Dieter
13.07.2004, 09:29 |
Karl Marx - The king of brainwashing? Thread gesperrt |
-->Karl Marx - the king of brainwashing?
Eine Untersuchung zu den Grundlagen seiner Wertetheorie
Von Joachim Dietrich
In Form einer Kommentierung des Originaltextes vom Kapital
Band 1, teilweise gekürzt (.....)
Fett gedruckter Text = Kommentierung
Erstes Buch
Der Produktionsprozeß des Kapitals
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Erster Abschnitt
Ware und Geld
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ERSTES KAPITEL
Die Ware
Die zwei Faktoren der Ware: Gebrauchswert und Wert(Wertsubstanz, Wertgröße)
Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine"ungeheure Warensammlung"(1), die einzelne Ware
als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.
Ok, dann wollen wir mal:
Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das
menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel.
Jedes nützliche Ding, wie Eisen, Papier usw., ist unter doppelten Gesichtspunkt zu betrachten, nach Qualität und Quantität. Jedes solches Ding ist ein Ganzes vieler Eigenschaften und kann daher nach verschiedenen Seiten nützlich sein (......)
Die Nützlichkeit eines Dings macht es zum Gebrauchswert. Aber diese Nützlichkeit schwebt nicht in der Luft. Durch die Eigenschaften des Warenkörpers bedingt, existiert sie nicht ohne denselben. Der Warenkörper selbst, wie Eisen, Weizen, Diamant usw., ist daher ein Gebrauchswert oder Gut. Dieser sein Charakter
hängt nicht davon ab, ob die Aneignung seiner Gebrauchseigenschaften dem Menschen viel oder wenig Arbeit kostet. (.....) Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei. In der von uns zu betrachtenden Gesellschaftsform bilden sie zugleich die stofflichen Träger des - Tauschwerts.
Hier heißt es: Die Nützlichkeit macht es zum Gebrauchswert. Der Gebrauchswert verwirklicht sich nur im Gebrauch oder der Konsumtion. Ist das richtig so? Hier entsteht die Frage nach dem Entscheidungsprozeß des Menschen. Ist ein Gut nützlich aus Erfahrung oder nützlich weil wir die Zukunft kennen? Entsteht der Gebrauchswert in unserer Vorstellung über zukünftige angedachte Nutzung oder entsteht der Gebrauchswert durch die Realisierung? Wir gebrauchen die Güter im Jetzt, ihr Gebrauchswert, die Bewertung desselben, die Einschätzung und Bewertung des Nutzens haben wir den Gütern in der Vergangenheit gegeben.
Wir haben es also mit mindestens 2 Gebrauchswerten zu tun. Dem der tatsächlichen Realisierung im Jetzt und dem der angedachten, vorweggenommenen Realisierung als Erfahrungswert aus der Vergangenheit. Hierzu ein Beispiel:
Nach einem heißen Sommer wird der Gebrauchswert einer Klimaanlage im Auto als sehr hoch eingschätzt. Aufgrunddessen wird ein Wagen mit Klimaanlage gekauft. Im Folgejahr stellt sich heraus, daß der Sommer regnerisch und kühl ist. Der realisierte Gebrauchswert der Klimaanlage ist gleich Null.
Wir stellen fest, daß Marx hier eindeutig falsch liegt, indem er den viel wichtigeren Teilaspekt des Gebrauchswertes für weitere Untersuchungen unterschlägt.
Der realisierte Gebrauchswert ist nicht der maßgebliche Wert einer Ware, sondern es ist die Vorstellung des Individiums und der gesamten Gesellschaft, die es aufgrund von Erfahrungen in eine Ware hineininterpretiert. Gerade auf diesem Feld finden auch die Ansätze der Werbung statt, indem ein Wert suggeriert wird (Markenprodukte). Typisch hierfür die Automobil- oder die Kosmetikwerbung.
