FOX-NEWS
25.08.2004, 22:55 |
Peter Sloterdijk über verwirrte 68er Thread gesperrt |
-->SPIEGEL: Die 68er sind an der Spitze der Gesellschaft angekommen. Ist das ein beklagenswerter Zustand?
Sloterdijk: Die verwirrte Generation kann nur Verwirrung weitergeben. Das tut sie erfolgreich.
Wenn es denn nur Verwirrung wäre. Ich vermute eher Absicht!
Gruss
sam
<ul> ~ http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,314808,00.html</ul>
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certina
26.08.2004, 08:45
@ FOX-NEWS
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Re: Peter Sloterdijk über verwirrte 68er |
-->>SPIEGEL: Die 68er sind an der Spitze der Gesellschaft angekommen. Ist das ein beklagenswerter Zustand?
>Sloterdijk: Die verwirrte Generation kann nur Verwirrung weitergeben. Das tut sie erfolgreich.
>Wenn es denn nur Verwirrung wäre. Ich vermute eher Absicht!
>Gruss
>sam
[b]hi,
das wär viel zu viel der Ehre - überschätz die Vögel mal nicht!
Danke für's Reinstellen.
"PS" als Initialien zu haben, heisst hier im Lande einiges mehr als der Durchschnitt auf dem Kasten zu haben. Ich kenne nämlich gleich noch einen mit"PS".
tschuess
G.C.
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Digedag
26.08.2004, 09:56
@ FOX-NEWS
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... 'das höchste informelle Staatsamt - das des Chef-Tautologen' |
-->interessante Zustandsbeschtreibung:
Komfortsysteme werden über Tautologien gesteuert. Wenn zum Beispiel Günter Netzer nach einem schlechten Fußballspiel sagt:"Wir haben ein schlechtes Spiel gesehen", dann geht ein Leuchten durch das Land, weil alle dasselbe gesehen haben. Wahrscheinlich sagt er"ein bedenklich schlechtes Spiel", um seinen intellektuellen Rang zu verteidigen.
SPIEGEL: Er sagt, was alle hören wollen.
Sloterdijk: Er sagt, was jeder gesehen hat. <font color=#0000FF>Er hat zurzeit das höchste informelle Staatsamt inne - das des Chef-Tautologen.</font> Nur der kann ein schlechtes Spiel ex cathedra ein wirklich schlechtes Spiel nennen. Zurzeit ist das höchste Amt geteilt, die eine Hälfte besetzt Günter Netzer, die andere der Bundespräsident. Letzterer hat das Vorrecht zu sagen, dass wir es dennoch schaffen können.
teilzitiert vom
Hilfs-Tautologen Digedag
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kingsolomon
26.08.2004, 11:01
@ FOX-NEWS
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zwei Schwachpunkte |
-->zugegeben oberflächliche, weil ich sein Buch nicht kenne.
einmal fiel mir sofort das Pardoxon von Epimenides ein( 'Alle Kreter lügen'),
Sl ist 47 geboren und damit selbst ein 68er.
Und zum anderen, sein Optimismus in Ehren, aber in seinem Weltbild scheint
die Druckerpresse von Bernanke keinen Platz zu finden. Auf der Titanic liess
sich vergnüglich tanzen...
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sensortimecom
26.08.2004, 11:18
@ kingsolomon
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Re: zwei Schwachpunkte |
-->>zugegeben oberflächliche, weil ich sein Buch nicht kenne.
>einmal fiel mir sofort das Pardoxon von Epimenides ein( 'Alle Kreter lügen'),
>Sl ist 47 geboren und damit selbst ein 68er.
>Und zum anderen, sein Optimismus in Ehren, aber in seinem Weltbild scheint
>die Druckerpresse von Bernanke keinen Platz zu finden. Auf der Titanic liess
>sich vergnüglich tanzen...
[b]Hallo.
Er hätte sich mal @dottores Werke über Debitismus und Staatsverschuldung durch den Kopf gehen lassen sollen, statt alles nur durch die Philosophen- & Soziologen- Brille zu sehen. Die ist nämlich seit einigen Jahrzehnten schon sehr beschlagen und kaum noch zu reinigen;-)
Grüße
E. B.
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Morricone
26.08.2004, 11:33
@ FOX-NEWS
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Re: Peter Sloterdijk über verwirrte 68er |
-->Hi, hab mir auch mal Gedanken zu Zloty gemacht. Im Philosophen -Quartett finde ich ihn, vor allem sprachlich, sehr interessant.
