fridolin
22.07.2004, 21:29 |
FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten Thread gesperrt |
-->Der Trend zur unbezahlten Mehrarbeit in Deutschland könnte nach Einschätzung führender Ã-konomen zu einem allgemeinen Preisverfall führen. DIW-Konjunkturchef Gustav Horn warnt bereits vor einer Deflation.
[...]
Erst vor einem Jahr hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) gewarnt, dass Deutschland ähnlich wie Japan in den 90er Jahren in eine deflationäre Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und schwacher Nachfrage geraten könnte. Erst durch den kräftigen Aufschwung in den USA und der folgenden Erholung der Exportnachfrage waren die Ängste zerstreut worden.
Zu dem Preisverfall durch die unbezahlte Mehrarbeit könnte es laut den Ã-konomen kommen, weil eine längere Arbeitszeit bei gleichem Lohn de facto eine Senkung der Stundenlöhne bedeutet. Die Unternehmen würden diesen Kostenvorteil zumindest zum Teil über niedrigere Preise an ihre Kunden weitergeben.
[...]
Laut Horn verschwindet mit fallenden Preisen der Anreiz der Unternehmen, sich für die Anschaffung neuer Anlagen zu verschulden, weil die Schulden mit fallenden Preisen drückender würden. Das wiederum bedeute insgesamt weniger Investitionen und berge die Gefahr einer weiter fallenden Nachfrage."Zu versuchen, über sinkende Stundenlöhne aus der Krise zu kommen, ist eine extrem gefährliche Strategie", so Horns Fazit.
Voller Text: http://www.ftd.de/pw/de/1090515889704.html
<font color=#0000FF>Was meinen denn hier die Experten dazu?</font>
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MC Muffin
22.07.2004, 21:33
@ fridolin
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Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten |
-->
><font color=#0000FF>Was meinen denn hier die Experten dazu?</font>
Ich bin zwar kein Experte aber natürlich wirken Lohnsenkungen Deflationär.
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Clarius
22.07.2004, 22:10
@ MC Muffin
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Deflation-Inflation |
-->Man sollte sich dabei immer im klaren sein, was diese beiden Begriffe bedeuten:
1.) Nehmen wir an, die Preise für die (individuelle) Lebenshaltung (->Warenkorb) steigen in einem Jahr um, sagen wir 5%."Inflation" werden die meisten rufen, aber stimmt das wirklich? Das ~flation-Phänomen ist immer INDIVIDUELL! Wenn die Preise (durchschn. Lebenshaltung) in einem Jahr um 5% steigen, DEIN persönliches, verfügbares Einkommen aber um 10% steigt, handelt es sich hierbei nun um Inflation oder Deflation?
Wer ernsthaft über die Frage Inflation/Deflation diskutieren möchte muss dabei auch immer angeben, ob er sich auf sein persönliches Einkommen bezieht, oder aber auf das durchschnittliche Einkommen der Volksgemeinschaft. Dieser Aspekt sollte vor allen Dingen im Angesicht von Haartz IV nicht vergessen werden.
2.) Angenommen, die Preise fallen um 5%, dann rufen zwar alle"Deflation"! Wenn nun dein individuelles Einkommen aber im selben Zeitraum um 10% sinkt, würdest du das dann immernoch als Deflation empfinden?
Clarius
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Turon
22.07.2004, 22:34
@ fridolin
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Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten |
-->>Der Trend zur unbezahlten Mehrarbeit in Deutschland könnte nach Einschätzung führender Ã-konomen zu einem allgemeinen Preisverfall führen. DIW-Konjunkturchef Gustav Horn warnt bereits vor einer Deflation.
>[...]
>Erst vor einem Jahr hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) gewarnt, dass Deutschland ähnlich wie Japan in den 90er Jahren in eine deflationäre Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und schwacher Nachfrage geraten könnte. Erst durch den kräftigen Aufschwung in den USA und der folgenden Erholung der Exportnachfrage waren die Ängste zerstreut worden.