Der Tauschwert erscheint zunächst als das quantitative Verhältnis, die Proportion, worin sich Gebrauchswerte einer Art gegen Gebrauchswerte anderer Art
austauschen, ein Verhältnis, das beständig mit Zeit und Ort wechselt. Der Tauschwert scheint daher etwas Zufälliges und rein Relatives, ein der Ware
innerlicher, immanenter Tauschwert (valeur intrinsèque) also eine contradictio in adjecto. Betrachten wir die Sache näher.
Marx hat hier die alte Unterteilung des Waren-Wertes von Ricardo übernommen und den `Wert´ aufgesplittet und für den Aspekt des Wertes für den wirtschaftlichen Austausch den Begriff `Tauschwert´ genommen.
Marx trennt also den Wertbegriff in Gebrauchswert und in Tauschwert als Basis zur Preisfindung.
Eine gewisse Ware, ein Quarter Weizen z.B. tauscht, sich mit (....) mit andern Waren in den verschiedensten Proportionen. Mannigfache Tauschwerte also hat der Weizen statt eines einzigen (...). Es folgt daher erstens: Die gültigen Tauschwerte derselben Ware drücken ein Gleiches aus. Zweitens aber: Der Tauschwert kann überhaupt nur die Ausdrucksweise, die"Erscheinungsform" eines von ihm unterscheidbaren Gehalts sein.
Bis hierhin ok.
Nehmen wir ferner zwei Waren, z.B. Weizen und Eisen. Welches immer ihr Austauschverhältnis, es ist stets darstellbar in einer Gleichung, worin ein gegebenes
Quantum Weizen irgendeinem Quantum Eisen gleichgesetzt wird, z.B. 1 Quarter Weizen = a Ztr. Eisen. Was besagt diese Gleichung? daß ein Gemeinsames von
derselben Größe in zwei verschiednen Dingen existiert, in 1 Quarter Weizen und ebenfalls in a Ztr. Eisen. Beide sind also gleich einem Dritten, das an und für sich
weder das eine noch das andere ist. Jedes der beiden, soweit es Tauschwert, muß also auf dies Dritte reduzierbar sein. (.....)
Dies Gemeinsame kann nicht eine geometrische, physikalische, chemische oder sonstige natürliche Eigenschaft der Waren sein. (.....)
Bis hierhin noch ok.
Als Gebrauchswerte sind die Waren vor allem verschiedner Qualität, als Tauschwerte können sie nur verschiedner Quantität sein, enthalten also kein Atom
Gebrauchswert.
Hier muß näher untersucht werden, ob der Tauschwert ausschließlich eine Quantität hat, wie es Marx indirekt unterstellt, oder ob es eine Mischung verschiedener Quantitäten ist, deren Mischungsverhältnis durch den Gebrauchswert bestimmt wird.
Sieht man nun vom Gebrauchswert der Warenkörper ab, so bleibt ihnen nur noch eine Eigenschaft, die von Arbeitsprodukten.
Spätestens jetzt gerät Marx ins Absurde wenn er als einzigen gemeinsamen Nenner (einzige Qunatität) von Waren ausschließlich die Arbeit nennt. Was wird gesucht?
Eigenschaften, die man vergleichend bewerten kann, die in allen Waren vorkommen. Dazu zählt natürlich die Arbeitsleistung (der Arbeitsprozeß) wie Marx ihn ausschließlich sieht. Beispielhaft sollen hier ein paar erwähnt werden:
die Idee, (Inspiration) - Resourcen - Die Begehrlichkeit von Seiten der Konsumenten
Aber die allerwichtigste Eigenschaft sollte nicht ungenannt bleiben: Der Tauschwert einer Ware beinhaltet immer die Eigenschaft eines Rechtes. Wäre dem nicht so, hätten wir kein Tausch, sondern Diebstahl oder Raub.