Peter Sloderdijk behauptet im Schlussessay seines Buches"Spären III" unsere Gesellschaft befände sich jenseits der Not und nimmt im Spiegelinterview an, daß er"allenfalls" von"übereifrigen Verbandssprechern" Prügel dafür beziehen würde. Schon hier irrt Herr Sloterdijk, weil er auch von mir (selbständiger IT-Unternehmer) dafür Prügel bezieht.
Desweiteren will er dem Publikum einen therapeutischen Vorschlag unterbreiten, indem wir die Mechanismen untersuchen sollen, warum die Menschen zu einer"permanenten verdrießlichen Selbstagitation zum Opfer" fallen. Daß, obwohl Deutschland"eine der materiell und mental reichsten Nationen aller Zeiten" sei.
Gleichzeitig behauptet Sloterdijk im Spiegel-Interview, daß kein Volk gewöhnlicher sein kann als die Deutschen es heute sind. - Was bedeutet für Sloterdijk materiell reich? Ist der gemeine Mensch heute reicher weil er ein klappriges Auto fahren kann anstatt sich von einem Pferd ziehen zu lassen? Sind wir materiell reicher, weil wir uns unter eine Dusche stellen können aus der chemieverseuchtes Wasser spritzt (Der Spiegel berichtete), anstatt sich in einem Fluß zu baden?
Wenn Sloterdijk diese zweifelhaften Errungenschaften als den größten materiellen Reichtum quantifiziert, kann man allerdings seine oben wiedergegebenen Aussagen verstehen. Sloterdijk selbst ist zum Ofer einer industriellen Agitationsmaschinerie ex cathedra geworden und es zeugt nicht gerade von mentalem Reichtum sich von dieser vereinahmen zu lassen. Es reicht eben nicht zehntausend Bücher im Regal stehen zu haben, um sich als mental reich bezeichnen zu können. Mental reich ist derjenige, der den ganzen materiellen Plunder nicht braucht, der das geistige über das materielle zu stellen weiß und derjenige der erkannt hat, daß die Menschheit in einer geistigen Wüste lebt, in der nicht einmal mehr die Grundkenntnisse einer natürlichen Biologie verstanden werden, in der niemand mehr weiß wozu die buntfarbene Schwertlilie dem Körper nützlich sein kann. Da hilft es auch nichts mehr etwas über die nikomachische Ethik zu wissen.
Gleichzeitig äußert sich Sloterdijk über den"Sonderbiotop" Berlin. (Was ist ein Sonderbiotop? Was ist ein Sonderklima? Vielleicht noch einen Sonderzug hinterher?) In Berlin habe"man ein halbes Jahrhundert lang geübt, die Einkesselung als Attraktion zu erleben". Dieser Satz zeugt von Nichtbildung gleich in mehrerer Hinsicht: und zwar bestand die"Einkesselung" von 1961 bis 1989. Das ist ein gutes Vierteljahrhundert und nicht ein halbes. Bis 1961 war Berlin eher ein Stadtstaat mit spartanischen Zügen. Ich habe acht Jahre dieser"Einkesselung" miterleben dürfen. Ich habe dafür nicht geübt, weil"Erlebbares" a priori nicht geübt werden kann, sondern ein sinnliches Unterfangen ist. Diese acht Jahre waren die schönsten meines Lebens. Und zwar deshalb, weil ich keinen Viktualienmarkt hatte und keine Alsterkollonaden und auch kein Hafenfest. Diese deutsch-gemütlichen Attribute zur Verleihung von Lebensqualität, respektive Komfortsphäre, berühren vielleicht ein gut durchgehärtetes Materialisten- Herz; für ein freiheitlich-kämpferisches Herz sind die von Sloterdijk hochstilisierten Komfortzonen zwischen Maximilians-Universität und dem Wiener Café Dehmel wie die Gettos der Ratten in der Berliner Kanalisation. Ich weiß nicht, ob Sloterdijk das versteht. Das deutsche Drehbuch wurde und wird in Berlin geschrieben.
Irgendwie kommt Sloterdijk mir so vor als hätte er den Tod von Heinz Erhard (dt. Komiker) bis heute nicht verkraftet. Üben Herr sloterdijk, üben!
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