EmissionÀr
28.05.2000, 10:45 |
Neuemissionen Thread gesperrt |
Artikel aus der Sonntagszeitung (Schweiz glaube ich)
Harte Landung nach Höhenflug
Auf Grund der Kursmisere am New Market weht beim Börsenzugang neuer Unternehmen ein schÀrferer Wind
VON NADJA SIEBENMANN
ZĂŒrich - Am SWX New Market herrscht Katerstimmung. Seit der Index der Schweizer Wachstumswerte im MĂ€rz seinen Höchststand von 2587 Punkten erreicht hat, ist er um 44 Prozent eingebrochen. Schuld an der Kursmisere ist nicht nur der 30-prozentige Kurssturz an der US-Technologiebörse Nasdaq. Bei einigen New-Market-Firmen sind kurz nach dem Börsengang Schwachstellen aufgetreten, die einen ĂŒberdurchschnittlichen Kurssturz auslösten.
- Bei 4M, dem welschen Produzenten von Anlagen zur Herstellung von CDs und DVDs, haben sich die rosigen Aussichten verdĂŒstert. An Stelle eines NachfrageĂŒberhangs leide die Branche nunmehr unter ĂberkapazitĂ€ten, meldete 4M anlĂ€sslich einer «Gewinnwarnung». Doch die Probleme liegen tiefer. 4M kann die gewĂŒnschten Anlagen nicht liefern, die Kunden wandern ab. «4M hat die Konkurrenz unterschĂ€tzt», stellt ZKB-Analyst Sven Bucher ernĂŒchtert fest.
- Das Sarganser Softwareunternehmen Complet-e verfehlte die budgetierten Quartalsergebnisse zwar nur knapp. Probleme hat das Unternehmen aber vorwiegend auf personeller Seite. Querelen zwischen AktionĂ€ren und der Kontrollstelle einerseits und dem Verwaltungsrat andererseits fĂŒhrten zu einem Exodus in den FĂŒhrungsetagen. Das Vertrauen der Anleger ist erschĂŒttert, die Aktien notieren 43 Prozent unter Emission.
- Kaum besser erging es dem Complet-e-Konkurrenten Miracle. Zwar steckt die gesamte KMU-Softwarebranche im Tief. Doch bei Miracle kommen noch eigene Probleme dazu. Bereits wenige Wochen nach dem Börsengang traten erste ProduktemĂ€ngel an den Tag. Miracle musste Millionen fĂŒr gefĂ€hrdete Projekte zurĂŒckstellen.
- Das Softwareunternehmen Day Interactive befindet sich trotz der schwierigen Marktsituation immer noch auf Budgetkurs. Doch Gewinnmitnahmen der KleinaktionĂ€re drĂŒckten den Aktienkurs zuweilen unter den Emissionspreis.
Die BörsengÀnge junger Firmen sind ein fettes MassengeschÀft
Unternehmensspezifische Probleme werfen die Frage auf, ob einige der New-Market-Firmen nicht zu frĂŒh an die Börse gekommen sind. Denn vergleicht man die Fristen, mit denen Risikokapitalgeber und Banken solche Jungfirmen rezyklieren, stellt man eine deutliche Beschleunigung fest. WĂ€hrend Private-Equity-Investoren ihre «Babys» in den Achtzigerjahren im Schnitt wĂ€hrend sieben bis acht Jahren aufpĂ€ppelten, bevor sie sie an die Börse entliessen, schrumpfte diese Frist in den Neunzigern auf durchschnittlich vier bis fĂŒnf Jahre. Heute betrĂ€gt sie - wie auch im Fall von Miracle und Day - nicht selten weniger als zwei Jahre.
«Viel zu kurz», urteilt Bruno Raschle, Chef des unabhĂ€ngigen Fund of Funds Advisers on Private Equity Adveq. Zwar, so Raschle, sei die Expansion heute oftmals teurer als frĂŒher und habe der Mittelzufluss in Private Equity markant zugenommen. Doch verkĂŒrzt sich die Frist fĂŒr den Ausstieg immer dann, wenn der Pegel der Euphorie an den Börsen steigt.
Ein Zufall? Wohl kaum. Denn BörsengĂ€nge (IPO) junger Firmen sind ein dickes MassengeschĂ€ft. Und je heisser der Markt, desto fetter die Gewinne. Die Wertschöpfungskette eines IPOs ist lang: UnabhĂ€ngige Private-Equity-Firmen und Venture-Funds von Banken kaufen sich zu tiefen Preisen in die Firmen ein, AltaktionĂ€re beziehen Aktien auf Grund von Vorleistungen oder auf Kredit. HĂ€ufig sind die gleichen Banken, die ĂŒber ihre Venture-Töchter Firmenanteile halten, auch an der Platzierung beteiligt (Miracle/CSFB, Day/Vontobel). DafĂŒr kassieren sie dann nochmals happige GebĂŒhren. Die hohen BörsenumsĂ€tze in den ersten beiden Handelstagen generieren wiederum KommissionsertrĂ€ge fĂŒr die beteiligten Banken. Zu guter Letzt festigen die GeldhĂ€user die Beziehungen zur Grosskundschaft (z. B. Pensionskassenmanagern), indem sie ihnen Tranchen zum Ausgabepreis zuschanzen.
