arvito
25.08.2004, 19:39 |
ein Standpunkt: Jammern die Deutschen zuviel? Thread gesperrt |
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WDR-Korrespondent Horst Kläuser, ein Deutscher in Moskau, stellt fest:
Die Deutschen jammern auf höchstem Niveau - Schluss damit!
Standpunkt /WDR II
Dienstag, 24. August 2004
"Woran liegt das eigentlich? Da komme ich alle paar Monate aus Russland nach Deutschland und freue mich auf zu Hause. Doch irgendwie liegt auf meiner Heimat ein trüber, grauer Mehltau. Klar kenne ich Arbeitslosigkeit, hohe Steuern, Hartz IV, weiß, was Praxisgebühr und Zahnersatz kosten.
Aber auf deutschen Straßen sehe ich saubere, oft neue Autos. Jeder hat, erst recht die jungen Leute, ein Handy am Ohr, das jüngste Modell, natürlich! Die meisten, die ich den letzten Wochen anrufe, sind in Urlaub oder fahren gerade. Fernseher, Kameras, Kleider, viele Lebensmittel kosten weniger als vor vier, fünf Jahren. Und trotzdem geht es ihnen miserabel.
Ich lebe in Moskau, na gut, mit einem deutschen Gehalt. Aber für Joghurt und Käse, gutes Brot und Wein bezahle ich hier dasselbe wie in Köln oder Bremen.
Wie schafft das eigentlich der Russe, der durchschnittlich nur 180 Euro im Monat zu Verfügung hat?
Zugegeben: Strom, Gas und Wasser kosten hier fast nix, die Wohnungen für Russen sind billig. Aber was für Wohnungen: Die meisten Treppenhäuser stinken, sind Wohnklo für Obdachlose. In drei Zimmern hausen nicht selten acht Personen. Die Autos heißen hier Lada und werden von der dritten Lackschicht zusammengehalten. Wer zum Arzt geht, wartet auf brüchigem Betonboden in der düsteren Poliklinik stundenlang auf den missgelaunten Doktor, der mit 80 Dollar im Monat nach Hause geschickt wird.
Der russische Durchschnittsmann wird nicht mal 58 Jahre alt. Die Polizisten sind oft hochgradig korrupt. Viele Richter auch. Das Leben in Russland hielten die meisten Deutschen schlicht für unzumutbar.
Für manche Dinge im Leben würde deshalb wohl jeder Russe gern mit uns tauschen. Er sehnt sich nach Recht und Ordnung, einer unbestechlichen Justiz, sauberem Trinkwasser, einem intakten Gesundheitswesen von hoher, medizinischer Qualität. Der Russe beneidet uns, weil wir fast auf der ganzen Welt ohne Visum willkommen sind, freie Zeitungen lesen und Radio hören dürfen.
Wie wäre es, wenn wir es schätzen lernten, dass es Datenschutz gibt, unsere Feuerwehr zuverlässig löscht und rettet und wir Politiker wählen können, die wir vielleicht doof finden, die aber zumindest nicht korrupt sind?
Keiner will in Deutschland russische Verhältnisse.
Sie nicht.
Ich schon mal gar nicht. Ich kenne sie nämlich.
Aber es mag helfen, wenn man mal über den Tellerrand hinausschaut, um zu sehen, wie andere jeden Tag leben. Ohne zu jammern. Es kann nicht schaden, wahrzunehmen, wie gut es uns in Deutschland in Wirklichkeit geht. Mir hat es geholfen!
ich gebe ihm vollkommen recht. Wenn ich auch aus osteuropäischen Ländern oder nordafrikanischen Ländern nach Hause komme - geht es mir genauso.
Die Dekadenz vieler bewegt sich auf sehr hohem Niveau. Und das ist die übergroße Mehrzahl, die [b]jede Menge Löcher am Gürtel zum engermachen hätte...
