Thread was „Bilanz/Grundlagen. Dottore mal schnell querlesen" hier
Ein buona notte und buon giorno für Euch alle!
<ul><ul><font color=brown> Nereus schrieb: Nun zu den Fragen. 1. Ein großer Teil der Produktionsanlagen einer alten Firma ist bereits abgeschrieben. Diese produzieren aber immer noch, aufgrund guter Wartung und erfahrenem Personal.
Das Umlaufvermögen (Warenvorräte) bezüglich dieser Anlagen bleibt konstant, da immer gleicher Ausstoß. Der Anlagevermögen dieser Produktionslinie strebt gegen Null.
Da sich das Anlagevermögen permanent reduziert, muß nun auch das Eigenkapital abschmelzen (Voraussetzung: Maschinen 30 Jahre alt und bezahlt) wegen dem Bilanzausgleich. </ul></ul></font>
<ul><font color=red> Dottore schrieb: EK muss nicht abschmelzen....(.)...Du bildest auf der Passivseite eine Rücklage. </ul></font>
Richtig. Aber noch einige sehr wichtige Ergänzungen.
Hat Firma X einen Maschinenwert im Anlagevermögen, so wird Jahr für Jahr bis auf 1DM abgeschrieben.[Wieviele Prozente p.a. ist von Land zu Land unterschiedlich geregelt, und es gibt lineares und degressives Abschreiben].
Buchungssatz: Abschreibungskonto (in Erfolgsrechnung,Aufwand) soll an Maschinenwert (in Aktiven,Anlagevermögen) haben.
Diese Buchung bedeutet -als Einzelfall gesehen- Verlust für die Firma (sogen. negativ-erfolgswirksamer Geschäftsfall), ebenso wie anderer Aufwand (Kosten für Wareneinkauf, Löhne etc).
Hat die Firma X durch Verkauf von Produkten (Ertrag, positiv erfolgswirksamer Geschäftsfall) alle negativ-erfolgswirkamen Fäll übertroffen, ist diese Differenz der Gewinn; bzw. im umgekehrten Fall ein Verlust.
Es kommt oft vor, dass Firmen jeden Monat Gewinn oder Verlust berechnen, um festzustellen wie’s so läuft. Aber nota bene: Erst per Ende Jahr wird der Gewinn [oder Verlust] für's Jahr definitiv, der je die gleiche ¦Differenz¦ von Aktiven minus Passiven und Ertrag minus Aufwand meint [oder im Verlustfall umgekehrt] und dann Ende Geschäftsjahr via sogen. Jahresabschlussbuchung ausgeglichen werden muss.
Buchungssatz bzgl. Gewinn verbuchen beim Jahresabschluss: Erfolgskonto (in Erfolgsrechnung, soll)an EK [in Passiven], haben]
Buchungssatz bzgl. Verlust verbuchen beim Jahresabschluss:
EK (in Passiv) soll an Erfolgskonto [in Erfolgsrechnung] haben.
Ist vereinfacht dargestellt, da u.a. Reserven bei der Jahresabschlussbuchung gebildet werden [können/müssen]. Oder: es gibt Rücklagen. Oder Gewinn/Verlust wird z.T. in’s nächste Geschäftsjahr übertragen. Weiters ist auch via Jahresabschlussbuchung möglich, aus der Firma"Gewinn" herauszunehmen.
Die Frage: Wieso muss Gewinn(oder Verlust) pro Jahr ausgewiesen werden? [und durch die Jahresabschlussbuchung ausgeglichen werden?] Antwort: Gewinne werden pro Jahr berechnet [und werden von Staats wegen besteuert].
Meist ist Buchhaltung für Laien ein Buch mit sieben Siegeln. Lass Dich davon nicht abschrecken, Nereus.
Es gibt nur 16 Buchhaltungssätze, wovon nur 12 relevant sind:
<ul> ~ 4 erfolgsneutrale Buchungssätze (Aktiven-,Passiventausch, Bilanzverlängerung, -verkürzung).
~ 4 negativ erfolgswirksame Buchungssätze
~ 4 positiv erfolgswirksame Buchungssätze</ul>
[und 4 Korrekturbuchungen, die nur innert der Erfolgsrechnung gebraucht werden: z.B. um Portokosten, der irrtümlichweise als Lohnaufwand gebucht wurden, auf's Konto"Portoaufwand" umzubuchen.
Ich empfehle Dir die Buchhaltungspuren"vernetzt" zu betrachten: Langsam, Schritt für Schritt:
<ul> ~ a) z.B. den (Ver)kauf einer Maschine[2 Teilnehmer: 1.Verkäufer,2. Käufer]
und....
~ b)die daraus resultierende spätere Überweisung via Bankensystem[3 Teilnehmer, 1.Maschinenkäufer, 2.Verkäufer, 3. Bankensystem] zu betrachten.
