-->Die Demo begann um 17:30 auf dem Platz zwischen der Nordseepassage, wie der Hauptbahnhof hier heißt, und Karstadt. Eigentlich war es eine Kundgebung und keine Demo, weil sie nur an diesem Ort stattfand und nicht durch die Straßen zog. Ich kam gerade rechtzeitig zum Beginn.
Die Kundgebung war wie die vorherige von der Wilhelmshavener Arbeitsloseninitiative ausgerichtet worden. Ein paar Splitterparteien waren auch dabei: Am Rand hatte die MLPD einen Stand aufgebaut; deren zwei, drei Mitarbeiter verteilten fleißig Zettel. Zwei Personen trugen Plakate der PDS und die Grauen Panter hatten ein recht großes Transparant mitgebracht. Erfreulich wenig an Parteipolitik; ich bin kein Freund davon und von den anwesenden Parteien sowieso nicht.
Zwei Männer um die 50, die anscheinend die treibende Kraft bei der Ausrichtung der Kundgebung sind, führten das Wort. Zu Anfang lasen sie einen Brief des Wilhelmshavener Bürgermeisters vor, in dem der begründete, warum er nicht kommen wollte. Er sprach was von falschen Vorbildern, Rattenfängern und so, denen er kein Forum geben wolle. Das übliche Geschwafel. Die Ausrichter kommentierten das genüßlich und mit beißender Ironie, was die Zuhörer mehrfach zum Beifall klatschen animierte. Sie versuchten auch, die Menge zum Sprechchören zu animieren, was nicht so recht gelang. Am meisten Zustimmung fand der Spruch"Weg mit Hartz vier, das Volk sind wir!".
Die Ausrichter wollen die Demo auf eine breitere Basis stellen und riefen dazu auf, am darauffolgenden Dienstag zu einem Treffen zu kommen, wo das weitere Vorgehen koordiniert werden soll. Sie wollen zwei Delegierte zu einer Versammlung am Samstag nach Leibzig schicken, bei der das weitere Vorgehen der Montagsdemos in ganz Deutschland koordiniert werden solle. Für diesen Zweck baten sie um Spenden für Fahrkarten und Hotelkosten und ließen zwei Sammelbüchsen umgehen. Ich gab zwei Euro. Die Delegierten für Leibzig sollen bei dem Treffen am Dienstag bestimmt werden.
Anschließend gaben die Ausrichter das Mikro frei, und jeder der wollte, konnte sprechen.
Ich zählte am Beginn bei der Demo überschlägig ca. 250 anwesende Köpfe. Die Veranstalter sprachen am Ende von 300 Personen, was durchaus realistisch ist. Auf Indymedia werden 400 angegeben. Die vorige Woche waren es 200. Ein Fernsehteam filmte die Kundgebung, vielleicht für einen Zwei-Sekundenbeitrag bei N3. Ich sah zwei Polizisten, die sich einzeln am Rande rumtrieben. Irgendwo war auch einer, der mit einem Plakat für Hartz IV demonstrierte. Auf dem wurde mehrfach mit Respekt (und Kopfschütteln) bei den Redebeiträgen Bezug genommen.
Nach einer Stunde wurde die Kundgebung beendet. Ich ging mit einem zufriedenen Gefühl und der Hoffnung, daß der Kampf gegen Demokratieklau endlich an Dynamik gewinnt. Die panischen Reaktionen der Regierung zeigen es.
Leider kann ich die nächsten Male nicht dabei sein, da ich für einige Zeit auswärts arbeiten muß.
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