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Eine Analyse der Globalisierung
[ Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Text von Hugo Salinas Price, dem Präsidenten der Asociación Cívica Mexicana Pro Plata A.C. aus dem Englischen zu übersetzten. Die Übersetzung ist teils wörtlich, teils dem nach dem Wortsinn. Jenseits von Diskussionen um Tobin-Tax und ähnliche Konzepte möchte ich zeigen, dass auch in der Vergangenheit Mittel und Wege existiert haben, den Raubtierkapitalismus und die Plünderungsstrategien durch Fiat-Währungen in die Schranken zu weisen. © S. Koops]
„Die Globalisierung der Weltwirtschaft, die wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, ist weder ein gesunder und unvermeidbarer Prozess, noch ist sie Resultat der Kräfte von Angebot und Nachfrage in einer liberalisierten Welt, die - zum Wohle der Menschheit - schmerzhafte, aber nützliche Veränderungen den Volkswirtschaften auferlegen.
Ganz im Gegenteil. Globalisierung ist ein gewalttätiger und zerstörerischer Prozess, der überall in der Welt die Volkswirtschaften nachteilig beeinflusst. Es ist in keiner Weise ein natürlicher Prozess, sondern er basiert auf Illusion und Betrug. Globalisierung bringt keine harmonischere und produktivere Welt hervor, sondern eine Welt der Verzerrungen und Fehlinvestitionen, die überall durch die Vernichtung örtlicher Produktion begleitet werden.
Globalisierung heute ist keine Tugend, sondern eine Sünde
Die meisten Menschen meinen, Globalisierung sei die produktive Vereinigung der Menschheit, in der jeweils die Produktivsten auf ihrem Gebiet den Weltmarkt dominieren - durch niedrigere Preise zum Wohle aller. Man denkt, der Freihandel sei der natürliche, unvermeidbare Weg zu weltweitem Wohlstand. Und die Globalisierungsgegner, die dagegen aufstehen, werden als Extremisten und Agitatoren gegen den Fortschritt bezeichnet.
Diejenigen, die Globalisierung als unvermeidbar und nützlich akzeptieren, hätten sogar recht, wenn heute Bedingungen herrschen würden wie im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Unglücklicherweise findet die Globalisierung heute unter ganz anderen Bedingungen als in der Vergangenheit statt.
Heute kann die USA ein grosses Privileg geniessen: Ihre Währung ist Weltreservewährung und damit das universelle Geld. Die USA missbraucht dieses Privileg in schändlicher Weise und flutet die Welt mit Dollar, die nichts als Zahlen sind und im Computer ohne Unkosten produziert werden können. Im Tausch gegen diese Dollar ohne inneren Wert - sie sind eine Art Gutschein ohne Gegenwert - erwirbt die USA in der Welt alles was sie braucht ohne Limit. Das Handelsdefizit der USA beträgt über 500 Milliarden Dollar pro Jahr!
Schiffe erreichen US-Häfen voll mit Gütern und viele kehren ohne Fracht zurück, weil die USA nicht mehr genug Waren in Übersee verkauft. Die USA hat in einer Orgie unbegrenzten Konsums gelebt, da ihre Währung - eine Zahl ohne Substanz - als Zahlungsmittel weltweit akzeptiert wird.
Als Konsequenz aus diesen einseitigen Dollar-Transfers zu den billigsten Anbietern weltweit wurde die US-Industrie ausgehöhlt. Die einst starke und produktive amerikanische Industrie ist dem Dollar in die Länder der Billigproduktion gefolgt. Die US-Arbeitslosigkeit ist bei über 10% angelangt, was aus den offiziellen Zahlen nicht hervorgeht, da diejenigen, die nicht aktiv auf Job-Suche sind, aus der Statistik fallen, und es sich somit um frisierte Zahlen handelt.
Die Realität hat die Amerikaner eingeholt. Ein Privileg kann nicht grenzenlos missbraucht werden. Früher oder später zeigen sich die Konsequenzen. Dieses Privileg erhielten die USA 1944 in der Bretton Woods Konferenz: Der Dollar wurde Reservewährung, zusammen mit dem Gold. 1971 hob Nixon das Versprechen, [Dollar jederzeit gegen eine feste Menge] Gold zu tauschen, auf. Der Dollar verblieb aber als Weltwährung - aber ohne Absicherung als ein Nichts aus Zahlen.
