--><font size="5">Yukos versteckt seine Anteilseigner</font>
(Anmerkung: ich kenn aber einige...
[img][/img] aws/kiz)
Russischer Ã-lkonzern will sich vor dem Zugriff der Staatsanwaltschaft schützen
Undurchschaubares Geflecht von Firmen
Moskau - Es war eine Sternstunde für die russische Wirtschaft. Erstmals veröffentlichte ein Unternehmen - Yukos, der geheimnisvolle größte Ã-lkonzern des Landes - die Liste mit den Namen der wahren Eigentümer. Im Juni 2002 erfuhr die Welt, dass Yukos von Gibraltar aus über die Firma Menatep geleitet wurde.
Der damalige Yukos-Vorstandschef Michail Chodorkowskij hielt ein Vermögen von 7,8 Mrd. Dollar, fünf seiner Freunde hatten Aktienpakete von jeweils zwischen sieben und acht Prozent. Die Transparenz im Finanzdschungel Russland hatte vor allem einen Grund: Yukos wollte nach dem amerikanischen Buchführungsstandard US GAAP bilanzieren und an die Wall Street.
Diese Zeit der Glasnost ist nun vorbei. Die Menatep-Gruppe, die 44,16 Prozent hält, veröffentlichte nun ein neues Aktionärsregister - eine neue Verteidigungslinie, um Yukos vor dem Zugriff der Staatsanwaltschaft zu schützen. Denn zurzeit sind 42,17 von 44,16 Prozent der Papiere von der Moskauer Staatsanwaltschaft gesperrt, sie dürfen also nicht gehandelt und veräußert werden. Konfisziert und damit aus dem Verkehr gezogen sind sie jedoch (noch) nicht.
Hatte Chodorkowskij 2002 vereinbart, dass seine Yukos-Anteile an eine"vorher zu bestimmende Person" übergehen, sollte er"verhaftet, entführt oder gezwungen werden, Entscheidungen gegen seinen Willen zu treffen", ist dieser Fall inzwischen eingetreten. Er sitzt seit Oktober in Haft.
Nun soll ein neues Eigentümerschema die Aktien retten. Acht Gebilde mit Namen wie Palmus Trust (50 Prozent plus eine Aktie), Auriga Trust (8,23 Prozent) und Pictor Trust (9,49 Prozent) sind nun den wahren Eigentümern vorgeschaltet. Wer Begünstigter dieser Trusts ist, ist nicht mehr ersichtlich."Die natürlichen Personen sind verschwunden", schrieb"Kommersant". Ohne Probleme können Begünstigte ausgetauscht werden: ein Versteckspiel wie mit den berühmten Matrjoschka-Puppen.
Um die Angelegenheit noch komplizierter zu machen: Den acht Trusts, von denen sieben auf den Virgin Islands und einer auf den Kanalinseln registriert sind, sind zwei mit Sitz auf den Kanalinseln (Rysaffe Trust und Palmus Trust Company) vorgeschaltet. Rysaffe hatte früher die Aktienmehrheit des britischen Fußballklubs FC Chelsea, der inzwischen dem russischen Ã-lbaron Roman Abramowitsch gehört.
Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat zehn Yukos-Hauptaktionäre zur Fahndung ausgeschrieben, Chodorkowskij und sein Mitstreiter Platon Lebedew sitzen in Untersuchungshaft, ein anderer Vertrauter wurde von einem Moskauer Gericht wegen Steuerhinterziehung zu einem Jahr Haft verurteilt, aber amnestiert.
Da die Staatsanwaltschaft wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung ermittelt, wäre auch das Vermögen betroffen. So sollen die Papiere irgendwo-nirgendwo zwischen Gibraltar, Virgin Islands und Kanalinseln verschoben werden.
