Oldy
16.11.2000, 02:57 |
Oldystunde - übers Geld 5 Thread gesperrt |
Das ist für Dottore und alle anderen Debitisten damit sie
sich über den oftmalichen Gebrauch der Bezeichnung
Geldmenge mokieren können. Vielleicht klärt mich dann
endlich auch jemand darüber auf, ob es vielleicht deshalb
keine Menge von Banknoten gibt, weil sie verschiedene
Geldsummen aufgedruckt haben und deshalb, weil da eben 10
10Markscheine eine 10 mal so große Papiermenge sind als ein
100Markschein. Ist es das? Ist die Vorstellung, daß es sich
trotzdem um eine Menge von 1DM Währungseinheiten handelt,
aus denen die Gesamtgeldmenge von Bargeld besteht zu
schwierig zu sehen?
Habt ihr euch alle von der Geldmengentheorie der
Nationalökonomen anstecken lassen, die kunterbunt Geld und
Geldguthaben miteinander vermischt, so daß sie jetzt nicht
mehr wissen was Geld ist? Und das lustige dabei ist, daß
Dottore gerade das, was sicherlich kein Geld ist, sondern
Geldguthaben als einziges schuldbelastetes Geld ansieht.
Natürlich stehen diesen Guthaben gleich hohe Schulden
gegenüber und natürlich kann man auch durch
Guthabenübertragung etwas bezahlen, aber die Kaufkraft dieser Zahlen auf den Konten wird auf dem Markt, und das im Wesenlichen durch
die Interaktion von Bargeld und Ware bestimmt.
So sieht es der Oldy, der alte Händler (und jetziger
Hinterwäldler.
Das „gehortete“ Bargeld.
Da ich bisher die immer wieder kehrende Frage danach, wo das gehortete Geld eigentlich sei, als provokante und dumme Frage ansah, habe ich sie nie beantwortet. Nun sehe ich aber ein, daß es keine dummen Fragen gibt und werde sie so gut wie möglich beantworten. Dazu muß ich leider etwas weiter ausholen, weil ich ja die Frage auch für die beantworten will, deren wirtschaftliches Verständnis sehr mangelhaft ist.
Bekannterweise kann Bargeld eine Umschlaghäufigkeit von 0 haben, wenn es eben irgendwo für ein Jahr liegt und dabei ist es gleichgültig ob das im Sparstrumpf oder einem Tresor ist. Auf der anderen Seite kann es tausend mal und mehr im Jahr seinen Besitzer wechseln.
Die durchschnittliche Umlaufgeschwindigkeit bei normaler, nicht überhitzter Konjunktur d.h. in unseren jetzigen System bei etwa 3 % Inflation ist etwa 20 mal im Jahr.
Der Teil der Geldmenge mit Umlaufgeschwindigkeit 0 ist klarerweise gehortet, aber auch der Teil der Geldmenge, welcher nicht optimal umläuft, was in etwa einen oder zwei Handwechsel während eines Tages bedeuten würde, ist für länger oder kürzer zurückgehalten oder anders ausgedrückt - gehortet.
Die Umlaufgeschwindigkeit unterliegt im Durchschnitt großen Schwankungen und wird bei Deflation immer kleiner. Es wird also noch mehr Geld gehortet als in normalen Umständen.
Nun lief in Wörgl das umlaufgesicherte Geld im Durchschnitt etwa 500 mal im Jahr um und das bedeutet, daß es 25 mal so schnell umlief wie anderes Geld in normalen Zeiten.(Der Grund dafür war, daß die gesamte ausgegebene Geldmenge umlief und nicht nur ein Teil derselben.) Das bedeutet aber, daß selbst in normalen Zeiten nur 4% der gesamten Geldmenge (allerdings immer wechselnde Teile) optimal umlaufen, während der Rest von immerhin 96% kürzer oder länger zurückgehalten wird - also gehortet.
Das beantwortet wohl die Frage, wo die gehorteten Geldmengen sind. In den Brieftaschen und Kassen aller Wirtschaftteilnehmer, die Geld haben und in Krisenzeiten mit großer Arbeitslosigkeit sogar in den Taschen der Ärmsten, denn auch sie müssen zumindest so viel zurückhalten, daß sie auch nächste Woche ihr Brot kaufen können, wenn sie nicht sicher sein können, in der Zwischenzeit neues Geld zu bekommen. Sonst müßten sie nämlich hungern.
Na, das hat nicht einmal sehr lange gedauert und die Frage, warum bei einer wirksamen Geldmenge von nur 4% die Wirtschaft doch meistens so einigermaßen funktioniert, ist ja nicht gestellt worden und wie sie funktionieren würde, wenn die gesamte Geldmenge im Umlauf bliebe und die Zinsen auf 0% drücken würde, ist der Stoff aus dem Träume von einer besseren Welt gemacht werden.