Av
<ul> ~ hier">http://www.wdr.de/radio/wdr2/tagheute/standpunkt_040824.html]hier das Original vom WDR</ul>
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Baldur der Ketzer
25.08.2004, 19:50
@ arvito
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Re: ein Standpunkt: Jammern die Deutschen zuviel? Naja, ähem.... |
-->Hallo, zusammen,
>Für manche Dinge im Leben würde deshalb wohl jeder Russe gern mit uns tauschen. Er sehnt sich nach Recht und Ordnung,
ja, prima - aber, findet er das ausgerechnet in Bimbesstan? Voller Maulkorbparagraphen und abgeschnittener rechtswege???
>>einer unbestechlichen Justiz,
hahahahahahahahahah
>>sauberem Trinkwasser, einem intakten Gesundheitswesen von hoher, medizinischer Qualität. Der Russe beneidet uns, weil wir fast auf der ganzen Welt ohne Visum willkommen sind,
zugegeben, ja.......
>>freie Zeitungen lesen und Radio hören dürfen.
[img][/img]
>
>Keiner will in Deutschland russische Verhältnisse.
Ich wollte auch in Deutschland keine bundesrepublikanischen Verhältnisse, echt......
>Sie nicht.
>Ich schon mal gar nicht. Ich kenne sie nämlich.
>Aber es mag helfen, wenn man mal über den Tellerrand hinausschaut, um zu sehen, wie andere jeden Tag leben. Ohne zu jammern. Es kann nicht schaden, wahrzunehmen, wie gut es uns in Deutschland in Wirklichkeit geht. Mir hat es geholfen! [/i]
Ja, klar, aber wir zahlen auch die horrenden Steuern für einen Supermegaklasse-Staat, und was wir dafür kriegen, ist ein Tritt in den Hintern und ein Schlag ins Gesicht!
Für russische 13% ESt. würde ich auch mal fünfe grade sein lassen......
>
>
>ich gebe ihm vollkommen recht. Wenn ich auch aus osteuropäischen Ländern oder nordafrikanischen Ländern nach Hause komme - geht es mir genauso.
>Die Dekadenz vieler bewegt sich auf sehr hohem Niveau. Und das ist die übergroße Mehrzahl, die jede Menge Löcher am Gürtel zum engermachen hätte...
DAS ist der Fehler. Soll ich einem deutschen Polideppen dankbar sein, daß es uns dort immerhin noch besser geht als einem Arbeitslosen in Obervolta????? Daß sie nicht noch mehr zerstört haben???
Man muß doch sehen, von welchem Ausgangsniveau es welche Entwicklung genommen hat. Und da schaut es im Merkelaffenland zappenduster aus.
Soll ich einem betrügerischen Treuhänder danken, daß er mir von 1000 Einlage noch 10 gelassen hat, weil er auch alles hätte veruntreuen können?????
Beste Grüße vom Oberketzer
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Tempranillo
25.08.2004, 19:59
@ Baldur der Ketzer
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Re: Spannend wird´s, wenn die Piefkes nicht mehr jammern, sondern handeln (o.Text) |
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nasowas
25.08.2004, 21:31
@ arvito
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Re: WDR-Korrespondent Horst Kläuser"Mir hat es geholfen!" |
-->Was mag ein WDR-Korrespondent, der für seinen Sender in der Welt herumreist, verdienen? Ich schätze mal ein"klein wenig mehr" als der Durchschnittsdeutsche.
Wie sicher mag sein Arbeitsplatz in einem solchen öffentlich-rechtlichen Sender wohl sein? Ich schätze mal ein klein wenig mehr, als der eines Durchschnittsangestellten.
Rentensorgen werden unseren WDR-Korrespondenten auch nicht treffen. Für ARD-Angestellte wird nämlich extra gesorgt. Ist fast wie in der Politik, da kann man echt nicht jammern: siehe hier:http://f17.parsimony.net/forum30434/messages/285915.htm
Mich wundert es gar nicht, dass der Mann so schreibt. Auch würde es mich nicht wundern, wenn ein Berufspolitiker solche Sachen von sich geben würde. Nach dem Motto, vergleicht euch doch mal mit Ländern in denen die Lage viel schlechter ist.