~ c) Oder eine Bank bezahlt für Strom aufs EKW-Bankkonto(2 Teilnehmer: 1.Bankensystem, 2. EKW).
~ d) Oder Firma Siemens überweist für Strom's EKW-Bankonto(3 Teilnehmer: 1. Bankensystem, 2. Siemens 3. EKW) usw usw. </ul>
<ul><font color=red>Dottore schrieb: Im übrigen zählt zu jedem Kredit eine Kreditwürdigkeitsprüfung" (bitte auch im Handbuch nachlesen). </ul></font>
Ja. Aber noch eine sehr wichtige Ergänzung/Präzisierung.
Oft kommt es vor, dass ein Unternehmer eine Kreditlimite verhandelt, die für viele viel Jahre gilt, statt für jeden Kredit erneut bei der Bank zu betteln.:-) Je nach Geschäftsgang ist der Unternehmer einmal in den Miesen bzgl. Bankkonto, ein anderes mal ist sein Bankkonto"gut gepolstert" und die Bank ist in Miesen bzgl. Unternehmer. Beispiel: Modebranche oder Otto Normalverbraucher, der sein Lohnkonto überzieht. Die Fachliteratur nennt's"Kontokorrentbeziehung mit wechselndem Kreditverhältnissen. Ein megastarkes Argument für Debitismus (denn wechselnde Kreditverhältnisse, beenden insgesamt keine Schulden]
Aber wenn mich mein Eindruck nicht täuscht, bin ich damit bei Dottore [noch?] nicht ganz durchgekommen. Oder doch, Dottore? Übrigens: In der Schweiz sind x Unternehmen um bald das doppelte bei Banken in den Miesen als die Staatsverschuldung beträgt.
<ul><ul><font color=brown> Nereus schrieb: Die abgeschriebenen Maschinen, die ja noch immer zur Produktion genutzt wurden, werden doch eines Tages verkauft und ein Käufer würde dafür 250.000 DM bezahlen. Wie ändert sich dann die Bilanz?</ul></ul></font>
<ul><font color=red>Dottore schrieb: Sind a.o. Einnahmen.</ul></font>
Richtig. <ul> ~ a) positiv erfolgswirksamer Buchungssatz beim Verkäufer: Debitor Maschinenkäufer[in Bilanz, aktiven]soll an ausserordentliche Erträge [in Erfolgsrechung Ertrag], haben.
U N D.. d a m i t.. z u s a m m e n h ä n g e n d:
~ b) erfolgsneutraler Buchungssatz beim Käufer(Bilanzverlängerung): Maschine [in Bilanz Aktiven, Anlagevermögen] soll an Kreditor Verkäufer[in Bilanz, passiven) haben.</ul>
Es empfiehlt sich zu überlegen, was im Bankensystem geschieht, wenn der Maschinenkäufer später an den Maschinenverkäufer überweist. Es sind deswegen im Banksystem sechs Resultate denkbar. Aber es ist eigentlich zuviel verlangt, diese herausfinden für jemanden der sich seit kurzem mit Buchführung beschäftigt: (Tipp: Gäbe es keine Kontokorrente mir wechselndem Kreditverhältnissen, gäbe es diesbzgl. nur vier Resultate; die üblichen erfolgsneutralen Fälle. Sonst: Nur fragen Nereus).
<ul><ul><font color=brown>Nereus: Kann man eigentlich auch für Nichtunternehmungen eine Bilanz aufstellen? Also für den Privathaushalt oder den Staat? Wenn ja, könnte man dann nicht letzlich eine Landes- oder gar Weltbilanz erstellen? Exististiert so etwas vielleicht schon?</ul></ul></font>
<ul><font color=red>Dottore schrieb: Könnte man, existiert aber nicht. </ul></font>
Ja... Das BIP/BSP funktioniert zwar mit Kontosystemen, aber aus BIP/BSP geht nicht hervor, wer es wie finanziert hat. Ansonsten: Klug, Nereus, sich zu überlegen, wie sich bzw. was eine"Weltbilanz" verändert.
<ul><ul><font color=brown>Nereus schreib: Mit der doppelten Buchführung, Lektion in meinem Buch, fange ich gerade erst an. Aber mir dämmert schon ein wenig, ohne generelle kaufmännische Grundlagen ist die ganze Gelddiskussion für die Katze! </ul></ul></font>
Yeah, das unterschreib' ich.
Erst mit Buchhaltungs Know-how wird klar, wieso es die ZBGM und M1/M2/M3 gibt, wann und weswegen sie steigen/sinken, was das genau bedeutet. Und wie Hausgiro, ZB-Giro, SWIFT-Giro damit zusammenhängen. Und v.a.: Sind Zinsen des Bankensystems „erfolgswirksame“ oder „erfolgsneutrale“ Fälle für Banken und/oder Nichtbanken. Und: Was Staatsoblisausgabe und deren Verzinsung angeht: Sind die im Bankensystem erfolgsneutral oder erfolgwirksame Geschäftsvorfälle?
