Oldy
26.11.2000, 06:59 |
Oldystunde über Gold. Thread gesperrt |
Gedanken über die Gold- und Währungsspekulation.
Seien wir uns klar darüber, daß alle Goldspekulation auf der Hoffnung aufbaut, daß Geld wieder mehr als Währungsmetall verwendet wird, weil nur dadurch eine entsprechende Nachfrage nach Gold entstehen kann. Die Spekulation mit Goldminen ist etwas anderes und Vancouver ist dafür berühmt und berüchtigt. Daß irgendwo mehr Bauernfang betrieben wird als dort, ist kaum anzunehmen. Das ist reines Hasardspiel und man kann Uneingeweihten nur raten, die Hände davon zu lassen.
Darauf zu spekulieren, daß mit zunehmender Inflation das Gold mehr wert werden wird und damit eventuell auch produzierende Minen mehr wert werden können ist eventuell ernstlicher Überlegung wert. Aber wie gesagt, es hängt von der Nachfrage nach Gold ab. Da träumen manche Leute von einem Goldpreis von 3000 Dollar die Unze. Wie realistisch ist das? Wohlbemerkt sie träumen von so einem Preis wührend die Preise anderer Güter relativ stabil bleiben, Das ist aber eine Sache der Ünmöglichkeit, denn da würde jeder Erzeuger dieser Güter zur Goldproduktion übergehen und wenn er schon hundertmal bearbeitete Minen und deren Abraum noch einmal nach den letzten Gramm Gold durchsuchen müßte,
So funktioniert es also nicht. Wie wäre es aber dann mit der Goldwährung? Ganz einfach! Bei so einem Goldpreis könnte sich kein Land der Welt eine Goldwährung leisten.
Vor dem ersten Weltkrieg war eine Unze Gold 20 Dollar. 1971 36 Dollar. Der Dollar hatte da allerdings eine andere Kaufkraft, aber nach 1960 gab es keine rentablen Goldminen mehr, weil der Dollar so viel weniger wert geworden war, daß es sich nicht mehr bezahlt machte Gold zu graben. Die Arbeiter verlangten zuviel im Verhältnis zu dem Gold, welches ihre Arbeit bezahlen sollte.
So mußte vom Goldstandard abgegangen werden und die Goldspekulation trieb das Gold dann auf eine unrealistische Höhe bis 850 Dollar. Jetzt ist Gold auf einen realistischeren Preis von 270 aber selbst das ist zu hoch, wenn Gold nicht als Währungsmetall verwendet wird.
Der Preis ist auch nur deshalb so hoch, weil noch immer uralter Mystizismus das Gold als Wertbewahrer sieht. Das ist der einzige Grund dafür daß Gold noch so einen hohen Preis hat und der Traum von einem wiederkehrendem Goldstandard und dadurch verstärkter Nachfrage nach Gold. Der Preis des Goldes wird nämlich entgegen dem Glauben mancher Goldmystiker auch durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt.
Das einzige, was dieses Gesetz manchmal für einige Zeit behindern kann ist ein Monopol. Geschichtlich handelte es sich dabei auch immer um Monpole, aber jede Rückkehr zum Goldstandard mußte durch Deflation eingeleitet werden. Inflation und Goldwährung schließen einander aus, eine Einführung eine Goldwährung mit einem Goldpreis von 2000 oder 3000 Dollar ist daher eine Unmöglichkeit, denn das würde eine Inflation von etwa 1000% entsprechen. In welcher Zeit soll das passieren?
Ich fürchte, daß der Traum von so einem Goldpreis ohne Inflation ein Traum bleiben wird und falls es jemal eine Goldwöhrung geben würde, müßte sie mit dem jetzigen Goldpreis, oder eher sogar mit etwa 150 gemacht werden..
Tut mir leid für die Goldbug sagt einer, der 1971 bis 1980 auch einer war der Oldy
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nereus
26.11.2000, 09:49
@ Oldy
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Re: Oldystunde über Gold. |
Hallo Oldy!
Du schreibst:"... Da träumen manche Leute von einem Goldpreis von 3000 Dollar die Unze. Wie realistisch ist das? Wohlbemerkt sie träumen von so einem Preis während die Preise anderer Güter relativ stabil bleiben,"
Wenn man von einem Goldpreis von 3000 US-$ träumt, impliziert das nicht notwendigerweise eine Preisstabilität bei anderen Waren. Könnte sein, muß aber nicht.
"Das ist aber eine Sache der Ünmöglichkeit, denn da würde jeder Erzeuger dieser Güter zur Goldproduktion übergehen und wenn er schon hundertmal bearbeitete Minen und deren Abraum noch einmal nach den letzten Gramm Gold durchsuchen müßte...",
Sicherlich würden sich bei steigendem Goldpreis wieder das Durchsuchen alter Abraumhalden lohnen. Und das dann viele neue Golderzeuger auf den Markt treten würden, keine Frage.
