Easy
31.07.2004, 02:09 |
Arbeitszeit verlängern oder verkürzen? Thread gesperrt |
-->Arbeitszeit verlängern oder verkürzen?
Wenn in einer Gemeinschaft einige hungern und zur Lösung des Problems vorgeschlagen wird, die übrigen sollten noch mehr essen, wären wir wahrscheinlich fassungslos. Wenn in einer Gemeinschaft aber einige ohne Arbeit sind und jemand vorschlägt, die übrigen sollten noch mehr arbeiten, wird so etwas ernsthaft diskutiert!
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<ul> ~ zum ganzen Text</ul>
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Baldur der Ketzer
31.07.2004, 07:08
@ Easy
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Re: Arbeitszeit verlängern oder verkürzen? Son Quatsch, ich packs nicht |
-->Hallo, Easy,
leider ist das ausgemachter Unsinn.
Nehmen wir an, ein mustergültiges Unternehmen würde die Arbeitszeit halbieren und die Arbeitsplätze verdoppeln.
Meinetwegen zum vollen Lohn. Wie das finanziert werden soll, soll hier nicht interessieren, so paßt es besser zum Utopia der Autoren.
Das würde voraussetzen, daß die Forschungs- und Entwicklungsabteilung eben doppelt so viele Chemiker, Physiker, Diplomingenieure braucht.
Nun - gibt es die unter den Arbeitslosen??? Im räumlichen Einzugsbereich des Unternehmens???
Desgleichen Facharbeiter an CNC-Maschinen, Übersetzer, Redakteure, Ärzte, Börsenspezialisten, Schweißer, Mechaniker, Elektroniker usw.?
Das Problem ist doch, daß es Gegenden gibt, in denen es kaum mehr größere Arbeitgeber für Gutqualifizierte gibt (Neufünfland), und daß die Arbeitslosen sonst überwiegend aus gering oder gar nicht qualifizierten Leuten, Zuwanderern mit unzureichenden Sprachkenntnissen, etc. bestehen.
Schau doch mal eine Zeitschrift vom Arbeitsamt durch, Dir werden die Augen übergehen, wie dort sprachlich herausragend kaschiert werden soll, daß jemand vielleicht guten Willen mitbringt, aber sonst absolut null.
Jeder, der schon mal was gearbeitet hat, weiß, daß bestimmte Tätigkeiten nicht beliebig unter mehreren aufgeteilt werden können (meine Kollegin ist nicht da, ich weiß das nicht, rufen Sie doch nächste Woche wieder an......).
Zu behaupten, wir packen jetzt einen nennenswerten Anteil der Arbeitslosen in die sonstige Wirtschaft rein, würde, um ein Beispiel zu nehmen, folgendermaßen aussehen:
Es ist Marktsonntag.
Alle Bauern haben keine Milchkühe mehr und müssen neue kaufen.
Sie haben Ställe für 1000 Kühe.
Sie haben aber nur Futter für 900.
Also nehmen sie sich die besten 900 aus den anwesenden 1000 Milchkühen. Diejenigen, die die meiste Milch geben.
Theoretisch bleiben also die 100 mit der geringsten Milchleistung übrig. Bleiben unverkauft stehen.
Wenn jetzt ein Tierschützer kommt und sagt, das geht doch nicht, das sind doch liebe Geschöpfe, sie können doch nix dafür, daß sie so wenig Milch geben, nehmt die 100 restlichen halt auch mit, ihr habt doch Platz, und teilt halt das Futter für die 900 auf die 1000 auf. Davon werden keine Kühe verhungern, sie geben halt einfach weniger Milch.
Dann wäre das echt lieb und eine nette Geste.
Aber die Bauern gingen pleite. Und es landen dann alle 1000 Kühe am Schlachthof. Nicht alle auf einmal, aber schön der Reihe nach, nacheinander. In der Reihenfolge, wie eben die Bauern pleite gehen.
Jetzt kommt wieder, wie kannst Du nur Menschen mit Milchkühen vergleichen. Das ist nicht soziahl.
Nein, ist es auch nicht. Aber anschaulicher, und realitätsnäher, als der Käse aus dem Artikel. Finde ich.
Beste Grüße vom Baldur
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offthspc
31.07.2004, 08:03
@ Baldur der Ketzer
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Regierungsformen: Heute, Hartzokratie... |
-->Moin Moin
Hartzokratie
Du hast 90 Kühe von denen jede am Tag für 10Euro Futter frißt, dafür aber ordentlich Milch gibt.