Das Recht welches mit dem Tauschobjekt und seinem Wert untrennbar verbunden ist kann sein: Eigentum, oder ein Nutzungsrecht anderer Form, und zwar immer abhängig von der Form der gesellschaftlichen Vereinbarung, rechtsfrei ist ein Tausch nie. Somit ist klar, daß der Tauschwert im wesentlichen auch vom Rechtsinhalt der Ware abhängt. Einen Warentausch im rechtsfreien Raum gibt es nicht.
Die Behauptung, in der Gleichung aufgestellt: `der Warenkörper minus Gebrauchswert wäre der Arbeitswert´ ist folglich absurd, der Arbeitswert ist nur ein von vielen Elementen, welches Marx zum Solitär erhoben hat, aus welchen Gründen auch immer.
Jedoch ist uns auch das
Arbeitsprodukt bereits in der Hand verwandelt. Abstrahieren wir von seinem Gebrauchswert, so abstrahieren wir auch von den körperlichen Bestandteilen und
Formen, die es zum Gebrauchswert machen. Es ist nicht länger Tisch oder Haus oder Garn oder sonst ein nützlich. Alle seine sinnlichen Beschaffenheiten sind
ausgelöscht. Es ist auch nicht länger das Produkt der Tischlerarbeit oder der Bauarbeit oder der Spinnarbeit oder sonst einer bestimmten produktiven Arbeit. Mit dem nützlichen Charakter der Arbeitsprodukte verschwindet der nützlicher Charakter der in ihnen dargestellten Arbeiten, es verschwinden also auch die
verschiedenen konkreten Formen dieser Arbeiten, sie unterscheiden sich nicht länger, sondern sind allzusamt reduziert auf gleiche menschliche Arbeit, abstrakt menschliche Arbeit.
Hier umschreibt Marx mit vielen Worten seine Unzulänglichkeit.
Natürlich ist die abstrahierte menschliche Arbeit ein wichtiges Element der Ware und somit seines Wertes, aber es ist bei weitem nun mal nicht das einzige Element. Marx arbeitet hier mit Halbwahrheiten.
Betrachten wir nun das Residuum der Arbeitsprodukte. Es ist nichts von ihnen übriggeblieben als dieselbe gespenstige Gegenständlichkeit, eine bloße Gallerte
unerschiedsloser menschlicher Arbeit, d.h. der Verausgabung menschlicher Arbeitskraft ohne Rücksicht auf die Form ihrer Verausgabung. Diese Dinge stellen nur noch dar, daß in ihrer Produktion menschliche Arbeitskraft verausgabt, menschliche Arbeit aufgehäuft ist. Als Kristalle dieser ihnen gemeinschaftlichen Substanz sind sie Werte - Warenwerte.
Hier wieder das gleiche, mit vielen Worten wird etwas näher erklärt, als wenn das viele `Getöse´ ablenken soll vom Realen.
Im Austauschverhältnis der Waren selbst erschien uns ihr Tauschwert als etwas von ihren Gebrauchswerten durchaus Unabhängiges.
Auch hier schon wieder der nächste Fehler. Der Tauschwert ist nicht unabhängig vom Gebrauchswert, das wäre er nur, wenn man der falschen Fährte von Marx folgen müßte.
Abstrahiert man nun wirklich vom Gebrauchswert der Arbeitsprodukte, so erhält man ihren Wert, wie er eben bestimmt ward. Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert. Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist.
Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist.
Jetzt kann man schon klarer die Absicht von Marx erkennen. Er will darauf hinaus, daß der Wert eines Gutes einzig und allein durch Arbeit definiert wird.
(Zur Klarstellung, Arbeit bestimmt den Wert eines Gutes, aber nicht immer, nicht immer gleich stark, mitunter kaum)
Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen"wertbildenden Substanz", der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst mißt sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw.
(......)
Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche
seine Wertgröße bestimmt. Die einzelne Ware gilt hier überhaupt als Durchschnittsexemplar ihrer Art. Waren, worin gleich große Arbeitsquanta enthalten sind oder die in derselben Arbeitszeit hergestellt werden können, haben daher dieselbe Wertgröße. Der Wert einer Ware verhält sich zum Wert jeder andren Ware wie die zur Produktion der einen notwendige Arbeitszeit zu der für die Produktion der andren notwendigen Arbeitszeit."Als Werte sind alle Waren nur bestimmte Maße festgeronnener Arbeitszeit."
Das liest sich alles recht schlüssig, paßt aber leider nur auf einen Bruchteil der Waren und dessen Wert, und zwar nur dann, wenn der Wert ausschließlich durch Arbeit definiert werden kann. Wie messe ich den `Wert eines Patentes´, das in erster Linie ein Rechtsgut ist, sein Wert hängt viel mehr von einer `gesellschaftlichen Vereinbarung´ ab, als von der darin enthaltenen Arbeitsleistung, oder von der Inspiration, dem `göttlichen Funken´.
Die Wortwahl von Marx, Wert und Arbeit gleich zu setzen ist grundfalsch. Arbeit hat einen Wert, aber Arbeit ist nicht das Synonym von `Wert´.
Eigentlich kann man die Lektüre von Marx spätestens an dieser Stelle zuschlagen, da das Gespinst von falschen Voraussetzungen und den darauf aufbauenden Schlußfolgerungen zwangsläufig vom Kern und der Realität immer weiter ablenkt. Wie schon gesagt, man gewinnt zunehmend den Eindruck, daß Marx uns auf eine falsche Fährte führt, in ein Dickicht von Halbwahrheiten.
Mehrwert-Theorie, Arbeitswert-Theorie können aufgrund falscher Basis nur ungültig sein, da die zugrundeliegende Werte-Theorie schon mit extremen Fehlern behaftet ist.
Möge jeder selbst urteilen.
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mario
13.07.2004, 15:50
@ Dieter
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vielleicht lässt sich die Argumentation doch noch retten |
-->Hi Dieter,
vielleicht lässt sich die Wertproblematik doch zugunsten von Marx lösen, wenn man unterstellt, dass Marx den Begriff „Arbeit“ viel weiter fasst als man das allgemein tut.
Ideen sind dann Denkarbeit. Erstmalige Eigentumserlangung und dessen Schutz sind Aneignungsarbeit, Schutzarbeit oder einfach nur Überzeugungsarbeit, um das Eigentumsrecht zu erlangen. Sogar ein von alleine wachsender Apfel an einem Baum erfordert zu dessen Verkauf immer noch Pflückarbeit und Verkaufsarbeit.
>Aber die allerwichtigste Eigenschaft sollte nicht ungenannt bleiben: Der Tauschwert einer Ware beinhaltet immer die Eigenschaft eines Rechtes. Wäre dem nicht so, hätten wir keinen Tausch, sondern Diebstahl oder Raub.<
Frühere Zivilisationen ohne Eigentum würden hier nur Bahnhof verstehen. Wenn die Ware kein Recht beinhaltet, kann sie auch kein Eigentum beinhalten, damit auch nicht gestohlen werden, im Grunde nicht einmal verschenkt, sondern nur gegeben oder genommen werden. Genaugenommen wäre sie dann aber auch keine Ware mehr.
So gesehen kann man, finde ich, jeden Tauschwert auf irgendwann einmal geleistete Arbeit zurückführen, auch wenn dessen Höhe keineswegs konstant im Verhältnis zur geleisteten Anstrengung ist, da die Effizienz der Anstrengung auch zu berücksichtigen ist.
Schönen Gruß
mario
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silvereagle
13.07.2004, 16:48
@ mario
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Re: tten, was zu retten ist |
-->Hallo mario,
> vielleicht lässt sich die Wertproblematik doch zugunsten von Marx lösen, wenn man unterstellt, dass Marx den Begriff „Arbeit“ viel weiter fasst als man das allgemein tut.
