KEEP-COOL
30.06.2004, 22:26 |
Rohölpreisanstieg - die Initialzündung kommt... Thread gesperrt |
-->..zunächst von der Raffinerieseite.
Eine weltweit limitierter Raffineriekapazität bei ansteigender Produktennachfrage wird der entscheidende driver für den nächsten Rohölpreisanstieg sein.
Rohöl hat es in den vergangenen Monaten im Markt immer in ausreichendem Maße gegeben - die Stocks lagen auch in diesem Jahr über den Vorjahresdaten. Es bestand also keine Rohölknappheit.
Eine negative Bestandssituation vs Vorjahr hatten wir wochenlang bei den Produktbeständen -in starkem Maße beim Gasoline - beobachten können.
Bei weiterhin hohen Raffineriemargen werden die Verarbeitungskapazitäten max. genutzt.
Ein Mehr an Rohöllieferung kann nicht zusätzlich verarbeitet werden - folglich müssten bei erhöhter Ã-lförderung die Rohölbestände weiter ansteigen - ein Rohölzusatzangebot würde bei diesem Szenario jedoch keinen Sinn machen.
Ich gehe daher davon aus, wir in den nächsten Wochen keine nennenswerte Mehrmengen bei der Ã-lförderung sehen werden.
Fazit: die Raffineriemargen werden bei zunehmender Nachfrage hoch bleiben.
Es wird sich eine Nachfrage - Angebots Schere öffen Nachfrage > Angebot.
Dieses wird zu festen Raffineriemargen und damit zu festen Rohölnotierungen führen.
In den vergangenen 3-4 Wochen sind die Gasölmargen bereits stark angestiegen.
Um die Nachfrage - Angebotssituation zu verbessern müßten weltweit neue Raffinerien erbaut werden.
Die Genehmigungszeiträume in den USA sind jedoch sehr lang und dauern ca. 8-12 Jahre.
Aber auch der Neubau von Kapazitäten in Asien würde einige Zeit in Anspruch nehmen.
.... und dann kommt ja auch noch der Winter - wie in jedem Jahr ;-)
dennoch - die Story wird sich wiederholen - es muss in diesem Jahr früh Heizöl geordert werden.
Die Heizölläger (Deutschland) weisen ein nur geringes Bestandsniveau aus.
Es besteht ein hohes Risiko dass bei einer jahreszeitlich späten und erhöhten Heizölnachfrage die Logistik nicht ausreicht, die Verbraucher zu beliefern.
Also
Let's wait and see - es bleibt spannend
Gruß
K C
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eesti
01.07.2004, 00:16
@ KEEP-COOL
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Re: Rohölpreisanstieg - die Initialzündung kommt daher aber nicht |
-->Ja was denn nun?
Wenn die Raffinerien nicht mehr verarbeiten können bedeutet es doch, dass sie ihren Rohölverbrauch nicht steigern können und somit wird der Rohölpreis auch nicht weiter nennenswert steigen.
Aber auch bei einem weiteren Punkt muß ich widersprechen.
Raffinerien sind nie wirklich 100%ig ausgelastet und man kann bei Beseitigung der jeweiligen Engpässe durch kleinere Erweiterungen in Einzelanlagen (manchmal auch Neubau) die Gesamtkapazität schnell steigern. Auch ohne neu auszubildendes Personal.
Ich arbeite in einer Raffinerie und die sehen durchaus, was am Weltmarkt abgeht.
Jahrelang gab es eine Überkapazität an Raffinerieanlagen (in Süditalien wurden zur Wirtschaftsankurbelungen Raffinerien hingesetzt, ohne dass es Bedarf gab - damals ihr"Aufbau Ost").
Deshalb wurden kleinere Raffinerien, die auch durch Umweltauflagen nicht kostendeckend arbeiten konnten, geschlossen. Auch in Deutschland.
In meiner Raffinerie (Kapazität ca. 11 Mio t/a - Auslastung 100%) wurde eine von 3 Rohölanlagen geschlossen und die Verbliebenen wurden so erweitert, dass annähernd die selbe Rohölverarbeitungskkapazität zur Verfügung steht. In diesem Jahr wird die abgerissene 3. Rohölverarbeitungsanlage neu aufgebaut. Für den dann zu erwartenden weiter steigenden Rohöleinsatz sind in diesem Jahr bereits umfangreiche Erweiterungen in den Folgeanlagen durchgeführt worden.
