Lullaby
19.11.2000, 17:59 |
Immer wieder neu, immer wieder gut: WAS IST DER ZINS? Thread gesperrt |
1. In den Standardlehrbüchern der Ã-konomie wird der Zins als"Preis" für Geld und/oder Kapital definiert. Das ist Unfug, da ich mir
mit dem Zins ja kein Geld oder Kapital"kaufe".
2. Geld und/oder Kapital gibt es nicht netto. Beides ist zweimal verbucht. Angefangen vom Bargeld, das die Notenbank ausgibt (dort
als Passivposten verbucht) bis hin zur Staatsverschuldung, die bei den Bürgern bekanntlich ein Aktivposten ist (Bunds, Bonds usw.).
So dass man sagen kann: Je höher die öffentlichen Schulden, umso reicher das Land. Jedenfalls seine Bürger.
3. Heute ergibt sich der Zins (die Sätze der Notenbanken ausgenommen) durch Angebot und Nachfrage nach bereits umlaufenden
(vorhandenen) Titeln. Will keiner mehr Bonds haben, fällt ihr Kurs, entsprechend steigt die Rendite und entsprechend steigt auch der
Zins, den ein Kreditnehmer für fresh money bieten muss, um es zu bekommen.
4. Aber warum gibt es den Zins überhaupt? Der Zins setzt das Kontrahieren eines Schuldverhätnisses voraus. Ohne Schulden also kein
Zins. Jede Zinserklärung muss also tief zurückgehen in die Geschichte und die Frage beantworten, warum es überhaupt zur
Kontrahierung von Schuldverhältnissen gekommen ist.
5. Was lehrt uns die Geschichte? Die ersten Kontrakte sind als Warenschulden überliefert (babylonische Tontafeln usw.). Wie kommt
es zu Warenschulden? Weil der Kreditnehmer die Ware nicht hat, der Kreditgeber sie aber hat und sich davon trennen kann. Trennt er
sich nicht von der Ware, kommt es zu keinem Kontrakt - egal wie laut der potentielle Kreditnehmer jammert.
6. Würde sich der Kreditnehmer von seiner Ware trennen, wenn er ein Risiko befürchten müsste, sie nicht wiederzusehen? NEIN. Der
Zins kann niemals eine Risikoprämie sein. Denn entweder ich bin sicher, die Ware zurückzuerhalten oder ich habe Sicherheiten, die
mich beim Ausfall der Rückzahlung (-lieferung) entschädigen würden. Daher erscheint in der Geschichte mit dem Zins immer ein
Eigentumstitel, der mir überschrieben wird, als Sicherheit.
7. Solche Sicherheiten sind historisch Eigentum an Grund und Boden oder an Menschen (die berüchtigte Schuldknechtschaft, siehe
Bibel, das Buch NEHEMIAH). Zins setzt also nicht nur Schulden, sondern auch Eigentum voraus. Beides entsteht gleichzeitig (wie
Heinsohn/Steiger in ihrem großen Werk detailliert beschrieben haben).
8. Wie erklären wir die Höhe des Zinses? Die einzige Erklärung, die ich - für den historischen Start-up - gefunden habe ist die:
Mann A hat in Periode t eine Mißernte und braucht dringend Saatgetreide, um in Periode t + 1 weiterleben zu können. Mann B hat
Saatgetreide, das er abgeben könnte. Warum gibt er es A nicht unverzinslich? Ganz einfach: Weil sich der Preis für Saatgetreide in t +
1 verändert haben wird, und zwar nach unten. Denn A wird in t + 1 eine gute Ernte einfahren, wie alle anderen auch, das Getreide ist
nicht mehr so knapp wie in t, also billiger.
Wir rechnen: In t besteht ein Verhältnis 1 Sack Getreide = 100 Shekel. In Periode t + 1 lautet es 1 Sack = 80 Shekel. Damit B für
diesen Preisverfall (Überschuss-Situation) entschädigt wird, muss er 20 Shekel als Zusatzleistung ("Zins") einfordern. Das wird jeder
verstehen, denn warum sollte er sich durch den Leihvorgang verschlechtern? Er will post festum nur gleich gut dastehen wie ante.
