vasile
10.07.2004, 14:46 |
Thema Wohnungskauf: gemischte Gefühle und ein paar Tips für Interessenten Thread gesperrt |
-->Hi,
ich hatte ja weiter unten versprochen, über das Ergebnis meiner Versteigerung zu berichten. Vorneweg: es hat geklappt! Ich habe die 120 m2 (2 Wohnungen) für 44.000,- Euro plus Gerichtskosten ersteigert. Das sind 10.000,- weniger als erwartet.
Mit dem Mieter der großen Wohnung habe ich mich auch schon prima verständigt, er scheint ein netter Typ zu sein, der pünktlich seine Miete zahlen wird. Der andere ist wohl eher ein Problemfall, mal sehen wie sich das entwickelt.
Der geschätzte Renovierungsaufwand am Haus beläuft sich auf ca. 15.000 Euro. Darüber hinaus hab ich gestern erfahren, daß sich das Haus im städtebaulichen Entwicklungsgebiet befindet und nächsten Sommer Straßenrenovierung und Begrünung sowie Verkehrsberuhigung geplant sind.
Außerdem werden bestimmte Sanierungsmaßnahmen in diesen Gebieten mit 20% von der Stadt gefördert.
Hört sich eigentlich alles ganz gut an, weshalb dann die"gemischten Gefühle"? Symptome äußern sich in den letzten Tagen durch Streß, Nervosität und übermäßiger Streitlust mit meiner armen Freundin.
Ursächlich dafür ist meine Angst davor, Stunk oder Meinungsverschiedenheiten mit den Miteigentümern zu bekommen, die ja bei jedem Fliegenschiß im und um das Haus ein Mitsprache- bzw. Einspruchsrecht haben.
Die Verhältnisse der Miteigentümer zueinander werden eigentlich ergänzend zum BGB durch das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) geregelt. Das ist an sich ein Minigesetz mit 60 Pararagraphen und 20 Din A 5 Seiten. Leider gibt es dazu einen 800 Seiten Kommentar, der die"Finessen" dieses Gesetzes erklären muß und ca. 200 - 300 relevante Gerichtsurteile, die in die Rechtsprechung mit einfließen.
Wer soll da noch durchblicken?
Ein paar Beispiele:
Fenster an den Außenwänden, z.B., sind alle im Gemeinschaftseigentum. Der Eigentümer oben im Haus hat fast doppelt so viele Fenster, wie auf den anderen Etagen. Im Falle von Instandsetzungsmaßnahmen oder Austausch werden aber die Kosten entsprechend dem Miteigentumsanteil auf alle Eigentümer verteilt unabhängig davon, wessen Fenster überhaupt von der Insandsetzungsmaßnahme betroffen sind. Das gilt übrigens auch für Fensterbretter, Balkonverkleidungen (aber nur die Äußeren, die Inneren sind im Sondereigentum) und generell alle konstruktiven Bestandteile eines Gebäudes bzw. ALLE Gebäude die auf dem gemeinschaftlichen Grundstück stehen.
Es gibt bei uns ein Sondernutzungsrecht für die Grünflachen im Hof vor dem Haus. Das heißt, die Nutzung dieser Flächen ist allein dem Eigentümer in der obersten Etage vorbehalten. Dennoch befinden sich diese Flächen im Gemeinschaftseigentum und alle Eigentümer sind gehalten, die Kosten für die Pflege der Grünfläche entsprechend dem Miteigentumsanteil zu tragen. Und das obwohl sie von der Nutzung ausgeschlossen werden können. Bei Garagen, für die ebenfalls Sondernutzungsrechte vorhanden sein können, kann eine Instandsetzung ganz schön teuer werden. Auch hier müssen sich generell alle Eigentümer an den Kosten beteiligen.
Außnahmen davon können aber vereinbart werden, gelten aber nur dann für den Neuerwerber, wenn sie im Grundbuch eingetragen worden sind.
