-->Hallo André!
Ich habe den heutigen Nachmittag zum Teil dafür aufgewendet, um mich mit der Stettiner Frage zu beschäftigen und fand folgenden Artikel wo Zeitzeugen von polnischer und deutscher Seite die Situation dargestellt haben.
Aus dieser Sicht möchte ich nicht urteilen, was für Stettin und gut oder schlecht gewesen ist. De facto sieht es so aus - daß Polen sich natürlich um Stettin bemüht haben, allerdings entscheiden haben es die Russen.
Polen haben sich darum bestimmt aus einem Grund bemüht - Stettin und die gesamten nördlichen Gebiete die jemals die Deutschen hier erobert haben, wurden permanent über nahezu 600 Jahre dafür genutzt um den Deutschen Drang nach Osten als Stützpunkt aller militärischer Aktivitäten zu nutzen.
Das wird unendlich oft von den Polen wiedeholt, ebenfalls diesen Ton gibt es in der gesamter Geschichte. Der Zoff begann im Prinzip gar nicht mit den Deutschen, sondern mit den Kreuzrittern. Sie sollten nach polnischer Geschichte dazu quasi angemietet worden sein, um die nord-östliche Grenze Polens auszudehnen - Polen wurden mit den Ureinwohnern der Masuren schlicht und einfach aufgrund des schwierigen Territorium nicht fertig.
Dem Orden wurden jedoch folgende Rechte eingeräumt. Die Vergütung erfolgt mit Landbesitz und zugehörigkeit zu polnischer Krone. (Also Schutz wie gleichermaßen Pflichten usw.)
Die Kreuzritter jedoch wollten lieber nachinein doch zu Preußen gehören, jedenfalls traten zu den Kreuzrittern verstärkt Adelige aus den germanischen Gebieten. Polen hat dann auch den Zugang zu Baltikum stellenweise verloren,
die Kreuzritter blockierten polnische Handelsflotte - und das war dann Grund für den Kampf unter Tannenberg/Grundwald im Jahre 1410 wo der litauische Anführer Jagiello die Kreuzritter und ihre Verbündete geschlagen hat.
Seitedem waren die Kreuzritter offiziell Lennum (bzw. Protektorium Polens)
Mitunter deswegen war auch das große Interesse an Teilung Polens seitens der Deutschen vorhanden.
Aber das ist nicht das Entscheidende.
In diesem Artikel hier lesen wir wortwörtlich:
mitunter:
...Zunächst einmal: daß die Deutschen auszuziehen hatten, war nicht mein Beschluß und war auch kein polnischer Beschluß. Das war ein amerikanischer, englischer und russischer Beschluß im 13. Paragraphen des Potsdamer Abkommens. Die Deutschen hätten für immer in der Stadt Stettin bleiben können, die Preußen für zwei Millionen Taler von den Schweden gekauft hatte....
Auch wenn es sich nahezu pervers anhört: ich weiß, daß zahlreiche Deutsche in polnischen Gebieten geblieben sind. Und sie besetzen auch nicht gerade die minderen Posten in Polen - sie wurden Lehrer, Anwälte, aber auch Geschäftstreibende.
Ich kann es selbst kaum anders beurteilen - schließlich kenne ich das polnische Leben erst vom viel später - allerdings denke ich mir - wenn Polen Interesse daran hätten eine Art ethnische Säuberungen durchzuführen, dann würden sie eben mit der Intelligenzia anfangen ------> hier empfehle ich besonders auch mal LeBon. Wenn man deutsche Aufstände auf polnischen Böden fürchtete, dann müßten insbesondere gerade diese gehen.
Ich weiß jedoch das nicht gerade wenige geblieben sind - in meiner Schulklasse waren immerhin mehr als 20% der Namen deustch - allerdings war es kein Thema mehr in den Jahren 1975-1980 eine Aufteilung nach Deutsche und Polen. Gelegentlich wurde zwar gemunkelt, der ist eigentlich Deutscher - aber das war´s.
Jedenfalls konnte ich nicht so gravierende Polarisation erkennen - wie es zum Beispiel heutzutage in Deutschland der Fall ist.
Die Verfolgung der Zivilbevölkerung in den Nachkriegsjahren - ich weiß nicht - ich habe da so meine Zweifel das zu glauben. Polen waren seit Jahrhunderten ein Vielvölkerstaat - da wurde kaum Jemand wegen seiner ethnischer Zugehörigkeit schlecht behandelt, ganz im Gegenteil sie genossen seit Jahrhunderten GEwerbefreiheit unabhängig der Nationalität - Juden zum Beispiel stellten sehr lange polnische Zahlungsmittel her.
