Stephan
05.09.2004, 00:05 |
Wie die European Greens sich ein Europa der Regionen vorstellen Thread gesperrt |
-->Reminder und Forderung von Leopold Kohr: Minderheitenstaaten statt Minderheitenrechte. Alle Staaten in etwa gleich gross, und ähnlich wie die Schweizer Staatengemeinschaft organisiert. (eigenständige Kantone mit eigenen Parlamenten garantieren am besten das Subsidaritätsprinzip)
Diese Karte der europäischen Grünen zeigt ein Europa der Regionen. Die Karte mit den staatenlosen Nationen wurde auch im"EFA Manifesto 2004 for the June 2004 European Elections" vorgestellt. Sehr schön zu sehen sind die Minderheiten, denen noch (?) eine"stateless nation" bescheinigt wird. Frankreich, Groß-Britanien, Spanien, aber auch Polen gäben bei Realisierung Gebiete zur Selbstverwaltung ab. Die Türkei mit ihrem Minderheitsproblem, den Kurden, wurde nicht behandelt.
Es gibt also schon konkrete Überlegungen für ein Europa der Regionen, nur wurden die Ideen von Leopold Kohr darin nicht wirklich berücksichtigt.
Dazu schreibt German-Foreign-policy.com:
"Das auf den neuesten Regionalisierungsstand gebrachte Kartenwerk trennt weite Gebiete vom französischen Staatsterritorium ab. Deutschland weitet sein Ethno-Gebiet aus und vereint sich mit den Schweizer und österreichischen,,Volksgruppen".
und hier:
"Wie der französische Deutschland-Spezialist Pierre Hillard in einer aktuellen Studie feststellt, findet sich in dem erstrebten,,Europa der Regionen" einzig das deutsche Territorium unversehrt wieder und wird sogar ausgedehnt. Alle übrigen Staaten zerfallen"
Was auf den ersten Blick für die Minderheiten von Vorteil wäre, nämlich im Europäischen Parlament mehr Gehör zu finden, wird sich bei nährer Kenntnis der Größentheorie als ein Pyrrhus-Sieg der Kleinen herausstellen. Wenn nur eine unangefochtene Macht (in diesem Falle Deutschland) eine Föderation dominiert, wird diese zerbrechen oder im Zentralismus enden.
Falls es nicht gelingen sollte die großen Staaten, allen voran Deutschland ebenfalls in kleinere Regionen aufzuteilen, so würden laut der Theorie von Prof. Kohr die Kleinen von den großen fremdbestimmt und abhängig, ihre Freiheit wäre keine Freiheit. Das Projekt Europa liesse sich für einige Zeit mit einem Zwingsystem (Sozialismus, Terrorismus, Krieg) weiterführen, und zerbräche irgendwann unter der Last der Ungleichheit.
Laut Professor Kohr gab es bis jetzt in der dokumentiertenn Geschichte keine Föderation von Dauer die durch ein Ungleichgewicht regiert wurde.
Gruß
Stephan
<ul> ~ fighting gigantism: CHARTER OF REAL NATIONS</ul>
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Diogenes
05.09.2004, 16:47
@ Stephan
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Denkanstoß zu (für?) Kohr |
-->Halo Stephan,
>Wenn nur eine unangefochtene Macht (in diesem Falle Deutschland) eine Föderation dominiert, wird diese zerbrechen oder im Zentralismus enden.
Eben dies ist das Problem. Kohr beschränkt"Größe" auf die territiroale Ausdehnung. Die Größe nach außen ist aber nur eine Dimension des Staatsgebildes und meiner Ansicht nach das eigentlich kleinste Problem. (Die Vereinigten z.B. Staaten waren zwar teritorial"groß" aber der Zentral-Staat war klein und die Menschen frei)
Was ist mit der "Größe" des Staates nach innen?