Andererseits berechtigt das Sondernutzungsrecht den Inhaber nicht zur Umnutzung der Fläche ohne die Zustimmung der Miteigentümer. Er darf also keine Parkplätze, Garagen, Carports, Gartenlauben, Springbrunnen, usw. dort errichten, oder vorhandenes abreißen, ohne die Zustimmung ALLER Eigentümer einzuholen. Mehrheitsbeschlüsse sind hier nichtig.
Das war übrigens auch mal anders: bis zum Urteil des BGH vom 20.09.2000, auch als"Jahrhundert-Beschluß" bekannt. Da hat der BGH mal eben alle Mehrheitsbeschlüsse von Eigentümerversammlungen 50 Jahre rückwirkend als nichtig erklärt, die bis zu diesem Zeitpunkt allerdings uneingeschränkte Gültigkeit besaßen.
Soweit der Ausschnitt aus dem juristischen Irrenhaus der BRD.
Hätte ich das vor dem Kauf gewußt, hätte ich mich VORHER besser informiert. Ich hätte mir Grundbuch, Teilungserklärung und Aufteilungsplan besorgt und wäre alles mit einem Notar ganz genau durchgegangen.
Ich habe zwar noch mal Glück gehabt, bis auf dieses Sondernutzungsrecht gab es bei mir sonst keine Überraschungen.
Jedem der vorhat, eine Eigentumswohnung zu kaufen, würde ich aber DRINGEND raten, vorher mit einem Fachmann zu reden. Hausverwalter sind übrigens KEINE Fachleute!
Ein letzter Tip. Das Buch"Der Wohnungseigentümer" von Volker Bielefeld, herausgegeben vom Haus und Grund Verein, enthält alle relevanten Urteile und alles was man wissen muß zum Thema Eigentümergemeinschaft. Es gibt aber bestimmt noch andere gute Bücher zu dem Thema, aber dieses habe ich selbst und kann es empfehlen.
Viele Grüße
vasile
|
Baldur der Ketzer
10.07.2004, 15:52
@ vasile
|
Re: Thema Wohnungskauf: Straßenausbaubeitragsumlage |
-->>>Darüber hinaus hab ich gestern erfahren, daß sich das Haus im städtebaulichen Entwicklungsgebiet befindet und nächsten Sommer Straßenrenovierung und Begrünung sowie Verkehrsberuhigung geplant sind.
>Außerdem werden bestimmte Sanierungsmaßnahmen in diesen Gebieten mit 20% von der Stadt gefördert.
>Hört sich eigentlich alles ganz gut an, weshalb dann die"gemischten Gefühle"?
Hallo, vasile,
bekanntlich habe ich ja einn gewissen Hang zu grenzwissenschaftlichen Themen.
Es gibt Leute, die sagen, der Körper wüßte es schon im voraus stets besser, daher, höre auf ihn.
Nicht nur in Bezug auf Kinesiologie, sondern halt auch auf das positive oder negative Ausgehen eines Vorhabens. Weil ja aus Sicht der geistigen Welt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines sei, und der Körper ja auch mit Deinem höheren Selbst verbunden ist, das drüben den Überblick haben sollte.
Solche Gefühle, wie Du sie schilderst, im Vorfeld einer Hochzeit, lassen auf ein Scheitern schließen.
Und betreffend Wohnungen auf heranziehenden Ärger.
Nun muß man auch leider ab und zu Erfahrungen sammeln, und ohne Risiko gibts halt auch keinen Erfolg. Man kann das erst im Rückblick entscheiden, ob es letztlich *richtig* oder *falsch* war.
Die Straßenausbauten werden bekanntlich von der Kommune auf die Anlieger umgelegt - d.h., Du kannst davon ausgehen, daß ca. die Hälfte der Gesamtkosten von den Anrainern zu zahlen sind. Und das kann in die zehntausende gehen. Das ganze heißt Straßenausbaubeitragssatzung, und gilt analog auch im Entwässerungs-/Kanalisationsbereich.