HĂ€ufig rechnen sich die Deals kurzfristig nur fĂŒr jene, die beim IPO mitmischen oder den schnellen Ausstieg suchen: Venturekapitalisten, AltaktionĂ€re, AnwĂ€lte, Berater, Investmentbanken und Pensionskassenmanager. Die Unternehmen kassieren dagegen oft nur einen geringen Betrag. Beim IPO von Complet-e beispielsweise flossen der Firma vom Gesamterlös in Höhe von 50 Millionen nur gerade 14 Millionen Franken zu.
Sind die erfahrenen AktionĂ€re einmal ausgestiegen, steht das Management alleine da. «Die neuen HauptaktionĂ€re sind meist nicht geeignet, den Aufbau zu unterstĂŒtzen. Gibt es Probleme, steigen die meisten aus», sagt Private-Equity-Spezialist Raschle. Auch die neureichen AltaktionĂ€re gebĂ€rden sich oft egoistisch. «Einige wollen doch tatsĂ€chlich ihre Aktien noch vor Ablauf der Sperrfrist verkaufen, um ein HĂ€uschen zu bauen oder einen Kredit zurĂŒckzuzahlen», entrĂŒstet sich ein nicht genannt sein wollendes Kadermitglied einer grossen IPO-Bank.
In Deutschland werden Sperrfristen von zwei bis drei Jahren verhandelt
Private Equity ist fĂŒr alle Beteiligten eine heisse Gratwanderung zwischen Aufbauhilfe und Abkassieren, meint Raschle. Als beispielsweise die UBS-Venture-Tochter Aventic im Winter 1999 bei Day einstieg, glaubte sie, der Börsengang wĂŒrde im Jahr 2001 stattfinden. Doch Management und Emissionsbank drĂ€ngten auf einen schnelleren Exit im FrĂŒhjahr 2000, als sich die Börse gerade in der letzten Phase ihrer Superhausse befand. «Nicht, dass Day nicht reif gewesen wĂ€re. Aber vielleicht wĂ€re es besser gewesen, man hĂ€tte der Firma noch ein Jahr lĂ€nger Zeit gegeben fĂŒr den Aufbau», meint ein Aventic-Mitglied rĂŒckblickend.
Day hatte GlĂŒck. Denn nach dem Tech-Crash haben sich die Spielregeln verschĂ€rft. Laut Raschle werden in Deutschland nun Sperrfristen fĂŒr das Management von zwei bis drei Jahren verhandelt, fĂŒr Venturekapitalisten sind neue Exitfristen von 9 bis 18 anstatt 6 Monaten im GesprĂ€ch. Damit erhöht sich das Risiko. «Private-Equity-Firmen und Banken mĂŒssen ihre Wahl jetzt sorgfĂ€ltiger treffen, und das Management muss zusehen, dass das Geld lĂ€nger reicht», meint Adveq-Chef Raschle. Denn sinken die Kurse, werden die Investoren risikoscheuer. FĂŒr defizitĂ€re Internetfirmen gibts dann weniger Geld - wenn ĂŒberhaupt.
Viele Firmen haben ihre IPO-PlĂ€ne deshalb verschoben oder ganz aufgegeben. «Das deutet doch daraufhin, dass diese Unternehmer nicht an ihre Zukunft glauben, sondern nur optimal Kasse machen wollen», feixte Wolfgang Gerke, Professor fĂŒr Börsen- und Kapitalmarktwesen auf dem deutschen Börsensender n-tv.
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EmissionÀr
28.05.2000, 10:52
@ EmissionÀr
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KapitalengpaĂ? |
Aus dem Kölner Stadtanzeiger
Kursverluste am Neuen Markt
Gewitterfront ist nicht vorĂŒber
Zufluss von Geldern in Aktienfonds hat deutlich nachgelassen
Von Kurt Wendt
Hamburg - Die Börse liefert in diesen Tagen wieder reichlich GesprĂ€chsstoff. Sind die KursrĂŒckschlĂ€ge am Aktienmarkt das Ende einer jahrelangen Hausse oder gehören sie nur zu einer lĂ€ngeren Konsolidierungsphase, an deren Ende eine Neuauflage der Hausse steht? Froh sind auf alle FĂ€lle jene Anleger, die in den ersten Monaten dieses Jahres"Kasse" gemacht und seither die Erlöse im Geldmarktbereich geparkt haben.