Sorry, aber da ist nicht mehr viel zu retten. Wenn Du mich fragst (aber nur dann), dann solltest Du Dich selber retten. Und zwar aus den Fängen eines verhängnisvollen Irrtums nach klassisch konstruktivistischem Prinzip.
> Ideen sind dann Denkarbeit. Erstmalige Eigentumserlangung und dessen Schutz sind Aneignungsarbeit, Schutzarbeit oder einfach nur Überzeugungsarbeit, um das Eigentumsrecht zu erlangen. Sogar ein von alleine wachsender Apfel an einem Baum erfordert zu dessen Verkauf immer noch Pflückarbeit und Verkaufsarbeit.
Und was ändert das daran, dass all diese Arbeiten für alle relevanten Menschen trotzdem völlig wertlos und uninteressant sein können? Ich kann z.B. meinen alten Computer auf den 3970 m hohen Eiger schleppen, um ihn dann über die Nordwand runterzuschmeissen. Das wäre ein mächtiges Stück Arbeit, nicht wahr?
Ist sie aber deshalb schon etwas wert? Nein, ist sie nicht. Den abgestürzten PC (oder was davon übrig ist) wird wohl niemand wirklich haben wollen. Und ins Fernsehen wird man damit auch nicht kommen. Eher ins Gefängnis.
>> Aber die allerwichtigste Eigenschaft sollte nicht ungenannt bleiben: Der Tauschwert einer Ware beinhaltet immer die Eigenschaft eines Rechtes. Wäre dem nicht so, hätten wir keinen Tausch, sondern Diebstahl oder Raub.
> Frühere Zivilisationen ohne Eigentum würden hier nur Bahnhof verstehen. Wenn die Ware kein Recht beinhaltet, kann sie auch kein Eigentum beinhalten, damit auch nicht gestohlen werden, im Grunde nicht einmal verschenkt, sondern nur gegeben oder genommen werden. Genaugenommen wäre sie dann aber auch keine Ware mehr.
Ganz genau. Du hast mit Deinem Einwand insofern Recht, als Eigentum kein Naturgesetz ist. Aber es ist in unserer Gesellschaft, in unserem Leben (auch in Deinem, sei bitte ehrlich) ein so integrativer Bestandteil geworden, so nahe an einem de-facto-Naturgesetz, dass jegliche Konstruktion, die dieses Eigentum schon vom Prinzip her ausschliesst, mit dieser unserer Realität nicht das Geringste zu tun hat. Und es steht bitte auch außer Streit, dass diejenigen Gesellschaften, die es hatten, um Äonen weiter sind, als eigentumslose Gesellschaften.
Wohin man also ohne Eigentum hinwill, wird wohl nur im Schritt-für-Schritt-Verfahren zu klären sein. Und wieviele Leute da mitmachen wollen, ist eine ganz andere Frage...
> So gesehen kann man, finde ich, jeden Tauschwert auf irgendwann einmal geleistete Arbeit zurückführen, auch wenn dessen Höhe keineswegs konstant im Verhältnis zur geleisteten Anstrengung ist, da die Effizienz der Anstrengung auch zu berücksichtigen ist.
Jeglicher Wert ist subjektiv, das ist die Regel Nr. 1. Darüber hinaus kann man über"Wertübereinstimmungen" mannigfach Diskussionen anstellen - geschenkt. Für das eine oder andere waren Marxen's gedankliche Verrenkungen sicher gut - aber als seriöse Grundlage modernen Wirtschaftens ist sie völlig ungeeignet.
Wenn Du Schwierigkeiten damit hast, Dir dies einzugestehen, dann versuche mal zu hinterfragen, warum Du so sehr an Marx festhalten willst. Wenn man Deinen ersten Satz liest, dann ist Dein Bedürfnis nach"Ehrenrettung von Marx" kaum überhörbar. Was hat damals bewirkt, dass er so großen Einfluss auf Dein Seelenleben gewann? War es irgend eine Person, die Dir viel bedeutete? Oder eine ganze Gruppe interessanter Personen? Meistens ist das vor allem eine psychologische Geschichte.
