dottore
07.06.2004, 14:34 |
Schwierige Lage in GB - Zinsen rauf oder nicht? Thread gesperrt |
-->Hi,
ob die BoE ihre Sätze erhöhen wird (wären dann vermutlich 4,5) oder nicht, wird heiß diskutiert. Chancen stünden 50:50, so Analysten querbeet.
Allgemeiner Tenor: Es geht rauf, nur weiß man nicht wann. Bis Jahresende werden 5 erwartet.
Die CPI soll bei 2,6 liegen und damit über den Wünschen der BoE (2).
Die Immo-Blase ist an dieser Grafik schön zu erkennen:
Es wird für die ZBler immer schwieriger, zu operieren, da sich die sektoralen Blasen kaum anstechen lassen, ohne andere Bereiche, die nicht, noch nicht oder nicht mehr, blubbern, mit anzustechen.
Der DT hatte am 7. Mai getitelt:"Consumers feel pinch as Bank raises loan rates", und am 4. Juni:"Household debts hit the roof". Da ist guter Rat teuer. Verschulden sich Haushalte/Konsumenten nicht weiter, bleibt ja nicht alles so schön wie es ist, sondern - so jedenfalls die üblichen Erfahrungen - es geht stracks in die andere Richtung.
Bei der Fed werden die Köpfe ebenso rauchen. Bei der EZB noch nicht. Der neue Wirtschaftsweise Bofinger meint gerade im Gespräch, da sei noch ein halbes Prozent nach unten drin. Und:"Dann könnte die Fed um dieses halbe Prozent hinaufgehen und man wäre koordiniert."
Aber wie lange? Es bleibt dann nicht"auf ewig" stehen. Wie das mit den ZB-Sätzen gehen dürfte, hat gerade die Dallas-Fed in einem instruktiven Aufsatz nachgezeichnet:
Für Afficionados hier
Grundaussage gleich am Anfang:"Short term interest rates will almost certainly have to increase at some point..."
Vor allem die Differenz zwischen 10-yr-Treasuries und der Fed Fund Rate sei"ungewöhnlich hoch". Werden die üblichen Bla-Blas weggelassen (Infla, Arbeitslosigkeit in Form von NAIRU, etc.) werden die Herrschaften, die mit"Aus-kurz-mach-lang" einen Haufen Geld geschaufelt haben, sich auf Gegenwind einstellen müssen.
Nach meiner Meinung könnte was in der Luft liegen. Was aber überhaupt nichts heißt. Da inzwischen auch subtil"versteckte" Warnungen schnell enttarnt sind und zum Allgemeingut der"investing community" werden, kann sich alles in beiden Richtungen bewegen - oder einfach so schön bleiben wie es ist.
Alles ist richtig und nichts ist richtig - das bleibt der Weisheit letzter Schluss. Sorry.
Und Gruß!
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x Thomas
07.06.2004, 18:10
@ dottore
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dottore, sind Sie immer noch der Meinung, dass es sich hier um eine Deflation |
-->...handelt? Ich frage mich ständig,"Ja wo issse dennnn, die Deflation?". Aktienmarkt rauf, Immo-Preise rauf, und auch die sogenannten, nichtadministierten Preise, steigen doch ganz offensichtlich.
"Signifikat" höhere Zinsen sehe ich nicht. Ganz einfach, weil daran keiner ein Interesse hat. Das Motto dürfte lauten,"Lieber weginflationieren", als einen Totalabsturz(Deflation) riskieren".
Wie immer ist meine Meinung natürlich eher laienhaft, aber wenn ich sehe, dass sie mit ihrem Wissen auch nicht viel weiter kommen......tja.
Gruss
Thomas
>Hi,
>ob die BoE ihre Sätze erhöhen wird (wären dann vermutlich 4,5) oder nicht, wird heiß diskutiert. Chancen stünden 50:50, so Analysten querbeet.
>Allgemeiner Tenor: Es geht rauf, nur weiß man nicht wann. Bis Jahresende werden 5 erwartet.
>Die CPI soll bei 2,6 liegen und damit über den Wünschen der BoE (2).
>Die Immo-Blase ist an dieser Grafik schön zu erkennen:
>
>Es wird für die ZBler immer schwieriger, zu operieren, da sich die sektoralen Blasen kaum anstechen lassen, ohne andere Bereiche, die nicht, noch nicht oder nicht mehr, blubbern, mit anzustechen.