Denn seit Mitte MĂ€rz hat sich der Dax um rund 15 Prozent zurĂŒckgebildet. Am"Neuen Markt", auf dem sich schwerpunktmĂ€Ăig High-Tech-Firmen tummeln, hat es sogar dramatische EinbrĂŒche gegeben. Sowohl der Index fĂŒr 50 Neue-Markt-Papiere als auch der Index fĂŒr alle dort gehandelten Werte sind seither um 40 Prozent zurĂŒckgegangen.
Wer lĂ€ngere Zeit in den Titeln des Neuen Marktes engagiert ist, kann den RĂŒckgang ohne weiteres verkraften, denn gemessen am Nemax 50 hat der Neue Markt seit 1998 um 410 Prozent zugelegt, ein Erfolg, der besonders die"beweglichen" Anleger zu Engagements in diesem Bereich bewogen hat.
Letztlich wurde blind gezeichnet. In welchen GeschĂ€ftsbereichen die an die Börse strebenden Unternehmen tĂ€tig waren, spielte keine Rolle. Hauptsache war, ein paar Aktien bei der Zeichnung zu erhalten. In den meisten FĂ€llen konnten sie schon am Tag der BörseneinfĂŒhrung wieder mit betrĂ€chtlichen Gewinnen abgestoĂen werden.
Damit ist es im Augenblick vorbei. Wenn ĂŒberhaupt, so gibt es derzeit nur bescheidene Zeichnungsgewinne, in EinzelfĂ€llen erreicht der erste Börsenkurs nicht einmal den Zeichnungspreis. Ăbrigens keine völlig neue Situation. Ăhnliches hat der Neue Markt auch im September/Oktober vorigen Jahres erlebt. Damals wie heute haben sogar einige Gesellschaften ihren Börsengang zurĂŒckstellen mĂŒssen.
Jetzt fragen sich die Börsianer, ob wir es bei der gegenwĂ€rtigen SchwĂ€che der High-Tech-Werte des Neuen Marktes wieder nur mit einer vorĂŒbergehenden Erscheinung zu tun haben, die möglicherweise schon im Herbst, also nach der allgemein ĂŒblichen Sommerflaute, wieder vorĂŒber sein wird, oder ob sich auf diesem Sektor ein grundsĂ€tzliches Umdenken vollzieht. Marktkenner zweifeln daran. Sobald wieder ungewöhnliche Kursgewinne winken, strömt sofort auch neues Geld wieder reichlich an den Markt, zur Freude jener, die an dem GeschĂ€ft gut verdienen.
Und das sind nicht nur die Kreditinstitute, sondern auch jene Risikokapitalgesellschaften, die sich auf Technologiewerte spezialisiert haben und sie zur Börsenreife fĂŒhren, um dann der nĂ€chsten Gesellschaft finanziell auf die SprĂŒnge zu verhelfen.
Es sind aber nicht nur Spekulanten, die sich auf diesem Feld betĂ€tigen. Zu einem groĂen Teil haben sich hier auch institutionelle Investoren engagiert. Bisher mit erheblichen Nutzen. Aber auch sie halten sich in diesen Wochen mit Neuanlagen zurĂŒck, zum Teil deshalb, weil sie Verluste an Aktien zu verkraften haben, die an der amerikanischen Nasdaq notiert werden, dem GegenstĂŒck zum deutschen Neuen Markt.
Bei den Aktienfonds, die sich auf Papiere des Neuen Marktes oder der Nasdaq konzentrieren, soll sich der Neuzufluss an Mitteln in den vergangenen Wochen stark verringert haben, so dass sie als Retter in der Not zur Zeit weitgehend ausfallen.
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EmissionÀr
28.05.2000, 10:56
@ EmissionÀr
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ErgÀnzung |
Luft raus aus der Spekulation mit Aktien am Neuen Markt?
Frankfurt. (pb) Ist die Luft jetzt raus aus den Spekulationen am"Neuen Markt" der jungen Wachstumsaktien? In dieser Woche stoppten Unternehmen gleich serienweise geplante GÀnge an die Börse.
Tag fĂŒr Tag eine Nachricht: Am Montag warf der MĂŒnchner Internet-Anbieter GMX AG die Flinte in Korn, als die Zeichnungsfrist fĂŒr seine Aktien bereits lief. Am Dienstag legten die Ausburger Ibex AG und die britische HighwayOne ihre PlĂ€ne auf unbstimmte Zeit auf Eis. Am Mittwoch folgte die Technologiefirma Blaxxun Interactive Inc. Am Donnerstag stornierte der InternethĂ€ndler LetsBuyIt.com seinen Börsengang.