Wer die Warenmärkte betrachtet, sieht (z.B. Schweinezyklus) immer wieder dieses Auf und Ab der Preise.
Dies alles erklärt auch das Phänomen: Hohe Preise = hohe Zinsen. Da es keinen"Zins" als solchen gibt, ist der hohe"Preis für Geld"
nichts anderes als der Ausgleich für den alsbald wieder sinkenden Preis für Waren, um die es immer und letztlich geht.
Und nie vergessen: Niemand leiht sich Geld, um es sich anzuschauen, sondern um es auszugeben - entweder um Schulden abzulösen
(die sich ihrerseits auf Waren- bzw. Konsumvorgänge) zurückführen lassen oder um sich gleich eine Ware zu besorgen.
Könnten alle Menschen unendlich lange warten, gäbe es keinen Zins, auch klar. Der Zins ist also nur ein Ausgleich für
unterschiedliche zeitliche Präferenzen: der eine braucht etwas sofort, der andere später. Wer es sofort braucht, muss den anderen
aber dafür entschädigen, dass er später etwas zurückerhält (Tilgung), was dann weniger wert sein könnte oder nach aller Erfahrung
tatsächlich ist (gemessen in anderen Waren, incl. Edelmetall, woraus denn Münzen wurden usw. usw.).
Das derzeit zu beobachtende allgemeine Hocbbuchen von Schulden / Guthaben ist ein völlig anderes Thema, das nichts mit dem Zins,
sondern damit zu tun hat, dass Schulden nicht mehr vollstreckt werden (können) und man sie deshalb einfach e-funktional in die Höhe
schiessen lässt.
Dass diese Schulden und damit die gleich hohen Guthaben crashen werden, ist selbstverständlich und wir sollten uns schon jetzt warm
anziehen - denn die dann folgende deflationäre Depression wird ungeheuerlich werden (historische Beispiele kann ich zu Dutzenden
liefern, angefangen bei den alten Ägyptern, wo die Menschen sogar die Mumien ihrer Vorfahren verfändeten, um sich Liquidität zu
beschaffen).
Hat was. Gell?
Gruß
L. (das inzwischen zum großen Vowi-Crack heranreift und noch viele überraschen wird)
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Utopia
19.11.2000, 21:24
@ Lullaby
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Re: Immer wieder neu, immer wieder gut: WAS IST DER ZINS? |
> 8. Wie erklären wir die Höhe des Zinses? Die einzige Erklärung, die ich - für den historischen Start-up - gefunden habe ist die: > Mann A hat in Periode t eine Mißernte und braucht dringend Saatgetreide, um in Periode t + 1 weiterleben zu können. Mann B hat > Saatgetreide, das er abgeben könnte. Warum gibt er es A nicht unverzinslich? Ganz einfach: Weil sich der Preis für Saatgetreide in t + > 1 verändert haben wird, und zwar nach unten. Denn A wird in t + 1 eine gute Ernte einfahren, wie alle anderen auch, das Getreide ist > nicht mehr so knapp wie in t, also billiger. > Wir rechnen: In t besteht ein Verhältnis 1 Sack Getreide = 100 Shekel. In Periode t + 1 lautet es 1 Sack = 80 Shekel. Damit B für > diesen Preisverfall (Überschuss-Situation) entschädigt wird, muss er 20 Shekel als Zusatzleistung ("Zins") einfordern. Das wird jeder > verstehen, denn warum sollte er sich durch den Leihvorgang verschlechtern? Er will post festum nur gleich gut dastehen wie ante.
Oder will er vielleicht auch besser dastehen?