Dadurch ist kein jahrelanges Genehmigungsverfahren nötig und die Effizienz wird gesteigert und der Rohölbedarf steigt schnell. Zusätzlicher Personalbedarf entsteht auch nicht.
Mehr Rohöleinsatz bedeutet auch oft mehr Heizöl, ist aber alles eine Frage des Preises, was man nun vorrangig als Raffinerie produziert, und ist natürlich von der Jahreszeit und anderen Faktoren abhängig. Im Sommer wird mehr Bitumen und im Winter mehr Heizöl erzeugt. Die Angebots- Nachfrage- Koppelung funktioniert nicht nur bei den Verbrauchern (Heizölkäufern), sondern genauso bei den Anbietern (Raffinerien). Ganz banal war es oft billiger, sein Heizöl im Sommer zu bunkern. Aber wegen der USA-Wahl könnte es dieses Jahr eine Dummheit sein.
Wir werden sehen. Ich weiß nicht, wie sich die Preise entwickeln werden.
mfG
LR
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KEEP-COOL
01.07.2004, 20:27
@ eesti
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Re: Rohölpreisanstieg - die Initialzündung kommt daher |
-->Hallo eesti
Habe nachfolgend einige Anmerkungen gemacht - vielen Dank für Deine Ausführungen
>Ja was denn nun?
>Wenn die Raffinerien nicht mehr verarbeiten können bedeutet es doch, dass sie ihren Rohölverbrauch nicht steigern können und somit wird der Rohölpreis auch nicht weiter nennenswert steigen.
Es gibt unterschiedliche Driver, die einem Rohölpreisanstieg indizieren können.
Letzlich geht es um die Verbrauchsnachfrage; d. h. Nachfrage nach Heizöl bzw Gasoline.
Die Aufgabe der Raffinerie ist es, bei auskömmlichen Raffineriemargen maximale Produktmengen bereitzustellen. - ein Mehr geht nicht. Danach können nur noch zusätzliche Importmengen regionale Ungleichgewichte eliminieren.
Fragt der Verbraucher mehr Produktmengen nach als produziert werden, steigen die Raffineriemargen. Eine derartige Situation ist gegewärtig im Markt abgebildet.
Die Raffinerien haben seit Jahrzehnten nicht mehr über einen so ausgedehnten Zeitraum derartig hohe Margen verdient wie in den vergangenen Wochen und Monaten.
Mit steigenden Margen steigen auch bei begrenzten Raffineriekapazitäten die Rohölpreise.
Jeder exessive Preisauschlag (auch bei Raffineriemargen) wird Gegenreaktionen im Markt indizieren. (Über Termingeschäfte können die Margen schließlich zur Sicherung des hohen Nivaus im Futermarkt gegen Margenverfall abgesichert werden - dabei werden Produkte verkauft und Rohöl gekauft.
Somit steigen auch bei einer derartigen Marktentwicklung die Rohlöpreise trotz begrenzter Raffineriekapazität.
>Aber auch bei einem weiteren Punkt muß ich widersprechen.
>Raffinerien sind nie wirklich 100%ig ausgelastet
Raffinerein werden bei auskömmlicher Marge an ihrer Kapazitätzgrenze produzieren. Die Kapazitätztgrenze kann auch - bedingt durch Teilabstellungen aufgrund von Maintainancearbeiten - bei 90 % liegen.
Auch das wäre Maximum..
und man kann bei Beseitigung der jeweiligen Engpässe durch kleinere Erweiterungen in Einzelanlagen (manchmal auch Neubau) die Gesamtkapazität schnell steigern.
Das sind, verglichen mit der weltweiten Nachfrageerwartung, nur marginale Korrekturmöglichkeiten. Raffinerein werden bei auskömmlicher Marge an ihrer Kapazitätzgrenze produzieren.
Darüber konkurieren heute nahezu alle Raffinerien weltweit um Gelder für Neuinvestitionen. Investitionen werden nur noch dort erfolgen, wo der größte Profit lockt.
Das gilt auch für deutsche Raffinerien, die sich heute ausschließlich im Besitz internationaler Ã-lkonzerne befinden.
Auch ohne neu auszubildendes Personal.
