten im Publikum;
2. Direktes Ziehen auf die ZB, ggf. erst nach Gesetzesaenderung;
3. Indirektes Ziehen auf die ZB ueber Staatsanleihen aller Art, dabei muessen jedoch die Kaeufer mitspielen und tatsaechlich ohne Manschetten Papiere vom hochverschuldeten Staat kaufen;
4. Erfolgreicher Verkauf von Tafelsilber und Lizenzen zu ueberhoehten Preisen, soweit diese zusaetzliche Kredite im Publikum erzeugen;
5. Zession von Steuerforderungen ins Publikum, soweit diese Inflationspotential bieten;
Die ZB hat ggf. nach Gesetzesaenderungen verschiedenste Moeglichkeiten, inflationaer zu pushen, in dem sie zu ueberhoehten Preisen kauft oder ankauft, dies auch im Konzert mit anderen ZBs, Staaten und MFIs.
Staatsschulden koennen weginflationiert werden, aber keinesfalls so einfach, wie sich das die Herren Theoretiker vorstellen, sodass im Anschluss in der Realwirtschaft wieder alles bestens laeuft, ohne massive Eingriffe mit Gesetzesaenderungen laeuft da nichts.
Gruss
TD
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marsch
15.02.2004, 12:40
@ marsch
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Re: Schulden 'weginflationieren' / Ein weiteres mal: Vielen Dank an alle!! (owT) |
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