Nur das geht ja nun nicht mal eben hoppla hopp. So eine Mine will erstmal aufgebaut werden. Ob nun der Obertage- oder Untertageabbau, von den ersten Probebohrungen bis zur richtigen Goldproduktion vergehen sehr viele Monate, vielleicht Jahre. Ein Stollen will erstmal in die Erde getrieben sein.
Aber Rohstoffpreise ändern sich permanent und reagieren auf mögliche Ressourcenausweitung manchmal sehr schnell und manchmal sehr zäh.
Warum fällt z.B. der Aktienkurs einer Firma an einzigem Tag um vielleicht über 30%. So schnell können sich die Unternehmensdaten ja nicht geändert haben, oder doch?
Die Kurse oder Preise an den Kapitalmärkten spiegeln doch nicht die Realität (momentarer Warenausstoß, bekanntgegebener Umsatz oder Gewinn o.ä.) sondern immer nur Erwartungen an die Zukunft wieder.
Ich bin immer wieder erstaunt von Freunden zu hören: Warum fällt denn jetzt der Kurs der Aktie X auf einmal? Die haben doch eben phantastische Zahlen gemeldet.
Meine Antwort darauf ist immer die gleiche. Was soll den nach diesen Superzahlen noch besser werden, die einer weitere Kurssteigerung rechtfertigen würde.
Und expotientell steigende Kursverläufe haben wir in den letzten Jahren zuhauf gesehen. Das schließt eine derartige Kurssteigerung beim Gold doch nicht aus.
Es sagt doch niemand, Gold steigt auf 3000 US-$ und bleibt ewig auf diesem Niveau.
"Vor dem ersten Weltkrieg war eine Unze Gold 20 Dollar. 1971 36 Dollar. Der Dollar hatte da allerdings eine andere Kaufkraft, aber nach 1960 gab es keine rentablen Goldminen mehr, weil der Dollar so viel weniger wert geworden war, daß es sich nicht mehr bezahlt machte Gold zu graben. Die Arbeiter verlangten zuviel im Verhältnis zu dem Gold, welches ihre Arbeit bezahlen sollte. So mußte vom Goldstandard abgegangen werden und die Goldspekulation trieb das Gold dann auf eine unrealistische Höhe bis 850 Dollar.
Nein lieber Oldy, der Grund für die Aufgabe des Goldstandards (denn gab es ja in seiner eigentlichen Form schon seit 1944 nicht mehr) war sicher ein anderer.
Die Dollar-Besitzer merkten sehr schnell das sich die Amerikaner eben nicht mehr an die Versprechen von Bretton Woods hielten. Daher stieg man aus dem Dollar wieder aus und wandelte in Gold zurück.
Vor allem die Franzosen waren hier sehr konsequent (siehe meine Postings der letzten Tage).
"Jetzt ist Gold auf einen realistischeren Preis von 270 aber selbst das ist zu hoch, wenn Gold nicht als Währungsmetall verwendet wird.
Der Preis ist auch nur deshalb so hoch, weil noch immer uralter Mystizismus das Gold als Wertbewahrer sieht. Das ist der einzige Grund dafür daß Gold noch so einen hohen Preis hat und der Traum von einem wiederkehrendem Goldstandard und dadurch verstärkter Nachfrage nach Gold. Der Preis des Goldes wird nämlich entgegen dem Glauben mancher Goldmystiker auch durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage bestimmt."
Weil noch immer uralter Mystizismus das Gold als Wertbewahrer sieht. Nenn es wie Du willst. Aber damit hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen.
Werterhaltung ist gefragt und die kann nur zuverlässig durch Gold garantiert werden. Das Mißtrauen der Menschen besteht doch zurecht.
Dottore wird wahrscheinlich wieder eine kleine Geschichtsstunde einlegen müssen, um die"Zuverlässigkeit" des Papiergeldes zu untermauern.
Und das Angebot und Nachfrage keine Rolle bei den Goldbugs spielen ist einfach eine Behauptung. Da wird ein wenig Weltfremdheit unterstellt. Aber damit kann ich leben.
mfG
nereus
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Maulwurf
26.11.2000, 10:57
@ Oldy
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Re: Oldystunde über Gold. |
>Inflation und Goldwährung schließen einander aus, eine Einführung eine Goldwährung mit einem Goldpreis von 2000 oder 3000 Dollar ist daher eine Unmöglichkeit, denn das würde eine Inflation von etwa 1000% entsprechen. In welcher Zeit soll das passieren?<
In einem Zeitraum von nur wenigen Jahren soll das passieren. Beispiel Russland:
Inflation 1991: 160%
Inflation 1992: 2509 %
Damals hat der Westen geholfen, aber wer hilft dem Westen, wenn das System einmal so marode ist wie in Russland? Dann hilft sich der Westen eben selbst und möglicherweise ist es ja der Goldstandard mit dem er sich selbst hilft.
