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Verrückt - ein neues Gesetz belohnt längeres Studieren
Die neue Bundesärzteordnung: Wer vor dem 1. Oktober sein Examen macht, muß danach noch 18 Monate als Arzt im Praktikum arbeiten
BERLIN (HL). Wenn die Abgeordneten des Bundestags-Gesundheitsausschusses heute nicht einlenken, schaffen sie ein Gesetz, mit dem längeres Studieren hoch lukrativ wird.
Genau das ist nämlich die Folge der Stichtagsregelung zur beschlossenen Abschaffung des Arztes im Praktikum. Die Novellierung der Bundesärzteordnung sieht vor, daß Medizinstudenten, die bis zum 1. Oktober ihr Examen machen und das Studium abschließen, anschließend noch die 18monatige Phase als Arzt im Praktikum durchlaufen müssen. Wer nach dem 1. Oktober sein Examen macht, der wird sofort als vollwertiger Assistenzarzt eingestellt.
Die Folge: Es lohnt sich, mit dem Examen bis nach dem 1. Oktober zu warten. Dann ist das Jahresgehalt - so hat es auch das Bundesgesundheitsministerium einkalkuliert - um 29000 Euro höher. Deshalb fordert der Marburger Bund im Vorfeld der heute im Gesundheitsausschuß des Bundestages stattfindenden Beratungen zur Novellierung der Bundesärzteordnung eine Änderung der Stichtagsregelung: Ab dem 1. Oktober sollte der AiP komplett abgeschafft werden.
Finanziell ist die Aufstockung der Ärztegehälter abgesichert. Rund 10000 AiPs beschäftigen die Kliniken derzeit. 300 Millionen Euro können die Kliniken dafür extrabudgetär bei den Krankenkassen abrufen, so eine Regelung, die mit der letzten Gesundheitsreform geschaffen wurde.
Überschattet wird diese Verbesserung für die Klinikärzte von der Aufkündigung der Arbeitszeit-Vereinbarung durch die Tarifgemeinschaft der Länder. Zwar arbeiten die Ärzte durchweg erheblich mehr als die übrigen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Mit einer Erhöhung der Regelarbeitszeiten schrumpfen aber die Überstundenvergütungen.
Das würde bedeuten, so Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Marburger Bundes, daß die Effektiveinkommen der Krankenhausärzte bei einer Erhöhung der Arbeitszeit auf 40 Wochenstunden um vier Prozent, bei 42 Wochenstunden sogar um neun Prozent sinken würden.
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