Hatten die Anleger lange Zeit selbst unbekannten Verlust-Produzenten das Geld geradezu hinterher geworfen (Hauptsache, es handelte sich um einen"Technologiewert"), so scheinen die Geldbesitzer vorsichtiger geworden zu sein:"Die Anleger zeichnen nicht mehr alles." Im MÀrz hatte der US-amerikanische Technologieaktien-Index Nasdaq seinen höchsten Stand aller Zeiten erreicht - und inzwischen gut ein Drittel verloren. Den Börsengang planende Jungunternehmen sagen dazu, die Lage lasse"keine faire Bewertung durch die Investoren erwarten". Und so wird der Börsengang verschoben, wenn man es sich leisten kann.
Pikanterweise konnte nach erfolgreicher Kapitalaufnahme an der Börse so manches Technologieunternehmen das Geld gar nicht konkret fĂŒr seine GeschĂ€fte einsetzen, sondern parkte es in Wertpapieren. Damit wurde dann - fast schon branchenunĂŒblich - tatsĂ€chlich Gewinn gemacht.
Die ersten Pleiten in der Technologieszene veranlassen viele Anleger zur ZurĂŒckhaltung. So manches Unternehmen hat zwar zĂŒndende Ideen, doch ob dass bereits fĂŒr eine Kapitalaufnahme an der Börse ausreicht? So mancher Analyst Ă€uĂert inzwischen Zweifel.
Wie stark GerĂŒchte die Börsenkurse beeinflussen und wie sehr die beruflichen Aktienanalysten schlicht aus dem hohlen Bauch heraus mit MillionenbetrĂ€gen eine Notierung hoch oder runter treiben, zeigte gestern das Beispiel der deutschen Software-Vorzeigeaktie SAP nach dem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters: Der Kurs der Aktie brach nach einer angeblich enttĂ€uschenden Investorenkonferenz von SAP ein. HĂ€ndler sagten, auf dem Treffen sei nichts EnttĂ€uschendes, aber eben auch nichts Positives gesagt worden. Ein SAP-Sprecher betonte, bei dem Treffen sei nichts gesagt worden, was enttĂ€uschend gewesen sein könnte. Allerdings seien im Vorfeld von auĂen ganz gezielt GerĂŒchte ĂŒber gröĂere AnkĂŒndigungen von SAP geschĂŒrt worden. SAP-Dementis seien wirkungslos geblieben.
AktienhÀndler betonten, im Grundsatz sei SAP gut aufgestellt, habe aber Schwierigkeiten, sich Analysten und Investoren speziell aus den USA zu prÀsentieren."Das ist ein Problem in den USA, das sie da haben."
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black elk
28.05.2000, 11:11
@ EmissionÀr
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Re: Der letzte Satz von Gerke.. |
>>Viele Firmen haben ihre IPO-PlĂ€ne deshalb verschoben oder ganz aufgegeben. «Das deutet doch daraufhin, dass diese Unternehmer nicht an ihre Zukunft glauben, sondern nur optimal Kasse machen wollen», feixte Wolfgang Gerke, Professor fĂŒr Börsen- und Kapitalmarktwesen auf dem deutschen Börsensender n-tv.
Verstehen die Neuer-Markt-Freunde eigentlich, was hinter den Kulissen gespielt wird? An den IPO's verdienen zu allerest die Venuture Capital Frimen und die EmissionshĂ€user. Ist ein Unternehmen erst an der Börse wird die Beteiligung verkauft. Die Sperrfristen sind doch ein Witz! Die UnternehmensgrĂŒnder, AltaktionĂ€re und Mitarbeiter sind die weiteren groĂen Gewinner.
Ein entfernter Bekannter von mir hat beim Börsengang einer deutschen Internetfirma am Neuen Markt 20.000 Aktien fĂŒr einen Euro! bekommen. Der Mann ist keine 30 und MulitmillionĂ€r, einfach so, ohne Arbeit. Wer ist dafĂŒr verantwortlich? Die Heerschaar der Kleinanleger, die den Kurs in die Höhe getrieben hat.
Die Anteilseigener werden rechtzeitig aussteigen, da bin ich mir sicher. Wer aber bis zum bitteren Ende dabei bleibt, sind die ahnungslosen Privatanleger und Besitzer von Fondanteilen. Die GeschĂ€ftsfĂŒhrer sind schon lĂ€ngst ĂŒber alle Berge und lassen es sich an den schönsten PlĂ€tzen dieser Welt gut gehen.
black elk
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