Sascha
03.03.2004, 00:37 |
Handwerksgesellen verdienen deutlich weniger als Facharbeiter Thread gesperrt |
-->Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes
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Nr. 93 vom 2. Maerz 2004
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Handwerksgesellen verdienen deutlich weniger als Facharbeiter
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Mit <font color="#FF0000">12,32 Euro brutto je Stunde </font>verdienten die Handwerksgesellen in Deutschland in zehn ausgewaehlten Gewerbezweigen im Mai 2003 deutlich weniger als die Facharbeiter in der Industrie (<font color="#FF0000">16,53 Euro</font>). Wie das Statistische Bundesamt anlaesslich der Internationalen Handwerksmesse in Muenchen mitteilt, fiel die Erhoehung der Bruttostundenverdienste der Gesellen in diesen zehn Gewerben des Handwerks mit 11,5% gegenueber Mai 1997 im Vergleich zu den Facharbeitern der Industrie (+ 14,5%) geringer aus. Zuletzt wurden im Mai 1997 die Betriebe im Handwerk fuer diese Lohnstatistik neu ausgewaehlt.
Allerdings stiegen die Bruttostundenverdienste innerhalb der ausgewaehlten Gewerbe des deutschen Handwerks uneinheitlich: Die hoechsten Zuwachsraten mit 16,7% erzielten gegenueber dem Mai 1997 die Gesellen im Elektrohandwerk, waehrend sich die Verdienste der Gesellen im Fleischerhandwerk im gleichen Zeitraum um 8,9% erhoehten.
Weitere Auskuenfte erteilt: Dirk Heinlein,
Telefon: (0611) 75-2442,
E-Mail: dirk.heinlein@destatis.de
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Die Pressemitteilung, incl. Tabelle, ist auch im Internet-Angebot des Statistischen Bundesamtes unter http://www.destatis.de/presse/deutsch/pm2004/p0930042.htm zu finden.
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Verbreitung mit Quellenangabe erwuenscht.
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Herausgeber: (c) Statistisches Bundesamt, Pressestelle
Gustav-Stresemann-Ring 11, 65189 Wiesbaden
Telefon: +49 (0) 611 / 75 - 34 44, Telefax: +49 (0) 611 / 75 - 39 76
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http://www.destatis.de
Eigener Kommentar: Der Lohnunterschied zwischen Handwerksgesellen und Industriearbeitern ist gewaltig wenn man bedenkt, daß es sich hier um Durchschnittswerte handelt. Es mag sein, daß in der Industrie vielleicht auch mehr gefordert wird und es häufiger Nachtschichtarbeit u.ä. gibt. Jedoch sind die Tätigkeiten häufig - wenn auch nicht immer - vergleichbar. Sowohl von der Schwierigkeit der Aufgabe, den Arbeitszeiten und auch v.a. bezüglich der zugrundeliegenden Ausbildung. Warum die Industriearbeiter mehr verdienen? Ganz einfach: Sie haben ihre Gewerkschaft. Nur wird auch nach dieser und nach der nächsten Statistik immer noch kaum einer merken warum dauernd Arbeitsplätze ins Ausland abwandern...
16,53 Euro... Das ist der Durchschnitt. Bei einer 40-Stunden-Woche macht das rund 2.650 Euro brutto. Das ist international im Vergleich mit anderen Industriestaaten ein ziemlich hoher Wert. Auch netto kommen da bei Steuerklasse I noch fast 1.600 Euro raus. Auch das ist ein immer noch hoher Wert. Wir haben zwar hohe Steuern... Das ist richtig. Aber der alleine der Bruttolohn ist im Vergleich zu anderen Staaten schon derart hoch, daß die Steuern den Nettolohn nicht unter das Nettolohnniveau anderer Staaten drücken. In den USA verdient ein Facharbeiter im Schnitt auch nicht mehr als 1.600 Euro. Und dabei sollte man nicht die verschärften z.T. extrem-kapitalistischen und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen dort drüben vergessen...
Sowohl der Bruttolohn von rund 2600 Euro als auch der Nettolohn und auf jeden Fall die gesamten Arbeitskosten (mit Sozialanteil Arbeitgeber usw.) sind in Deutschland für diese Personengruppe so hoch (um nicht"ZU hoch" zu schreiben), daß es massenhaft Arbeitsplätze gekostet hat und immer noch andauernd weitere Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden. Es muß endlich aufhören, daß die Gewerkschaften das Lohngefüge mit ihren dauernden Streikattacken auf ein Niveau jenseits von Gut und Böse treiben. Es ist schon erstaunlich wenn man hier mal wieder diese riesengroße Differenz zwischen Handwerksgesellen und Facharbeitern sieht und keine echten Gründe findet die eine solch enorme Differenz auch rechtfertigen (außer die Gewerkschaftsmacht). Bedenkt man dann, daß ein Architekt heute einen Durchschnittsbruttolohn von 2.200 Euro hat muß der sich hier ja echt verarscht vorkommen. So geht es wohl vielen. Es ist nichts neues, daß Deutschland Jahr für Jahr von Zehntausenden klugen Köpfen wegen des verdrehten Lohngefüges verlassen wird. Es wander mehr und mehr Know-How ins Ausland ab und wir bezahlen teure Bildungseinrichtungen um unsere Leute dann damit zu"vergraulen". Gleichzeitig sinkt ja auch die Bereitschaft zur Weiterbildung wenn kaum was herausspringt. Warum nicht die lockerere Schiene Hauptschulabschluß + Lehre oder Mittlere Reife + Lehre fahren? Viele jungen Leute denken heute leider so und stellen sich tatsächlich die Frage warum sie Zeit und Geld in ihre Bildung investieren sollten wenn nichts dabei herausspringt. Und spätestens wenn es mal so weit ist sollte die Regierung eigentlich merken, daß hier irgendwo was gewaltig schief läuft. Ein weiter differenziertes Lohngefüge und eine schwächere Gewerkschaftsmacht bedeuten vielleicht auch eine"explosivere" Gesellschaft aber auf der anderen Seite kann diese Gleichmacherei in Deutschland auf allen Ebenen vom Arbeitslosen, Sozialhilfeempfänger bis hin zum Architekten und Facharbeiter ja auch nicht das Wahre sein. Differenzierte Lohngefüge sind nicht nur negativ. Es werden auch neue Anreize geschaffen. Anreize welche die Menschen dazu veranlassen MEHR zu tun und sich selbst weiterzubilden. Wenn Gleichmacherei herrscht macht eh jeder nur das was er muß. Und das ist für die Zukunft einer Volkswirtschaft letztendlich fatal.