Globalisierung bedeutete in alten Tagen, dass alle Nationen ihre Importe auf eine Höhe begrenzten, die sie durch den Erlös aus Exporten bezahlen konnten. Wenn die Importe die Exporte überschritten, musste die Differenz in Gold bezahlt werden. Wenn die Exporte grösser als die Importe waren, dann wurde ein Ausgleich in Gold eingefordert.
“Chinesische Verhältnisse” schaden China und auch dem Rest der Welt
Es ist nur eine geringfügige Übertreibung zu sagen, dass China der einzige Hersteller aller Waren für Jedermann zu werden droht, nur weil es nicht den Ausgleich seiner Handelsbilanz in Gold fordert. Es genügt, Dollar nach China zu senden, und alle Kaufoperationen werden als bezahlt betrachtet.
Diese Situation ist wahrlich absurd. China wird alles produzieren, was die Welt kaufen will - und niemand kann mit den Arbeitskosten gleichziehen. (So wurde beispielsweise ein Kaufinteressent für Tennisschläger zu einer nächtlichen Tour in den produzierenden Betrieb geladen. Er wurde in ein stockdunkles Gebäude geführt. Das Licht wurde eingeschaltet, und man konnte Hunderte von Arbeitern sehen, die ansonsten in völliger Dunkelheit Tennisschläger bespannten. Das Licht war normalerweise ausgeschaltet, um Strom zu sparen.) Alle Fabrikationen der Welt sind in potenzieller Gefahr durch den chinesischen Wettbewerb. In den USA, einmal eine Supermacht der Produktion, werden Arbeiter gefeuert und Fabriken geschlossen. Die mächtige Kodak, eine Ikone der Industrie und Technologie, feuerte 15000 Arbeiter. Ein sehr böses Omen.
Wenn es so weitergeht, scheint China einen grossen Prozentsatz der Produktion auf diesem Planeten zu absorbieren. Im Austausch ist es bereit, Dollar und immer mehr Dollar, Zahlen auf dem Papier, als Zahlung zu akzeptieren.
Dollar sind kein Reichtum
Dollar sind ein Mittel, Reichtum zu erreichen, aber kein Reichtum an sich. Aber das spielt keine Rolle! Die Chinesen scheinen darauf keinen Gedanken zu verschwenden. Ihnen gefällt es, mehr und mehr Dollar einzusammeln und anzuhäufen. Aber zu welchem Zweck?
Die ganze Zeit, während China Güter für den Rest der Welt produziert, lebt seine Bevölkerung in Armut, weil sie im Gegenzug für ihre Exporte keine importierten Güter erhalten, die das Mittel sind, eine Nation aus der Armut zu hieven. Der Beweis für die Differenz zwischen Importen und Exporten sind die stetig steigenden Dollar-Reserven.
Der Trend ist irrational. Einerseits sind die Amerikaner glücklich, Reichtümer aus der ganzen Welt zu importieren, während ihre Fabriken schliessen und die Bevölkerung zunehmend arbeitslos wird. Andererseits häufen die Chinesen Unmassen an Dollar an, während die Leute arm bleiben, weil all diese Dollar exportierte Güter repräsentieren - die real gar nicht bezahlt wurden.
Wie war es früher?
Als das internationale Gleichgewicht noch in Gold ausgeglichen wurde, im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts, hätte so etwas wie heute gar nicht passieren können. Auch wäre die heutige Irrationalität der Finanzmärkte nicht möglich, wenn internationale Konten immer noch im verhassten Gold bilanziert würden. (Gehasst von den meisten Regierungen der Welt).
Wenn China unter dem vorhergehenden alten System versucht hätte, seine Güter zu Schnäppchenpreisen zu verkaufen, dann wäre der Moment gekommen, an dem die USA unter Goldmangel gelitten hätten und aufgehört hätten einzukaufen. Die US-Zinsen wären gestiegen, was die Importe solange gebremst hätte, bis ein Gleichgewicht zwischen Im- und Exporten erreicht worden wäre.