>Zu dem Preisverfall durch die unbezahlte Mehrarbeit könnte es laut den Ã-konomen kommen, weil eine längere Arbeitszeit bei gleichem Lohn de facto eine Senkung der Stundenlöhne bedeutet. Die Unternehmen würden diesen Kostenvorteil zumindest zum Teil über niedrigere Preise an ihre Kunden weitergeben.
Nun 2+2 zusammenzuaddieren, dafür braucht man keinen Taschenrechner - es sei denn man ist Kostenrechner einer großer Firma. Die Behauptung längere Arbeitszeiten führen zu mehr Einnahmen - der Schein trügt. Durch zusätzliche 8 Arbeitsstunden verändern sich beispielsweise auf Dauer Gewohnheiten vieler Menschen - man fährt nicht so oft weg, man genießt das Bierchen vor dem Fernseher, und es fallen auch zahlreiche Treffen nach einer Weile unter dem Tisch.
Das Argument man wird wettbewerbsfähiger - ist nicht unbedingt besonders clever. Für den Export bringt das augenscheinlich Verbesserungen, für die Binnenmarktnachfrage nur Nachteile. Insbesondere in den Ländern mit hoher Steuerprogression. Daher: damit erzeugt man nur vorübergehendem Beserstellungseffekt nicht mehr und nicht weniger - und es bleibt bei dem vorübergehend, denn sobald der Binnenmarkt entsprechend reagiert, werden neue Steuerlöcher entstehen.
In Wahrheit eignen sich Arbeitszeitenverlängerungen nur dafür um längerfristig
eben keine neuen Stellen zu schaffen.
Produktivität steigt, Umsatz stagniert.
>[...]
>Laut Horn verschwindet mit fallenden Preisen der Anreiz der Unternehmen, sich für die Anschaffung neuer Anlagen zu verschulden, weil die Schulden mit fallenden Preisen drückender würden. Das wiederum bedeute insgesamt weniger Investitionen und berge die Gefahr einer weiter fallenden Nachfrage."Zu versuchen, über sinkende Stundenlöhne aus der Krise zu kommen, ist eine extrem gefährliche Strategie", so Horns Fazit.
Wenn man die Produktionsfaktoren einzig und allein als auschlaggebend betrachtet, mag das stimmen. Allerdings ist genau dieser Faktor praktisch unbedeutend volkswirtschaflich gesehen, im Vergleich zum Beispiel zu
steigender Konsumflaute. Ferner sehe ich das gar nicht erst als erwiesen an, denn Deutschland lebt vom Export und Exportüberschüßen, das heißt die Anlagenauslastung wird steigen - damit ist auch Erneuerung der Produktionsfaktoren verbunden.
Generell sollte man aber eben die eklatante Schwäche im Bereich der Binnenmarktnachfrage bekämpfen, denn nur diese kann in Zeiten der Rezessionen
die meiner Meinung nach drohenden Umsatzeinbußen bei Exporten halbwegs kompensieren.
Und genau das braucht Deutschland am ehesten um überhaupt als atraktiver Standort zu bleiben. Akademiker sind heutzutage flexibler und arbeiten weltweit, gehen auch hierfür in andere Länder.
SAP hat das heute zum Beispiel hervorragend gezeigt: Softwareentwicklung beabsichtigt sie verstärkt in Ausland zu betreiben (aufgrund mehreren Faktoren -sture Arbeitszeitregelungen und natürlich hohe Abgabendruck ganz zu schwiegen davon daß Softwarespezialisten im Ausland billiger sind.
>Voller Text: http://www.ftd.de/pw/de/1090515889704.html
><font color=#0000FF>Was meinen denn hier die Experten dazu?</font>
Ich halte generell nichts mehr von Leuten die Ihr Wenn-Dann Syndrom so offenkundig ausleben. Als Beispeil: wenn es in Germany weniger Arbeitslosen gäbe wäre der Standort attrakiver. Wenn die Arbeitslosen arbeiten würden wäre der Konsum stärker. Wenn die 1,1 Millionen offenen Arbeitsstellen angenommen wären, usw. Und die Rosine oobendrauf - wenn wir mehr Spezialisten hätten,
;) (nur keiner bildet diese Spezialisten aus).