Das zumindest hofft ;-)
Der Maulwurf.
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dottore
26.11.2000, 12:12
@ nereus
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Re: Oldystunde über Gold. |
>Hallo Oldy!
>Du schreibst:"... Da träumen manche Leute von einem Goldpreis von 3000 Dollar die Unze. Wie realistisch ist das? Wohlbemerkt sie träumen von so einem Preis während die Preise anderer Güter relativ stabil bleiben,"
>Wenn man von einem Goldpreis von 3000 US-$ träumt, impliziert das nicht notwendigerweise eine Preisstabilität bei anderen Waren. Könnte sein, muß aber nicht.
Richtig. Der Goldpreis in dieser Höhe setzt entweder eine Neubewertung des Goldes plus Rückkehr zum GS voraus oder eine massive Inflation.
>"Das ist aber eine Sache der Ünmöglichkeit, denn da würde jeder Erzeuger dieser Güter zur Goldproduktion übergehen und wenn er schon hundertmal bearbeitete Minen und deren Abraum noch einmal nach den letzten Gramm Gold durchsuchen müßte...",
>Sicherlich würden sich bei steigendem Goldpreis wieder das Durchsuchen alter Abraumhalden lohnen. Und das dann viele neue Golderzeuger auf den Markt treten würden, keine Frage.
Die Minen sind extrem moderen und flexible Unternehmen, sie kommen mit der Produtkion schon nach, keine Bange.
>Nur das geht ja nun nicht mal eben hoppla hopp. So eine Mine will erstmal aufgebaut werden. Ob nun der Obertage- oder Untertageabbau, von den ersten Probebohrungen bis zur richtigen Goldproduktion vergehen sehr viele Monate, vielleicht Jahre. Ein Stollen will erstmal in die Erde getrieben sein.
Es genügen schon die alten Minen, die dann erheblich günstiger fördern und sich schnell dem neuen Preisniveau anpassen können.
>Aber Rohstoffpreise ändern sich permanent und reagieren auf mögliche Ressourcenausweitung manchmal sehr schnell und manchmal sehr zäh.
In diesem Fall sehr schnell.
>Die Kurse oder Preise an den Kapitalmärkten spiegeln doch nicht die Realität (momentarer Warenausstoß, bekanntgegebener Umsatz oder Gewinn o.ä.) sondern immer nur Erwartungen an die Zukunft wieder.
Nur um die geht es.
>Und expotientell steigende Kursverläufe haben wir in den letzten Jahren zuhauf gesehen. Das schließt eine derartige Kurssteigerung beim Gold doch nicht aus.
Gab's beim Gold 1978/79 ganz genau so. Exponentiell.
>Es sagt doch niemand, Gold steigt auf 3000 US-$ und bleibt ewig auf diesem Niveau.
Auch richtig. Es sei denn, es kommt eine neue Parität.
>"So mußte vom Goldstandard abgegangen werden und die Goldspekulation trieb das Gold dann auf eine unrealistische Höhe bis 850 Dollar."
Unrealistisch? Gold hatte zunächst nur die Infla seit 1934 wieder reingeholt und dazu dann wie immer übertreieben.
>Nein lieber Oldy, der Grund für die Aufgabe des Goldstandards (denn gab es ja in seiner eigentlichen Form schon seit 1944 nicht mehr) war sicher ein anderer.
>Die Dollar-Besitzer merkten sehr schnell das sich die Amerikaner eben nicht mehr an die Versprechen von Bretton Woods hielten. Daher stieg man aus dem Dollar wieder aus und wandelte in Gold zurück.
>Vor allem die Franzosen waren hier sehr konsequent (siehe meine Postings der letzten Tage).
Die Franzosen (Jacques Rueff!) hatten es kapiert, völlig richtig.
>"Der Preis ist auch nur deshalb so hoch, weil noch immer uralter Mystizismus das Gold als Wertbewahrer sieht."
Nein, das ist Physik. Gold hat - im Gegensatz zu anderen Waren - keine Verfallskurve über die Zeit.
>Werterhaltung ist gefragt und die kann nur zuverlässig durch Gold garantiert werden. Das Mißtrauen der Menschen besteht doch zurecht.
Sehr sogar.
>Dottore wird wahrscheinlich wieder eine kleine Geschichtsstunde einlegen müssen, um die"Zuverlässigkeit" des Papiergeldes zu untermauern.
Papiergeld ist und bleibt Papier. Gehen die unterliegenden Forderungen kaputt (z.B. Staatsbankrott, getarnt als"Währungsreform" 1948), ist das Geld auch kaputt.
Grüß Dich, nereus,
d.
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