Genau hier liegt die Ursache von Sieg und Niederlage, Freude und unermeßlichem Leid. Was sagt uns obiger Absatz? Die ganze Menschheitsgeschichte, was rede ich, das ganze Leben (Evolution) ist eine einzige Spekulation. Wer gibt mir denn die Garantie für die angemessene Höhe des Zins, genauer, für einen Überschuß und den daraus resultierenden Preisverfall in Periode t+1? Natürlich niemand. Jetzt überlege ich, warum es die Menschheit überhaupt so weit gebracht hat? Immerhin ist es eine Eigenart unserer Psyche, erhebliche Risiken in Aussicht auf eine erfolgreiche Spekulation einzugehen. Stimmt es also, wer wagt gewinnt? Oder ist es nicht vielmehr so, daß wir auf den ersten Blick zwar viel gewonnen haben, aber das dicke Ende erst noch kommt, wir also gnadenlos in die Wälder (bzw. Wüsten, Wälder sind ja mittlerweile Mangelware) zurückgeprügelt werden, aus denen wir einst kamen?
Natürlich bin ich ein Freund der Spekulation, sie macht das Leben erst interessant und damit lebenswert. Trotzdem kann man weiterdenken, wie es den möglich wäre, sozusagen zum Wohle der Gesellschaft, die Spekulation in irgendeiner Form zu reduzieren. Es geht zwar letztlich gegen die Natur des Seins (siehe Sozialismus), aber gibt es denn wirklich keinerlei realisierbare Ansätze? Müßte wohl ein Geschmack von Revolution in der Luft liegen. Ha, der Kampf des Menschen gegen sein eigenes"Ich". Und das ausgerechnet in einer Zeit der Hochleistungsgesellschaft, in der jegliche Form von Schwäche zum Tabuthema erklärt worden ist. Diese Vorstellung hat irgendwie was von Raumschiff Enterprise, da gibt es kein Geld mehr, der Mensch arbeitet lediglich mit dem Ziel sich selbst zu verbessern - Utopie pur.
Was mir an diesem Forum übrigens aufgefallen ist, neben dem angenehmen Ton, ein Wissen fast aller Beteiligten um die Unmöglichkeit, Perfektion zu erreichen aber trotzdem danach zu streben, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Das hat uns anscheinend die Börse beigebracht. Etwa schon ein Umdenkprozess im Gange?
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Rumpelstilzchen
19.11.2000, 22:36
@ Lullaby
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Bisch jetzt au undr die Käpsele ganga? Heilix Blächle! Et schlecht! (owT) |
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Lullaby
19.11.2000, 22:46
@ Rumpelstilzchen
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Re: Bisch jetzt au undr die Käpsele ganga? Ja, bin ubiquitär ;-) (owT) |
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Georg
19.11.2000, 23:30
@ Utopia
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Re: Wieso nicht perfekt?- |
Niedriger Zins, niedriges Risiko, hoher Zins, hohes Risiko, wer würde anders verfahren. Allein die langjährige Dividende (3/4 des letzten Jhd.s gibt eine Grafik, mit der man sich anfreunden kann), nur im Maß muss es bleiben... im Maß muß es bleiben.
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HG
20.11.2000, 09:26
@ Lullaby
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Einige kleine Antworten |
>1. In den Standardlehrbüchern der Ã-konomie wird der Zins als"Preis" für Geld und/oder Kapital definiert. Das ist Unfug, da ich mir > mit dem Zins ja kein Geld oder Kapital"kaufe".