>Ich arbeite in einer Raffinerie und die sehen durchaus, was am Weltmarkt abgeht.
sorry - es ist für mich nicht vortsellbar, dass die Raffinerien den"Welktmarktüberblick" haben. Es sind doch wohl eher die Ã-lkonzerne gemeint, die die Raffinerien betreiben. siehe oben
>Jahrelang gab es eine Überkapazität an Raffinerieanlagen (in Süditalien wurden zur Wirtschaftsankurbelungen Raffinerien hingesetzt, ohne dass es Bedarf gab - damals ihr"Aufbau Ost").
>Deshalb wurden kleinere Raffinerien, die auch durch Umweltauflagen nicht kostendeckend arbeiten konnten, geschlossen. Auch in Deutschland.
richtig - das war so - das war der notwendige Reinigungsprozeß - es waren aufgrund von hohen Überkapazitäten verlustreiche Zeiten in der deutschen Raffinerielandschaft.
Heute sieht das Bild in Deutschland anders aus. Es wird mehr"Marktpflege betrieben". ;-)
>In meiner Raffinerie (Kapazität ca. 11 Mio t/a - Auslastung 100%) wurde eine von 3 Rohölanlagen geschlossen und die Verbliebenen wurden so erweitert, dass annähernd die selbe Rohölverarbeitungskkapazität zur Verfügung steht.
Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Raffinerie nicht Dir persönlich gehört?
In diesem Jahr wird die abgerissene 3. Rohölverarbeitungsanlage neu aufgebaut.
Thema - 3. Rohölverarbeitungsanlage siehe - Investmentkosten wie oben beschrieben - ist für mich überraschende Aussage - siehe weltweites Konkurrieren um den Einsatz Investitionsgelder für Neuanlagen?
Für den dann zu erwartenden weiter steigenden Rohöleinsatz sind in diesem Jahr bereits umfangreiche Erweiterungen in den Folgeanlagen durchgeführt worden.
>Dadurch ist kein jahrelanges Genehmigungsverfahren nötig und die Effizienz wird gesteigert und der Rohölbedarf steigt schnell. Zusätzlicher Personalbedarf entsteht auch nicht.
>Mehr Rohöleinsatz bedeutet auch oft mehr Heizöl, ist aber alles eine Frage des Preises, was man nun vorrangig als Raffinerie produziert, und ist natürlich von der Jahreszeit und anderen Faktoren abhängig. Im Sommer wird mehr Bitumen und im Winter mehr Heizöl erzeugt. Die Angebots- Nachfrage- Koppelung funktioniert nicht nur bei den Verbrauchern (Heizölkäufern), sondern genauso bei den Anbietern (Raffinerien). Ganz banal war es oft billiger, sein Heizöl im Sommer zu bunkern. Aber wegen der USA-Wahl könnte es dieses Jahr eine Dummheit sein.
>Wir werden sehen. Ich weiß nicht, wie sich die Preise entwickeln werden.
sie werden eher steigen als fallen
P.S handelt es sich bei der Raffinerie um PCK?
Viele Grüße
K C
>mfG
>LR
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KEEP-COOL
01.07.2004, 21:49
@ KEEP-COOL
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Rohölpreisanstieg - API Bestände und Heating Oil Chart |
-->neues High beim Heating Oil Kontrakt (August)
API Bestände Stand 27.06.
in Mio bbl................ vs. Vorwoche.................... vs. Vorjahr
Crude _____________________-4,2________________ +26,1
Distillate_________________-1,6________________ +1,6
Gasoline __________________-2,1________________ -2,7
aktuelle Notierungen - neues High beim Heating Oil Kontrakt (August)
WTI 38,65 $/b............... (+1,60).... = +4,3 %
Heating Oil 107,90 cts/g.... (+5,82).....= +5,7 %
Gasoline 122,40 cts /g.... (+5,69 )........= +4,8 %
Die Heating Oil/Gasoil Margen steigen bereits seit geraumer Zeit stark an!!!!
Gruß
K C
[img][/img]
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eesti
02.07.2004, 10:20
@ KEEP-COOL
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Ja, PCK Schwedt |
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>Die Raffinerien haben seit Jahrzehnten nicht mehr über einen so ausgedehnten Zeitraum derartig hohe Margen verdient wie in den vergangenen Wochen und Monaten.
Die internationalen Konzerne sehen seit langem, was da für ein Unsinn bei den USA-Genehmigungsverfahren abgeht.
>Mit steigenden Margen steigen auch bei begrenzten Raffineriekapazitäten die Rohölpreise.
Das würde der Marktwirtschaft widersprechen, wenn es keine Förderungsminimierung oder Förderkostenerhöhung gibt.