Gruß vom Oldy (noch 34 Tage bis Frankfurt)
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Ecki1
16.11.2000, 20:45
@ Oldy
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Re: Oldystunde |
Hallo Oldy
Mit grosser Aufmerksamkeit habe ich die fundierten geldtheoretischen Diskussionen zwischen Debitisten, Gold Bugs und Gesellianern verfolgt und erlaube mir eine Anmerkung.
Möglicherweise wird umlaufgesichertes Geld bevorzugt ausgegeben, da dem Konsumenten dessen täglich sinkende Kaufkraft möglicherweise bewusster ist als einem Konsumenten mit Goldgeld oder Kreditgeld in einer inflationären Wirtschaftsphase. In einer Umkehrung von Gresham`s Regel wird sich ein wohlhabender Marktteilnehmer nach beständigen Gütern umsehen, die er zur Wertaufbewahrung nutzt, etwa Edelmetalle, Immobilien, etc., und das umlaufgesicherte Geld so schnell wie möglich weiter umlaufen lassen. Solange keine Überproduktion in diesen Gütern stattfindet, wird weiterhin das umlaufgesicherte Geld kursieren, die Suche nach Wertaufbewahrungsmitteln aber rasch Nachahmer finden und die Produktion der Wertaufbewahrungsmittel anheizen. Was passiert, wenn diese Spekulation auf die beständigen Güter kippt? Dann haben wir doch wieder das gleiche Problem wie in einer klassischen Asset Mania, nur umgekehrt, oder? Soll dann der Staat Reglementarien aufstellen?
Auch in der deflationären Wirtschaftsphase sinkt ja zumindest in statistischer Hinsicht die Kaufkraft des Giralgeldes, da das Kreditausfallrisiko stark zunimmt, und die Marktteilnehmer flüchten in Bargeld.
Letztendlich kommt es gar nicht so sehr auf die Wahl des Geldstandards an, sondern darauf, jegliche Pyramidensysteme rechtzeitig zu erkennen in geeigneter Weise zu disponieren,
vermutet Ecki1 und bittet um einen Kommentar
(auri sacra fames mal stark verallgemeinert betrachtet)
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Oldy
16.11.2000, 22:48
@ Ecki1
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Re: Oldystunde (Eckil) |
Vorerst eine kleine Bemerkung über folgenden Absatz:
/// Möglicherweise wird umlaufgesichertes Geld bevorzugt ausgegeben, da dem
Konsumenten dessen täglich sinkende Kaufkraft möglicherweise bewusster ist als einem Konsumenten mit Goldgeld oder Kreditgeld in einer inflationären
Wirtschaftsphase. /// EQ
Umlaufgesichertes Geld ist nicht gleichzusetzen mit
sinkender Kaufkraft. Das Geld von Wörgl lief pari mit dem
Nationalbankgeld um und war genau wie dieses nach einem
Jahr etwa 7% mehr wert. Man konnte es auch jederzeit umtauschen.
Das kostete allerdings 2% Umtauschgebühr.
Die Umlaufsicherung machte pro Kopf der Bevölkerung für
das ganze Jahr lächerliche 25 Groschen aus. Oder
740 Schilling insgesamt für das ganze Jahr. Der einzige
Unterschied war der, daß dieses Geld (im Durchschnitt ganze
5,293 Schilling über 2 Millionen Waren bewegte, wo bei jeder
dieser Bewegungen jemand Profit machte.
Die entsprechende Menge Nationabankgeld bewegte aber in
dieser Zeit und in diesem Jahr nur etwa 50,000. Darin lag
der gewaltige Unterschied.
Was du weiter schreibst,daß Leute dann andere Dinge als
Wertaufbewahrungsmittel gebrauchen würden, ist ganz richtig.
Sollen sie doch! Solange sie das Tauschmittel nicht blockieren
können, macht das gar nichts.
Siehst du, daß umlaufgesichertes Bargeld so lange und so
schnell umläuft, als Waren auf dem Markt sind und die
Verkäufer von Waren das erhaltene Geld auch wieder zum
Kauf der Waren anderer benützen (müssen) ist ja Sinn und
Zweck der Umlaufsicherung.
In Wörgl lief dieses EINMAL ausgegebene Geld im Jahr etwa
500 mal um und diesen Umlauf scheint niemand sehen zu
wollen. Manche, wie Dottore, wollen ja nicht einmal die 20
mal sehen, welche das heutige Bargeld im Durchschnitt umläuft
und er kommt dann immer mit so Bemerkungen, daß er Geld noch
nie laufen gesehen hat.
Warum die mächtige Ã-sterreichische Nationalbank mit all
ihrem Gold solche Angst schon vor dem ersten Tausend
Schilling dieses Geldes hatte, daß die den Staat zu Hilfe
rief, ist eine andere Geschichte. Ich habe es auf meiner
Webseite ausführlicher behandelt. Auch die Frage warum
es seither so ein Geld nicht wieder gegeben hat und warum
es jetzt bald wieder eines geben wird.
Les es und wenn du dann noch Fragen hast komm zum
Elliott-Treffen und frag den Oldy
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