Was ist mit"Größe" in Bezug auf die Wirtschaftskraft und"Größe" in Bezug auf die Einflußnahme in privatwirtschaftliche Vereinbarungen? Meiner Ansicht nach liegt hier das wirkliche Problem. (Albanien z.B. war auch territorial gesehen klein, aber eine fürchterliche Diktatur)
Aber wie beschränkt man die"Größe"? Das geht nur, indem man das Gewaltmonopol auflöst. Gerichtsbarkeit und Sicherheit müssen gleichermaßen innerhalb des Staates in kleinere Einheiten aufgeteilt -"privatisiert" - werden. Dem kämen kleinere Territorien durchaus entgegen.
Du schreibst ja selber: Wenn eine Macht...unangefochten...dominiert. Das gilt auch nach innen.
Ich meine, Europa der Regionen wird ein Schuß in den Ofen, wenn man das Größenproblem der Staaten nach innen nicht löst, einerlei wie klein man die Landkarte zerstückelt.
Gruß
Diogenes
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Stephan
05.09.2004, 20:06
@ Diogenes
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Territoriale und soziale Grösse |
-->Grüss Dich Diogenes,
Es freut mich sehr, dass Du Dich mit den Gedanken von Kohr auseinandersetzt.
>>Wenn nur eine unangefochtene Macht (in diesem Falle Deutschland) eine Föderation dominiert, wird diese zerbrechen oder im Zentralismus enden.
>Kohr beschränkt"Größe" auf die territiroale Ausdehnung.
Nein. Das ganze Übel hat einen Namen: die soziale Größe! Sie ist bei Kohr die primäre Ursache, alle anderen Übel sind sekundär. Erst wenn die kritische soziale Größe überschritten wird, (eine genaue Zahl nannte Kohr nie) geht’s bergab. Deshalb plädierte er immer wieder für eine Staatengröße die eine Einwohnerzahl von 12- 15 Mio. nicht überschreiten dürfe.
>Die Größe nach außen ist aber nur eine Dimension des Staatsgebildes und meiner Ansicht nach das eigentlich kleinste Problem.
Kohr führte selbst „erfolgreiche Experimente internationaler Bündnisse“ an. Territorial große Ausdehnung und Kleinzellenprinzip sind also nicht per se negativ, zumindest was die Föderation betrifft, können sie wunderbar funktionieren: Mexiko, Argentinien, Brasilien und Australien.
>Was ist mit der "Größe" des Staates nach innen?
Hier hast Du etwas sehr wichtiges angesprochen. Deshalb argumentierte Kohr ja auch mit der sozialen Größe.
>Was ist mit"Größe" in Bezug auf die Wirtschaftskraft und"Größe" in Bezug auf die Einflußnahme in privatwirtschaftliche Vereinbarungen? Meiner Ansicht nach liegt hier das wirkliche Problem. (Albanien z.B. war auch territorial gesehen klein, aber eine fürchterliche Diktatur)
Aber wollte Albanien eine Großmacht werden? Wie war die Macht in Albanien verteilt? War es zentralistisch regiert? Oder nimm Rumänien, ebenfalls eine schlimme Diktatur. Wenn die kritische soziale Grösse überschritten wird, und die Besitzer der Macht glauben, von keiner anderen Macht in Frage gestellt werden können, wird es ungemütlich.
>Aber wie beschränkt man die"Größe"? Das geht nur, indem man das Gewaltmonopol auflöst. Gerichtsbarkeit und Sicherheit müssen gleichermaßen innerhalb des Staates in kleinere Einheiten aufgeteilt -"privatisiert" - werden. Dem kämen kleinere Territorien durchaus entgegen.
Hier bin ich anderer Meinung. Das würde ja bedeuten, dass man sich seine Sicherheit erkaufen müsste, sonst gäbe es keine. Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing, oder so ähnlich... Derjenige der am meisten „spendet“ hätte die größte Sicherheit, und das unangefochtenste Recht. Private Gerichte? Wie finanzieren die sich, oder besser wer finanziert die Gerichte? Diese Idee scheint mir heute nicht mehr realisierbar.
>Du schreibst ja selber: Wenn eine Macht...unangefochten...dominiert. Das gilt auch nach innen.