*** Du kaufst Dir zwar kein Geld, aber Du"leihst" es Dir.
*** Und dafür ist der Zins der Preis.
> 2. Geld und/oder Kapital gibt es nicht netto. Beides ist zweimal verbucht. Angefangen vom Bargeld, das die Notenbank ausgibt (dort > als Passivposten verbucht) bis hin zur Staatsverschuldung, die bei den Bürgern bekanntlich ein Aktivposten ist (Bunds, Bonds usw.). > So dass man sagen kann: Je höher die öffentlichen Schulden, umso reicher das Land. Jedenfalls seine Bürger. > 3. Heute ergibt sich der Zins (die Sätze der Notenbanken ausgenommen) durch Angebot und Nachfrage nach bereits umlaufenden > (vorhandenen) Titeln. Will keiner mehr Bonds haben, fällt ihr Kurs, entsprechend steigt die Rendite und entsprechend steigt auch der > Zins, den ein Kreditnehmer für fresh money bieten muss, um es zu bekommen. > 4. Aber warum gibt es den Zins überhaupt? Der Zins setzt das Kontrahieren eines Schuldverhätnisses voraus. Ohne Schulden also kein > Zins. Jede Zinserklärung muss also tief zurückgehen in die Geschichte und die Frage beantworten, warum es überhaupt zur > Kontrahierung von Schuldverhältnissen gekommen ist. > 5. Was lehrt uns die Geschichte? Die ersten Kontrakte sind als Warenschulden überliefert (babylonische Tontafeln usw.). Wie kommt > es zu Warenschulden? Weil der Kreditnehmer die Ware nicht hat, der Kreditgeber sie aber hat und sich davon trennen kann. Trennt er > sich nicht von der Ware, kommt es zu keinem Kontrakt - egal wie laut der potentielle Kreditnehmer jammert. > 6. Würde sich der Kreditnehmer von seiner Ware trennen, wenn er ein Risiko befürchten müsste, sie nicht wiederzusehen? NEIN. Der > Zins kann niemals eine Risikoprämie sein. Denn entweder ich bin sicher, die Ware zurückzuerhalten oder ich habe Sicherheiten, die > mich beim Ausfall der Rückzahlung (-lieferung) entschädigen würden. Daher erscheint in der Geschichte mit dem Zins immer ein > Eigentumstitel, der mir überschrieben wird, als Sicherheit.
*** Der Zins ist grundsätzlich zwar nicht der Preis für das Risiko, aber ein
*** erhöhtes Risiko kann den Zins erhöhen.
*** In diesem Fall würde sich der Zins aus dem Basiszins zuzüglich eines
*** Zinsaufschlages für ein erhöhtes Risiko zusammensetzen.
> 7. Solche Sicherheiten sind historisch Eigentum an Grund und Boden oder an Menschen (die berüchtigte Schuldknechtschaft, siehe > Bibel, das Buch NEHEMIAH). Zins setzt also nicht nur Schulden, sondern auch Eigentum voraus. Beides entsteht gleichzeitig (wie > Heinsohn/Steiger in ihrem großen Werk detailliert beschrieben haben). > 8. Wie erklären wir die Höhe des Zinses?
*** Die einzige Erklärung für die Höhe des Zinses ist Angebot und Nachfrage.
Die einzige Erklärung, die ich - für den historischen Start-up - gefunden habe ist die: > Mann A hat in Periode t eine Mißernte und braucht dringend Saatgetreide, um in Periode t + 1 weiterleben zu können. Mann B hat > Saatgetreide, das er abgeben könnte. Warum gibt er es A nicht unverzinslich? Ganz einfach: Weil sich der Preis für Saatgetreide in t + > 1 verändert haben wird, und zwar nach unten. Denn A wird in t + 1 eine gute Ernte einfahren, wie alle anderen auch, das Getreide ist > nicht mehr so knapp wie in t, also billiger. > Wir rechnen: In t besteht ein Verhältnis 1 Sack Getreide = 100 Shekel. In Periode t + 1 lautet es 1 Sack = 80 Shekel. Damit B für > diesen Preisverfall (Überschuss-Situation) entschädigt wird, muss er 20 Shekel als Zusatzleistung ("Zins") einfordern. Das wird jeder > verstehen, denn warum sollte er sich durch den Leihvorgang verschlechtern? Er will post festum nur gleich gut dastehen wie ante. > Wer die Warenmärkte betrachtet, sieht (z.B. Schweinezyklus) immer wieder dieses Auf und Ab der Preise. > Dies alles erklärt auch das Phänomen: Hohe Preise = hohe Zinsen. Da es keinen"Zins" als solchen gibt, ist der hohe"Preis für Geld" > nichts anderes als der Ausgleich für den alsbald wieder sinkenden Preis für Waren, um die es immer und letztlich geht. > Und nie vergessen: Niemand leiht sich Geld, um es sich anzuschauen, sondern um es auszugeben - entweder um Schulden abzulösen > (die sich ihrerseits auf Waren- bzw. Konsumvorgänge) zurückführen lassen oder um sich gleich eine Ware zu besorgen. > Könnten alle Menschen unendlich lange warten, gäbe es keinen Zins, auch klar. Der Zins ist also nur ein Ausgleich für > unterschiedliche zeitliche Präferenzen: der eine braucht etwas sofort, der andere später. Wer es sofort braucht, muss den anderen > aber dafür entschädigen, dass er später etwas zurückerhält (Tilgung), was dann weniger wert sein könnte oder nach aller Erfahrung > tatsächlich ist (gemessen in anderen Waren, incl. Edelmetall, woraus denn Münzen wurden usw. usw.). > Das derzeit zu beobachtende allgemeine Hocbbuchen von Schulden / Guthaben ist ein völlig anderes Thema, das nichts mit dem Zins, > sondern damit zu tun hat, dass Schulden nicht mehr vollstreckt werden (können) und man sie deshalb einfach e-funktional in die Höhe > schiessen lässt. > Dass diese Schulden und damit die gleich hohen Guthaben crashen werden, ist selbstverständlich und wir sollten uns schon jetzt warm > anziehen - denn die dann folgende deflationäre Depression wird ungeheuerlich werden (historische Beispiele kann ich zu Dutzenden > liefern, angefangen bei den alten Ägyptern, wo die Menschen sogar die Mumien ihrer Vorfahren verfändeten, um sich Liquidität zu > beschaffen).