Klar kann man sich die Vergleichsländer raussuchen bei denen ein Arzt 80,- USD im Monat"verdient". Man könnte aber auch den Vergleich heranziehen, mit der Vergangenheit im eigenen Land (oder mit Ländern in denen es besser läuft) und sich mal überlegen, warum jetzt alles schlechter wird. Sind die Schulden und Zinszahlungen etwa heute zu hoch?
Hat man etwa zu viel ausgegeben?
Für die Befreiung Kuwaits einige Milliarden? Kein Problem wir Deutschen zahlen.
Ein paar Atom-UBoote für Israel für einig hundert Mio's? Kein Problem wir zahlen.
Für Widergutmachungszahlungen ein paar Milliarden, ohne Kontrolle ob's die Richtigen bekommen? Kein Problem wir zahlen.
Schuldenerlass für Russland ein paar Milliarden? Kein Problem, Guthaben werden ausgebucht.
Ein Transrapid für ein paar hundert Mio's in China? Kein Problem wir zahlen.
Etliche Milliarden jährlich für die EU? Kein Problem wir zahlen.
Privatärztliche Krankenversorgung für einreisende Flüchtlinge und die, die es noch werden wollen? Kein Problem wir zahlen.
Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Wir Deutschen zahlen!
Wie sagte der Bärtige aus der übergroßen Käseglocke noch anlässlich einer Dienstreise von ca. 600 Vertretern nach Paris?"«Einer derartigen Einladung nicht Folge zu leisten oder gar nur mit einer kleinen Delegation zu erscheinen, könnte nur als absolute Brüskierung gegenüber unseren französischen Freunden aufgefasst werden.»"
(Hier steht’s: http://morgenpost.berlin1.de/archiv2002/021105/titel/story560313.html)
Das Selbstbewusstsein unser Vertreter geht wohl gegen Null, wenn sie nicht im Ausland mit dem dicken Scheckbuch winken können.
Wenn dann fürs eigene Land nichts übrig bleibt, wird eben nach unten getreten.
Gruß
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bernor
25.08.2004, 23:41
@ nasowas
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Besuch beim Nachbarn |
-->Hi,
Wie sagte der Bärtige aus der übergroßen Käseglocke noch anlässlich einer Dienstreise von ca. 600 Vertretern nach Paris?"Einer derartigen Einladung nicht Folge zu leisten oder gar nur mit einer kleinen Delegation zu erscheinen, könnte nur als absolute Brüskierung gegenüber unseren französischen Freunden aufgefasst werden."
Heute wir mit 600... morgen ihr mit 800... übermorgen kommen wir mit 1.000...
Endlich haben wir's - das muß die moderne Variante des indianischen Potlatch sein!
Gruß bernor
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politico
26.08.2004, 08:39
@ Tempranillo
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Flucht vor den Deutschen? |
-->>Spannend wird´s, wenn die Piefkes nicht mehr jammern, sondern handeln
Wird es Zeit, Fluchtpläne zu schmieden? Der nächste Einmarsch?
NOCH NICHT!
Politico.
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Euklid
26.08.2004, 08:55
@ nasowas
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Genauso sieht die Sache aus. |
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Die Reformen dienen im Endeffekt nur dazu im Ausland weiter mit dem Scheckbuch zu wedeln und von den eingesparten Beiträgen an der Bevölkerung einen größeren Anteil an den Staatsmoloch abzuführen.
Es gilt ja auch die prallen Pensionen die in immer größerem Umfang jetzt bald anfallen abzusichern.
Popeye hat ja in einigen Postings exakt dargestellt was mit den eingesparten Beträgen geschieht.
Es wird eben nicht an die Bevölkerung verteilt sondern der Schinderhannes ist nach wie vor der Meinung daß er die eingesparten Gelder selbst viel besser ausgeben kann als der Bürger.
Und wenn dabei immer mehr Anteile in seinem großartigen Saftladen (namens Staatsquote ) hängen bleibt dann erzeugt dies wohl bei ihm ein Gefühl der inneren Zufriedenheit.