Zustimmung und bleiben wir bei der Politik. Wie aber wollte man eine Akkumulation der Macht auf privater Seite verhindern? Man bräuchte dann so etwas wie eine Größenbegrenzung. Wer hätte dazu die Macht? Also landen wir wieder beim Staat. Genau hier setzt Kohr an, indem er die zu großen Staaten aufteilen mochte, in kleine, aber atmende kleinzellige und föderale Strukturen, deren soziale Grösse niemals so groß werden kann, um die anderen Mitglieder ernsthaft zu bedrohen.
>Ich meine, Europa der Regionen wird ein Schuß in den Ofen, wenn man das Größenproblem der Staaten nach innen nicht löst, einerlei wie klein man die Landkarte zerstückelt.
Wie gesagt, territoriale Grösse ist keine wirkliche Macht, (riesiger Landstrich mit viel Wüste, oder Sumpfgebiet und gaaanz wenig Einwohner). Einzig allein die soziale Grösse scheint ausschlaggebend zu sein.
Grüsse
Stephan
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Diogenes
05.09.2004, 21:24
@ Stephan
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Re: Territoriale und soziale Grösse |
-->Hallo Stephan,
>Es freut mich sehr, dass Du Dich mit den Gedanken von Kohr auseinandersetzt.
Lebe und lerne, ich mühe mich.:-)
>Nein. Das ganze Übel hat einen Namen: die soziale Größe! Sie ist bei Kohr die primäre Ursache, alle anderen Übel sind sekundär.
Soziale Größe ist mir zu unscharf. Das sagt alles und zugleich auch nichts. Ich denke es kommt hauptsächlich darauf an, wie die Beziehungen der Mitglieder untereinander gestaltet sind: auf freiwilliger Basis oder auf Zwang.
Es wundert mich daher nicht, daß Kohr keine genaue Zahl für die"kritische Größe" nennt.
>Kohr führte selbst „erfolgreiche Experimente internationaler Bündnisse“ an. Territorial große Ausdehnung und Kleinzellenprinzip sind also nicht per se negativ, zumindest was die Föderation betrifft, können sie wunderbar funktionieren: Mexiko, Argentinien, Brasilien und Australien.
Eben, es kommt darauf an, wie die Kleinzellen untereinander in Beziehung stehen worauf die Bezieungen gründen. Die kleinste Kleinzelle ist der einzelne Mensch.
>Aber wollte Albanien eine Großmacht werden? Wie war die Macht in Albanien verteilt? War es zentralistisch regiert?
Einwohner etwa 3,5 Mio, also weit unter der"kritischen Größe". War eine Diktatur stalinistischen Zuschnitts. Für eine Großmacht hat es nicht gereicht, was aber seinen Einwohnern nicht geholfen hat.
>>Gerichtsbarkeit und Sicherheit müssen gleichermaßen innerhalb des Staates in kleinere Einheiten aufgeteilt -"privatisiert" - werden. Dem kämen kleinere Territorien durchaus entgegen.
>Hier bin ich anderer Meinung. Das würde ja bedeuten, dass man sich seine Sicherheit erkaufen müsste, sonst gäbe es keine.
Du bezahltst heute genauso, nur eben über Steuern. (und wenn man einen Polizisten braucht, ist meist keiner da.)
>Wes Brot ich ess, dess Lied ich sing, oder so ähnlich... Derjenige der am meisten „spendet“ hätte die größte Sicherheit, und das unangefochtenste Recht.
Wieviel Sicherheit jemand braucht, muß und kann er selber bestimmen und bezahlen. Heute bestimmt der Staat, wieviel"Sicherheit" du bekommst oder nicht, ob du willst oder nicht. Und du mußt dafür bezahlen, ob du willst oder nicht.
Was das Recht angeht, mußt du vor Gericht. Du kannst nicht einfach deinem Nachbarn ein paar mit dem Knüppel überziehen. Dein Wachdienst würde es auch nicht für dich tun, ist schlecht für den Ruf und teuer obendrein.
>Private Gerichte? Wie finanzieren die sich, oder besser wer finanziert die Gerichte? Diese Idee scheint mir heute nicht mehr realisierbar.
Die Gerichte finanzieren sich über Gebühren, so wie heute auch. (Abdeckung dieser wäre wieder ein Geschäftsfeld für Rechtsschutzversicherer).
