nereus
19.11.2000, 10:40 |
Grundlagen Bilanz - dottore, mal schnell querlesen bitte! Thread gesperrt |
Hallo dottore!
Ich habe in den letzten Tagen im Buch"Erfolgreiche Kaufmannspraxis" von Wolfgang Göhler gelesen, um etwas über Bilanzen zu erfahren.
Als Basis für die folgenden Fragen halte ich nachfolgend fest.
Zur Ermittlung von Vermögen und Schulden in einer Unternehmung muß eine Inventur durchgeführt werden. Diese wird mittels einer Inventarliste erstellt.
Hierbei unterscheidet man beim Vermögen zwischen Anlage- und Umlaufvermögen
und bei den Schulden zwischen langfristigen und Kurzfristigen Schulden.
Die Schulden werden vom Vermögen abgezogen und man erhält das Reinvermögen, das Eigenkapital.
Die Bilanz kann nur auf Grundlage einer Inventur (unabhängig vom Inventurverfahren) erstellt werden.
Dabei gibt es eine Aktivseite (Vermögenswerte) und eine Passivseite (Vermögensquelle) die sich bei Aufsummierung ausgleichen müssen.
Inventur: Vermögen - Schulden = Eigenkapital
Bilanz: Aktivseite (Anlagevermögen + Umlaufvermögen) = Passivseite (Eigenkapital + Fremdkapital)
Wenn ein Element (z.B. ein Fahrzeug) des Anlagevermögens durch Abnutzung an Wert verliert, wird das Eigenkapital (Fahrzeug wurde bar bezahlt) um den gleichen Betrag reduziert. Das kann über verschiedenartige Abschreibungsverfahren erfolgen. Somit gleichen sich beide Bilanzseiten wieder aus.
Nun zu den Fragen.
1. Ein großer Teil der Produktionsanlagen einer alten Firma ist bereits abgeschrieben. Diese produzieren aber immer noch, aufgrund guter Wartung und erfahrenem Personal.
Das Umlaufvermögen (Warenvorräte) bezüglich dieser Anlagen bleibt konstant, da immer gleicher Ausstoß. Der Anlagevermögen dieser Produktionslinie strebt gegen Null.
Da sich das Anlagevermögen permanent reduziert, muß nun auch das Eigenkapital abschmelzen (Voraussetzung: Maschinen 30 Jahre alt und bezahlt) wegen dem Bilanzausgleich.
Sinkt damit die Kreditwürdikeit dieser Firma? Denn es hat sich das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital verschlechtert (Finanzierung = Eigenkapital: Fremdkapital) obwohl der Verschuldungsgrad unverändert bleibt.
Rein mathematisch sehe ich das ja ein. Aber Kredit heißt doch Vertrauen. Hätte die Firma, durch den pflegsamen Umgang mit ihrem Anlagenpark, nicht längst ihre Bonität (Vetrauenswürdikeit) gerechtfertigt?
Eine mögliche Antwort gebe ich mir gleich selbst. Es zählt offenbar nicht nur die Mathematik sondern auch das Vertrauen, sonst hätte Dr. Jürgen Schneider nicht so viel Kohle bei der Deutschen Bank locker machen können.
2. Die abgeschriebenen Maschinen, die ja noch immer zur Produktion genutzt wurden, werden doch eines Tages verkauft und ein Käufer würde dafür 250.000 DM bezahlen. Wie ändert sich dann die Bilanz?
Das Anlagevermögen kann nicht abschmelzen, da die"alten" Maschinen längst unbewertet sind, also körperlich noch da aber bilanztechnisch eben nicht mehr. Das Eigenkapital würde nun um 250.000 DM zu nehmen. Es gibt auch noch keine Planung für die zukünftige Mittelverwendung. Werden dies 250 TDM dann zu den Kassenbeständen gebucht nur um die Bilanz auszugleichen?
3. Kann man eigentlich auch für Nichtunternehmungen eine Bilanz aufstellen?
Also für den Privathaushalt oder den Staat? Wenn ja, könnte man dann nicht letzlich eine Landes- oder gar Weltbilanz erstellen? Exististiert so etwas vielleicht schon?
Mit der doppelten Buchführung, Lektion in meinem Buch, fange ich gerade erst an.
Gut Ding will Weile haben.
Aber mir dämmert schon ein wenig, ohne generelle kaufmännische Grundlagen ist die ganze Gelddiskussion für die Katze!
mfG
nereus
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nereus
19.11.2000, 11:42
@ nereus
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Re: Grundlagen Bilanz - Rechenfehler - Richtigstellumg! |
Ich schrieb:"Sinkt damit die Kreditwürdikeit dieser Firma? Denn es hat sich das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital verschlechtert (Finanzierung =
Eigenkapital: Fremdkapital) obwohl der Verschuldungsgrad unverändert bleibt."