Ebenso, wenn ein fremdes Land versucht hätte, die heimische Industrie mit subventionierten Billigwaren zu unterminieren und zu zerstören, dann hätte man mit Importzöllen reagiert. Zölle sind ein Hindernis für freien Handel, Subventionen sind es aber ebenso. Das Ideal war im 19. Jahrhundert, diese Hindernisse zu beseitigen, und es war ein gutes Ideal. Wie auch immer, der grössere Teil des internationalen Handels war harmonisiert und integriert mittels Selbstregulierung der Volkswirtschaften, und dies wurde sichergestellt durch den internationalen Zahlungsausgleich in Gold.
Sünden tragen ihre Bestrafung in sich
Gold wurde aus dem internationalen Handel verdrängt. Es existiert keine Begrenzung für Importe aus Asien ausser den Dollar, über die man verfügt. Natürlich haben die Amerikaner unbegrenzte Mengen an Dollar, da die USA Dollar herstellt. (Die EU wünscht, dieses US-Privileg zu beschneiden, und hat daher den Euro eingeführt. Europa wünscht sich, dass die ganze Welt Euro ansammelt).
Mexico hat ziemlich grosse Dollar-Reserven. Wir ziehen uns die US-Krankheit zu. Kodaks Schliessung seiner Produktionsstätten in Guadalajara (Mexico) ist ein Beispiel für das Fortschreiten dieser Krankheit. Die selbe Seuche, die schon die US-Industrie entkernt hat, wirkt auch hier in Mexico. Vor einiger Zeit hatte sich die amerikanische Industrie nach Mexico verlagert. Das war einmal. Jetzt sind sie wieder in Bewegung in Richtung China, wo noch billiger produziert werden kann.
Mexico verfügt über eine reichliche Versorgung mit Dollar, so dass wir von China, Korea oder Singapur importieren können - wo immer der Preis am niedrigsten ist. Und unsere mexikanische Industrie ist am Ersticken.
Wir haben reichlich Dollar, denn wir exportieren Ã-l. Um ein bisschen zu übertreiben: Wir verkaufen Ã-l, einen begrenzt vorhandenen Rohstoff, für Dollar. Dann bringen wir die Dollar nach Asien und importieren Güter, was die Überlebensfähigkeit unserer Fabriken schwächt. Was wird mit uns geschehen, wenn das Ã-l ausgeht?
Es gibt keine automatische Regulierung im internationalen Handel
Wir müssen erneut feststellen: Gold, von J.M.Keynes als „barbarisches Metall“ bezeichnet, war ein hervorragender Regulator für den internationalen Handel. Es schützte einheimische Industrien, weil immer eine natürliche Grenze für Importe existierte; egal wie billig die Waren angeboten wurden, waren wegen der einfachen Tatsache, dass der Ausgleich zwischen Im- und Exporten in Gold bezahlt werden musste, die Menge an Gold in jedem Land aber begrenzt und wurden eifersüchtig geschützt.
Exakt dies ist der Unterschied zwischen der nützlichen Globalisierung im 19. Jahrhundert, einer Ära des Aufblühens im internationalen Handel, und der heutigen Zeit. Heute erzeugt die Globalisierung ernormen Schaden, und solange Länder Zahlungen in Dollar akzeptieren (oder Euro), diesen nicht einlösbaren Gutscheinen, ist der internationale Handel ausser Kontrolle und zerfrisst die Eingeweide der örtlichen Produktion derjenigen Länder, denen Dollar oder Euro [für Importe] zur Verfügung stehen.
Die Weltwirtschaft kann auf diesem Weg nicht unbegrenzt weitergehen. Es wird der Moment kommen, an dem jedermann, selbst die Chinesen, realisieren wird, dass es keinen Sinn macht, unnötig Dollar anzuhäufen. Denjenigen Ländern, die sich entschieden haben, Euro zu akzeptieren, wird es nicht besser ergehen, da unnötigerweise Euro gestapelt werden, und der Rest der Welt weiterhin mit billiger Ware geflutet wird. Und die Währungsreserven, ob Dollar oder Euro, werden sich über die Zeit entwerten, während die Bevölkerung auf den Nutzen aus den Exportkapazitäten verzichten muss.
Wer wird den Anfang machen?
