dottore
02.06.2004, 17:35 |
Mehrwertsteuererhöhung"unvermeidbar" und welche Folgen für TIPS? Thread gesperrt |
-->Hi,
Stratthaus (CDU FM Ba-Wü):"Mehr indirekte und dafür weniger direkte Steuern" (SZ)
Milbradt (CDU MP Sachsen): MWSt.-Erhöhung"unvermeidbar" (Rhein. Merkur)
Merz (CDU Fraktionsvize):"Nichts Neues, nichts Aufregendes, in der Sache richtig und von mir geteilt" (Neue Osnabrücker)
BFM Berlin: Debatte hat"verheerende Wirkung" für die Konjunktur (Sprecher zu AP)
Verheerung hin, Verheerung her. Was sein muss, muss sein. Die MWSt. geht irgendwann rauf.
Da dies den Lebenshaltungskostenindex entsprechend beeinflusst, bedeutet das für die Infla-indexierten Anleihen, die ab 2005 mit mind. 10 Mrd Euro kommen:
Staat kassiert höhere MWSt. ---> höhere Preise ---> höhere Zahlungen auf die TIPS ---> wie lustig.
Auf den Rückruf des BFM, ob und wie denn nun der"Infla-Zins" besteuert wird, warte ich noch. Vielleicht klappt's Morgen.
Zu beachten auch: Wenn jedes Jahr 5 % der Bruttokreditaufnahme TIPS werden und diese (angenommen) 20 Jahre Laufzeit haben, und danach erst deren Refi in die nächste Runde der Bruttokreditaufnahme eingehen, sollten bis dahon so ziemlich 100 % der Bundestitel aus TIPS bestehen.
Nehmen wir ein TIPS-Anleihevolumen von dann ca. 500 Mrd Euro und eine Infla-Rate von 5 Prozent p.a. (MWSt.-Erhöhungen erledigen das schnell, ansonsten helfen die begeisterten Käufer nach, indem sie auch noch Milch und Brötchen auf Pump kaufen), hätten wir 25 Mrd Euro Infla-Zinsen p.a. und das Ganze dreht sich lustiglich im Kreis.
Die"vom Staat" sind doch erstaunliche Profis.
Gruß!
|
Josef
02.06.2004, 17:45
@ dottore
|
@dottore: Was, bitte, sind denn TIPS?? (o.Text) |
-->
|
Popeye
02.06.2004, 17:58
@ Josef
|
Re: @dottore: Was, bitte, sind denn TIPS?? (o.Text) |
-->neu-deutsch: Treasury Inflation Protected Securities = TIPS
Schlicht inflations"geschützte" Staatsanleihen
|
dottore
02.06.2004, 18:16
@ dottore
|
Re: Und Roland Koch dazu: |
-->Zusammenfassung ex Agentur kurz vor 18.00:
Koch warnt vor voreiligen Steuersenkungen
Stuttgart - Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) warnte vor voreiligen Steuersenkungen. Kurzfristig müsse eine Steuerreform das System durchschaubar machen, langfristig müsse sie zu Entlastungen führen, sagte Koch den „Stuttgarter Nachrichten“ (Donnerstag). In einer ersten Stufe werde eine Steuerentlastung keine nennenswerten Effekte haben.
Was ist eigentlich"nacheilig"?
Gruß!
|
Easy
02.06.2004, 18:18
@ Popeye
|
das ist nicht"neu-deutsch" sondern schlichtweg englisch. (o.Text) |
-->
|
Carpediem
02.06.2004, 18:21
@ dottore
|
nacheilig = populistischer Aktionismus wenn es eh zu spät ist! (o.Text) |
-->
|
Popeye
02.06.2004, 18:30
@ Easy
|
Re: das ist nicht"neu-deutsch" sondern schlichtweg englisch. Wirklich?(o.Text) |
-->
|
Jacques
02.06.2004, 18:33
@ dottore
|
Re: Mehrwertsteuererhöhung"unvermeidbar" und welche Folgen für TIPS? |
-->höhere Mehrwertsteuer:
Welcher Mehrwert wird geschaffen?
Absehbaren Folgen hoher Mehrwertsteuern u.a.:
- Zunahme der Schwarzarbeit->sinkende Steuerleistungen, sinkende Erträge->Mindereinnahmen bei Einkommens,Vermögens- und Mehrwertsteuern.
