R.Deutsch
08.06.2004, 08:06 |
Hätte man den Holocaust vermeiden können? Thread gesperrt |
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Hi,
ich lese gerade das Buch „Magie des Geldes“ vom ehemaligen Reichsbankpräsidenten Hjalmar Schacht und stoße darin auf folgende Episode, die für mich neu ist.
Hitler wollte die Juden zunächst nur aus dem Land weisen, so wie andere Länder, etwa Spanien und Frankreich das im Mittelalter gemacht haben. In England wurden die Juden immerhin für 300 Jahre des Landes verwiesen - bis sie um 1650 mit hohen Beträgen versuchten, sich das Zugangsrecht wieder zu erkaufen.
Schacht reiste, wie er schreibt, im Januar 1939 im Auftrag Hitlers nach London um folgendes Angebot zu unterbreiten. Das jüdische Vermögen in Deutschland, das auf etwa 6 Mrd. Reichsmark geschätzt wurde, sollte in einen Treuhandfond unter internationaler Verwaltung als Sicherheit eingebracht werden, gegen die eine Dollaranleihe von etwa 1,5 Mrd. aufgelegt werden sollte, die vorwiegend ausländische Juden zeichnen sollten.
Die Anleihe sollte verzinst und in 20 Jahren zurückgezahlt werden. Aus dem Dollarerlös der Anleihe sollte das Treuhandkomitee jedem deutschen Juden, der die Absicht hätte das Land zu verlassen, einen angemessenen Betrag geben, der es ihm ermöglichen würde, seine Existenz im Ausland wieder aufzubauen. Damit würde nicht nur den auswandernden Juden, sondern auch den Ländern gedient sein, die zögerten, mittellose Juden aufzunehmen, schreibt Schacht. Der Vorschlag wurde aber von Chaim Weizmann abgelehnt, was auch unter den Juden zu Kontroversen führte. (Schacht Seite 78/79)
Wahrscheinlich ist der Palestina Konflikt nur mit einem solchen Modell lösbar.
Gruß
R.D.
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André
08.06.2004, 10:21
@ R.Deutsch
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Re: Das ist richtig, alter Hut, aber dann wäre der wichtigste Kriegsgrund weg |
-->gefallen. Die Ergebnisse des 1. WK waren nicht genug und Hitler,
der ja zuerst ein finanziertes Geschöpf jener Kreise war, sollte
zu"mehr" dienen. Dass er sich schließlich ganz abwandte, gerade wie Saddam,
war halt nicht ganz geplant konnte aber doch und umso erfolgreicher
gemanagt werden. Dass der Preis etwas höher ausfiel, was soll das,
dafür zahlen die Deutschen ja noch heute.
siehe u.a.: F. William Engdahl, Mit der Ã-lwaffe zur Weltmacht
(hochinteressant, hat allerdings auf der hier unwesentlichen Finanzseite Fehlinformationen, bzw. alte Infos, die nicht mehr so stimmen).
Dieter Rüggeberg, Geheimpolitik (letzteres allerdings neben vielen zumeist verschwiegenen Fakten, mit zahlreichen wüsten, nicht fundierten Spekulationen durchsetzt!).
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Herbi, dem Bremser
08.06.2004, 10:55
@ R.Deutsch
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Re: Hätte man den Holocaust.. ** ein Blick auf die Geschichte Palestinas |
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>Hitler wollte die Juden zunächst nur aus dem Land weisen
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Moin Reinhard,
man darf sich ja kaum trauen ;-), aber Ähnliches konnte ich von meinem alten Herr vernehmen. Da er jedoch ab 1939 im Felde - nicht als Landwirt - tätig war, wurde ihm von Einsammel-, Auffang- und Durchgangslagern nichts gewußt. Erst während des abschließenden Reha-Aufenthalts nahe einem sennigen Lager wurde ihm unter hölzernen Gewehrkolben vom bösen, bösen Übel berichtet.
Holocaust hieß es 1945 allerdingens nicht.
Aus dem w³ füge ich einen Überblick zur Geschichte Palästinas an, um der ungelernten Forumsjugend ;-) ein Gefühl für die Hintergründe von Ausweisung bzw. Vertreibung der Juden aus dem Deutschland der 1930er an die Hand zu geben.
Es muß wohl schon vor 1933 in etlichen Ländern Europas gang und gäbe gewesen sein, Juden in ihr gelobtes Land heim- und zusammenführen zu wollen.
Hoffentlich entspricht der geschichtliche Abriß noch einer aktuellen Sprachregelung:
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Das durch die langen Kriege zermürbte Gebiet fiel ab 1516 unter türkische Herrschaft, die bis 1916 dauerte. Schon am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts fingen die europäischen Kolonialmächte an, sich Gedanken über die Aufteilung des veralteten, schwachen, osmanischen Reichs zu machen. Napoleon schlug nach seinem gescheiterten Feldzug in Ägypten und Syrien die Implantierung eines jüdischen Staats in Palästina vor.
1897: Der Zionistische Kongress beschließt in Basel, an der Errichtung eines Staates für die Juden der Welt in Palästina zu arbeiten. Es werden Kontakte mit den Kolonialmächten aufgenommen. Die jüdische Einwanderung ins Land wird gestartet.
1916: Arabischer Aufstand gegen die türkische Herrschaft. Mit Hilfe Englands erheben sich die Araber gegen das damals mit Deutschland alliierte türkische Reich, nachdem ihnen ein unabhängiger gesamtarabischer Staat versprochen wurde. England, Frankreich und das zaristische Russland führen jedoch Geheimverhandlungen, um das türkische Erbe unter sich aufzuteilen.
1917: Ende der türkischen Herrschaft im arabischen"Nahen Osten"?. Arabische Regierung in Syrien. England besetzt Palästina, Ostjordanien, Irak und die Golfstaaten. England verspricht den Juden, einen Staat für sie in Palästina zu schaffen, was später die"Balfour-Deklaration" heißen wird.
1920: Konferenz von St. Rimo. Frankreich und England teilen als Gewinner des ersten Weltkrieges das Gebiet auf. Französisches Mandat in Syrien und Libanon, englisches Mandat in Palästina, Jordanien und Irak. Haganah, die militärische Untergrundorganisation der jüdischen Siedler, wird aufgestellt.
1920 - 1936: Zunehmende jüdische Einwanderung aus Europa mit englischer Unterstützung.
1935: Issidin al-Qassam gründet die erste palästinensische Untergrundorganisation. Er wird später in einem Zusammenstoß mit der englischen Armee erschossen.
1936 - 1939: Großer Aufstand im ganzen Land gegen die englische Besatzung und die steigende jüdische Einwanderung. Die englische Besatzungsmacht reagiert mit massiver Repression gegenüber den Arabern und bildet eine jüdische paramilitärische Organisation.
Den weiteren Gang der Geschichte braucht man gar nicht selbst miterlebt zu haben, denn den kennen wir aus geschriebenen Worten viel, viel richtiger.
Gruß
Herbi
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