Ich mußte mal anteilig für ein paar Primeln in einem von Granitrandsteinen umfaßten Hundeklo, das ich nie bestellt hatte, aber vom Gemeinde*rat???* halt so beschlossen wurde, 1700 Märker löhnen.
Toll, gell?
Im Übrigen sind Gesamthandsverhältnisse halt immer problematisch.
So lange Du den Kaufpreis ja nicht finanzieren mußt, geht es noch. Ein Rohrkrepierer aber würde drohen, hättest Du das mit einem Bankkredit machen müssen......also, sei froh, daß wenigstens das nicht der Fall ist.
Beste Grüße vom Baldur
|
Yak
10.07.2004, 16:22
@ Baldur der Ketzer
|
Vorahnungen |
-->>>Hört sich eigentlich alles ganz gut an, weshalb dann die"gemischten Gefühle"?
>Hallo, vasile,
>bekanntlich habe ich ja einn gewissen Hang zu grenzwissenschaftlichen Themen.
>Es gibt Leute, die sagen, der Körper wüßte es schon im voraus stets besser, daher, höre auf ihn.
>Nicht nur in Bezug auf Kinesiologie, sondern halt auch auf das positive oder negative Ausgehen eines Vorhabens. Weil ja aus Sicht der geistigen Welt Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft eines sei, und der Körper ja auch mit Deinem höheren Selbst verbunden ist, das drüben den Überblick haben sollte.
Hallo Baldur,
Sehr treffende Beschreibung.
Z.B. an der Börse: Bislang waren (wären) alle meine (geplanten) Trades, die bei der Planung / beim Einstieg mit einem klaren, ruhigen Gefühl verbunden waren, von Erfolg gekrönt (gewesen). Vor ein paar Monaten nun dachte ich mir, ob ich nicht wieder das traden anfangen solle. Das Gefühl war aber so unklar und wiedersprüchlich, dass ich es seingelassen habe. Ergebnis: Seitwärtsbwegung, die mich bei meiner Art zu Handeln restlos zermürbt hätte, von den Verlusten ganz zu schweigen. Nun kam das Gefühl langsam wieder, und zwar im Dollar. Zwei Wochen sass es mir im Ohr, bis ich endlich handelte. Letztendlich habe ich jetzt zu lange mit der Kontoeröffnung gewartet und der Dollar (Euro) ist mir davongesaust:-(
Zögern und Neinsagen kann halt ebenso falsch sein. Hinterher ist man wieder mal schlauer.
>Solche Gefühle, wie Du sie schilderst, im Vorfeld einer Hochzeit, lassen auf ein Scheitern schließen.
Hmm, es wird nach meinen Erfahrungen ziemlich genau so ablaufen, wie es die Gefühle und ersten Erfahrungen ausdrücken. In diesem Fall: Freude mit Tiefschlägen = gemischt - und mit Konflikten beladen. Wenn man sehr genau hinspürt und Übung darin hat, kann man sogar die kommenden Erfahrungen ziemlich genau voraussagen.
Gottseidank (oder leider?) führt das aber auch dazu, dass man es gleich bleibenlässt, wie ich in Lindau. Da hat sich das Gefühl des Eingeengseins und Übervorteiltwerdens ganz konkret im rechtsseitigen Nachbarn und in versprochenen, aber fehlenden Nutzungsrechten"materialisiert". Gut, dass ich an einem schönen Sonntagnachmittag meiner Intuition gefolgt bin und ganz zufällig dort vorbeifuhr. Da habe ich den Nachbarn zufällg getroffen und gleich kennen- und einschätzen gelernt. Die folgende Grundstücks"verhandlung" mit ihm hat dann alles nochmal bestätigt. Jetzt liegt das Problem gottseidank noch vor dem Kauf offen auf dem Tisch und ich habe alle Trümpfe in der Hand.