Man kann aber auch aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.
Gruß, silvereagle
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mario
13.07.2004, 17:57
@ silvereagle
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keine voreiligen Schlüsse, bitte |
-->Hi silvereagle,
Marx hatte kaum einen Einfluß auf mich, ich habe seine Werke praktisch gar nicht gelesen. Ich wollte hier nur seine mögliche Denkstruktur in dieser einen Argumentation mal etwas anders beleuchten. Es besteht also keine Notwendigkeit, mich zu"retten".
>Und es steht bitte auch außer Streit, dass diejenigen Gesellschaften, die es hatten, um Äonen weiter sind, als eigentumslose Gesellschaften.<
Naja, fragt sich allerdings, in welcher Hinsicht diese"weiter" sind.
>Wenn Du Schwierigkeiten damit hast, Dir dies einzugestehen, dann versuche mal zu hinterfragen, warum Du so sehr an Marx festhalten willst. Wenn man Deinen ersten Satz liest, dann ist Dein Bedürfnis nach"Ehrenrettung von Marx" kaum überhörbar. Was hat damals bewirkt, dass er so großen Einfluss auf Dein Seelenleben gewann? War es irgend eine Person, die Dir viel bedeutete? Oder eine ganze Gruppe interessanter Personen? Meistens ist das vor allem eine psychologische Geschichte.<
Ziehe aus meinen Aussagen doch bitte nur diejenigen Schlüsse, die man daraus ziehen kann und mache keine reinen Vermutungen Deinerseits zu feststehenden Tatsachen!
>Man kann aber auch aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.<
So ist es!
servus
mario
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Dieter
13.07.2004, 19:49
@ mario
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Re: vielleicht lässt sich die Argumentation doch noch retten |
-->Hallo Mario,
dann wollen wir mal schauen, was man retten kann:
>Hi Dieter,
>vielleicht lässt sich die Wertproblematik doch zugunsten von Marx lösen, wenn man unterstellt, dass Marx den Begriff „Arbeit“ viel weiter fasst als man das allgemein tut.
mir ist schon klar, daß Marx auch Entwickeln, entwerfen, tüfteln als Arbeit versteht, mit vielen Windungen auch noch mehr. Nur wenn Marx von Anfang an Arbeit differenzierter sehen würde, dann hätte er sich bestimmt 500 Seiten späteren Text sparen können um eine These zu formulieren, die er etwas kompatibler an die Realität versucht zu bringen.
>Ideen sind dann Denkarbeit.
Ein plötzlicher Geistesblitz der den Anstoß für neue Techniken schafft darf keinesfalls mehr unter den Begriff Àrbeit´ fallen, so weit er auch gefaßt sein mag. > Erstmalige Eigentumserlangung und dessen Schutz sind Aneignungsarbeit, Schutzarbeit oder einfach nur Überzeugungsarbeit, um das Eigentumsrecht zu erlangen. Sogar ein von alleine wachsender Apfel an einem Baum erfordert zu dessen Verkauf immer noch Pflückarbeit und Verkaufsarbeit.
Mir ist der Eigentumsaspekt nicht wichtig, sondern eher die Tatsache, daß es zwischenmenschliche Regeln, Normen geben muß, die die Bedingungen eines Tausches regeln, da ja Marx den Wertbegriff eindeutig vom Tauschwert ableitet.