De facto - zeugt die Aussage des Piotr Zaremba - von Mangel von Zivilcourage, oder der Tatsache, daß die Töne der Vertreibung eventuell gar ein Ultimatum waren, schließlich schenkte man den Polen Freiheit - und als größtes Geschenk gab man den Polen den edlen Sozialismus als politisches System.
Na ja - ich schreibe das nur bei Gelegenheit nieder - eigentlich wollte ich nur Dir mein Fund zukommen lassen.
Aber wie schon gesagt: ich denke geschönt und über- untertrieben wird generell von beiden Seiten die Wahrheit durfte irgendwo dazwischen liegen. Zumal in Hinblick auf die Toten so oder so Unklarheit herrscht.
Die historischen Quellen sprechen von 6 Millionen toten Polen, 10 Millionen Tote auf deutscher Seite und die Russen sollen 22 Millionen verloren haben, die Juden 3,5 Millionen usw. und so fort. Die inoffiziellen Zahlen sind aber gänzlich unbekannt - so mein Eindruck, und ein Vielzahl der Zahlen durfte sich aus der Grenzenverschiebung ergeben.
Einerseits spricht man von Millionen toten Deutschen die bei der Vertreibung ums Leben kamen, auf der anderer Seite weiß man, daß viele Deutsche wohl doch in Polen geblieben sind, zunächst und dann in den Nachkriegsjahren nach deutschland kamen - das waren sicherlich Bevölkerungsverluste in Größenordnung von 4-5 Millionen - zwischen 1950 bis 1980.
Generell komme ich zu dem Ergebnis - daß man es sich allen Ernst überlegen sollte, was eigentlich gespielt wird. Ich bin ja schließlich auch mal von dort ausgewandert - nur hat der polnische Staat mir 3 Jahre lang die Ausreise verweigert, dabei war denen doch längst klar, daß meine Mutter klar deutscher Herkunft ist.
Also was ist die Wahrheit? Es wird berichtet, und es ist definitiv wahr, daß eine Vielzahl von meinen Schulkameraden in den 80-zigern nach Deutschland ausgewandert sind. Nicht davor. Sie haben ihre Familie in Deutschland besucht,
und kamen nicht wieder. Aktuell wenn Du durch die Straßen meines Geburtsortes fährst - in Urlaubszeit, sind viele wieder zu Besuch in Polen.
Ich weiß, daß es natürlich auch perverse Dinge gab, da gab es beispielsweise Polen die sich bereits in ostdeutschen in der Nachkriegszeit nicht mit besonder viel Ruhm verhielten - heute feiern sie doch eben gemeinsam Feste.
Die knallharte Trennung der Beziehungen in der Nachkriegszeit - war dann jedoch durchaus politisch bedingt - die heutige Polen/Deutschland Grenze ist gar keine
- wenn man sie zu der Grenzzeiten im Jahre 1985 vergleicht. Da waren die Kontrollen in Ostdeutschland wesentlich härter als die Kontrolle an BRD/DDR Grenze.
Ich weiß es nicht - mir fehlen einfach eindeutige Indizien dafür, daß die Deutschen mit Handgranten und Maschinengewehren aus ex-deutschen Gebieten
vertrieben wurden. Stellenweise kann ich mir das durchaus natürlich vorstellen,
schließlich ist das doch die Gelegenheit so richtig alte Rechnungen zu begleichen, sowohl unter Menschen, wie auch unter Tieren. Leider.
Nun klar - es gibt natürlich Zeitzeugen in Deutschland, die genau das Gegenteil behaupten. Aber Anbetracht der damals gewährten Zugeständnisse hat es sich bei den schnell umgesprochen, was man für Geld bekommt, wenn man dies und jenes behauptet.
Man hat auch uns versucht dazu zu überreden, genauso war mein Musterungsoffizier in Deutschland sichtlich darüber empört, daß man deutsch in Polen nicht geduldet hat. Ich schlage mich auf die Brust und sage wie es war.
Das ist definitiv nicht die Wahrheit. Zu Hause kann man das doch gar nicht kontrollieren. Selbst wenn man da Capo eines Staatspolizei ist.
Gruß.
Ich melde mich wieder erst am Mittwoch.
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