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<font size="5">Preise für die Sitze an der Börse New York sind um rund die Hälfte gefallen </font>
Druck durch rückläufiges Handelsvolumen und Verlust der Leitindizes
Parketthandel an der New York Stock Exchange verliert deutlich an Attraktivität
Im Jahr 2002 habe es noch lange Wartelisten für das Recht, Aktien auf dem Parkett der weltgrößten Börse an Wall Street zu handeln, gegeben, berichtet Bloomberg. Doch jetzt seien die Mitglieder der New York Stock Exchange, die ihre"Sitze" vermieten wollen, in der Überzahl.
Anfang August dieses Jahres hätten vier Prozent der insgesamt 1366 NYSE-Mitglieder auf Interessenten gewartet. Durch das rückläufige Handelsvolumen seien die Mieten um rund 50 Prozent auf etwa 3000 Dollar pro Woche gefallen.
Die rückläufige Nachfrage nach den Sitzen sei eine der Herausforderungen, denen sich die NYSE stellen müsse, knapp ein Jahr nachdem sie ihren Chairman vor die Tür setzte. Richard Grasso, der über ein umfängliches Gehaltspaket stolperte hatte als großer Fan des Parketthandels gegolten. Er hätte versucht, den elektronischen Handel einzuschränken. Dieser habe sich seit 2001 auf zehn Prozent des Gesamtvolumens, das bei täglich 47 Mrd. Dollar gelegen habe, verdreifacht. Parketthändler und Spezialisten, die Aktienauktionen durchführen, mieten die NYSE-Sitze. Sie gehören in der Regel Einzelpersonen und Wertpapierhäusern.
John Thain, seit Januar Vorstandschef der NYSE, setze auf den elektronischen Handel, um den Marktanteil von 82 Prozent am Handel mit NYSE-Aktien zu halten. Die Kritik an seiner Strategie habe mit dazu beigetragen, dass die Sitze im Preis gefallen seien, berichtet Bloomberg. Druck sei auch vom rückläufigen Handelsvolumen und den Verlusten der Leitindizes gekommen. Im August seien pro Tag durchschnittlich 1,3 Mrd. Aktien umgegangen, im Januar hätte das Handelsvolumen der NYSE noch bei 1,6 Mrd gelegen. Die Volatilität des Standard & Poor's 500 Index habe ein Sechsjahrestief erreicht, was Gewinn bringende Transaktionen reduziere. Die sieben NYSE-Spezialisten hätten im ersten Quartal einen Gesamtverlust von elf Mio. Dollar eingefahren - im ersten Quartal 2001 sei es noch ein Gewinn von 195 Mio. Dollar gewesen.
Einige Parketthändler befürchten, dass Thain das Geschäft zusätzlich schwäche, wenn er den elektronischen Handel für Blöcke von mehr als 1100 Aktien genehmigen würde. Sie hätten alle Angst, führt William Higgins gegenüber Bloomberg aus. Er ist Parketthändler im Ruhestand und Vorsitzender einer Organisation von Sitzinhabern, die Handelsrechte vermieten. Higgins zufolge scheuen sich die Händler, pro Woche 3000 Dollar hinzublättern, weil sie nicht wüssten, wie viel sie verdienen werden. Im Jahr 2002 konnten sie noch davon ausgehen, mindestens 300 000 Dollar im Jahr zu verdienen.
Higgins habe vorgeschlagen, die Börse sollte bis zu 366 ihrer Sitze zu je einer Mio. Dollar zurückkaufen, um einen weiteren Preisverfall zu verhindern. 224 NYSE-Mitglieder unterstützen seinen Plan, der im Aufsichtsrat am 7. Oktober diskutiert werden soll. Wir hätten den Vorschlag erhalten, jetzt ginge alles seinen Gang, beschrieb NYSE-Sprecher Ray Pellecchia das Verfahren. In den vergangenen fünf Jahren seien die Preise für die Sitze an der NYSE deutlich gefallen. Am 3. August, einen Tag nachdem Thain seinen Vorschlag bei der US-Börsenaufsicht Securities Exchange Commission (SEC) eingereicht hat, sei ein NYSE-Sitz für 1,25 Mio. Dollar verkauft worden. Am 17. August sei ein weiterer Sitz zu diesem Preis, dem niedrigsten seit Dezember 1998, weggegangen.
Der letzte auf zwölf Monate ausgelegte Mietvertrag sei für 155 000 Dollar abgeschlossen worden, und zwar am 19. August. Er hätte damit 50 Prozent niedriger als im Jahr 2002 gelegen. Am billigsten sei ein NYSE-Sitz 1976 nach einer schlimmen Baisse an der Börse gewesen: gerade mal 40 000 Dollar hätte ein Sitz damals gekostet. An"Weltuntergangsstimmung" erinnert sich Theodore Weisberg, 64, Präsident des Discount-Brokers Seaport Securities:Heute seien die Sitze so billig, weil das Geschäft so schlecht laufe."
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