Heller
21.05.2004, 21:58 |
Was ist das Risiko von Hedgefonds: Vermutungen und Fragen... Thread gesperrt |
-->Hedgefonds und erst recht Dachfonds von Hedgefonds werden als risikoarme mit guten Renditen angepriesen.
Was mir einleuchtet ist folgendes:
1) Die üblichen Aktien-Fonds sind nicht abgesichert (außer durch eine gewisse Streuung auf mehrere enthaltene Werte) und daher beliebig volatil (siehe z.B. Tech-Blase).
2) Als Normalanleger eine Absicherung zu basteln, ist teuer (Puts kaufen, vergleichsweise hohe Gebühren, Spreads etc.) und schwierig: der Emittent gewinnt fast immmer.
3) Durch Hedgefonds hat man - theoretisch - Profis auf seiner Seite, die ein striktes Moneymanagement beherrschen, denen auch Leerverkäufe gestattet sind, die mit dem VERKAUF von Optionen die Kosten der Absicherung erheblich senken können. Sie sollten natürlich möglichst unabhängig von großen Investmenthäusern sein (wegen Einflussnahme zu Ungunsten des Fonds und zugunsten des Investmenthauses).
Klar ist, dass auch Hedgefonds schief liegen können, z.B. in Zeiten von Trendwechseln, von Änderungen in der Volatilität etc. Außerdem laufen bestimmte Strategieen nur eine bestimmte Zeit und müssen dann nachjustiert oder gar komplett erneuert werden.
ABER: es sollte nicht zu gravierenden Einbrüchen kommen - sonst wäre es eben kein vernünftiger Hedgefond.
UND: Solange nicht alles Geld der Welt in Hedgefonds angelegt ist, spricht nichts dagegen, dass eine solche Anlageform relativ gleichmäßig Gewinne oberhalb von Festgeldzinsen bringt. (Es muss - wegen Nullsummmenspiel - entsprechend viele andere Anlagen geben, die Verluste machen.)
Meine Frage ist nun:
Welche Gefahr besteht durch den Einsatz von Derivaten? Und zwar nicht die üblichen Totalverlustrisiken und - bei geschriebenen Optionen auch weit darüber hinaus. Sondern durch die"Derivate-Blase".
Was ist, mal ganz dämlich gefragt, das Schlimme daran, dass für jede nominal 100 Euro Bundesanleihe sagen wir mal 3 Shorts und 3 Longs kommen (also Futures im Nominal von 600 Euro)? Oder 10 Shorts und 10 Longs (also Futures im Nominal von 2000 Euro)?
Meine eigene Vermutung ist, dass bei einer superstarken Bewegung (z.B. Bund-Future fällt von 115 auf 150) die Investoren der Shortseite reihenweise Pleite gehen und die Longseite entsprechend dann in die Röhre schaut - obwohl sie theoretisch riesige Gewinne gemacht haben sollten.
Die Auswirkungen von einem solchen Erdbeben hätte vermutlich eine Kettenreaktion zur Folge mit Schließung der Derivatemärkte für Tage oder Wochen, mit Vergleichen zwischen Longs und Shorts (die sicher etwas ungerechter als die Bush-Wahl ausfallen würden) und weiteren vielfältigen Verwerfungen.
Ist so ein Szenario möglich/wahrscheinlich? Oder ist das Gebilde viel stabiler als vermutet und wird viel länger leben als die großen Währungen und Staaten?
Welche Hedgefonds würden sowas überleben?
Gibt es welche, die auch für die Derivate-Kernschmelze zumindest noch einen nennenswerten Restwert behalten?
Danke für erhellende Antworten.
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off-shore-trader
21.05.2004, 23:12
@ Heller
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Interessante Frage! |
-->>Meine Frage ist nun:
>Welche Gefahr besteht durch den Einsatz von Derivaten? Und zwar nicht die üblichen Totalverlustrisiken und - bei geschriebenen Optionen auch weit darüber hinaus. Sondern durch die"Derivate-Blase".
>Was ist, mal ganz dämlich gefragt, das Schlimme daran, dass für jede nominal 100 Euro Bundesanleihe sagen wir mal 3 Shorts und 3 Longs kommen (also Futures im Nominal von 600 Euro)? Oder 10 Shorts und 10 Longs (also Futures im Nominal von 2000 Euro)?
>Meine eigene Vermutung ist, dass bei einer superstarken Bewegung (z.B. Bund-Future fällt von 115 auf 150) die Investoren der Shortseite reihenweise Pleite gehen und die Longseite entsprechend dann in die Röhre schaut - obwohl sie theoretisch riesige Gewinne gemacht haben sollten.
1. Es gibt die circuit breaker, die sind sinnvoll wegen dem computergesteuerten Handel, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.
2. Broker werden aus ureigenstem Interesse bedacht sein Positionen u.a. gegen den Willen der Kunden zu liquidieren. Positionen werden glattgestellt bevor es zu margin calls kommt.
>Die Auswirkungen von einem solchen Erdbeben hätte vermutlich eine Kettenreaktion zur Folge mit Schließung der Derivatemärkte für Tage oder Wochen, mit Vergleichen zwischen Longs und Shorts (die sicher etwas ungerechter als die Bush-Wahl ausfallen würden) und weiteren vielfältigen Verwerfungen.
>Ist so ein Szenario möglich/wahrscheinlich? Oder ist das Gebilde viel stabiler als vermutet und wird viel länger leben als die großen Währungen und Staaten?