Der Staat nimmt sich den Großteil deines Gewinns und verteilt diesen auf die anderen 10 Kühe die bedauerlicherweise zu wenig Milch geben.
Um Kosten zu senken verkaufst du deine 90 Kühe.
Und holst dir vom Tiervermittlungsamt 100 Kühe, die geben zwar im Durchschnitt weniger Milch, dafür bekommen sie auch nur Futter für 1 Euro am Tag, den Rest zahlt der Staat.
Alles läuft bestens und du bist der Konkurrenz im Faktor Kosten/Liter Milch weit vorraus.
Nach kurzer Zeit haben aber die restlichen Landwirte ebenfalls auf dieses System umgestellt, die Schweine und Hühnerproduzenten ebenso.
Dafür wird dein Gewinn immer schmäler da der Staat der ja jede Kuh bezuschußt, sich dieses Geld auch irgendwo besorgen muß.
Da auch Kühe marktwirtschaftlich denken und Geld knapp ist kaufen sie sich die Milch für ihre Kälber lieber beim Discounter der die Milch polnischer Kühe verkauft.
Du bleibst auf deiner Milch sitzen und machst den Laden dicht um dir im gelobten Osten eine neue Landwirtschaft zu errichten.
Dank der neuen HARTZ XI Gesetzgebung verläßt du Deutschland mit einem Koffer, gefüllt mit Bekleidungsstücken, der Rest wurde dem Gemeinwohl zugeführt und dient dazu deine 100 Kühe weiter durchzufüttern.
Bedauerlicherweise waren diesmal aber andere schneller und die einzige Möglichkeit"im Osten" über die Runden zu kommen ist eine Position als Milchkuh.
Währendessen haben die Kühe zuhause die Schnauze voll, davon altes billiges Heu von Discountern zu fressen während die Leitkühe (in Kungelei mit den wenigen verbliebenen global-player Landwirten) sich auf fetten Berliner und Frankfurter Weiden die 7 Mägen vollhauen.
"Nieder mit denen die verdorrtes Unkraut predigen und Gras fressen" schallt es durchs Land.
Ein Stierbulle kommt an die Macht, wenige Jahre später machen sich (wiedereinmal) Millionen von Kühen auf den Weg die fetten Weiden im Osten für sich zu erobern.... bzw. ihre"Genossen" im Osten von den ausbeuterischen Landwirten zu befreien.
Du freust dich, bist du selber noch immer (die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt) eine Milchkuh.
Bedauerlicherweise wird in einer alten Regierungsdatenbank dein Name gefunden (Spalte Hartz XI Flüchtlinge), was umgehend"Erziehungsmaßnahmen" (Hartz XIV) nach sich zieht, oder wie der Stierbulle in seinen Ansprachen immer brüllt:"..das kapitalistische Gen MUSS vernichtet werrrden..."
powered by coffein,
offthspc, der schon seit 6.00 für"seinen Ausbeuter" tätig ist, und dat am Wochenende, unbezahlt... und der das eigentlich auch gerne tut (wenn auch nicht immer, und vor allem heute *Sonnenschein* nicht mehr allzulange ;))
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Turon
31.07.2004, 13:58
@ Baldur der Ketzer
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Umverteilung |
-->Hallo Baldur!
Simpel gedacht doch durchaus verständlich dargestellt. Zwei abr haber ich aber dennoch.
Das erste aber: im Moment gaukeln doch Politbüronitglieder samt Halsabschneiderkaste den Deutschen blühende Landschaften vor, wenn die die noch eine Arbeit haben sich damit einverstanden zeigen, 8 Stunden mehr in der Woche zu arbeiten. Wenn die das mitmachen werden Unternehmen plötzlich produktiv und leistungsfähig.
Mit Verlaub: das ist Schwachsinn. Es wird kostengünstiger produziert, das ist richtig - aber das wiegt doch überhaupt nicht deutsche Wettbewerbsnachteile aus - also um bei den Kühen zu bleiben:
- der Bauer wird effektiv von den guten Kühen noch mehr Milch einfordern.
Das entscheidende ist: er kann kaum plötzlich, zusätzliche 5000 l Mich pro Monat verkaufen, weil die Rahmenbedingungen die selben geblieben sind. Er kann die Milch wegkippen, kann paar Cent billiger verkaufen.