Der Unterschied zu heute wäre, daß sie im Wettbewerb zueinander stehen. Der Gerichtsstand kann frei vereinbart werden. Sie müssen also schnell, sauber und effizient arbeiten und gute Urteile fällen, sonst haben sie keine Kunden mehr.
>Wie aber wollte man eine Akkumulation der Macht auf privater Seite verhindern? >Man bräuchte dann so etwas wie eine Größenbegrenzung.
>Wer hätte dazu die Macht?
Der Markt. Die Größenbegrenzung erledigt der freie Wettbewerb. Auf der einen Seite ergeben sich aus Größe Synergien. Auf der anderen Seite ist jedes Unternehmen intern eine Planwirtschaft. Je größer das Unternehmen, desto größer die Planwirtschaft. Je größer die Planwirtschaft, desto ineffizienter. Es pendelt sich also dazwischen ein.
Heutzutage leben die Großkonzerne hauptsächlich von Subventionen, die die kleinen und mittleren zahlen und von Steuerausweichkonstrukten, die nur sie nützen können. Dazu kommt Einfluß auf die Gesetzgebung via Lobbiing, um anderen den Marktzugang zu erschweren. Wenn die sich einem fairen und freien Wettbewerb stellen müßten, hätten sie nichts zu lachen. Die würden bald auf eine kleinere Größe zusammenschmelzen.
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Ich denke, man muß"soziale Größe" sehr differenziert betrachten, das Ding ist facettenrecht. ;-)
Grüße
Diogenes
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Stephan
07.09.2004, 13:04
@ Diogenes
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Re:soziale kritische Größe - etwas genauer |
-->Hallo Diogenes,
>Soziale Größe ist mir zu unscharf. Das sagt alles und zugleich auch nichts.
Kohrs Begriff der sozialen Größe ist gleichbedeutend mit der effektiven Größe der Gesellschaft. Im Gegensatz zur physikalischen Größe der Gesellschaft, die allein auf der Bevölkerungszahl beruht, bezieht sich die soziale Größe nicht nur auf einem Faktor, sondern auf vier Faktoren:
~ Zahl,
~ Dichte,
~ verwaltungsmäßige Integration und
~ Geschwindigkeit der Bevölkerung.
Eine dichtere Gesellschaft ist nämlich im Effekt eine größere Gesellschaft als eine mit einer zahlenmäßig gleich großen, aber weniger dichten Bevölkerung. Sie erzeugt mehr Energie. Aus demselben Grund sind lt. Kohr straffer organisierte Gesellschaften effektiv und schnellere Gesellschaften größer als langsamere. (Vergl. Hierzu die Geschwindigkeitstheorie der Bevölkerung. In seinem Buch „Die Überentwickelnten Nationen“, beschreibt Kohr die soziale und kritische Größe sehr ausführlich. Ich kann und will hier nicht das komplette Kapitel einstellen. Bei Interesse zu Kohr kann ich Dir das Buch sehr empfehlen!
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Ganz kurz zum Begriff der sozialen kritischen Größe:
„Jene Gesellschaftsgröße, bei der Probleme weniger durch irgendwelche organisatorische oder menschliche Unzulänglichkeiten als durch Proportionen verursacht werden, so wie in kritischer Höhe Atmungsschwierigkeiten eintreten, einfach infolge der Höhe und nicht etwa, weil die Menschen an Lungenschäden litten, oder wie eine kritische Menge Uran explodiert, einfach infolge ihrer Masse und nicht, weil sich die einzelnen Uranteilchen in ihrem Wesen nach verändert hätten.“
>Ich denke es kommt hauptsächlich darauf an, wie die Beziehungen der Mitglieder untereinander gestaltet sind: auf freiwilliger Basis oder auf Zwang.
Das spielt sicherlich ein bedeutende Rolle. Die Frage warum es zu Zwang kommt und vor allem zu wieviel Zwang, wird damit leider nicht beantwortet.
>Es wundert mich daher nicht, daß Kohr keine genaue Zahl für die"kritische Größe" nennt.