Es gibt sehr viele verschiedene Märkte (Equity, Metalle, Agrar, Währungen, Rohstoffe), die nicht 1:1 mit einander korrelieren. So lange ausreichend Liquidität (Forex ist sehr liquide) vorhanden ist, sehe ich den Markt sich selbst regulierend.
>Welche Hedgefonds würden sowas überleben?
>Gibt es welche, die auch für die Derivate-Kernschmelze zumindest noch einen nennenswerten Restwert behalten?
Es gibt viele verschiende Strategien: Convertible Arbitrage, Dedicated Short Bias, Emerging Markets, Equity Market Neutral, Event Driven, Distressed, Event Driven Multi-Strategy, Risk Arbitrage, Fixed Income Arbitrage, Global Macro, Long/Short Equity, Managed Futures, Multi-Strategy, etc.
Da werden einige überleben und sicher auch profitieren.
Ich bin auch auf andere / weitere Meinungen gespannt.
Greets
off-shore-trader
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off-shore-trader
21.05.2004, 23:51
@ off-shore-trader
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aktuelles Problem: Glattstellen der Carry Trades aufgrund steigender Zinsen! |
-->11 May 2004, 10:00pm ET
SUSIE GHARIB: One reason Wall Street has been having a rough ride lately is something called"the carry trade." It`s a bet that markets make when interest rates are low. So when interest rates start to go up, those bets start running into problems. Darren Gersh explains.
DARREN GERSH, NIGHTLY BUSINESS REPORT CORRESPONDENT: About a year ago, boy, did the Federal Reserve have a deal for Wall Street`s big money players. To head off deflation, Alan Greenspan and colleagues drove short-term interest rates down to 1 percent, and then said they would keep them there for"a considerable period of time." Economist Steven East says that was an open door to what Wall Street calls the carry trade.
STEVEN EAST, ECONOMIST, FRIEDMAN, BILLINGS & RAMSEY: If I can borrow at 1 percent and in! vest at 5 percent, I have 4 percent positive carry. So it`s called the carry trade because I can carry my position in long bonds very cheaply. In fact it is so cheap, I make money doing it.
GERSH: And for a considerable period of time, it was great for investors and the Fed. So many people bought bonds, long-term interest rates hit rock bottom. It wasn`t just bonds, investors also bought stocks and commodities like gold. But now that growth and inflation are picking up, East says the Federal Reserve has to worry about all the borrowing it encouraged.
EAST: The risk is that if everybody tries to sell their bond positions all at once, everyone is trying to go through the same door all at one time that things could get pretty messy.
GERSH: A best guess is the carry trade pumped hundreds of billions of dollars into the bond market and other investments, which is why Fed watcher Tom Gallagher says the Federal Reserve now says it will raise rates at a!"measured pace."
TOM GALLAGHER, POLITICAL ECONOMIST, ISI GROUP: What`s happening is that the Fed is saying we`re giving you a month or two to get out of these trades, so investors are doing that by unwinding these trades. The re-flation assets are actually rolling over. Gold is a good example, gold prices have been falling recently. I`m not saying it is the most important factor, but it is one other consideration when you are trying to explain market trends.
GERSH: Gallagher says the Fed has adopted a verbal tightening, sending an unmistakable signal in the code understood by institutional investors that it is time to drop the carry trade. Darren Gersh, NIGHTLY BUSINESS REPORT, Washington.
<ul> ~ The </ul>
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MC Muffin
22.05.2004, 00:12
@ Heller
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Re: Was ist das Risiko von Hedgefonds: Vermutungen und Fragen... |
-->Vielleicht kann man das mit einer Pyramide vergleichen. Du kannst sie so hoch bauen wie du willst so lange alle Seiten im Gleichgewicht sind.
Das Problem ist, dass das Material aus dem die Steine sind ( Stein gleich H Fond ).
Einer oder einige dieser Fonds können sehr einseitig investiert und stark gehebelt sein und somit zerbröseln, allerding baut der Rest der Pyramide auf die unteren Steine auf.
Zerbröseln zu viele stürzt sie ein.
Nur mal so ein Gedanke.
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Diogenes
22.05.2004, 08:49
@ Heller
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Re: Was ist das Risiko von Hedgefonds: Ein paar Fakten |
-->Hi Heller,
1) Es gibt mittlerweile ein Nominale von 210 Bio. (unsrige Bio.) Dollar an Derivaten. Die Weltwirtschaft insgesamt bringt es gerade mal auf 35 Bio. im Jahr."Derivat" kommt von ableiten, fragt sich nur, wovon.
2) Das meiste davon unstandartisiert und illiquide ohne Markt (OTC) beruhend auf Computermodellen. Das ist ein Wiederspruch in sich, die Modelle auf denen Derivate aufgebaut werden, gehen von unbegrenzter Liquidität aus.
3) Diese Derivate sind durch kein Clearinghause garantiert. Am Ende bleibt nur die Hoffnung, daß der Verlierer zahlen kann. Wenn nicht, ist plötzlich selbst das"risikoloseste Buch" in Schieflage.
4) Derivate sind ein Nullsummenspiel. Die einzigen Gewinner sind die Banken, die die Privisionen, Spesen, Gebühren usw. kassieren. Der ganze Derivatberg ist am Ende nur ein Papierhaufen an Wetten, deren Haltern sämtliches Bare aus der Tasche gezogen wurde.
Risikolos? Preisfrage: Wswegen werden Hedgefonds jetzt dem Publikum verkauft?
Wenn du mich fragst, sind Derivate ein gigantischer Schwindel. Ungefähr so substanzreich wie die angeblich totsicheren tot.com Investments.
Gruß
Diogenes
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