>Hat was. Gell?
>Gruß
>L. (das inzwischen zum großen Vowi-Crack heranreift und noch viele überraschen wird)
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Hardy
20.11.2000, 10:02
@ Lullaby
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WAS IST DER ZINS? - eine vorweggenommene Strafe? |
> 6. Würde sich der Kreditnehmer von seiner Ware trennen, wenn er ein Risiko befürchten müsste, sie nicht wiederzusehen? NEIN. Der > Zins kann niemals eine Risikoprämie sein. Denn entweder ich bin sicher, die Ware zurückzuerhalten oder ich habe Sicherheiten, die > mich beim Ausfall der Rückzahlung (-lieferung) entschädigen würden. Daher erscheint in der Geschichte mit dem Zins immer ein > Eigentumstitel, der mir überschrieben wird, als Sicherheit.
Was ist beim Blankokredit? Folgende Konstellation:
- die Bank vergibt einen Kredit an einen Kunden, der ihr"gut" erscheint & auch hart verhandelt, blanko - denn am Zins will die Bank ja verdienen, & möglicherweise geht der Kunde zur Konkurrenz, wenn der Kredit nicht zustandekommt.
- ein paar Jahre später verschlechtert sich die Wirtschaftslage, die Zahlungsmoral & die Laune des Innenrevisors, dem ungesicherte Kredite gar nicht gefallen. Was tut die Bank: sie verlangt die"Verstärkung von Sicherheiten"
- der böse Kunde verstärkt die Sicherheiten aber nicht, entweder weil er nicht will oder weil er nicht kann
- was tut die Bank?
a) sie kündigt den Kredit. Entweder
aa) der Kunde ist zahlungsfähig. Er stellt die Bücher glatt, die Bank hat zwar ihr Geld, aber einen langjährigen Kunden verloren (schlimmer - der erzählt die Geschichte weiter)
bb) der Kunde ist nicht zahlungsfähig. Dann hat sie das Problem, die Forderung einzutreiben, mit ungewissem Risiko. SCHLIMMER NOCH: sie darf - zumindest in Deutschland - nicht mehr den vertraglichen Zins verlangen, sondern nur noch ihren sog.Refinanzierungsschaden, der in der Regel wesentlich geringer ist als der vertragliche Zins
egal wie nun - die Bank verliert. Zumindest entgehen ihr Gewinne.
b) sie kündigt den Kredit nicht, lässt es aber weiterlaufen. Solange die Zinsen bedient werden, ists ja noch ok. NUR:
sie erhöht die Zinsen. Aus zwei Gründen:
1. wenn der Kredit nicht sofort gekündigt wird, sondern erst später, hat man vorher noch ein Geschäft mit höheren Zinsen mitgenommen
2. die Bank sagt ganz unverblümt: Sie sind ein höheres Risiko wegen der fehlenden Sicherheiten, die Sie uns nicht geben: also - Strafe für crimen laesae banconis
2. die erhöhten Zinsen veranlassen den Kunden möglicherweise, seine Kreditlinie zurückzuführen. Folge - geringeres Risiko, der Revisor ist zufriedener (dass dann aber auf der anderen Seite weniger Rendite erzielt wird, steht auf einem anderen Blatt...