Bei Deinem Apfelbeispiel wird zwar Arbeit benötigt, aber ist das immer das wertbildende Element. Stell Dir vor in einer Fernsehsendung wird die Sorte `Zuckersauersüß´ als extrem schmackhaft gelobt. Es gibt aber nur 50 Züchter, die 300 Bäume davon haben, die 6 Monate zuvor abgeerntet wurden wobei noch eine kleine Restmenge im Kühlhaus lagert. Was macht den derzeitigen Wert (Tauschwert) dieser Äpfel aus? Zum Teil natürlich die innewohnende Arbeit auch geistige Arbeit. Aber bestimmend für den Tauschwert ist in diesem Beispiel der Faktor Arbeit bestimmt nicht. Man kann natürlich demnächst viele neue Äpfel dieser Sorte veredeln und pflanzen und ca. 10 Jahre später auch die ersten Äpfel davon erten. Vielleicht hat sich bis dahin aber unser Klima so sehr verändert, daß die Region für den Obstanbau nicht mehr geeignet ist und stattdessen andere Gebiete neu erschlossen werden müssen.
>>Aber die allerwichtigste Eigenschaft sollte nicht ungenannt bleiben: Der Tauschwert einer Ware beinhaltet immer die Eigenschaft eines Rechtes. Wäre dem nicht so, hätten wir keinen Tausch, sondern Diebstahl oder Raub.<
>Frühere Zivilisationen ohne Eigentum würden hier nur Bahnhof verstehen. Wenn die Ware kein Recht beinhaltet, kann sie auch kein Eigentum beinhalten, damit auch nicht gestohlen werden, im Grunde nicht einmal verschenkt, sondern nur gegeben oder genommen werden. Genaugenommen wäre sie dann aber auch keine Ware mehr.
Selbst das nehmen und geben bedarf einer stillschweigenden zwischenmenschlichen Vereinbarung wie in kleinen Gemeinschaften üblich. Bei größeren nicht so überschaubaren Gemeinschaften würden Gesetze anstelle der stillschweigenden Vereinbarungen treten, gekoppelt mit einer Institution, die diesen Gesetzen Macht verleiht. Ein Tausch bedarf allemal einer Vereinbarung. Die Form des Eigentums ist dabei nicht zwingend. Aber die Art der Vereinbarung, also die Art des Rechtes, welches untrennbar mit der Ware beim Tausch verbunden ist kann mindestens so wertbestimmend sein wie der Arbeitsanteil. Bei jedem Warentausch werden Rechte getauscht und nicht nur abstrakte Arbeitszeit.
>
>So gesehen kann man, finde ich, jeden Tauschwert auf irgendwann einmal geleistete Arbeit zurückführen, auch wenn dessen Höhe keineswegs konstant im Verhältnis zur geleisteten Anstrengung ist, da die Effizienz der Anstrengung auch zu berücksichtigen ist.
>Schönen Gruß
>mario
Wie ich oben anführte, wäre die Zurückführung eines jeden Tauschwertes auf Arbeit eine Simplifizierung, die der menschlichen Natur in keinster Weise gerecht würde, da sehr menschenverachtend. Eine derartige Argumentation kann man nur anstreben wenn man davon ausgeht, daß der Mensch ausschließlich zu jeder Zeit ein komplizierter Roboter ist.
Schönen Gruß zurück,
Dieter
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mario
13.07.2004, 21:03
@ Dieter
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Zustimmung, allerdings... |
-->Hi,
da muss ich Dir voll zustimmen. Den Arbeitsbegriff so weit zu fassen ist vom gesunden Menschenverstand aus wirklich ziemlich blödsinnig. Letztlich wird irgendwie alles zu Arbeit.
Allerdings, wenn man sich die heutige Gesellschaft mit ihren zahllosen Arbeitslosen so ansieht, insbesondere in Ländern wo es keinerlei Arbeitslosenunterstützung gibt: Die einzige legale Möglichkeit für einen Mittellosen, neben der Bettelei, an Geld, das ja der Wertmaßstab ist, zu kommen, ist irgendeine Form von Arbeit. Ohne Arbeit kein Geld, und was geldmäßig null ist, ist ökonomisch auch"ohne Tauschwert". Zumindest als Basis scheint der Tauschwert irgendeine gewöhnliche Form von Arbeit zu brauchen.