Am Ende jedoch hat er weder mehr verdient noch erwirtschaftet. Sein Ersparnis liegt damit nicht an gestiegener Produktivität, sondern darin, daß er eben 50 weitere Kühe aussortiert bei den er nicht feststellen konnte, daß sie produktiver wurden. Damit spart er sich weitere 50 Kühe und Futter hierfür - und das wichtigste er entledigt sich damit von unternehmerisch extrem lebesnwichtigen Reserven.
Gut ein guter Bauer weiß, daß Kühe so ihre Phasen haben, genauso übrigens wie Hühner beim Eierlegen. Mein Großvater hat natürlich auch Hähnen geschlachtet die keiner Eier legten, sorgte aber stets dafür das an der Stelle der geschlachteter Hähne ein Ersatz kommt..
Nun können wir ja aber kaum einen Bauer mit einem Vorstand bei DaimlerChrysler vergleichen. Das wäre glaube ich eine sehr ernste Rufschädigung für den Bauer.
Das zweite Aber:
Zunächst einmal ist keiner so blöde, daß er die Schaufel nicht schwingen kann -
auch wenn uns Arbeitgeber stets beweisen wollen, daß diese Leute noch nicht mal zum Straßenkehren taugen. Das spricht eigentlich dafür, daß wir saublöde - wenn nicht die blödesten Arbeitgeber haben. Da werden Leute als Putzkolonne angeheuert, 70% Provision + Lohn bezahlt. Anstatt die Belegschaft zu entlasten, im produktiven Bereich - wird sie belastet. weil ein Arbeitgeber einem Arbeitgeber schwarz 25% von Provision zurückzahlt, wenn der einen Auftrag vergibt.
Damit hätten wir das Ende der Debatte auch. Es ging in dem posting wohl nicht um Umverteilung der vorhandener Arbeit auf vorhandene Arbeitskräfte bei vollem Lohn.
Wenn mir einen eine anfassbaren Beweis liefert, daß eine 60 Wochenstundenarbeitskraft mehr Leistung abliefert, als zwei 40 Stunden Arbeitskräfte - da lege ich höchstpersönlich ein Ei.
Das ist pädofiler Schwachsinn - mal von Ausnahmen abegesehen. Die meisten unproduktiven Arbeiter gibt es in Betrieben, wo der Arbeitgeber selbst null Ahnung von Arbeitsplatzorganisation hat. Man stellt zwei Arbeiter zum Löcher bohren, obwohl man zwei Bohrmaschinen hat, von der eine nicht funktionstüchtig ist, und dann knausert man bei einer Ausgabe von 100 Euro.
(Ich kenne das übrigens persönlich aus meiner Studienzeit. Ich wurde für 3 Wochen eingestellt bei einem Unternehmen um Löcher zu stanzen. Die Stanze war da, ich auch, allerdings war der entsprechende Stempel defekt.
(Kostenfaktor 60 Euro).
Es dauerte ganze 3-4 Tage bis man den Stempel besorgte, weil der Chef nicht gestört werden wollte. Frag nicht wie produktiv ich in den 4 Tagen war.
Das sind Dinge die permanent bei deutscher Arbeitgeberlandschaft vorkommen - weil sie einfach nicht in der Lage sind - jederzeit, die Gründe zu nennen, warum sie sich für Selbständigkeit entschieden haben.
Selbständig zu sein, heißt nun wirtschaften. Natürlich kann man mir nicht aufzwingen 10% mehr Leute einzustellen als ich brauche, genauso wenig wird meine Firma kaum 10% mehr Regelarbeitszeit verkraften.
Daher lasse ich meine Leute ruhen, es gibt Monate wo ich sie dann 3 Wochen am Stück und mehr brauche.
Ein typischer deutscher Arbeitgeber empfindet diese Leistung seiner Belegschaft als ihre gottverdammte Pflicht. Das ist ein Scheiß. Er sollte froh sein, daß die Leute bereit sind soviel zu werkeln (wenn sie überhaupt ahnen, warum sie es bereitwillig tun).
Gruß.
Der
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Turon
31.07.2004, 16:24
@ offthspc
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1+ ;) |
-->Da soll noch einer sagen in Deutschlang gibt es gar kein gebildetes Personal...
;)
Gruß
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