Hardy
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dottore
20.11.2000, 13:53
@ HG
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Re: Einige kleine Antworten - Ja, Zins ist n i e m a l s"Preis" für Geld! |
>>1. In den Standardlehrbüchern der Ã-konomie wird der Zins als"Preis" für Geld und/oder Kapital definiert. Das ist Unfug, da ich mir
>> mit dem Zins ja kein Geld oder Kapital"kaufe".
>*** Du kaufst Dir zwar kein Geld, aber Du"leihst" es Dir.
>*** Und dafür ist der Zins der Preis.
Zum Wesen der Leihe: Laut § 598 BGB"unentgeltliche Gebrauchsüberlassung einer Sache gegen die Verpflichtung zur Rückgabe derselben Sache". Dies kann es also nicht sein, da a) unentgeltlich und b) Rückgabe"derselben" Sache (also des gleichen Geldscheins).
Zur Miete: Vertrag, durch den sich Vermieter verpflichtet, eine unbewegliche (Haus) oder bewegliche Sache (Kfz) während der Mietzeit gegen Entgelt (Mietzins) zu überlassen (535 ff. BGB). Dies kann es also auch nicht sein.
Zum Darlehen: Übereignung (!) von Geld mit der Vereinbarung der Rückzahlung in gleicher Art, Güte, Menge (607). Der Empfänger wird also - im Gegensatz zur Leihe - Eigentümer.
Der Darlehensnehmer ist Eigentümer von was geworden? Von Banknoten als Sachen. Und sonst von nichts. Sonst wäre er ja zwei Mal Eigentümer: einmal von den Banknoten als Sachen und dann noch einmal als Eigentümer an den Rechten, die sich aus den Banknoten herleiten. Beispiel Bank will einen von ihr an die Notenbank weitergereichten Wechsel auslösen. Sie hat aber zum Stichtag die Banknoten nicht und leiht sie sich. Dann hat sie zum einen das Eigentum an den Banknoten und gleichzeitig das Eigentum an dem Recht, den Wechsel gegen die Banknoten herauszufordern.
Hier sieht man schon wie schief und unpräzise die Rechtsordnung ist. Als das BGB in Kraft trat, hatten wir eine Goldwährung. Da gab es kein solches Splitting des Eigentümers eines Darlehens. Denn entweder ich hatte dann Goldmünzen mit einem bestimmten Gewicht zum Eigentum oder an Banknoten, die ich jederzeit in Goldmünzen dieses Gewichts wechseln konnte.
Das Wechselgeschäft mit der Notenbank ist immer ein Vertrag. Oder auch die Tendergeschäfte mit"Rücknahmeverpflichtung" (heißen so amtlich!) und eine Verpflichtung ist eine Schuld, usw.
Dem Eintauschen von Banknoten in Gold im Goldstandard aber liegt kein Vertrag zugrunde, sondern das Gesetz, wonach jede präsentierte Note sofort in Gold umzuwechseln sei, so sie präsentiert wird. Wo ein Gesetz etwas regelt, sind Verträge sinnlos, wie z.B., dass Minderjährige selbst kein Moped kaufen dürfen.
Daraus geht hervor, dass der Zins niemals ein Preis sein kann. Wäre er ein Preis, würde ich mit dem Zins das Eigentum an den Banknoten erwerben, nach dem Motto: Ich kaufe den Tausender, wie hoch ist sein Preis? Ach zehn Prozent? Dann nehme ich den Tausender und hier ist der Preis, nämlich der Hundertmarkschein.
Nun könnte man sagen, der Preis für die Übertragung der Banknote in mein Eigentum ist der Wert (Nominal) der Banknote p l u s der Zins. Aber das macht keinen Sinn, denn dann würde ich für einen Tausender 1100 Mark bezahlen. Der Tausender wäre dann mein Eigentum und Schluß.