Das ist Schrott nach dem Motto wenn die Oma Schnurbart hätte, wäre sie genau das was ich suche. ;) Dennoch hat der Ã-konom nicht ganz Unrecht - Lohnsenkungen
führen automatisch zur Verstärkung der Deflation, weil die Einsparungen die man davon hat stellenweise durch höhere Abgabenquote wieder von alleine verschwinden. Allerdings sollte man nicht vergessen, daß Deutschland in Hinblick auf EU-Ausland schlicht und einfach, bei heutigen Löhnen nicht mehr attraktiv ist - so daß sich das Problem von alleine erledigen wird, früher oder später und ebenfalls deflationär wirken wird.
Und das ist auch das Dilemma in der Bundesrepublik. Es gibt nur einen sinnvollen Weg - vorhandenes Arbeitspensum so aufzuteilen, daß möglichst die wenigsten auf Kosten der Steuerzahler leben müssen, und zu selber Zeit mit voller Härte Sozialhilfen/Arbeitslosenhilfen auf ein Minimum zurückführen.
Das wäre der erste Grundstein dafür, damit sich die Situation nachhaltig ändert.
Wenn die Bundesrepublik nämlich 6 Millionen mehr Menschen in ein Arbeitsverhältnis bringen würde, wären Hilfeleistungen gar nicht erst zu erbringen - klares Potential damit um Steuer- und Beitragssenkungen überhaupt betreiben zu können - das wäre die einzige Möglichkeit sinnvoll und maßvoll gegen Deflation zu wirken - und genau das sieht man zum Beispiel in Japan. Daß Japaner immer noch die Defla verdauen, ist andere Geschichte - nur mit 10% Arbeitslosenquote und 4% Sozialfällen könnte Japan der Defla überhaupt nichts entgegensetzen.
Daß die Möglichkeiten eingeschränkt sind,ist klar - nur immerhin halten Japaner offenkundig doch sehr stark zusammen auch in Hinblick auf die Arbeitslosenquote.
Gruß
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sensortimecom
22.07.2004, 22:47
@ fridolin
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Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten |
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>Laut Horn verschwindet mit fallenden Preisen der Anreiz der Unternehmen, sich für die Anschaffung neuer Anlagen zu verschulden, weil die Schulden mit fallenden Preisen drückender würden. Das wiederum bedeute insgesamt weniger Investitionen und berge die Gefahr einer weiter fallenden Nachfrage."Zu versuchen, über sinkende Stundenlöhne aus der Krise zu kommen, ist eine extrem gefährliche Strategie", so Horns Fazit....
[b]Hallo.
Betroffen ist immer jener Teil der Gesamtökonomie, der ohnehin Absatzschwierigkeiten hat, weil seine Produkte gegen Konkurrenz aus Billiglohn-Ländern nicht wettbewerbsfähig ist - weil nicht ausreichend gewerblich/ rechtlich (Urheberrecht, Markenrecht, Patentrecht, WTO-Vereinbarungen usw.) schützbar.
Dieser Part kommt zusätzlich in Probleme - die sich zu einer Abwärtsspirale formen - weil es sich um"Schönwetter-Industrie" handelt, auf die der Konsument im Falle einer Wirtschaftskrise zugunsten solcher Industrien, die lebensnotwendige Güter produzieren, verzichtet. Und auch gezwungenermaßen verzichten muss, weil er ja auch noch gezwungen ist, vermehrte finanzielle Vorsorge für Alter und Krankheit zu treffen, wenn der Staat pleite ist. (Und das ist er ja schon längst).
Also ist es klar, wo DEFLATION auftritt.
Um gegenzusteuern, versucht der Staat jene Wirtschaftssektoren, die LEBENSNOTWENDIGE Güter und Dienstleistungen produzieren, durch"gesteuerte Hyperinflation" zu fördern, damit die Preise dort in HÃ-HEREM MASSE ANSTEIGEN, als sie im Deflations-Sektor sinken. Damit erreicht er die gewünschten Infla-Raten von 2 - 3%. DEHYPFLATION habe ich dieses Phänomen hier schon oft genannt.
