Karl
06.03.2004, 14:49 |
Eichels Schwenkwill die enorme Zinslast des Bundes drücken - und dafür unter die Thread gesperrt |
-->DER SPIEGEL 11/2004 - 08. März 2004
URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,289441,00.html
Staatsfinanzen
Eichels Schwenk
Der Bundesfinanzminister will die enorme Zinslast des Bundes drücken - und dafür unter die Zocker gehen.
DDP
Finanzminister Eichel: Ohne Risiko kein Profit
Fast so wichtig wie der neueste Sparplan von Bundesfinanzminister Hans Eichel selbst ist dessen Geheimhaltung: Die Gruppe seiner Experten ist handverlesen und zu absoluter Verschwiegenheit verpflichtet. Auf jeder einzelnen Seite ihres Berichts prangt der Schriftzug"Streng vertraulich". Eine penibel geführte Liste verzeichnet zudem, wer das Papier wann zu Gesicht bekommen hat. All das hat einen guten Grund.
"Was hier zum Schuldenmanagement des Bundes vorgeschlagen wird", so ein Beteiligter,"ist äußerst kapitalmarktrelevant." Wer vorab weiß, wie Eichel die Zinsbelastung des Bundes senken will, könnte illegale Insidergeschäfte tätigen. Das brisante Papier droht zudem die Anleihemärkte in Aufruhr zu versetzen. Denn Berlins Kassenwart will unter die Zocker gehen und sich auf hoch spekulative Geschäfte einlassen.
Devise eins: Nach uns die Sintflut. Devise zwei: Ohne Risiko kein Profit.
Schon heute zahlt der Bund jedes Jahr rund 38 Milliarden Euro an Zinsen. Zwischen 2004 und 2006 werden obendrein rund 250 Milliarden der Gesamtschulden von knapp 800 Milliarden Euro fällig. Dieser Berg muss umgeschichtet werden. Das Ministerium fürchtet, der Kapitalmarkt werde die hohen Summen nur mit teuren Aufschlägen akzeptieren.
Ein ganzes Bündel von Maßnahmen soll die Situation deshalb kurzfristig entspannen. Der Kern von Eichels Geheimplan ist die"Neustrukturierung der Staatsschulden", für die das Ministerium ein"Zielportfolio" entwickelt hat, das in zehn Jahren erreicht werden und deutlich mehr Anleihen mit kurzen Laufzeiten enthalten soll als heute (siehe Grafik).
DER SPIEGEL
Die durchschnittliche Laufzeit sinkt schon bis 2007 von 6,17 auf 5,22 Jahre, was die Zinsenausgaben in dieser Zeit um rund 500 Millionen Euro drückt. Doch die Ersparnis hat ihren Preis.
Denn je kürzer die Laufzeiten der Anleihen ausfallen, desto stärker wirken sich auch Zinsänderungen aus. Jeder Häuslebauer weiß das. Selbst Ex-Finanzminister Theo Waigel predigte stets: Sind die Zinsen niedrig, muss man sich Geld langfristig leihen. Eichel schwenkt nun um - obwohl dadurch auch Mehrausgaben entstehen können, wie seine Experten zugeben. Bis 2007 sei diese Gefahr jedoch gering, denn bis dahin überwiegen die billigeren Zinsen durch die Umschichtung.
Ist das Zielportfolio aber erreicht, steigt das Haushaltsrisiko kräftig an - und liegt dann"15 Prozent über dem Niveau des derzeitigen", was Eichels Fachleute noch für vertretbar halten. Das ist Ansichtssache.
Denn möglich ist auch, dass sich der Bund dann in einer Phase steigender Zinsen am Kapitalmarkt neu verschulden muss. Mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 30 Prozent, so die Berechnungen, müsse er schon im ersten Jahr 570 Millionen Euro mehr aufbringen als unter der jetzigen Schulden-Architektur. Vier Jahre später läge die Summe bei 3,2, nach zehn Jahren sogar bei etwa 5,5 Milliarden Euro.
Die Umschichtung könnte so zu einem teuren Ausflug werden, der den relativ kleinen, kurzfristigen Gewinn kaum rechtfertigt. Doch das muss nicht mehr das Problem von Eichel sein, der dann sicher nicht mehr oberster Kassenwart in Berlin ist.
Zur"Strukturkomponente" des neuen Schuldenmanagements kommt eine"taktische Komponente". Die Finanzagentur des Bundes, die für Eichels Ministerium die Schulden managt, soll die Zinsentwicklung anhand von Wirtschaftsprognosen für die jeweils nächsten drei Jahre vorhersagen - und darauf spekulieren. Das tut sie mit Swaps, also hochriskanten Finanzinstrumenten, die eigentlich zum Absichern von Zinsrisiken gedacht sind.
