JoBar
02.03.2004, 21:13 |
Erfurter Schulmassaker - Zwei Stunden ums Leben gefleht Thread gesperrt |
-->[ Da gab es mal lange Threads hier, vielleicht interessanter Artikel dazu ]
02.03.2004 17:19 Uhr
Erfurter Schulmassaker - Zwei Stunden ums Leben gefleht
Dass bei dem Polizei- und Rettungseinsatz in Erfurt nicht mit höchster Professionalität vorgegangen wurde, dieser Verdacht kam schon bald nach der Bluttat mit 17 Toten auf. Doch nun hat ein Anwalt Anklage gegen die Verantwortlichen erhoben. Seine akribische Auflistung fügt dem Alptraum neue, schreckliche Facetten hinzu.
Von Ralf Husemann
Vor fast zwei Jahren, am 26. April 2002, hat der 19 Jahre alte Robert Steinhäuser im Erfurter Gutenberg-Gymnasium ein Blutbad angerichtet.
Er erschoss innerhalb weniger Minuten 16 Menschen: acht Lehrerinnen, vier Lehrer, eine Schülerin, einen Schüler, eine Sekretärin und einen Polizisten. Seitdem kommt Erfurt nicht mehr zur Ruhe.
Schon bald nach der Tat wurden Stimmen laut, die die Umstände des Rauswurfs Steinhäusers von der Schule kritisierten, aber auch den Polizeieinsatz, der als stümperhaft geschildert wurde.
Massiver und faktenreicher geht jetzt der Erfurter Anwalt Eric T. Langer mit den für den Polizeieinsatz Verantwortlichen ins Gericht. Der Jurist, dessen Lebensgefährtin, die Kunstlehrerin Birgit Dettke, ebenfalls ums Leben kam, stellte am Montag beim Thüringer Generalstaatsanwalt Strafanzeige wegen zahlreicher - von ihm mit der Ermittlungsakte und Zeugenaussagen untermauerten - Versäumnissen und Gesetzesverstößen.
Strafbar hätten sich der Erfurter Oberbürgermeister Manfred Ruge, das Thüringer Innenministerium sowie die polizeilichen Einsatzleiter gemacht.
Der schlimmste Vorwurf: Drei Lehrer und die beiden Schüler starben erst zwischen ein und zwei Stunden, nachdem sie von Steinhäuser lebensgefährlich verletzt worden waren.
Die Frage, ob sie tatsächlich zu retten gewesen wären, kann auch Langer nicht beantworten, für ihn ist aber unverständlich, dass nicht einmal der Versuch gemacht wurde. Auf Anweisung eines Staatsanwalts wurde als Sterbezeit in sämtlichen Totenscheinen der Zeitraum zwischen 10.58 Uhr und 11.30 Uhr eingetragen.
Fraglos hat Steinhäuser in dieser Zeit geschossen, aber der Tod trat zumindest in fünf Fällen erst sehr viel später ein.
Das schiere Chaos
Entgegen den Vorschriften des Thüringer Rettungsgesetzes und des Brand- und Katastrophenschutzgesetzes war weder von der dafür zuständigen Stadt Erfurt noch vom Innenministerium als Aufsichtsbehörde eine Einsatzzentrale am Ort des Geschehens gebildet worden.
Wegen der fehlenden Koordinierung herrschte nach der Schilderung Langers an jenem 26. April das schiere Chaos: „Jede Einsatzkraft wartete auf die nächste, sodass der gesamte Einsatz gelähmt war.“ Teilweise hätten die Beamten „in absoluter Regungslosigkeit“ verharrt, wie die Polizisten Langer gegenüber bestätigten.
Die Scharfschützen des Sondereinsatzkommandos (SEK) seien so postiert worden, dass Schutzpolizisten in ihrer Schusslinie lagen „und sich vor Schreck hinter einer Litfaßsäule in Sicherheit brachten“.
Zwei Stunden ohne Hilfe
Ein Beamter schickte die Notärztin Gabriele Wirsing ins Sekretariat, ohne zu wissen, dass sich dort bereits Tote befanden. Er versäumte es aber auch, die Mitteilung weiterzugeben, dass nun eine Ärztin in der Schule sei.
So kam es, dass ein Polizist, der dem angeschossenen Biologielehrer Hans Lippe eine Stunde lang Hilfe versprach, nichts von Frau Wirsing wusste, wie auch das SEK, das erst sehr viel später, um 12.30 Uhr, nach einem Notarzt rief - wobei diese Anforderung gar nicht weitergegeben wurde.
Die Lektüre der Langer-Philippika erfordert gute Nerven. Wenn er etwa schildert, wie der „im Hause schreiende und sogar am Fenster gesichtete Hans Lippe fast zwei Stunden ohne jede Hilfe blieb, obwohl die in seiner Nähe befindlichen Polizisten ihm immer wieder Mut zusprachen, es aber weder zustande brachten, eine Trage zu beschaffen, noch ein Ärzteteam heranzuführen“.
Langers Lebensgefährtin Birgit Dettke lag fast eineinhalb Stunden, laut um Rettung flehend, auf dem Schulhof, nur wenige Meter von Polizisten entfernt. Vergebens riefen einige Schulkinder auch immer wieder um Hilfe für den Physiklehrer Peter Wolff, der nach Zeugenaussagen und entgegen dem Obduktionsbericht „noch mindestens eine Stunde gelebt“ hat.
Von einer unterlassenen Hilfeleistung spricht Langer auch im Fall der Schüler Susann Hartung und Ronny Möckel, die Zeugen zufolge um ein Uhr starben, fast zwei Stunden nach den Schüssen Steinhäusers.