Wird die EU eines Tages erklären, dass sie nicht länger Dollar anhäufen will, und dass jeder Dollar, der des Weges kommt, sofort in Gold getauscht wird, der einzigen Alternative? Bis jetzt hat man dies nicht tun wollen angesichts der Tatsache, dass ohne Dollar-Ansammlung auch die Verkäufe in die USA drastisch zurückgehen würden. Die politischen Folgen der Arbeitslosigkeit, ausgelöst durch diese Massnahme, wären für die EU nicht tragbar.
Auf jeden Fall, ein Schuldenkollaps der USA rückt näher wegen der exzessiven Dollar-Schöpfung der letzten Jahre durch eine zügellose Verschuldung; Schulden der Konsumenten, Unternehmen und der US-Regierungsgesellschaften im Hypotheken-Geschäft. Vergessen wir auch nicht die Schulden der Regierung, die im Stile eines Dritt-Welt-Landes aufblühen.
Sobald die USA in den Schulden kollabieren - durch Pleiten oder Inflation, das spielt keine Rolle - wird auch die Möglichkeit des Warenimports verringert. Dies wird zu einem gewissen Gleichgewicht bei Im- und Exporten führen. China und das restliche Asien und zu einem guten Teil Europa werden ins Chaos fallen, sobald ihre Exportmärkte kollabieren.
Was wir wahrscheinlich in Kürze sehen - Lou Dobbs Gerede über Protektionismus zeigt, woher der Wind weht - ist eine drastische Hinwendung zum Protektionismus in den USA: Zölle auf Importe, um Luft zum Atmen für die einheimische Industrie zu gewähren. Arbeitsmöglichkeiten in den USA verringern sich - ein Alarmzeichen - ausgelöst durch die Vielfalt der Importe aus Asien. Protektionismus wird kommen, und zwar bald.
Aber der Protektionismus behandelt das Symptom und nicht das fundamentale Problem. Er wird zu vielen internen Spannungen innerhalb der USA führen. Ausserhalb der USA wird er zum Ende des Dollars als Weltwährung führen. Aspirin ist keine gute Behandlung bei Lungenentzündung. Dennoch, Protektionismus ist etwas, was die Leute verstehen können. Monetäre Probleme in internationalem Zusammenhang werden von den meisten Leuten nicht verstanden, und viele Wähler interessieren sich nicht dafür.
Eilig! Eilig! Eilig!
Egal ob eine neue internationale Geldordnung kommt oder nicht, die Dinge werden sich ändern. Sie können sich in einer geordneten Art und Weise ändern, sowenig schmerzhaft wie möglich, wenn der Wandel als „Ergebnis einer Konferenz zur Schaffung einer neuen internationalen Geldordnung“ daherkommt. Wenn der Wandel so nicht eingeleitet wird, dann wird er drastisch, ungeordnet und ohne Vorwarnung wie ein Erdbeben einschlagen.
Die wirklich anerkannten Geld-„Experten“ der Welt sind Mitglieder eines sehr exklusiven Clubs. Sie vermeiden unter allen Umständen das, was ihre Beziehungen zu hohen Kreisen der Finanzwelt, den Regierungen, den übergeordneten bürokratischen Organisationen FED, IMF und BIS gefährden könnte. In solchen Kreisen zeugt es von schlechtem Geschmack, wenn man über das redet, was wirklich getan werden müsste. Vielleicht, weil die Lösung so einfach ist:
Gold muss wieder zum Mittel des internationalen Zahlungsaustausches werden. Handelsbilanzen müssen in Gold ausgeglichen werden. Kreditbilanzen müssen in Gold ausgewiesen werden.
Es gibt keine andere Lösung. Der Wandel wird kommen, aber es erscheint als unwahrscheinlich, dass der Wechsel von den Weltmächten freiwillige Zustimmung erhält. Wie die Welt aussehen wird, nachdem der Wandel sich vollzogen hat, ist schwer vorherzusagen. Ich denke mir, die Welt wird nie wieder der Welt gleichen, die wir einmal gekannt haben.
Wie kann der einzelne sich auf so einen Wechsel vorbereiten? Inmitten all der Veränderungen, deren Zeugen wir sein werden, wissen wir nur eins: Gold und Silber werden nie ihre Eigenschaft als Mittel zur Wertbewahrung verlieren. Bei allen Vorbereitungen müssen wir diese immergültige Tatsache im Auge behalten.“
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