Leonid Newslin, der acht Prozent der Yukos-Aktien hielt, ist nach Israel geflüchtet. Man sei bereit, Yukos an den russischen Staat zu verkaufen, ließ er mitteilen. Im Gegenzug müssten aber alle Strafverfahren eingestellt und Chodorkowskij freigelassen werden. Yukos hat an der Börse gegenwärtig eine Marktkapitalisierung von 33,7 Mrd. Dollar. Fusionspartner Sibneft, der den Zusammenschluss mittlerweile als gescheitert ansieht, ist 15,7 Mrd. Dollar schwer.
<ul> ~ Original</ul>
|
--><font size="5">Potemkinsches Wachstum </font>
Die Korruption boomt, der Reformschwung von Präsident Putin ist erlahmt. Russland ist von Erdölerlösen abhängiger denn je zuvor
Die russische Regierung war schon nicht mehr im Amt, der geschasste Premierminister Michail Kassjanow hatte vor Pressevertretern gelästert, sein Arbeitsvertrag sei überraschend ausgelaufen, da hatte eine kleine Delegation ein Treffen im Weißen Haus am Moskwa-Fluss, dem Regierungssitz. Vertreter der Mittelstandsvereinigung Opora legten den verbliebenen Ministern eine Umfrage unter 2700 Unternehmern vor. 23 Überprüfungen in Moskau müsse sich im Durchschnitt jede Firma pro Jahr gefallen lassen. Ob Feuerwehr oder Miliz - jeder wolle sein Scherflein. An Schmiergeld falle pro Beschäftigten eine Summe von rund 400 Dollar jährlich an."Die Bürokratie dreht uns die Luft ab", sagte Opora-Präsident Sergej Borissow.
Zeitgleich in Cannes: Auf dem 3GSM-Weltkongress der Mobilfunker trat Vodafone-Chef Arun Sarin auf. Der Amerikaner erklärte an der Côte d'Azur, Vodafone wolle auf seiner Shopping-Tour durch Osteuropa und Russland 18 Milliarden Dollar für den Zukauf von Mobilfunkbetreibern ausgeben. Ins Visier ist offenbar auch der größte russische Mobilfunkanbieter MTS geraten. Kein Wunder, hat Russland doch hinter China die größten Wachstumsraten auf dem Handy-markt weltweit.
Ist Russland ein Investitionsparadies, wie Sarin glauben macht? Mit"Chancen, die greifbar geworden sind", wie der Verband der Deutschen Wirtschaft schreibt? Oder ist Russland ein Land, korrupt und kaputt, wie Borissow meint?
Russlands Präsident Wladimir Putin, der am 14. März mit hoher Wahrscheinlichkeit für eine zweite Amtszeit gewählt wird, hat in den vier Jahren ein beispielloses Wirtschaftswachstum von kumuliert 30 Prozent zu verantworten. Stand zu Beginn der Amtszeit des Geheimdienstobersten die Frage, ob Russland seine Auslandsschulden werde bedienen können, werden diese zurzeit mit Leichtigkeit bezahlt.
Am Erdöl hängt's, kann man Russlands Ã-konomie umschreiben. So war Russland im vergangenen Jahr weltweit die Nummer eins bei der Erdölproduktion. Dank des hohen Ã-lpreises wurden enorm viele Dollars in die Kassen gespült. So viele, glaubt Wirtschaftsminister German Gref, dass"unsere Wirtschaft gar nicht in der Lage ist, die Petrodollars zu verdauen". Sein Fazit: Es mangelt an Investitionsideen.
Die Weltbank rechnete in ihrem jüngsten Report vor, dass die Einnahmen durch Ã-l und Gas nicht neun Prozent des BIP ausmachen, wie das staatliche Statistikamt behauptet, sondern 25 Prozent."Es handelt sich um ein Potemkinsches Bruttoinlandsprodukt", glaubt Christof Rühl, Chefökonom der Weltbank.