>Der DT hatte am 7. Mai getitelt:"Consumers feel pinch as Bank raises loan rates", und am 4. Juni:"Household debts hit the roof". Da ist guter Rat teuer. Verschulden sich Haushalte/Konsumenten nicht weiter, bleibt ja nicht alles so schön wie es ist, sondern - so jedenfalls die üblichen Erfahrungen - es geht stracks in die andere Richtung.
>Bei der Fed werden die Köpfe ebenso rauchen. Bei der EZB noch nicht. Der neue Wirtschaftsweise Bofinger meint gerade im Gespräch, da sei noch ein halbes Prozent nach unten drin. Und:"Dann könnte die Fed um dieses halbe Prozent hinaufgehen und man wäre koordiniert."
>Aber wie lange? Es bleibt dann nicht"auf ewig" stehen. Wie das mit den ZB-Sätzen gehen dürfte, hat gerade die Dallas-Fed in einem instruktiven Aufsatz nachgezeichnet:
>Für Afficionados hier
>Grundaussage gleich am Anfang:"Short term interest rates will almost certainly have to increase at some point..."
>Vor allem die Differenz zwischen 10-yr-Treasuries und der Fed Fund Rate sei"ungewöhnlich hoch". Werden die üblichen Bla-Blas weggelassen (Infla, Arbeitslosigkeit in Form von NAIRU, etc.) werden die Herrschaften, die mit"Aus-kurz-mach-lang" einen Haufen Geld geschaufelt haben, sich auf Gegenwind einstellen müssen.
>Nach meiner Meinung könnte was in der Luft liegen. Was aber überhaupt nichts heißt. Da inzwischen auch subtil"versteckte" Warnungen schnell enttarnt sind und zum Allgemeingut der"investing community" werden, kann sich alles in beiden Richtungen bewegen - oder einfach so schön bleiben wie es ist.
>Alles ist richtig und nichts ist richtig - das bleibt der Weisheit letzter Schluss. Sorry.
>Und Gruß!
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dottore
07.06.2004, 18:53
@ x Thomas
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Re: dottore, sind Sie immer noch der Meinung, dass es sich hier um eine Deflatio |
-->>...handelt?
Nein hier nicht. Das Problem bei Deflationen: Sie kommen - im Gegensatz zu Inflas - nicht mit Ansage daher. Der Idealstart für eine Defla ist der"Crash", also das plötzliche Zusammenbrechen von Preisen, Kursen, Werten.
Dies geschieht nicht auf allen Märkten gleichzeitig, kann sich aber schnell von einem Markt zum anderen"durchfressen".
Kritische Phase: die praedeflationäre Inflation. Ihr Merkmal: Sie zieht Kaufkraft aus preisresistenten Märkten, die an anderen fehlt, ohne dass dieses Shifting"insgesamt" bemerkt wird.
>Ich frage mich ständig,"Ja wo issse dennnn, die Deflation?". Aktienmarkt rauf, Immo-Preise rauf, und auch die sogenannten, nichtadministierten Preise, steigen doch ganz offensichtlich.
Darüber kann man lange streiten, was deshalb zu nichts führt, weil"Beweis" gefordert wird. Jeder Beweis ist mit jedem zu widerlegen. Was sicher nicht auf Dauer geht: dass alles steigt - Preise, Kurse, Werte. Also ist nach dem"Knickpunkt" zu suchen, der sich am frühesten bemerkbar macht. Für mein Gefühl sind es die Zinsen. Nicht die der ZB (das sind Steuern), sondern jene die der Markt verlangt.
>"Signifikat" höhere Zinsen sehe ich nicht.
Es muss nicht"signifikant" sei, es kommt auf den Hebel an. Der ist umso größer, je tiefer die Ausgangszinsen sind. Das ist die Falle, in der die ZBs der großen Blöcke stecken. Angenommen, die EZB, BoJ und die Fed würden auf das englische ZB-Niveau klettern (ausgeschlossen für alle Zeiten?), also über 4 %, wäre das vom Ausgangspunkt 2, 1 oder fast Null (Japan) ein gewaltiger Vorgang.
>Ganz einfach, weil daran keiner ein Interesse hat.
Das Interesse kann man sich leider nicht schnitzen. Die Sätze bestimmt der Markt. Es haut auf Dauer - siehe Dallas-Fed-Artikel - nicht hin, wenn am kurzen Ende 2 % genommen und am langen 8 % oder mehr gegeben werden. Irgendwann schnellt kurz in die Höhe (x-fach erlebt) und wenn die Zinskurve gar"invers" wird (kurz über lang, ebenfalls x-mal) wird es sehr, sehr ungemütlich.