Es ist eine Umverteilung im Gange die natürlich den aufgeblähten Unterleib namens Pensionsvorsorge absichern soll.
Wenn die Kasse erstmal saniert ist auf Bürgers Knochen werden sie sich ungeniert hinstellen und behaupten daß eine Sanierung der Pensionen nicht mehr nötig ist und alles so belassen wollen wie es ist.
Gruß Euklid
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Sascha
26.08.2004, 10:30
@ nasowas
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Re: WDR-Korrespondent Horst Kläuser"Mir hat es geholfen!" |
-->Hallo nasowas!
Sicherlich verärgert es die Menschen hier in Deutschland wenn sie auf der einen Seite hören, daß sie den Gürtel enger schnallen sollen und dann für ANDERE noch was da ist.
Wie kann es sein, daß für andere noch was da ist und wir uns selbst einschränken müssen.
M.E. haben sich die Deutschen an einen zu hohen Wohlstand gewöhnt. Wir sind mit den Wirtschaftswunderzeiten beginnend immer wohlhabender geworden. Uns ging es derart gut, daß man - als es die ersten Arbeitslosen so Anfang der 70er gab - eine Vollkaskoarbeitslosenversicherung einführte und generell ein so derart extremes soziales Netz einrichtete, daß letztendlich der Arbeitsanreiz vieler Menschen verzerrt wurde. Das war eine Gesellschaft die über das Ziel hinausgeschossen ist. Viele Jahre lang stieg die Zahl derer denen es doch in der sozialen Hängematte gut ging. Damals konnte man es sich ja sogar noch leisten. Mehr und mehr ging die Wochenarbeitszeit hinunter und immer größer wurde dennoch der Wohlstand. Daran gewöhnten sich die Menschen schnell. Nachgedacht ob es eigentlich normal und auf Dauer haltbar bleibt wie gut es uns doch geht hat damals niemand. Das was wir derzeit sehen ist einfach eine Art"Rückkehr zur Realität". Mehr nicht! Aber wenn sich die Menschen an Wunschvorstellungen von einem Leben mit Urlaub, wenig Arbeit, viel Freizeit und super Wohnungsausstattung vom DVD-Player bis hin zum High-Tech-Laptop und vielen Freizeitmöglichkeiten vorstellen gewöhnt haben dann wird es bitter wenn sich diese Wunschvorstellungen - von dene man dachte sie seien keine - in Luft auflösen.
Es ging uns"sau gut" und es geht uns immer noch sau gut. Ich weiß nicht wie man den absoluten(!) Wohlstand messen kann aber wenn man ihn messen könnte und als Ergebnis daraus einen Chart mit den Jahren 1800 bis 2004 auf der x-Achse und dem Wohlstandsindex auf der y-Achse erstellen würde dann befinden wir uns momentan von der Höhe im Chart noch immer ganz ganz weit oben.
Was will ich sagen: Das Gejammere sollte endlich aufhören. Wir jammern hier in Deutschland was zusammen, daß ist echt nicht mehr normal. Gut ich gebe zu, daß ich manchmal mitjammere aber warum tun wir das. Sollten wir nicht wirklich mal mit dem zufrieden sein was wir haben? Es kann doch keiner ernsthaft behaupten, daß er echte Existenzsorgen haben muß. Jeder erhält Sozialhilfe und kann sich damit ernähren. Das ist kein Luxusleben nach unseren Ansprüchen und Vorstellungen, daß ist das ganze Problem.
<font color="#FF0000"><font size=5>Wir jammern weil wir zu hohe Ansprüche haben und uns an viele schönen Dinge des Lebens zu sehr gewöhnt haben und sie heute als selbsverständlich sehen </font></font>
Statt immer zu jammern sollten wir uns die Frage stellen ob unsere Ansprüche und Vorstellungen nicht falsch, realitätsfern oder gar weltfremd und utopisch sind wenn wir glauben, daß wir mit immer weniger Arbeit und einem immer schlechter werdenden Bildungsniveau einen immer höheren Wohlstand erreichen wollen. Bei sinkendem Bildungsniveau muß der Wohlstand m.E. eher sinken. Das wäre die logische Folge. Andere Länder haben eben aufgeholt und wir haben all die Jahre auch nichts gemacht. Es stand jedem frei sich weiterzubilden, es stand jedem jugendlichen frei was aus sich zu machen, an den Möglichkeiten mangelte es damals doch noch nicht. Aber da war die Welt noch in Ordnung und man sagte sich"Warum soll ich denn, mir geht's doch gut und ich muß doch nicht". Heute muß man denn die Konkurrenz schläft nicht wie man so schön sagt.