Grüsse und itulas
von Liated, u.a. Buchhaltungsprofi und offen für alle buchhaltungstechnischen Fragen, die Du hast
PS1: Für Jükü und Reinhard Deutsch
Das Beispiel von Dir Reinhard (Commerzbank, Dresdner Bank) hat Jükü korrekt widerlegt. Denn bei diesem Beispiel ist weder die ZBGM noch M1 [M2/M3] gestiegen. Ebenso würde das Beispiel „Jükü verkauft EW-Abo an Dottore“ weder ZBGM noch M1[=kurzfristige Liquidität der Nichtbanken] beeinflussen.
PS2: Für Dottore
Ich glaube, dass Aufschuldungsexesse, die in Jahrtausenden oft auftraten, zusammengebrachen und von neuem gestartet worden waren, eine tiefgründige Einsicht von Dir offenbaren, die ich ebenso bewundere wie Deinen Mut, Mainstream-Ã-konomik in Frage zu stellen.(Infla/Defla-Szenario). Aber mit (D)einer einseitigen „Schuldzuweisung“ an „den Staat“ kann ich nicht viel anfangen, aufgrund der Buchhaltungsspuren, welche die Staatsverschuldung im Marktsystem hinterlässt bei deren Herausgabe/Verzinsung.
Fiat Gelddiskussion Falschgeld
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>PS2: Für Dottore
>Ich glaube, dass Aufschuldungsexesse, die in Jahrtausenden oft auftraten, zusammengebrachen und von neuem gestartet worden waren, eine tiefgründige Einsicht von Dir offenbaren, die ich ebenso bewundere wie Deinen Mut, Mainstream-Ã-konomik in Frage zu stellen.(Infla/Defla-Szenario). Aber mit (D)einer einseitigen „Schuldzuweisung“ an „den Staat“ kann ich nicht viel anfangen, aufgrund der Buchhaltungsspuren, welche die Staatsverschuldung im Marktsystem hinterlässt bei deren Herausgabe/Verzinsung.
Zunächst vielen Dank für die subtile Analyse bzw. Weiterdrehe. Alls oben ist völlig korrekt wieder gegeben.
Die"einseitige" Schuldzuweisung an den Staat kann selbstverständlich diskutiert werden. Es geht mir nicht um engstirnige Betrachtungen. Mein Gedanke war nur der: Sobald der Staat mit seiner Schuldenmacherei beginnt, holen wir uns die Infla ins Haus. Das war die Phase der 1970er Jahre vor allem. Dass sich im weiteren Verlauf die Exzesse, die der Staat vorgemacht hat, in einer Art"trickle down" oder einem"spill over" über die ganze Wirtschaft verteilt haben, ist unstreitig.
Schlechte Vorbilder machen schlechte Sitten. Ohne Staat wären weder Infla, noch Disinfla (und damit die Finanztitelhausse) möglich gewesen. Dass die Marktteilnehmer dann ihrerseits die Sache in den Exzess getrieben haben und dass dabei die Rolle des Staates relativ immer geringer geworden ist (der ja schon froh ist, die Zinsen mit zusätzlicher Verschuldung = Hochbuchen also decken zu können), steht außer Frage. Zum Schluss wurde eben die ganze Welt in den Taumel gerissen.
Der Staat war sozusagen nur des Teufels Vortänzer. Von ihm kam die erste Schneise der Verwüstung, die dann von den privaten Marktteilnehmern erheblich verbreitert wurde.
Oder am Beispiel der Staatsverschuldung USA (Reagan 1980: 950 Mrd, heute 5,7 Bio $). Beide Male hätte man die gleichhohen Guthaben einfach im Depot liegen lassen können. Man konnte sie aber auch beleihen ("hebeln") und da macht es dann schon einen Unterschied, ob ich einen fast sechs Mal so hohen Betrag zum Hebeln zur Verfügung habe, bei einem inzwischen nur knapp drei Mal so hohen BIP oder nicht.
Aber dass ich überhaupt heble, ist natürlich nicht dem Staat anzukreiden, sondern liegt allein in der Entscheidung der privaten Martteilnehmer.
Vielleicht hätte man verbieten sollen, dass Guthaben bestehend aus Forderungen gegen den Staat überhaupt als"Sicherheiten" für zusätzliche Kredit- und Verschuldungsoperationen genommen werden - bis hin zu der Derivate-Blase. Dann hätten T-Bonds, T-Bills usw. ein Mal gekauft werden können und danach hätte sie der Käufer bis zur Fälligkeit liegen lassen müssen. Einfach so, als zu 100 % bezahltes Aktivum und ohne jede Beleihungsmöglichkeit.
Aber es ist bekanntlich ganz anders gelaufen.
Nochmals dankend und besten Gruß
d.
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>Fiat Gelddiskussion Falschgeld
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