Eichel hat die Finanzagentur bereits ermächtigt, diese Zockergeschäfte im Jahr 2004 auf 80 Milliarden Euro zu erhöhen. Obendrein will er künftig auch Fremdwährungsanleihen begeben, also Bundesschulden in Dollar, Rubel, britischen Pfund oder auch anderen Währungen.
Rechtlich ist das aber nicht möglich, der Bundestag müsste zustimmen. Doch auch diese Geschäfte sind riskant: Sinkt der Euro-Kurs gegenüber der jeweiligen Emissionswährung zum Ende der Laufzeit etwa um 20 Prozent, muss der Bund 20 Prozent mehr zurückbezahlen, als er sich geliehen hat.
Selbst bei einer Währungsabsicherung, heißt es in dem Bericht,"könnte der Eindruck von Spekulationsgeschäften entstehen". Andererseits führten diese Finanzinstrumente zu einer"Entlastung der Liquiditätssituation". Die sperrige Formulierung kaschiert eine prekäre Situation.
Die hohen Tilgungsverpflichtungen ab 2004 und die deshalb nötigen Umschuldungen könnten an den Märkten zu einem Überangebot führen, das von Investoren nur zu deutlich höheren Zinsen akzeptiert wird. Die Bundesanleihe, einst das sicherste Schuldpapier der Welt, droht dabei unter die Räder zu kommen. Wenn aber ein Teil der Schulden im Ausland platziert werde, sei diese Gefahr geringer.
Schon deshalb wollen Eichel und seine Finanzmanager den Gang zum Parlament antreten. Das einzige Problem:"Bisher wissen wir noch nicht", sagt ein Insider,"wie wir den Abgeordneten die Materie erklären sollen, ohne unsere Pläne im Detail offen zu legen."
WOLFGANG REUTER
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MC Muffin
06.03.2004, 15:16
@ Karl
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Re: Eichels Schwenkwill die enorme Zinslast des Bundes drücken - und dafür unter die |
-->Ich finde die Idee garnicht schlecht und außerdem sagt uns die Sache auch was!!
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CaptainB
06.03.2004, 16:36
@ MC Muffin
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was sagt uns das??? |
-->>... und außerdem sagt uns die Sache auch was!!
Lieber McMuffin,
eine Bitte: sagt doch was Sache ist! Macht's nicht immer so spannend mit Euren Pseudo-Andeutungen!
Wenn Du eine echte Meinung hast, sag sie uns. (Zumindest mir)
Also, was sagt uns das Deiner Meinung nach?
Gruß CaptainB
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MC Muffin
06.03.2004, 20:14
@ CaptainB
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Re: was sagt uns das??? |
-->>>... und außerdem sagt uns die Sache auch was!!
>Lieber McMuffin,
>eine Bitte: sagt doch was Sache ist! Macht's nicht immer so spannend mit Euren Pseudo-Andeutungen!
>Wenn Du eine echte Meinung hast, sag sie uns. (Zumindest mir)
>Also, was sagt uns das Deiner Meinung nach?
>Gruß CaptainB
Sorry ich dachte die Sache wäre klar, zu mal das Thema 3x im Forum ist.
Nun gut.
Ich glaube Kostolany hat mal gesagt wer Geld hat darf nicht zocken und wer keins hat muss zocken. ( oder so in der Art )
Mit anderen Worten ich lese daraus, das die Jungs da oben schon längst wissen das langfristig der Bart ab ist.
Da es aber keine Rolle spielt ob man nun mit 2 Billionen oder 100 in die Pleite geht, sagen sich die Jungs nun was sollst, Sekt oder Selters, wir haben nichts zu verlieren und darum können wir nur gewinnen. Eigendlich eine logische Entscheidung.
Die Konsequenzen kann sich nun jeder selber ausmalen.
MFG
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Euklid
06.03.2004, 20:23
@ MC Muffin
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Re: was sagt uns das??? |
-->Du machst mir Spaß mit deiner Aussage:"Die Jungs wissen daß langfristig der Bart ab ist" [img][/img]
Die haben doch schon klare Probleme eine einzige Legislaturperiode vernünftig hinzukriegen.
Eichels Aussage in 1999 oder 2000:Bis 2004 wird die Neuverschuldung auf Null sein.
Gruß EUKLID
PS Für jeden Eurotz den Eichel spart müssen wir 2 Eurotz sparen.
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-- Elli --
06.03.2004, 20:34
@ Euklid
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Re: was sagt uns das??? / Ausgeglichener Haushalt bis 2006... |
-->>Eichels Aussage in 1999 oder 2000:Bis 2004 wird die Neuverschuldung auf Null sein.
Es mus in 2001 gewesen sein, und bis 2006. Damals hatte ich das in einem Vortrag verwendet.
[img][/img]
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MC Muffin
06.03.2004, 20:48
@ Euklid
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Re: was sagt uns das??? |
-->Es ist schon ein Unterschied ob man einen Haushalt nicht ausgeglichen bekommt oder ob man begriffen hat, dass das entgültige Ende naht und die einziege Chance ein Milliardentreffer beim Zocken ist.