Wir sehen also deutlich, dass das mit dem"Preis" für Geld niemals hinhaut. Aber nun gibt es bekanntlich den Zins und er wird vereinbart, aber wofür?
Da kein Mensch Geld leiht, um es sich anzuschauen, sondern um das Geld sofort wieder auszuzahlen, muss man die Definition des Zinses also auf der Ebene der Zeit suchen. Der Zins ist der Preis für Zeit, die ich nicht verstreichen lassen kann oder will. Der Zins ergibt sich aus dem Phänomen des Nicht-Warten-Könnens oder Nicht-Warten-Wollens. Da ich mir mit dem Geld, über das ich nach Darlehensnahme verfügen kann, sofort etwas kaufen kann (bzw. etwas bezahlen kann) und nicht erst später (wann immer"später" sein mag), ist der Zins also der Preis dafür, dass ich später fällige (oder gewünschte) Zahlungen nicht später, sondern sofort erledigen kann.
Ein Haus kostet 500.000 Mark. Ich kann warten, bis ich die 500.000 Mark gespart oder verfügbar habe. Oder ich kann das Haus auch gleich kaufen, muss dazu aber Darlehen nehmen (Hypotheken, Grundschulden, Bausparkredite). Diese Darlehen kosten Zins, so dass - Regelfall - das Haus, dadurch, dass ich schon jetzt einziehen kann (und nicht erst später) nicht 500.000 Mark kostet, sondern eine Million. Denn die anderen 500.000 Mark laufen in der Regel als Zinsen auf, bis das Haus abbezahlt ist.
Also kostet mich das Haus, das ich per Kredit kaufe, schon jetzt 1 Mio Mark, obwohl ich die Zahlungen erst peu à peu in den folgenden Jahren leiste.
Und die 500.000 Mark (als"Zinsen" ausgedrückt) sind der Preis (richtig: Preis!) dafür, dass ich das Haus nicht erst in 50 Jahren beziehe, sondern jetzt.
Den Zins aus"Geld" abzuleiten, bringt überhaupt nichts. Der Zins muss aus der jeweiligen Zeitpräferenz abgeleitet werden ("sofort" -"später") und er ist der Preis für Zeit, konkret für Zeit, die ich nicht (ohne das Haus z.B.) verstreichen lassen will.
>*** Der Zins ist grundsätzlich zwar nicht der Preis für das Risiko, aber ein
>*** erhöhtes Risiko kann den Zins erhöhen.
>*** In diesem Fall würde sich der Zins aus dem Basiszins zuzüglich eines
>*** Zinsaufschlages für ein erhöhtes Risiko zusammensetzen.
Das ist völlig richtig. Daher es ja die Credit Ratings gibt und AAA-Papiere (z.B. T-Bonds) einen niedrigeren Zinssatz tragen als C-Papiere (z.B. eine Anleihe der Telefongesellschaft von Malawi).
Aber den Basiszins aus einer"Risikoprämie" allein zu definieren, geht nicht an. Ergo ist der Zins auch nie ein Preis für"Risiko", sonst wäre er ja eine Versicherungsprämie.
Hätten alle Emittenten ein gleich gutes/schlechtes Rating würde übrigens der Risikoaufschlag per definitionem entfallen. Er lässt sich immer nur relativ zu anderen Ratings definieren.
>> 8. Wie erklären wir die Höhe des Zinses?
*** Die einzige Erklärung für die Höhe des Zinses ist Angebot und Nachfrage.
Schon, aber nicht Angebot von und Nachfrage nach Geld, sondern das Anbieten von zeitlich sofort verfügbaren Gütern und die Nachfrage danach. Das Geld spielt dabei keine Rolle, denn ein Bauunternehmer könnte auch das fertige Haus zur Verfügung stellen und um den Zins samt Kaufpreis erst in 10 Jahren in Form von Geld abfordern. Bis dahin hat der neue Hauseigentümer aber vielleicht geerbt und kann alles gleich bar bezahlen.
Auch hier klar zu sehen: Geld und Zins in dem Sinne, dass der Zins ein Preis für Geld ist, kann keine Rede sein.
Gute Gruß
d.
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