>Jeder exessive Preisauschlag (auch bei Raffineriemargen) wird Gegenreaktionen im Markt indizieren. (Über Termingeschäfte können die Margen schließlich zur Sicherung des hohen Nivaus im Futermarkt gegen Margenverfall abgesichert werden - dabei werden Produkte verkauft und Rohöl gekauft.
>Somit steigen auch bei einer derartigen Marktentwicklung die Rohlöpreise trotz begrenzter Raffineriekapazität.[/b]
Kurzfristige Effekte gibt es da ohne Zweifel aber der Futuremart ändert nichts am physischen Verbrauch und an der physischen Liefermöglichkeit. Er sichert nur ab. Zu gewissen Kosten. Jeder Futureabsicherung steht ein Gegenspieler am Futuremarkt entgegen. Es ist ein mengenmäßiges Nullsummenspiel. >
>>Aber auch bei einem weiteren Punkt muß ich widersprechen.
>>Raffinerien sind nie wirklich 100%ig ausgelastet
>Raffinerein werden bei auskömmlicher Marge an ihrer Kapazitätzgrenze produzieren. Die Kapazitätztgrenze kann auch - bedingt durch Teilabstellungen aufgrund von Maintainancearbeiten - bei 90 % liegen.
>Auch das wäre Maximum..
Maximum oder 100% bezieht sich bei mir unter Einrechnung der Zeiten für Wartungs- und Reparaturarbeiten und bezieht sich selbstverständlich auf den Jahresdurchschnittswert.
> > und man kann bei Beseitigung der jeweiligen Engpässe durch kleinere Erweiterungen in Einzelanlagen (manchmal auch Neubau) die Gesamtkapazität schnell steigern.
>Das sind, verglichen mit der weltweiten Nachfrageerwartung, nur marginale Korrekturmöglichkeiten. Raffinerein werden bei auskömmlicher Marge an ihrer Kapazitätzgrenze produzieren.
Stimmt schon für eine einzelne Raffinerie. Das werden aber bei den guten Margen alle Raffinerien nach Möglichkeit durchführen.
>Darüber konkurieren heute nahezu alle Raffinerien weltweit um Gelder für Neuinvestitionen. Investitionen werden nur noch dort erfolgen, wo der größte Profit lockt.
>Das gilt auch für deutsche Raffinerien, die sich heute ausschließlich im Besitz internationaler Ã-lkonzerne befinden.
Zustimmung ohne Wenn und Aber.
>
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>>Ich arbeite in einer Raffinerie und die sehen durchaus, was am Weltmarkt abgeht.
>sorry - es ist für mich nicht vortsellbar, dass die Raffinerien den"Welktmarktüberblick" haben. Es sind doch wohl eher die Ã-lkonzerne gemeint, die die Raffinerien betreiben. siehe oben
die bezieht sich auf die Eigner, die optimale (nicht nur finanzielles Optimum) Erweiterungen selbstverständlich in ihren Raffineriestandorten ausloten.
>
> Gehe ich richtig in der Annahme, dass die Raffinerie nicht Dir persönlich gehört?
Selbstverständlich nicht. Ich hatte ja oben geschrieben, dass ich von der Raffinerie schreibe, in der ich arbeite (PCK Schwedt). Sie gehörte mir interessenhalber über die RWE-DEA zu einem mikroskopisch kleinen Anteil über 2 Jahre. Nur so (über den Altionärsweg) waren damals überhaupt relevante Daten über meine Raffinerie erhältlich.
>In diesem Jahr wird die abgerissene 3. Rohölverarbeitungsanlage neu aufgebaut.
Korrektur: Das ist kein Fakt, sondern nur Hörensagen. Ich bin in der untersten Ebene beschäftigt und erfahre praktisch nichts oder erst, wenn es schon zu sehen ist.
>>Wir werden sehen. Ich weiß nicht, wie sich die Preise entwickeln werden.
>sie werden eher steigen als fallen
Weil ich mittelfristig auch davon ausgehe bin ich in 3 russischen und 2 kasachischen Ã-ltiteln drin.
>P.S handelt es sich bei der Raffinerie um PCK?
s.o.
Nebenbei: PCK ist die finanziell führende Raffinerie in Europa (West und Mittel-) bzw. zumindest seit Jahren immer mit ganz oben zu finden.
Beste Investments!
LR
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