Wo ist der deutsche Fleiß und Ehrgeiz geblieben? Ich vermisse ihn an vielen Stellen. Statt Ehrgeiz, Einsatz, Motivation und Hoffnung sehe ich häufig nur noch Egoismus, Ausbeutung und Abzockerei gegenüber anderen Bürgern, auch gegenüber dem Staat und auch vom Staat gegen die Bürger aber auch gegen die Gesellschaft (Sozialbetrug, Schwarzarbeit). Uns geht es x mal besser als nach dem Krieg und der Zusammenhalt in der Gesellschaft ist genauso x mal schlechter wie nach dem Krieg. Die Leute jammern viel mehr obwohl es ihnen besser geht. Deswegen kann ich nur daraus schließen, daß es an der Gewohnheit und in der Selbstverständlichkeit von vielem liegt.
Wir sollten uns öfter die Frage stellen ob es wirklich so selbstverständlich ist, daß wir alle in die Schule gehen können, alle keine echten Existenzsorgen haben brauchen (Wohnung, Nahrung, usw.) und eigentlich"nur" acht Stunden täglich dafür bringen müssen. Viele Menschen auf dieser Welt werden richtig ausgebeutet und vom Staat oder der Justiz regelrecht zermalmt, kommen ins Gefängnis und müssen sonstwas über sich ergehen lassen oder müssen 12, 13, 14 Stunden ohne jegliche Arbeitsschutzgesetze täglich arbeiten um in einer kleinen"versifften Bleibe" direkt neben der Fabrik auf engstem Raum mit allen Arbeitskollegen wohnen zu dürfen. Café?, Kino?, Ausgehen?, guter Wein?, schicke Autos?, Urlaube?, Verwandte besuchen?, Bierrunde unter Freunden?, Fußballspiel schauen am Wochenende?, Kegeln gehen?, Geburstage feiern?, Zeitungen lesen?, Fernseh schauen? Am Wochenende essen gehen oder ne Pizza kommen lassen?
...
Alles kein Thema für einen großen Teil der Weltbevölkerung der nicht den ganzen Tag Däumchen dreht sondern unter übelsten Bedingungen hart arbeiten muß und extrem ausgebeutet wird.
Wie sieht denn die Realität aus in Deutschland? Rund dreiviertel aller Haushalte haben einen DVD-Player habe ich gehört? Viele besitzen gar schon einen DVD-Recorder, fast jeder hat heute mindestens ein Handy, viele sogar zwei, die meisten haben all diese schicken teuren Geräte die das Leben soviel einfacher machen von der Spülmaschine bis hin zur Mikrowelle oder der Espressomaschine. Begründung von vielen ist, daß sie soviel arbeiten und die Zeit nicht reicht um normal zu spülen oder sich was zu kochen. Aber hallo? Arbeiten wir denn heute länger als früher? Im Schnitt kann man das nur verneinen! Früher hat man sich die Zeit die man gebraucht hat halt genommen und war weniger in den Cafés gesessen oder sonstwo. Heute muß man ja ratzfatz sich schnell die Fertiggerichte reindrücken denn man könnte ja sonst das Schloßlatzfest verpassen oder müßte sich - Oje wie schlimm - zu denen zählen die am Sonntag immer noch nicht den Top-Kinofilm gesehen haben der gerade am Donnerstag angelaufen ist.