Ohne meine damaligen Börsenerfahrungen hätte ich das viel zu schnell gekauft und wäre schon wieder voll in der Krise. Deshalb finde ich Erfahrungen grundsätzlich etwas sehr Positives.
>Und betreffend Wohnungen auf heranziehenden Ärger.
>Nun muß man auch leider ab und zu Erfahrungen sammeln, und ohne Risiko gibts halt auch keinen Erfolg.
ACK!
Grüsse und viel Erfolg an vasile,
Yak
|
vasile
10.07.2004, 22:32
@ Baldur der Ketzer
|
Re: Thema Wohnungskauf: Straßenausbaubeitragsumlage |
-->Hallo Baldur,
>Die Straßenausbauten werden bekanntlich von der Kommune auf die Anlieger umgelegt - d.h., Du kannst davon ausgehen, daß ca. die Hälfte der Gesamtkosten von den Anrainern zu zahlen sind. Und das kann in die zehntausende gehen. Das ganze heißt Straßenausbaubeitragssatzung, und gilt analog auch im Entwässerungs-/Kanalisationsbereich.
Das ist, Gott sei Dank, nicht der Fall. Die Straßensanierung wird hier NICHT auf die Anwohner umgelegt. Ansonsten hast Du natürlich Recht. Meine Mutter muß nämlich demnächst genau dafür löhnen.
>Ich mußte mal anteilig für ein paar Primeln in einem von Granitrandsteinen umfaßten Hundeklo, das ich nie bestellt hatte, aber vom Gemeinde*rat???* halt so beschlossen wurde, 1700 Märker löhnen.
>Toll, gell?
>Im Übrigen sind Gesamthandsverhältnisse halt immer problematisch.
>So lange Du den Kaufpreis ja nicht finanzieren mußt, geht es noch. Ein Rohrkrepierer aber würde drohen, hättest Du das mit einem Bankkredit machen müssen......also, sei froh, daß wenigstens das nicht der Fall ist.
>Beste Grüße vom Baldur
Bankkredite sind für mich derzeit absolut tabu: ich lese zwar umsonst hier mit aber glücklicherweise nicht vergeblich.
Der Ärger ist übrigens wirklich bereits vorprogrammiert, weil einer der Eigentümer sich nicht an den Instandsetzungsaufwendungen beteiligen will. Aber so ist das halt. Wenn das Objekt unproblematisch wäre, hätte ich es nicht so billig bekommen.
Alles Gute
vasile
|
vasile
10.07.2004, 22:39
@ Yak
|
Re: Vorahnungen |
-->Hallo Yak,
>Ohne meine damaligen Börsenerfahrungen hätte ich das viel zu schnell gekauft und wäre schon wieder voll in der Krise. Deshalb finde ich Erfahrungen grundsätzlich etwas sehr Positives.
>>Und betreffend Wohnungen auf heranziehenden Ärger.
>>Nun muß man auch leider ab und zu Erfahrungen sammeln, und ohne Risiko gibts halt auch keinen Erfolg.
>ACK!
>Grüsse und viel Erfolg an vasile,
>Yak
Danke, erst mal, für die guten Wünsche! Erfahrung ist bei solchen Sachen wirklich das A und O. Aber ohne Lehrgeld kann man leider keine sammeln. Ich hab', wie gesagt, ganz schön Glück gehabt. Andere Eigentümer im Haus, z.B. haben das Dreifache für die gleiche Wohnung bezahlt, weil sie mit dem Pleitegeier, der das Objekt saniert hat, befreundet waren. Die sind wirklich arm dran, weil jetzt noch der ganze Sanierungsaufwand ansteht, für den sie den Pleitegeier schon vor vier Jahren bezahlt hatten. Dafür hatte der sich damals einen Whirlpool für 10 Personen oben in seine Penthouse-Wohnung gestellt. Ich hab das Teil selbst gesehen. Das ist wohl Karma?
Dir ebenfalls viel Erfolg und Grüße
vasile
|