Nichts gegriffen die Herren und Damen, die dem Bürger das Geld aus der Tasche ziehen.
Gruss
|
zucchero
02.06.2004, 18:41
@ dottore
|
Frage |
-->Hallo,
warum muss der Bund inflationsindizierte Anleihen ausgeben? Gibt des hierfür ein Gesetz?
Ich verstehe auch die Rechnung nicht, wenn 5 % der Bruttokreditaufnahme in TIPS geschieht, ist der Grenzwert nicht 100% sondern 5% oder? Dan wäre die Auswirkung in dieser Hinsicht weniger brisant.
Gruß aus Baden
|
zucchero
02.06.2004, 18:43
@ Easy
|
Tips sind doch Trinkgeld ;-) (o.Text) |
-->
|
dottore
02.06.2004, 19:29
@ zucchero
|
Re: Antwort |
-->>Hallo,
>warum muss der Bund inflationsindizierte Anleihen ausgeben?
Muss nicht.
>Gibt des hierfür ein Gesetz?
Nein. Nicht nötig. Bund ist sowieso"Daueremittent". Es wird nur noch an den Ausgabe-Details für die TIPS gebastelt.
>Ich verstehe auch die Rechnung nicht, wenn 5 % der Bruttokreditaufnahme in TIPS geschieht, ist der Grenzwert nicht 100% sondern 5% oder?
Nein, jedes Jahr 5 % vom jeweiligen Brutto. Die ersten 5 % bleiben"liegen" (Laufzeit der TIPS ist mindestens 10 Jahre, vermutlich will das BFM noch viel längere Laufzeiten), müssen nicht neu finanziert werden. Von den restlichen 95 Prozent dann wieder 5 %, usw. So nähert man sich den 100 % automatisch.
>Dan wäre die Auswirkung in dieser Hinsicht weniger brisant.
Na schaumermal.
Gruß nach Baden!
|
André
02.06.2004, 20:22
@ dottore
|
Re:Auch das Heilmittel"TIPS" wird am Ende den Wert eines Trinkgelds haben! |
-->Globalisierung und Steuerwettbewerb setzen die Grenzen für die Unverschämtheiten der Machthaber und ihrer Bürokraten.
Mit Erhöhungen der allgemeinen Steuerlasten wird es bald zu Ende gehen
und den Politruks wird nur noch das unbeliebte Streichen von Ausgaben
bleiben, auch wenn sie sich noch so winden.
Die USA lernen ja gerade schmerzlich, dass der historisch bislang beliebteste Ausweg aus der Krise, nämlich KRIEG, auch
nicht mehr so einfach ist, wie bislang.
Staat, beachte, achte den Etat
Denn es nahet der Eklat!
Und der Büger gar nicht faul
haut dem Bürokrat auf´s Maul.
MfG
A.
|
RetterderMatrix
02.06.2004, 21:24
@ dottore
|
Und was machen TIPS bei Deflation? ;-))) (o.Text) |
-->
|
Fremdwort
03.06.2004, 10:07
@ dottore
|
Re: Mehrwertsteuererhöhung"unvermeidbar" und welche Folgen für TIPS? |
-->Hi,
das ist die logische Folge dessen, dass der erzielbare Mehrwert immer geringer wird. Die Profitrate fällt also. Zwangsläufig muß der Staat nachziehen und das ausgleichen.
Meine Prognose passt also bestens:-)
Gruß
Fremdwort
|
dottore
03.06.2004, 10:27
@ Fremdwort
|
Re: Mehrwertsteuererhöhung"unvermeidbar" und welche Folgen für TIPS? |
-->>Hi,
>das ist die logische Folge dessen, dass der erzielbare Mehrwert immer geringer wird. Die Profitrate fällt also.
Je atomistischer die Konkurrenz, umso mehr geht die Profitrate gegen Null. Je größer ein"Wirtschaftsraum", siehe EU, umso schneller geht's auch.
>Zwangsläufig muß der Staat nachziehen und das ausgleichen.
Was muss der ausgleichen? Er stützt durch das Zulassen von Löhnen auch ohne dass dafür gearbeitet wird (Arbeitslosengeld bis Sozialhilfe) das"Lohnniveau". Das funktioniert aber nur, indem er sich ins Aschgraue weiter verschuldet, also künftige Steuern abtritt.