Kurzum: Die Ansprüche sind hier zu hoch! Die müssen runter! Und wenn ich mir unsere jungen Leute anschaue wie die teilweise erzogen werden (mit 16 wird der Roller hingestellt, 14 der erste Urlaub bezahlt, mit 11 gibt's das erste schicke Handy und mit 18 oder 19 das Auto,...) dann wird es noch viele Tränen und Gejammere geben.
Jammertal Deutschland - Jammern auf hohem Niveau
http://www.saschajakobi.de/homepage/20040103jammertaldeutschland.htm
Ich verstehe die Menschen wenn sie nicht glücklich darüber sind oder auch mal jammern wenn es momentan mit unserem Land bergab geht. Das ist nachvollziehbar. Doch ich kann das Ausmaß des Gejammers nicht mehr nachvollziehen, daß überhaupt kein Ende mehr findet. Man denkt ja hier geht die Welt unter und morgen haben wir alle nichts mehr zu essen.
Wenn wir alle nicht mehr soviele finanzielle Möglichkeiten haben gibt es eben wieder andere Dinge die im Leben was zählen und die sind nicht unbedingt weniger Wert!
Viele Grüße,
Sascha
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nasowas
26.08.2004, 13:04
@ Sascha
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Nö Sascha, das sehe ich anders |
-->Hallo Sascha,
meine Kritik richtet sich vor allem an das politische System in diesem Lande. Diese ganzen selbstgerechten Abkassierer vertreten nicht unsere Interessen, sondern die ihrer Brieftaschen und ihres persönlichen Wohlergehens. Wir sind weit davon entfernt, dass sich ein Abgeordneter oder Minister für sein Land einsetzt und auch mal persönlich Nachteile in Kauf nimmt, um der Allgemeinheit einen Dienst zu erweisen.
Du schreibst sinngemäß, dass wir uns einschränken sollten und nicht jammern und vergleichst unser Land mit Ländern der dritten Welt und mit der Nachkriegszeit hier im Lande. Solche Vergleiche kommen für mich nicht in Frage. Klar ist auch für mich selbstverständlich, dass man in Zeiten der Not, wie nach dem Krieg, näher zusammenrückt. Dies kann aber kein Maßstab sein, für jetzt. Ich bin nicht bereit auch nur einen Cent abzugeben oder auch nur den kleinen Finger krumm zu machen, damit es Politikern, die ich persönlich als Verräter am Volk und an der Demokratie sehe, gut geht.
Es ist noch nicht lange her, da ging es um das Mautsystem und einen etliche tausend Seiten langen Vertrag. Der Vertrag wurde bis heute nicht veröffentlicht, obwohl es um ähnliche Summen geht, wie die, die man jetzt bei der breiten Masse einsparen will. Kaum noch ein Wort darüber in den Medien, obwohl es um unser aller Geld geht.
Hier im Forum gab es kürzlich (heute/gestern?) den Vergleich von einem Ostdeutschen, der ca 1500,-- ALG II erhält. Klar finde ich so etwas auch nicht in Ordnung, wenn aus steuerfinanzierten Mitteln (und ALG II wird nun mal nicht durch Beiträge, sondern Steuern bezahlt) Leute mehr erhalten, als andere die sich den ganzen Tag mit einer beschissenen Arbeit quälen.
Was mir aber übel aufstößt ist, dass Menschen die gespart haben, fast alles genommen bekommen sollen im Gegensatz zu anderen die eben nicht vorgesorgt haben, dass ständig die lebensnotwendigen Verbrauchsgüter höher versteuert werden (wie z.B. Strom, Gas/Ã-l) und gleichzeitig leben Berufspolitiker wie die Maden im Speck und sichern sich und ihre Brut nach allen Ecken und Enden ab.
Dieses Pack sollte unsere Interessen vertreten, nur merkt man davon nichts. Da hat noch jeder König, Kaiser oder Diktator in diesem Lande besser regiert, da diese immer darauf bedacht sein mussten, dass das System sich langfristig hält.