Viele Grüße,
Sascha
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King Henry
03.03.2004, 04:41
@ Sascha
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Und hier ein Beispiel |
-->Hallo Sascha,
mein Freund ist Geselle in einem kleinen Betrieb, der Maschinen und"Roboter" für die Industrie herstellt. Ein mittelständischer Betrieb in Niedersachsen.
Er verdient im Schnitt 1291,- € netto mit Frau und 1 Kind (5)! Hinzu kommt nur noch das Kindergeld von 154,- €. Somit an der Grenze, weswegen es auch kein Wohngeld mehr gibt. Habe irgendwo gelesen, das die EU-Armutsgrenze bei 1500 Euro liegt.
Und das alles, obwohl er eine hochqualifizierte Arbeit macht - die Firma nimmt eh nur die Besten, weil die Arbeit ziemlich anspruchsvoll ist. Hinzu kommen noch gelegentliche Samstagabeit und jede Menge Überstunden.
Den Stundenlohn weiß ich jetzt nicht, müßte noch mal nachfragen.
Ich finde ihn absolut unterbezahlt, auch schon in seiner früheren Arbeit als Schlosser. Aber was sollst? Seine Firma hat keinen Betriebsrat und sie sind nicht an irgendwelchen Tarifabschlüssen gebunden. Der Lohn orientiert sich demnach immer an dem geringsten Tarif.
Wer wieviel verdient, liegt demnach nicht am Können und Leistung, sondern eher an der Machttheorie begründet. Es kommt immer darauf an, wieviel man rausschlagen kann. Oder?
Viel Erfolg bei der nächsten Gehaltsverhandlung! [img][/img]
Beste Grüße
Henry
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Dieter
03.03.2004, 09:11
@ Sascha
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ist doch logisch |
-->Im Handwerk sind in der Regel 50% des Umsatzes Lohnkosten - in der Industrie hat der Lohnkostenfaktor dagegen einen deutlichst geringeren Anteil.
Die lohnintensiven Bereiche/Fachbereiche der Industrie sind ohnehin meistens wegrationalisiert oder ins Ausland verlagert oder stehen kurz vor der Auslagerung. Geblieben sind die Kapital-dominierten Arbeitsplätze, oft im Schichtbetrieb zur besseren Auslastung der Technik (Kapitalfaktors). Auf diese Weise relativieren sich die Bruttolöhne im industriellen Vergleich.
Aus menschlicher Sicht sind die Löhne im industriellen Bereich eindeutig zu hoch im Vergleich zum handwerklichen Bereich. Sie können nur deshalb bezahlt werden, weil die meisten ursprünglichen Arbeitsplätze wegrationalisiert wurden und das Kapital anstelle der Arbeitsplätze getreten ist.
Sollte der Vorsprung an technischem Fortschritt (Rationalisierung) allerdings nicht gehalten werden gegenüber Konkurrenzländern, so würde zwangsläufig das deutsche"Lohnmodell" in der Industrie die Konkurrenzfähigkeit stark minimieren mit der Folge daß entweder (wie auch jetzt schon) Arbeitsplätze abgebaut werden und auch gesamte Industrien abwandern oder verschwinden.
Ab einem best. Zeitpunkt kippt das Gesamtsystem, da die Allgemeinheit nicht mehr in der Lage ist, den Anteil der Nicht-Arbeitenden mitzuversorgen, da im Vorfeld (also jetzt) niemand in der Industrie bereit ist, auf große Teile seines Lohnes zu verzichten.
Die hohe Arbeitslosigkeit in Deutschland, und zwar unumkehrbar, ist eindeutig Folge einer falschen überhöhten Tarifpolitik im Industrie- und Verwaltungsbereich (Staatsbereich). Dieses in Kombination mit Europa und globalen Effekten ist eine tödliche Mischung für unsere Gesellschaft.
Gruß Dieter
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Euklid
03.03.2004, 09:17
@ Dieter
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Ja das ist logisch |
-->Moin Dieter
Ich halte es mit folgendem Spruch:
<font color=#FF0000>Die etwas können,tun es;die es nicht können,lehren es;die es nicht tun und nicht lehren können,verwalten es.</font>
von Henry Louis Mencken
Würde behaupten der Kandidat hat 100 Punkte;-))
Gruß EUKLID
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