Vielleicht spiegelt die diesbezügliche Verworrenheit bei Marx zumindest doch die Verworrenheit der heutigen Gesellschaft wider.
Gruß
mario
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Dieter
13.07.2004, 21:45
@ mario
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Re: Zustimmung, allerdings... |
-->Hallo Mario,
Zur Erklärung der Ã-konomie gehe ich bei den meisten Gesellschaften vom Menschen und ihren Eigenschaften aus. Wir finden Charaktereigenschaften wie Risikobereitschaft, Ängstlichkeit, Mut, Fleiß, Passivität, Aktivität. Mit dieser Mischung von Eigenschaften können Menschen sich an der Ã-konomie mit unterschiedlichsten Zielen beteiligen, das um so besser, je mehr eine Absicherung staatlicherseits gewährleistet ist.
Jeder (mit wenigen Ausnahmen) hat die Möglichkeit sich zielgerichtet zu betätigen (Arbeit, aber nicht nur), aus dieser zielgerichteten Betätigung Güter oder Geld zu erwerben und jeder hat die Möglichkeit von den erworbenen Gütern oder Geld einen Teil beiseite zu legen als Vorrat.
Da Menschen nun mal keine homogene Masse oder Ware ist, haben wir nun alle Facetten an Wirtschaftsteilnehmern. Typischerweise dürften die Menschen mit mehr Aktivität und Risikobereitschaft eher Unternehmer werden, falls das noch mit Fleiß und Intuition gepaart ist, vielleicht sogar mit Erfolg. Menschen, die eher sicherheitsbestimmt sind, wird man eher auf der Arbeitnehmerseite finden und sollte diese Eigenschaft noch mit Bequemlichkeit gepaart sein oder mit dem Anspruch auf Luxus, dann haben wir vermutlich eher einen Staatsbediensteten im gehobenen Dienst oder einen Sozialhilfeempfänger oder auch unter Umständen einen Erben, der sein Geld in Festverzinsliche steckt.
usw. usw. usw......
Aus den obigen Gedankengängen (in Fortsetzung) lassen sich eigentlich alle Bereiche der Politik und Wirtschaft erklären.
Wer unselbständig arbeitet, was nichts anderes heißt als das er das Risiko der selbständigen Arbeit scheut, verkauft indirekt Verfügungsgewalt über seinen Körper/Geist. Dies kann aus Not passieren, genausogut aber auch berechnend, da es als eigener Vorteil gesehen wird.
Wenn die Arbeit eines Unselbständigen selbst zur Ware (teilweise, zeitlich begrenzte Verfügungsgewalt wird abgetreten) wird, dann muß natürlich auch Nachfrage vorhanden sein. (Dieser Vorgang ist im Übrigen nichts anderes als wenn ein Selbständiger für einen Kunden arbeitet. Im Unterschied zum Unselbständigen liegt nur das Risiko in der Erfüllung und Höhe der Gegenleistung anders verteilt.)
Also in Ländern ohne soziales Netz steht der Arbeitnehmer im Falle von zu wenig Nachfrage nach Leistungen genauso schlecht da wie ein Unternehmer/Selbständiger. In dem Fall macht es wenig Sinn Arbeitnehmer zu sein, da ja in einer derartigen Gesellschaft Chancen- und Nutzen zu Ungunsten des Arbeitnehmerstatus verteilt werden.
Und wenn man sich Länder mit geringem Wohlstand und sozialer Absicherung anschaut, dann ist dort der Anteil an Selbständigen deutlich höher als in Deutschland. Hier ist es für das Mittel der arbeitsfähigen Menschen immer noch deutlich lukrativer nicht selbständig zu sein. Das würde sich m.E. ändern, wenn die soziale Sicherung deutlich abgebaut würde, da dann die Vorteile der Arbeitnehmereigenschaft schwinden.
Gruß Dieter
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