Für den"Kapitalisten" ist es allemal besser, bis auf weiteres beim Staat zu"investieren". Der schüttet je nach Land drei- bis fünfmal so viel an"Dividenden" (= Zinsen auf Staatstitel) aus als die dortigen Kapitalistenklassen und dessen Inkasso erscheint einstweilen noch risikolos (AAA-Papiere), während das Erzielen von Profiten nicht erzwungen werden kann (ergo geringere Ratings im privatkapitalistischen Bereich).
Sich also immer schön an die primäre Macht halten, denn die kassiert mit der Knarre in der Hand.
Gruß!
|
Fremdwort
03.06.2004, 11:23
@ dottore
|
Re: Mehrwertsteuererhöhung"unvermeidbar" und welche Folgen für TIPS? |
-->>>Hi,
>>das ist die logische Folge dessen, dass der erzielbare Mehrwert immer geringer wird. Die Profitrate fällt also.
>Je atomistischer die Konkurrenz, umso mehr geht die Profitrate gegen Null. Je größer ein"Wirtschaftsraum", siehe EU, umso schneller geht's auch.
Du meinst hier mit Wirtschaftsraum sicherlich das variable Kapital, denn daran liegt es.
Je mehr Geld aus dem abstrakten Warenkreislauf zu Geldkapital umgeqwandelt wird und damit in den Kapitalkreislauf fliesst, desto schneller geht es, da deren Verhältnis zueinander exponentiell ist - logo.
>>Zwangsläufig muß der Staat nachziehen und das ausgleichen.
>Was muss der ausgleichen? Er stützt durch das Zulassen von Löhnen auch ohne dass dafür gearbeitet wird (Arbeitslosengeld bis Sozialhilfe) das"Lohnniveau". Das funktioniert aber nur, indem er sich ins Aschgraue weiter verschuldet, also künftige Steuern abtritt.
Er baut diese Kosten aber immer weiter ab, die Einnahmeerhöhung ist nur die Gegenmassnahme, das Ziel dasselbe.
>Für den"Kapitalisten" ist es allemal besser, bis auf weiteres beim Staat zu"investieren". Der schüttet je nach Land drei- bis fünfmal so viel an"Dividenden" (= Zinsen auf Staatstitel) aus als die dortigen Kapitalistenklassen und dessen Inkasso erscheint einstweilen noch risikolos (AAA-Papiere), während das Erzielen von Profiten nicht erzwungen werden kann (ergo geringere Ratings im privatkapitalistischen Bereich).
Richtig. Ich will auch mal Staat sein und mich ohne Bedenken bis zum crash neu verschulden können:-).
>Sich also immer schön an die primäre Macht halten, denn die kassiert mit der Knarre in der Hand.
Das ging bislang so, als die Welt noch recht subsizdent gewirtschaftet hat. Bei der nächsten Krise dürfte es"dem Kapital" (Kapitalisten sind wir alle, so du 1 euro auf dem Konto hast) so gehen, wie Napoleon im Kreml:"Was will ich eigentlich hier?"
Woher sollten die Maoris neuen"Mehrwert" schöpfen gekonnt haben, nachdem sie alle Moas geschlachtet hatten?
Gruß
Frank
|
dottore
03.06.2004, 12:10
@ Fremdwort
|
Re: Mehrwertsteuererhöhung"unvermeidbar" und welche Folgen für TIPS? |
-->Hi,
>Je mehr Geld aus dem abstrakten Warenkreislauf zu Geldkapital umgeqwandelt wird
Das geht nur per zusätzlicher Verschuldung. Ein Geldkapital als"solches" existiert nicht. Es wird (im Gegensatz zu Realien) immer zweimal verbucht, also ist es jemand anderes (oder viele andere) schuldig.
>und damit in den Kapitalkreislauf fliesst, desto schneller geht es, da deren Verhältnis zueinander exponentiell ist - logo.
Die Verschuldung kommt immer zuerst und die wächst entsprechend. Verschuldet sich niemand, kann kein Cent an Zinsen gezahlt werden (gezeigt schon).
>Er baut diese Kosten aber immer weiter ab, die Einnahmeerhöhung ist nur die Gegenmassnahme, das Ziel dasselbe.
Der Staat baut seine nicht gesetzlich festliegenden Kosten ab, siehe"Sparprogramme" (heute sind Stolpe und Struck dran, sie werden von Eichel einer Komplettrasur unterzogen).
