-->Buchbeschreibung:
frizztext zu buch 1)"feindbild amerika" fuer amazon:
Dan Diner schreibt parteiisch für Amerika. Aber wie soll man die Dinge genau verstehen, wenn man nicht alle Seiten präzis anhört. Die Gegenstimmen sind bekannt: Arundhati Roy, Jean Baudrillard, Peter Scholl-Latour, Michael Chossudovsky - und Dan Diner listet ja korrekt deren Argumente auch auf: zum Beispiel Chossudovkskys recht überzeugende Darstellung der amerikanischen"Seidenstraßen-Strategie": die absichtlich sukzessive durch die USA herbeigeführte Destabilisierung der chinesischen Machtsphäre durch Umstellung des Territoriums mit US-Militärbasen, Freihandelszonen, Finanzierung oppositioneller politischer Kräfte. Die Destabilisierung der islamischen Welt erscheint dabei regelrecht als bloßes taktisches Unter-Thema und Zwischen-Werk.
Insgesamt sieht Dan Diner jedoch die USA auf einem noch höheren Verantwortungsniveau agieren: auf demjenigen einer fortschreitend zu betreibenden Säkularisierung des Erdballs, des Zurückdrängens also fundamental-religiöser Wahrheitsansprüche in einen rein privaten Raum. Es lässt sich nun einmal nicht von der Hand weisen, dass die Attentats-Flieger am 11. September religiös motiviert waren. Im Glauben, im Sinne eines göttlichen Auftrags zu handeln, in der Gewissheit, ein privilegiertes Weiterleben nach dem Tode zu haben - begingen sie ihre emblematische Tat. Dan Diner fasst zusammen:"SAKRALE ZEIT ANNULIERT SÄKULARE ZEIT." Wen die Notwendigkeit einer globalen Dekonfessionalisierung als Thema nicht interessiert, braucht sich das Buch nicht zu kaufen.
Welche Mittel scheinen ihm denn zur Durchsetzung dieser Ziele passend zu sein?
Wer sich aber näher auf Dan Diner einlässt (Professor für Politikwissenschaften in Leipzig und Jerusalem), wird gewinnbringend vielleicht eine andere prägnante Formulierung analysieren:"AMERIKA IST MEHR ZEIT ALS ORT." Diner sieht Amerika mehr als ein"Prinzip Zukunft", viele andere Staaten als Orte der Vergangenheits-Verklebtheit. Logisch ergibt sich somit der Auftrag, die"Traditions-Gesellschaften" umzuwandeln in pluralistisch verfasste Gesellschaften, den eigentlichen Daseins-Sinn immer weniger in der marionettenhaften Befolgung irgendwelcher religiös-fundamentalistischer Diktate zu sehen als vielmehr in der Befreiung hin zur Individualität.
Wer hält die Individuen in einer Rechtssphäre zusammen? Der säkuläre Staat, der sich noch nicht einmal ansatzweise aus Gemeinschaften aufbaut und seine Machtmittel vorfinanzieren muß? Dann das debitistische Schema, wie bekannt. Der Befreiung zur Individualität aus dem Gemeinschaftsleben folgt der Zwang des Staates, der die Staatskonformität des Individuums zu seinem Dauerthema und seiner Hauptsorge macht. Motto: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Kontrolle wird aber unbezahlbar.
Als legitimes Hilfs-Mittel hierzu sieht Diner die weltweite Installation der Konsum-Gesellschaft.
Konsum-Gesellschaft beruht auf Kontrakten. Kontrakte bedürfen des Zwanges umzu existieren. Zwang muß finanziert werden über GZ als Derivat auf Steuer-Future am entsrechenden Terminmarkt. Verelendung der Besteuerungsbasis beendet auch diesen Traum.
Und wenn das nicht ausreicht, müsse halt ab und zu militärisch eingegriffen werden:
Ach so, ja? Die andere Seite von Huntington? Also doch ein durchgehendes Programm, das man geplant hat? Wird alles scheitern, wie das römische Reich auch. Ethische Begründung der Cäsaren war ja ähnlich.
"Analog zu der Bekämpfung der Piraterie im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird in faktisch herrschaftsfreien Räumen gegen Nischen frei flottierender Gewalt vorgegangen werden." Ob man Diners Ansichten teilt oder nicht: Sein Buch birgt wahrlich interessanten Gedankenstoff...
Philosophen dieser Art brauchen sich keine Gedanken zu machen, wie sie Debitismus, den nicht kennen, vermeiden müssen. Deswegen können sie es sich auch erlauben so einen gefährlichen Quatsch zu verbreiten.
Theo
<ul> ~ Da kommt der Mist her</ul>
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