>Das Motto dürfte lauten,"Lieber weginflationieren", als einen Totalabsturz(Deflation) riskieren".
Das wünschen sich eigentlich alle. Und was sich alle wünschen, trifft es deshalb ein? Es gibt kein Free Lunch. Irgendwer bezahlt. Wann auch immer.
>Wie immer ist meine Meinung natürlich eher laienhaft, aber wenn ich sehe, dass sie mit ihrem Wissen auch nicht viel weiter kommen......tja.
Richtig. Es gibt Phasen, in denen man sich nicht auskennt. Eine solche wie heute habe ich allerdings noch nie erlebt. Und genau das macht mich äußerst misstrauisch und wachsam. Suchen, suchen, suchen...
Die"üblichen" Meinungen, Ableitungen, Theorien (und das glaube mir aufs Wort) kenne ich sämtlich in- und auswendig, aus- und inwendig. Ich könnte es mir ja ganz leicht machen: Einfach auf den Infla-Zug springen, die üblichen"Sachwerte", Gold und so und fertig. Zur"Beimischung" auch noch Aktien, usw. usw.
Ich sage mir aber: Nein! Du springst ins Leere...
Es erfordert viel mehr Disziplin, nichts zu machen als dauernd irgendwas zu machen.
Gruß!
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Fremdwort
07.06.2004, 20:49
@ dottore
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Re: Schwierige Lage in GB - Zinsen rauf oder nicht? |
-->Hi dottore,
>Es wird für die ZBler immer schwieriger, zu operieren, da sich die sektoralen Blasen kaum anstechen lassen, ohne andere Bereiche, die nicht, noch nicht oder nicht mehr, blubbern, mit anzustechen.
Klar, der erzielbare Mehrwert sinkt ja immer weiter, womit immer weitere Teile der Wirtschaft einbrechen. Sich in ner supernovaähnlichen Situation entladend irgendwann (demnächst?).
>Der DT hatte am 7. Mai getitelt:"Consumers feel pinch as Bank raises loan rates", und am 4. Juni:"Household debts hit the roof". Da ist guter Rat teuer. Verschulden sich Haushalte/Konsumenten nicht weiter, bleibt ja nicht alles so schön wie es ist, sondern - so jedenfalls die üblichen Erfahrungen - es geht stracks in die andere Richtung.
Hier sollte was auffallen: alle bisherigen Krisen des Kapitalismus, waren Überakkumulationskrisen. Heute haben wir nur eine eigentlich latent normale Überproduktion, überflüssiges gibts nicht groß.
Ausser fiktivem Kapital selbstverständlich:-)
>Bei der Fed werden die Köpfe ebenso rauchen. Bei der EZB noch nicht. Der neue Wirtschaftsweise Bofinger meint gerade im Gespräch, da sei noch ein halbes Prozent nach unten drin. Und:"Dann könnte die Fed um dieses halbe Prozent hinaufgehen und man wäre koordiniert."
>Aber wie lange? Es bleibt dann nicht"auf ewig" stehen. Wie das mit den ZB-Sätzen gehen dürfte, hat gerade die Dallas-Fed in einem instruktiven Aufsatz nachgezeichnet:
>Für Afficionados hier
>Grundaussage gleich am Anfang:"Short term interest rates will almost certainly have to increase at some point..."
Zu gut deutsch: die Wandung der Schuldenblase(n) wird immer dünner, weil diese stetig wächst.
>Nach meiner Meinung könnte was in der Luft liegen. Was aber überhaupt nichts heißt. Da inzwischen auch subtil"versteckte" Warnungen schnell enttarnt sind und zum Allgemeingut der"investing community" werden, kann sich alles in beiden Richtungen bewegen - oder einfach so schön bleiben wie es ist.
>Alles ist richtig und nichts ist richtig - das bleibt der Weisheit letzter Schluss. Sorry.
Frag sich zum Schluß nur, was die mit den vielen bunt bedruckten Zetteln wollen, die durch keine Wirtschaft mehr gedeckt sind, die am Ende übrig bleibt????
Aua!
Ich fordere Zwangsjacken für Kapitalisten! [img][/img]
Gruß!
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Aristoteles
07.06.2004, 21:47
@ dottore
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Wie wahr... |
-->"Es erfordert viel mehr Disziplin, nichts zu machen als dauernd irgendwas zu machen."
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