Dein Vergleich mit dem Zufriedensein bzgl. dass man in Schulen gehen kann, finde ich auch unpassend. Wir leben hier schließlich im Lande der Dichter und Denker und nicht am Fuße des Kilimanjaro. Dafür haben die dort andere Vorteile. Sie brauchen im Winter nicht frieren und können sich bei jeder Jahreszeit in kurzen Hosen unter einen schattigen Baum legen. Würde ich am Fuße des Kilimanjaro leben, dann würde ich auch nicht über eine Regierung schimpfen, die die Heizkosten besteuert. Dann wäre es für mich eventuell eine Sünde, wenn die mir mein lebensnotwendiges Wasser versteuern wollten.
Deine Anmerkungen bzgl. DVD-Playern und Handys sind zwar okay, aber sie treffen nicht den Punkt. Es interessiert mich recht wenig, wie viele Leute einen DVD-Player haben. Die Dinger sind bei solchen Preisen (ab ca. 45 Euro) wirklich kein Wohlstandsmesser. Von mir aus könnte die Regierung eine Sonderluxussteuer auf DVD-Player erheben. Was mich interessiert ist, ob in einem Lande das ganz normale Leben ohne Luxus schon extrem besteuert wird. Dies ist hier eindeutig der Fall. Der Staat besteuert sowohl die einfachsten Lebensmittel, als auch die notwendige Energie, die man zum überleben (wenn es nicht gerade unter der Brücke ist) braucht.
Gruß
P.S. Nenne mir mal ein Land auf der Welt, in dem es vergleichsweise so viele gutversorgte Berufspolitiker gibt wie in Deutschland (MdBs, MdLs, Senatsmitglieder, EU-Abgeordnete, Kreistagsabgeordnete etc, etc.)!
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Tempranillo
26.08.2004, 15:06
@ politico
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Re: Heim ins Reich? |
-->>>Spannend wird´s, wenn die Piefkes nicht mehr jammern, sondern handeln
>Wird es Zeit, Fluchtpläne zu schmieden? Der nächste Einmarsch?
>NOCH NICHT!
>Politico.
Einmarsch, wohin? Ich habe noch keinen Schrei vernommen"Heim ins Reich".
Auch glaube ich nicht, daß noch einmal ein Innviertler Schnauzbart auf dem Balkon der Hofburg die Massen in Extase versetzen wird.
Tempranillo
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Sascha
27.08.2004, 09:50
@ nasowas
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Re: Nö Sascha, das sehe ich anders |
-->Hallo nasowas!
Klar kann man am politischen System Kritik üben. Ach ich tue das mehr oder weniger regelmäßig. Aber ich denke nicht, daß das politische System in Deutschland das Schlechteste ist.
Wir beklagen uns zurecht über die Bürokratie. Deutschland hat wohl unbestritten die komplexeste Steuergesetzgebung weltweit. Und das ist nur ein winziger Teil der gesamten Bürokratie hierzulande. Aber wenn jemand kommt und wendet die Rasenmähermethode an dann ist das Geschrei auch immer groß. Wie werden Menschen berücksichtigt die ihre Eltern zuhause pflegen?, was ist wenn ich ein krankes Kind habe?, was ist wenn... Die Interessenverbände prügeln ja eigentlich auf die Politiker ein und machen richtig Druck um Gesetze letztendlich zu zerstückeln. Die Politik bringt eigentlich häufig gar nicht mal so schlechte Ideen. Nur am Ende kommt immer Mist raus da sich die Politik von Interessenverbänden aller Seiten einlullen lässt und es im Gesetz wieder zig Ausnahmen für Härtefälle und sonstwelche besonderen Fälle gibt die in ganz Deutschland vielleicht hundert Mal mal vorkommen. Ist das jetzt gut oder schlecht? Hätte die Politik nicht reagiert und wieder Ausnahme für Ausnahme ins Gesetz eingebaut würde es von denen die dann betroffen wären wieder heißen"Das können die doch nicht wirklich machen" und die Bild-Zeitung macht aus einigen wenigen Einzelfällen (siehe Fall"Florida-Rolf") dann eine monatelange dauernde Diskussion. Nimmt man die Ausnahmen wieder mit rein wird gesagt, daß System sei zu bürokratisch und hätte zu viele Ausnahmen? Ja was denn nu? M.E. vertreten die Bürger hier schon keine eindeutige Meinung.