>>Sich also immer schön an die primäre Macht halten, denn die kassiert mit der Knarre in der Hand.
>Das ging bislang so, als die Welt noch recht subsizdent gewirtschaftet hat. Bei der nächsten Krise dürfte es"dem Kapital" (Kapitalisten sind wir alle, so du 1 euro auf dem Konto hast) so gehen, wie Napoleon im Kreml:"Was will ich eigentlich hier?"
Das Kapital ist nur als"Kapital" zu definieren, wenn es vom Staat besichert ist. Ansonsten ist es res nullius.
>Woher sollten die Maoris neuen"Mehrwert" schöpfen gekonnt haben, nachdem sie alle Moas geschlachtet hatten?
Sie haben die Nachbarinsel besetzt und die Einwohner gemeuchelt. Weit sind sie damit auch nicht gekommen, denn dann kamen die Engländer mit derselben Methode, die sie nur intelligenter angewendet haben, Stichwort: Imperialismus.
Gruß!
|
Fremdwort
03.06.2004, 12:27
@ dottore
|
Re: noch ne kurze Anmerkung zu den Begriffen |
-->>Hi,
>>Je mehr Geld aus dem abstrakten Warenkreislauf zu Geldkapital umgeqwandelt wird
>Das geht nur per zusätzlicher Verschuldung. Ein Geldkapital als"solches" existiert nicht. Es wird (im Gegensatz zu Realien) immer zweimal verbucht, also ist es jemand anderes (oder viele andere) schuldig.
Es existiert nicht im ontologischen Sinne als real seiendes, aber durch die beiden zu unterscheidenden Kreisläufe aus der Geld-Ware-Geld und der Ware-Geld-Ware - Beziehung muß zum Verständnis dies abstrakt getrennt werden. Beide Kreisläufe, Kapital- und Warenkreislauf, sind vermischt, stetig.
Es hängt nicht von der Neuverschuldung ab, nur bei unserer heutigen Ã-konomie. Auch ohne Neuverschuldung würde es übergehen - nur wäre es dann plumpe, genuine Plünderung.
>>und damit in den Kapitalkreislauf fliesst, desto schneller geht es, da deren Verhältnis zueinander exponentiell ist - logo.
>Die Verschuldung kommt immer zuerst und die wächst entsprechend. Verschuldet sich niemand, kann kein Cent an Zinsen gezahlt werden (gezeigt schon).
Wie gesagt, das tut dem nichts zur Sache. Das Verhältnis von Kapitalkreislauf/Warenkreislauf ist ein kontinuierlich steigendes, wodurch die Profitrate fällt.
>>Er baut diese Kosten aber immer weiter ab, die Einnahmeerhöhung ist nur die Gegenmassnahme, das Ziel dasselbe.
>Der Staat baut seine nicht gesetzlich festliegenden Kosten ab, siehe"Sparprogramme" (heute sind Stolpe und Struck dran, sie werden von Eichel einer Komplettrasur unterzogen).
Genau.
>>>Sich also immer schön an die primäre Macht halten, denn die kassiert mit der Knarre in der Hand.
>>Das ging bislang so, als die Welt noch recht subsizdent gewirtschaftet hat. Bei der nächsten Krise dürfte es"dem Kapital" (Kapitalisten sind wir alle, so du 1 euro auf dem Konto hast) so gehen, wie Napoleon im Kreml:"Was will ich eigentlich hier?"
>Das Kapital ist nur als"Kapital" zu definieren, wenn es vom Staat besichert ist. Ansonsten ist es res nullius.
Richtig. Was nu, wenn der sich in Agonie befindliche Staat abstirbt? (siehe Argentinien):-)
>>Woher sollten die Maoris neuen"Mehrwert" schöpfen gekonnt haben, nachdem sie alle Moas geschlachtet hatten?
>Sie haben die Nachbarinsel besetzt und die Einwohner gemeuchelt. Weit sind sie damit auch nicht gekommen, denn dann kamen die Engländer mit derselben Methode, die sie nur intelligenter angewendet haben, Stichwort: Imperialismus.
Darauf wollte ich hinaus. Für Nappi wasr im Kreml sein Europa zuende, für andere ist es irgendwann die Welt.
Gegen wen kämpft man weiter, wenn der"enemy mine" erlegt ist?
Gruß!
|