-->Nach den Deflationsängsten vom letzten Sommer kommen jetzt nach Greenspans Ausführungen wieder Inflationssorgen aufs Tapet. Die Experten schwanken bei diesem Thema hin und her wie die Blumen im Frühlinswind. Dabei wird sträflich missachtet, was denn die Preise zum Steigen respektive zum Sinken bringt.
Der Preis einer Ware misst sich in Geldeinheiten. Da diese Geldeinheiten aber keine feste Grösse sind sondern durch Kredite wachsen, sollte zuerst das Augenmerk auf diese Geldmenge geworfen werden. Die Geldmenge wurde in den letzten Jahren von praktisch allen Zentralbanken massiv aufgebläht (inflationiert). Die gestiegene Geldmenge muss somit Auswirkungen im Preisgefüge haben, welche in der Vergangenheit hauptsächlich in den Immobilienpreisen ihren Niederschlag fanden. Wir haben dementsprechend die Inflation ausgehend vom Schuldenwachstum bereits hinter uns. Ob die Geldmenge noch weiter gesteigert werden kann, hängt davon ab, inwiefern neue Gläubiger gefunden werden können, welche bereit sind, neue Kredite zu finanzieren.
Wenden wir uns nun weg von der Geldmenge den Waren zu. Bei den Waren gibt es verschiedene Gründe für Preissteigerungen: Löhne, Rohstoffe, Steuern, Bodenpreise, Kapitalkosten usw. Preissteigerungen kommen durch einen Angebotsmangel zustande (Ausnahme: Steuern). So stiegen die Löhne in der IT-Branche und im Finanzsektor in den 90er Jahren massiv, weil der Nachfrage nach Spezialisten ein zu knappes Angebot gegenüberstand. Dieser mögliche Grund für Preissteigerungen ist zurzeit nicht gegeben, umso mehr als dass viele Stellen nun in Billiglohn-Länder verlagert werden (Indien).
Ganz anders sieht es hingegen bei den Steuern aus. Die indirekten Abgaben werden laufend erhöht. Die Preissteigerungen von Zigaretten, Alkoholika usw. kommen weder den Aktionären noch den Mitarbeitern zu Gute, sondern sind staatlich induziert. Noch augenscheinlicher wird es bei der in der Schweiz geplanten Mehrwertssteuererhöhung, welche alle Konsumenten betrifft oder Gebührenerhöhungen, die nirgends erfasst werden.
Ein weiterer Punkt, welcher die Inflationssorgen anfachen, sind die erwarteten Zinserhöhungen. Dabei gibt es zwei konträre Gründe, welche Zinsen zum Steigen bringen können:
Die Nachfrage nach Kredit wird von einem neuen Investitionszyklus angefacht (Eisenbahn, Elektrizität, Auto, Computer, Internet). Dies ist die von Alan Greenspan bevorzugte Variante, nur unterschlägt er uns, welcher Zyklus als nächstes dafür verantwortlich sein könnte. Ich halte dieses Szenario für sehr unwahrscheinlich.
Die Gläubiger haben Angst vor einer Konkurswelle infolge überdehnter Bilanzen und sind nur noch bereit gegen eine erhöhte Risikoprämie Kapital zur Verfügung zu stellen. Hier sind Zinssteigerungen aufgrund der hohen privaten wie öffentlichen Verschuldung zu erwarten.
Es gibt also durchaus berechtigte Gründe, welche eine Inflation der Konsumgüter erwarten lassen, dabei ist aber das wichtigste Thema noch nicht zur Sprache gekommen: Lassen sich höhere Preise am Markt auch durchsetzen?
Steigen die indirekten Steuern und die Gesundheitskosten, aber nicht die Löhne, gibt es für den Konsumenten auch keine Möglichkeit, höhere Preise zu bezahlen, umso mehr als die privaten Haushalte bereits massiv verschuldet sind. Und dies ist genau das explosive Gemisch, welches sich hier und jetzt zusammenbraut!
Was passiert mit Unternehmen, welche sich mit höheren Kapitalkosten und staatlichen Abgaben auseinandersetzen müssen, die Preise aber nicht an die Konsumenten weiter geben können, weil diese bereits bis zur Halskrause verschuldet sind? Dabei wurden die Rohstoffpreise noch nicht berücksichtigt. Die von G.W. Bush versprochenen tieferen Oelpreise haben sich bis dato als eine Fata Morgana herausgestellt.
Gruss chiron
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