Gut die Bürokratie ist in Deutschland wirklich extrem. Man braucht weder soviele Bundesländer noch so eine extrem weite Unterteilung in Regierungsbezirke und Landkreise wo es dann wiederum zig eigene Stadtkreise gibt. Hier sollte einfach ein wenig mehr auf die Kosten geschaut und wirtschaftlich sinnvoll gehandelt werden. Auf der anderen Seite will man mit der detaillierten Unterteilung eine gewisse Bürgernähe erreichen. Und die ist meiner Meinung nach dadurch aber auch durchaus gegeben. In Hockenheim, Neulussheim kann man in den Gemeinderat gehen und seine Meinung loswerden. Man kann sich auch aufstellen lassen und hat gute Chancen in einer kleinen Gemeinde etwas zu bewegen.
Sicher hast Du Recht wenn Du schreibst, daß viele Politiker wohl die Demokratie verraten oder gar schmutzige Geschäfte tätigen. Aber fragen wir doch mal anders: Wo ist das nicht so? In Ländern der 3. Welt ist das sogar noch viel extremer. Da leidet das halbe Volk unter Hungersnot und ein paar Herrscher leben auf ihrem Landsitz mit 100 persönlich Bediensteten auf riesigen Flächen in Villen mit 80 Zimmern. Da ist der Unterschied zwischen Politikern und Volk noch viel viel größer. Und wie sieht es in der freien Wirtschaft aus? Preisabsprachen, Erpressungen, Bestechung, illegale Beschäftigung, Vitaminkartelle, Insidergeschäfte und noch viel viel mehr findet dort doch täglich fast überall statt. Das soll die Handlungen der Politik nicht entschuldigen. Aber ich will damit sagen, daß nicht nur die Politik immer mehr schmutzige Dinger dreht sondern das quer durch die ganze Gesellschaft geht. Das geht bei den Unternehmen los und hört beim einzelnen Bürger auf der sich auch schon nicht mehr darum schert und es total OK findet abends schwarz zu arbeiten obwohl er mit seiner Frau zu zweit ohne Kinder lebt, zwei Autos hat, dreimal jährlich in Urlaub kann und noch ne Wohnung besitzt und die Frau noch nen sicheren Job hat. In weiten Teilen der Gesellschaft herrscht eine Einstellung á la"Erst ich und dann alle anderen". Sowohl beim Vorstandsvorsitzenden der Insidergeschäfte über die Freundin seiner Oma tätigt als auch bei Sozialbetrügern die mit dem Auto fahren das ofiziell ihrem Onkel gehört (aber eigentlich doch ihnen selsbt) bis hin zu Volksvertretern die Waffen verkaufen und mit"Bestechungskoffern" voller Geld durch die Gegend marschieren und sich ihren Einfluß im Parlament von Unternehmen bezahlen lassen.
Viele Grüße,
Sascha
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nasowas
08.09.2004, 22:29
@ Sascha
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@ Sascha /verspätete Antwort |
-->Hallo Sascha,
im Prinzip hast du ja recht mit deinen Schilderungen. Aber du schreibst ja selbst, „das soll die Handlungen der Politik nicht entschuldigen.“
In diesem Punkt bin ich vermutlich ein wenig radikaler als du. Ich sehe zwar auch, dass es Länder gibt, in denen alles noch viel schlechter ist als hier, nur macht mich dies in keinem Fall gegenüber irgendwelchen Lumpen im Reichstag dankbar. Dankbar kann man, wenn man an einen Schöpfer glaubt, diesem sein. Anderenfalls kann man dankbar gegenüber den eigenen Vorfahren oder den Menschen vorheriger Generationen sein, die dieses Land aufgebaut haben. Aber ich vermute mal auch hier wird es keine großen Meinungsverschiedenheiten zwischen uns geben.
Du siehst die ganzen Vorgänge in der Politik vermutlich einfach lockerer als ich.
Gruß
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