Also für mich liegen Welten da zwischen.
MFG
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MC Muffin
06.03.2004, 21:01
@ MC Muffin
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him |
-->@Euklid
Also wenn ich mir das nochmal durchlese, passt deine Antwort garnicht zu meiner Aussage.[img][/img]
him
mfg
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fridolin
06.03.2004, 21:22
@ Karl
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Graphik dazu |
-->(aus dem Spiegel-Artikel)
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politico
06.03.2004, 21:54
@ Karl
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Verkürzt das Leiden |
-->Gute Idee - Der Staat als Hedgefond.
Diese Idee widerspricht zwar allen Finanzierungsregeln.
Aber der Vorteil für uns alle ist, dass das Ende schneller kommt. Kurz nach der nächsten Zinserhöhung. Kein langes Leiden also, ein schneller Staatstod.
PS: Eichel ist nicht der einzige Finanzminister, der soetwas tut.
Politico.
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bernor
06.03.2004, 23:25
@ -- Elli --
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Stimmt... |
-->Eichels Aussage in 1999 oder 2000:Bis 2004 wird die Neuverschuldung auf Null sein.
>Es mus in 2001 gewesen sein, und bis 2006. Damals hatte ich das in einem Vortrag verwendet.
[img][/img]
...es war damals (1999/2000) immer von einem Defizitsenkung auf Null bis 2006 die Rede - hauptsächlich finanziert durch"Erlöse" aus Veräußerung von Bundesvermögen, diversen"Sparmaßnahmen" und vor allem aus Börsengängen /"Kapitalerhöhungen" von bisherigen Staatsunternehmen (Telekom, Post und Bahn).
Naja, ist dann irgenwie dumm gelaufen... dafür macht Eichel jetzt in Anleihen-Zock mit Kurzläufern und Swaps.
Gruß bernor
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Euklid
07.03.2004, 07:50
@ politico
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Re: Verkürzt das Leiden |
-->So schnell stirbt ein Staat nicht.
Es wird wie immer in der Geschichte erst mal noch die besondere Trickkiste geöffnet.
Die Unabhängigkeit der Notenbanken ist eine gut getarnte Schimäre.
Mal genau hinschauen wie am Ende die Unabhängigkeit ausschaut,weil Papier immer geduldig ist und war.
Und am Ende kommt wieder die Nummer:Ich liebe euch doch alle [img][/img]
Gruß EUKLID
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dottore
07.03.2004, 11:41
@ fridolin
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Re: Verfassungswidriges Schuldenmachen! |
-->Hi fridolin,
zunächst Danke für die Grafik.
Nach 115 GG dürfen die Einnahmen aus Krediten die im Hhplan veranschlagten Ausgaben für Investitionen nicht überschreiten. (Ausnahme: Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts, was indes eigens erklärt werden muss).
Aus dieser Vorschrift ergibt sich zwingend eine Fristenkongruenz, d.h. die Kredite müssen exakt die Laufzeit aufweisen, die jener der Investitionen entspricht.
Oder aufs Private angewendet: mit einem Überziehungskredit oder einer kurzfristigen Kreditlinie kann kein Haus, keine Fabrik, keine Maschine usw. finanziert werden.
Nun sehen wir aus der Grafik von MARSCH dieses:
[img][/img]
Unbestreitbar werden demnach"Investitionen" immer kurzfristiger finanziert, was ein Widerspruch in sich ist. Mit 2-Jahrestiteln sind keine ICE-Trassen oder Autobahnen, Ministerien, Dienstwagen, Bundeskanzlerämter, Reichstage, usw."zu finanzieren" - es sei denn, sie sind nach 2 Jahren als"Investition" bereits wieder verschwunden (privatwirtschaftlich:"abgeschrieben" oder auf Null wertberichtigt), was grober Unfug ist.
Damit wird eindeutig gegen den 115 verstoßen, wobei on top die aktuelle"Fristenverkürzung" der Kreditaufnahme bzw. deren"Umschichtung" kommt.
Dies kommt zu der bekannten Malaise hinzu (hier schon ausführlich diskutiert), dass der Staat kameralistisch rechnet und ergo keinerlei Vorsorge für den Erhalt seiner"Investitionen" trifft, also entsprechende Mittel zurückstellt. So ist absehbar, wann die gesamte"Infrastruktur" sich dem annähert, was in"sozialistischen" Volkswirtschaften zu beobachten war.
Im übrigen ist das Ausweichen auf immer kürzere Fristen bei der Kreditaufnahme eine der klassischen Vorstufen zum finalen Bankrott wie die Geschichte aller großen Pleiten hinlänglich zeigt. Man lebt zum Schluss nur noch von der Hand in den Mund, bis die Hand dann auch ins Leere greift.
Hoffnungslos!
Dennoch schönen Sonntag + Gruß!
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