-->und noch mehr Yukos
<font size="4">Yukos warnt: Am Dienstag geht das Geld aus </font>
Justiz uneins im Vorgehen gegen den Ă-lkonzern
Der gröĂte russische Erdölkonzern Yukos hat nach eigenen Angaben nur noch Geld bis Dienstag, um seine laufenden GeschĂ€fte zu tĂ€tigen. Finanzvorstand Bruce Misamore sagte, gegenwĂ€rtig sei die Ă-lproduktion noch in vollem Umfang aufrecht zu erhalten. Berichte, Yukos habe bereits jetzt kein Geld mehr auf den Konten, nachdem am Donnerstag die Gerichtsvollzieher 750 Mio. Euro beschlagnahmt hĂ€tten, dementierte Misamore.
Die Lage von Yukos hatte sich dramatisch verschlechtert, nachdem das Justizministerium Gerichtsvollzieher zur RĂ€son riefen. Diese hatten Yukos gestattet, Geld auf den beschlagnahmten Konten fĂŒr das laufende GeschĂ€ft zu verwenden. Die Erlaubnis sei"nicht gesetzeskonform", sie sei zu kassieren, hieĂ es aus dem Ministerium. Yukos hat die Tarife fĂŒr den Ă-ltransport per Eisenbahn bis zum 10. August, die fĂŒr die Nutzung der Pipelines bis Ende des Monats bezahlt. An der Moskauer RTS-Börse verloren Yukos-Papiere am Freitag im Handelsverlauf zeitweise 16 Prozent.
Der gröĂte Privatkonzern des Landes produziert am Tag 1,7 Mio. Barrel (Ă 159 Liter) Erdöl, das ist mehr als der Output Libyens. Drei Viertel des Yukos-Ă-ls geht ins Ausland. Sollte Yukos seine Förderung einstellen, wĂŒrden die Weltmarktpreise fĂŒr Erdöl noch weiter in die Höhe schieĂen. Bislang haben die Gerichtsvollzieher etwa 1,3 Mrd. der 2,9 Mrd. Euro eingetrieben, die Yukos dem Fiskus fĂŒr das Jahr 2000 schuldet.
Nun steht offenbar der Verkauf von SchlĂŒsselaktiva unmittelbar bevor. Das Justizministerium hat bereits angekĂŒndigt, die gröĂte Yukos-Tochterfirma Yuganskneftegaz zu verĂ€uĂern und mit den Einnahmen die Steuerschuld zu tilgen.
Das Moskauer Brokerhaus Troika Dialog schĂ€tzt den Wert der Yukos-Tochter auf mindestens 13,5 Mrd. Euro. TatsĂ€chlich werde das Unternehmen aber allein aus politischen ErwĂ€gungen heraus, so die SchĂ€tzung, zu einem Vorzugspreis zwischen 1,875 und 5,4 Mrd. Euro abgegeben. Ohne die Ă-lfirma aus Westsibirien, die 62 Prozent des Yukos-Ă-ls fördert, ist Yukos kaum ĂŒberlebensfĂ€hig."Wenn dieser Ausverkauf vonstatten gehen sollte", sagte Al Breach von der Investmentbank Brunswick UBS,"dann wird man als Hauptmotive des Kreml Machtgier und persönliche Bereicherung unterstellen mĂŒssen."
FĂŒr Freunde der russischen Literatur hat Troika Dialog verschiedene Szenarien fĂŒr Yukos nach Titeln von Werken Fjodor Dostojewskis benannt."Onkelchens Traum", also die Variante, dass sich Yukos unbeschadet aus der AffĂ€re zieht, wird demnach keine RealitĂ€t werden. GröĂte Chance haben"Die Besessenen", was einem Ausverkauf der wichtigsten Aktiva gleichkĂ€me, und"Aufzeichnungen aus einem Totenhaus", was dem Verramschen der Anteile und dem Ende von Yukos entsprĂ€che. Auf Parallelen zu Dostojewskis Titeln wie"Der Idiot" und"Arme Leute" hat Troika Dialog verzichtet.
Der Fall Yukos lĂ€utet eine neue Ăra in der russischen Rohstoffwirtschaft ein, in der der Staat der mĂ€chtigste Akteur ist und GeldflĂŒsse von den Privatkonzernen weg in Richtung Staat umgeleitet werden. AuslĂ€ndische Ă-lmultis werden nur geduldet, wenn sie Geld in die teure ErschlieĂung neuer Rohstoffvorkommen investieren. Das Wachstum wird deutlich niedriger ausfallen.
"Nach der Ăra der Oligarchen hat nun die post-oligarchische Zeit begonnen", schrieb Troika Dialog in einer Studie. Der Slogan laute"Ă-l fĂŒrs Volk" und nicht mehr"Was gut fĂŒr die Ă-lfirmen ist, ist gut fĂŒr den Staat". Die Analysten von Troika nahmen eine Neubewertung der Ă-lbranche nach unten vor. Als Aktienkauf empfehlen sie die dem Staat nahe stehenden Konzerne Lukoil und Gazprom. LoyalitĂ€t sei wichtiger als Effizienz. TatsĂ€chlich sind die Förderkosten bei staatlichen russischen Erdölkonzernen um 47 Prozent höher als bei Privatunternehmen.
Die neue Ăra werde durch"geringere Kosteneffizienz, höhere Steuern, höhere Kapitalausgaben und geringere Transparenz fĂŒr MinderheitsaktionĂ€re" gekennzeichnet. Privatkonzerne wĂŒrden deutlich mehr als bisher zur Kasse gebeten. Der Fall Yukos hat den Analysten zufolge auch die Koexistenz zwischen Staat, GroĂaktionĂ€ren und Minderheitsgesellschaftern nachhaltig beschĂ€digt.
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