Wenn nun von LÄNGEREN ARBEITSZEITEN die Rede ist, die als WuWa für die Gesundung der Wirtschaft dienen sollen, so ist das sehr kurzsichtig gedacht. Denn der Hyper-Infla-manipulierte Sektor braucht keine längeren Arbeitszeiten. Im Gegenteil. Sinkende Arbeitszeiten in diesen Branchen würden genau den Interessen des Staates dienlich sein... Anderseits aber würden LÄNGERE Arbeitszeiten in den kranken deflationären Branchen NUR bewirken, dass sie einige Zeit länger dahinwursteln können. Dann kommt der Druck zu NOCH längeren Arbeitszeiten, zu NOCH höherer Leistung, zu NOCH höherer Produktivität, zu NOCH mehr Arbeit mit NOCH weniger Arbeitskräften - bis die Firma Ade sagt und in den Osten abwandert...
mfg Erich B.
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Tassie Devil
23.07.2004, 03:09
@ sensortimecom
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Re: noch hoeher, noch weiter, noch schoener |
-->> Also ist es klar, wo DEFLATION auftritt. > Um gegenzusteuern, versucht der Staat jene Wirtschaftssektoren, die LEBENSNOTWENDIGE Güter und Dienstleistungen produzieren, durch"gesteuerte Hyperinflation" zu fördern, damit die Preise dort in HÃ-HEREM MASSE ANSTEIGEN, als sie im Deflations-Sektor sinken. Damit erreicht er die gewünschten Infla-Raten von 2 - 3%. DEHYPFLATION habe ich dieses Phänomen hier schon oft genannt. > Wenn nun von LÄNGEREN ARBEITSZEITEN die Rede ist, die als WuWa für die Gesundung der Wirtschaft dienen sollen, so ist das sehr kurzsichtig gedacht.
Hi Erich,
Du unterstellst, dass eine Gesundung der Wirtschaft das Ziel der massgebenden Macht ist, diese Unterstellung ist schlicht falsch.
Das gesamte Geld- und Kreditsystem wird von den Schwerstverbrechern und Hoechstleistungskriminellen der Polit- und Staatsmafia, die ja die Steuer- und Abgabensaetze festlegen, nur noch manipulativ nach ihrem arroganten Gutduenken gesteuert, nur daran kann man sich noch verlaesslich orientieren.
>Denn der Hyper-Infla-manipulierte Sektor braucht keine längeren Arbeitszeiten. Im Gegenteil. Sinkende Arbeitszeiten in diesen Branchen würden genau den Interessen des Staates dienlich sein...
Hier verwechselst Du die Interessen der Polit- und Staatsmafia mit den Interessen dieser Wirtschaftszweige und den dort involvierten Unternehmen und Menschen.
>Anderseits aber würden LÄNGERE Arbeitszeiten in den kranken deflationären Branchen NUR bewirken, dass sie einige Zeit länger dahinwursteln können. Dann kommt der Druck zu NOCH längeren Arbeitszeiten, zu NOCH höherer Leistung, zu NOCH höherer Produktivität, zu NOCH mehr Arbeit mit NOCH weniger Arbeitskräften...
Geld und Kredit haben in diesem bankrotten Polit- und Staatsmafiasystem ueberhaupt nichts mehr mit Leistung gemein, es schaut manchmal nur so aus, daher kann und wird von seiten der Macht beliebig manipuliert.
>- bis die Firma Ade sagt und in den Osten abwandert...
...und der abgewrackte und ausgegluehte Menschenschrott dabei zurueck bleibt....
>mfg Erich B.
Gruss
TD
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sensortimecom
23.07.2004, 11:20
@ Tassie Devil
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Jawohl: citius, altius, fortius! Wie der Lateiner schon sagte;-( (o.Text) |
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