Zumindest instinktlos wurde nach Ansicht Langers mit anderen Schülern umgegangen. Sie wurden an den Leichen ihrer Lehrer vorbei in zwei Schulräume geführt, die sie bis zu vier Stunden nicht verlassen durften.
Und nachdem alles vorbei war, ließ man die meisten Angehörigen noch stundenlang im Ungewissen über die Identität der Toten. Die Tochter von Birgit Dettke sah ihre Mutter auf dem Hof liegen.
Doch weder sie noch der geschiedene Ehemann erhielten weitere Informationen. Beide brachen zusammen und mussten im Krankenhaus behandelt werden.
(SZ vom 3.3.2004)
Quelle http://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/699/27672/
J
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Baldur der Ketzer
02.03.2004, 21:26
@ JoBar
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Re: Erfurter Schulmassaker - jetzt stelln mer uns mal jianz domm |
-->Hallo,
gehen wir von einer normalen Lebenserfahrung aus.
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, selbst unter Berücksichtigung des Murphy-schen Gesetzes, daß so viel Scheiße auf einem Haufen passiert, obwohl kein Politiker die Finger drin hatte und auch sonst nur normalbegabte Leute daran beteiligt sind?
Und dann stelln mer uns mal jianz domm und fragen uns, ob so viel Dilletantismus nicht vielmehr einer akribischen Planung bedarf, damit er überhaupt zustande kommen kann.
Wieviel gesunder Menschenverstand muß aus dem Weg geräumt werden, damit so viel Scheißdreck (man stelle sich vor, 2 Stunden Rufe aus dem Fenster, und niemand macht was....) Realität werden kann.
Nehmen wir - auch wenn es für manche geschmacklos klingen wird - den Fall an, daß jemand laut hämmernd das Horst-Wessel-Lied intoniert hätte, statt um Hilfe zu rufen. Oder eine blau-weiße Fahne aus dem Fenster gehängt und verbrannt oder so.
Auch mit fünf Steinhäusern, ich wette, man hätte den Spuk sehr schnell beendet.
Neulich war im deutschen Fernsehen ein Bericht über einen Berufskraftsfahrer rund um die fuffzich, der denunziert worden war, er habe wohl ganz erschröckelig Waffenarsenal im Besitz.
Ein SEK stoppte seinen Transporter und mißhandelte ihn.
Die anschließenden Nachforschungen ergaben keinerlei Bestätigung des verdachts, alles war völlig gesetzeskonform, bis auf die Denunziation.
Das verletzte Opfer bekam nicht einmal eine verbale Entschuldigung - vielmehr mache man das immer so, so der Tenor.
Speznaz unter Breschnjew?
Nein, freiheitlich-demokrattische Grundordner...........im Namen des Volkers.
Von nebenan.
(Merkel) [img][/img]
beste Grüße vom Baldur
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RK
02.03.2004, 22:55
@ Baldur der Ketzer
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5"Steinhäußer"? Das könnte in etwa passen! Jedoch war der echte wohl nur Opfer! |
-->Wobei ich aber eine gerade Anzahl von Tätern, die in verschiedenen Flügeln/Stockwerken aufgeteilt in Zweierteams unterwegs gewesen sein dürften, für wahrscheinlicher halte.
Dass die (Plural!) Täter, für den Realität es mehrere Dutzend Augen- und Ohrenzeugen gab, selbst von diesem klagenden Anwalt offenbar unerwähnt bleiben, finde ich schwach/feige/inkonsequent von ihm und zum...[img][/img]
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Baldur der Ketzer
02.03.2004, 23:16
@ RK
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5"Steinhäußer"? Das könnte in etwa passen! Jedoch war der echte wohl nur Opfer |
-->Hallo, RK,
>Dass die (Plural!) Täter, für den Realität es mehrere Dutzend Augen- und Ohrenzeugen gab, selbst von diesem klagenden Anwalt offenbar unerwähnt bleiben, finde ich schwach/feige/inkonsequent von ihm und zum...[img][/img]
da bin ich mit Dir einer Meinung. Nur, vielleicht hat der Anwalt eine Vorahnung übermittelt bekommen, daß ein Steinhäuser auch zwei Steinhäuser sein können, oder drei, oder eine ganze Einhei, äh, ein Nest voll, von denen der ganze Rest ja noch herumläuft, um zum....äh....dingens........wenn nötig.....gemöllemannen........gerohweddern.........gebarscheln........und in die Richtung.
Ich darf mich anhand von konkreten Schießergebnissen bei Wettbewerben ruhig als überdurchschnittlchen Schützen querbeet über alle möglichen Disziplinen einordnen.
Und nehme mir daher das Recht heraus, die Sache halbwegs aus Sicht eines Schützenkollegen einordnen zu können - für mich stinkt die Sache zum Himmel.
Abgesehen von den ganzen Widersprüchen und Unwahrscheinlichkeiten (er schleppt mal soeben 30kg und mehr Patronen ins Klo, gibt aber keinen Schuß ab - Dekoration??? - wer morden will und eine Flinte hat, schießt nie mit einer Pistole) wäre eine letale Treffergenauigkeit seines angeblichen Beispiels selbst für Hollywood-Filme zu übertrieben.
Wahrscheinlich gibts demnächst einen §130 e (e für Erfurt) im StGB, daß mit Zuchthaus von fünf bis zehn Jahren bedroht wird, wer die offizielle, nein, die sogenannte offenkundige Version der Erfurtgeschehnisse anzweifelt....
Na, ja, anders herum müßte man sich wundern.
Sooo herum paßt alles ins miese Toilettengemälde.
Beste Grüße vom Baldur
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