Es muß richtig heißen: Auch der Verschuldungsgrad nimmt zu.
mfG
nereus
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dottore
19.11.2000, 13:26
@ nereus
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Re: Grundlagen Bilanz - dottore, mal schnell querlesen bitte! |
>Nun zu den Fragen.
>1. Ein großer Teil der Produktionsanlagen einer alten Firma ist bereits abgeschrieben. Diese produzieren aber immer noch, aufgrund guter Wartung und erfahrenem Personal.
>Das Umlaufvermögen (Warenvorräte) bezüglich dieser Anlagen bleibt konstant, da immer gleicher Ausstoß. Der Anlagevermögen dieser Produktionslinie strebt gegen Null.
>Da sich das Anlagevermögen permanent reduziert, muß nun auch das Eigenkapital abschmelzen (Voraussetzung: Maschinen 30 Jahre alt und bezahlt) wegen dem Bilanzausgleich.
EK muss nicht abschmelzen. Du bildest auf der Passivseite eine Wiederberschaffungsrücklage. Die müsste immer höher sein, weil neuere Maschinen meist teurer sind als alte (oder Nebau eines Bürohauses).
>Sinkt damit die Kreditwürdikeit dieser Firma? Denn es hat sich das Verhältnis von Eigen- zu Fremdkapital verschlechtert (Finanzierung = Eigenkapital: Fremdkapital) obwohl der Verschuldungsgrad unverändert bleibt.
>Rein mathematisch sehe ich das ja ein. Aber Kredit heißt doch Vertrauen. Hätte die Firma, durch den pflegsamen Umgang mit ihrem Anlagenpark, nicht längst ihre Bonität (Vetrauenswürdikeit) gerechtfertigt?
>Eine mögliche Antwort gebe ich mir gleich selbst. Es zählt offenbar nicht nur die Mathematik sondern auch das Vertrauen, sonst hätte Dr. Jürgen Schneider nicht so viel Kohle bei der Deutschen Bank locker machen können.
Das Ganze bitte übrigens unter"Lohmann-Ruchti-Effekt" und die Kritik dazu in einem Standardhandbuch der BWL nachlesen. Der Denkfehler wird sofort klar.
Im übrigen zählt zu jedem Kredit eine Kreditwürdigkeitsprüfung" (bitte auch im Handbuch nachlesen).
>2. Die abgeschriebenen Maschinen, die ja noch immer zur Produktion genutzt wurden, werden doch eines Tages verkauft und ein Käufer würde dafür 250.000 DM bezahlen. Wie ändert sich dann die Bilanz?
Sind a.o. Einnahmen. Und können, wenn sie zu Einzahlungen geworden sind, als Gewinn ausgeschüttet werden (altes Problem der"stillen Reserven" - soll ich sie auflösen und damit Gewinne realisieren aber dann gleichzeitig Steuern zahlen?).
>Das Anlagevermögen kann nicht abschmelzen, da die"alten" Maschinen längst unbewertet sind, also körperlich noch da aber bilanztechnisch eben nicht mehr. Das Eigenkapital würde nun um 250.000 DM zu nehmen. Es gibt auch noch keine Planung für die zukünftige Mittelverwendung. Werden dies 250 TDM dann zu den Kassenbeständen gebucht nur um die Bilanz auszugleichen?
Die Bilanz wird auf der Passivseite ausgeglichen: Entweder Gewinn oder diesen in die Rücklagen oder vortragen usw.
>3. Kann man eigentlich auch für Nichtunternehmungen eine Bilanz aufstellen?
>Also für den Privathaushalt oder den Staat? Wenn ja, könnte man dann nicht letzlich eine Landes- oder gar Weltbilanz erstellen? Exististiert so etwas vielleicht schon?
Könnte man, existiert aber nicht. Und da nicht Mal die Import- und Exportstatistiken übereinstimmen (es wird immer mehr exportiert als importiert, als Welt-Summa) stimmt schon das vorne und hinten nicht.
>Mit der doppelten Buchführung, Lektion in meinem Buch, fange ich gerade erst an.
>Gut Ding will Weile haben.
>Aber mir dämmert schon ein wenig, ohne generelle kaufmännische Grundlagen ist die ganze Gelddiskussion für die Katze!
Wie Recht Du hast!
>mfG
>nereus
Gruß
d.
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nereus
19.11.2000, 21:30
@ dottore
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Re: Grundlagen Bilanz - dottore, Danke für die Infos! (owT) |
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