Realer als die Dorfkulissen des Grafen Grigorij Potemkin, aufgebaut, um Katharina II. auf einer Flussfahrt Wohlstand in Südrussland vorzugaukeln, ist die Bürokratie. Unter Putin ist der Apparat so aufgebläht wie nicht einmal zu Sowjetzeiten - und da war ein doppelt so großes Land zu regieren. 38 Prozent der arbeitenden Bevölkerung werden von Vater Staat bezahlt. Mit der Zahl der Staatsdiener steigt auch die Höhe der Bestechungsgelder. Das Forschungsinstitut Indem fand heraus, dass Russen 36 Milliarden Dollar im Jahr für Schmiergelder ausgeben.
Hatte Putin im Jahr 2000 mit viel Energie begonnen, eine viel beachtete Steuerreform auf den Weg zu bringen mit einer Einkommensteuer von linear 13 Prozent und einer Gewinnsteuer von 24 Prozent, danach noch eine Landreform verabschiedet, sodass erstmals in der russischen Geschichte Boden handelbar ist, ließ das Reformtempo in der zweiten Hälfte der Amtsperiode deutlich nach. Staatsdiener blockieren die Verwaltungsreform, Monopole wie der Gas- und Stromsektor sind nicht entflochten, der Bankensektor ineffizient.
Den Oligarchen - es gibt 25 russische Dollar-Milliardäre - drohte Putin mit ernsten Maßnahmen, sollten sie nicht teilen. So geloben Aluminium- und Ã-lbarone Besserung. Ein Ã-lkonzern wie TNK-BP verließ nun gar seine Oase auf den Virgin Islands, um in Sibirien zu versteuern. Durch Steuertricks illegaler und halblegaler Art gehen dem Fiskus pro Jahr zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts oder 7,6 Milliarden Euro verloren, rechnete die Weltbank vor.
Wer nicht teilen will, sondern politisch gefährlich wird, bekommt Besuch vom Staatsanwalt wie der Ex-Firmenchef von Yukos, Michail Chodorkowskij, der immer noch in Untersuchungshaft sitzt. Chodorkowskij unterstützte die Kreml-Opposition. Anders als TNK-BP sucht Yukos, die vergangenen Jahre der modernste Konzern in Russland mit hoher Transparenz, nun sein Heil in Offshore-Gebilden. Acht Trusts mit Fantasienamen wurden soeben gegründet, registriert auf den Virgin Islands und den Kanalinseln. Sie sollen dem Staat den Zugriff auf die Aktien verwehren.
Der Fall Yukos ist ei
n Präzedenzfall für den Umgang mit Privateigentum. Die De-facto-Enteignung von Exxon Mobil auf Ã-lfeldern im Fernen Osten und die Machtkämpfe auf dem Mobilfunkmarkt, auf dem neben der Deutschen Telekom auch Telenor und Telia-Sonera mitspielen, bedeuten, dass auch Auslandsinvestoren vor Übergriffen nicht gefeit sind."Wer sich in Verteilungskämpfe einmischt oder sich auf Portfolioinvestitionen einlässt und nicht sicher ist, wem der Betrieb gehört, für den ist das Risiko enorm", meint Weltbanker Rühl.
Die Oasen des Wohlstands machen sich in dem größten Flächenstaat der Erde wie Flecken aus. Moskau und St. Petersburg, dazu die Ã-lmetropolen - dann Einöde. Fährt man 100 Kilometer aus Moskau heraus, spürt man in den Dörfern ohne fließend Wasser, Telefon oder Gas dem 19. Jahrhundert nach. Fabriken sind geschlossen, 42 Prozent aller russischen Unternehmen erwirtschaften Verluste. Jeder fünfte Russe lebt unter dem Existenzminimum.
Für den Kremlchef muss es in seiner zweiten Amtszeit darum gehen, den Ã-lboom zu nutzen, um andere Wirtschaftszweige zu modernisieren. Schließlich versprach Putin seinen Landsleuten, sie würden in zehn Jahren so leben wie die Menschen in Portugal."Fast ausgeschlossen", befindet der Ã-konom Rühl. Auch der russische Volksmund ist skeptisch:"Wenn wir so leben sollen wie die Portugiesen, dann müssen sie uns schon ein ganzes Stück entgegenkommen."
<ul> ~ Original</ul>
|