Es gibt keine genaue Zahl für die „kritische Größe“. Bevor man sich mit der kritischen Größe für ein Objekt, Staat oder Wirtschaftsunternehmen beschäftigt wäre es meiner Meinung nach wichtig, sich erst mal über die optimale Größe Gedanken zu machen. Wovon hängt also die optimale Grösse ab? Kohr antwortete darauf:
„Die Antwort hängt, wie bei allen Fragen der Größe, von dem Zweck ab, dem die Sache dienen soll.“
Ein Gebäude kann z.B. ein Bahnhof, ein Schuppen, ein Mehrfamilienhaus (extrem: Plattenbauten), oder ein Einfamilienhaus sein. Bei einem Wohnhaus besteht der Zweck, der seine Größe bestimmt, darin das es Obdach gewährt. Das besagt jedoch nicht, dass die angemessene oder optimale Größe für alle Wohnhäuser dieselbe wäre. Unterschiede im Geschmack und in den Bedürfnissen der Wohnkultur lassen einen breiten Spielraum für das was der einzelne unter Obdach versteht. Für Diogenes, Deinem Namensgeber, reichte eine Tonne, ein Ritter des Mittelalters bezeichnete seine Burg als Obdach, oder besser als Heim. Zweckentfremdung wäre demnach, wenn ein einzelner Mensch in einer Burg leben würde, obwohl diese Burg ursprünglich einmal für 300 Menschen gebaut wurde
Optimale Größe hat einen breiten Spielraum zwischen zwei Extremen. Allerdings gibt es auch hierfür absolute Grenzen. Jenseits dieser Grenzen wird ein Wohnhaus nicht nur zu klein (Diogenes Tonne z.B., kleiner geht’s nimmer) oder zu groß, (Wolkenkratzer mit 4000 Stockwerken. Die Anzahl der notwendigen Fahrstühle, Treppenhäuser, würden so viel Raum einnehmen, dass der ursprüngliche Gedanke, in dem Gebäude zu arbeiten nur noch eine minimale Fläche erhält) Der Maßstab für ein zu konstruierendes Gebäude hängt also von dem Zweck ab, den das Gebäude erfüllen soll. Oder nimm beispielsweise einen Zahn. Je nach Zweck (Raubtier mit Reisszähnen <-> Kuh mit Mahlzähen) können die Zähne unterschiedliche Ausprägungen haben. Innerhalb einer bestimmten Größe gibt es eine Vielzahl von Manifestationen. Würde ein Zahn aber über eine bestimmte Größe hinauswachsen, könnte er nicht mehr seinen Zweck erfüllen, und evtl. seinen Besitzer sogar verletzen.
Es geht also nicht um eine Größe die dauerhaft stabil bleibt. Es geht im Prinzip um ein bewegliches oder atmendes (wenn Dir das besser gefällt) Gleichgewicht. Erst wenn eine Größe weiterwächst, also wenn ein Überwachsen stattfindet, kommt es zu einer kritischen Größe, die die Ursache für Instabilität ist oder die den ursprünglichen Zweck nicht mehr erfüllt.
>>Kohr führte selbst „erfolgreiche Experimente internationaler Bündnisse“ an. Territorial große Ausdehnung und Kleinzellenprinzip sind also nicht per se negativ, zumindest was die Föderation betrifft, können sie wunderbar funktionieren: Mexiko, Argentinien, Brasilien und Australien.
>Eben, es kommt darauf an, wie die Kleinzellen untereinander in Beziehung stehen worauf die Bezieungen gründen. Die kleinste Kleinzelle ist der einzelne Mensch.
Ja, aber was will ein Mensch schon alleine? Er ist ein geselliges Wesen. Und damit benötigt er die Gesellschaft. Die Frage wann eine Gesellschaft ins instabile abrutscht, erklärt Kohr eben mit der kritischen sozialen Größe (siehe oben)
>>Aber wollte Albanien eine Großmacht werden? Wie war die Macht in Albanien verteilt? War es zentralistisch regiert?
>Einwohner etwa 3,5 Mio, also weit unter der"kritischen Größe". War eine Diktatur stalinistischen Zuschnitts. Für eine Großmacht hat es nicht gereicht, was aber seinen Einwohnern nicht geholfen hat.
Lassen wir Albanien außen vor, da eh keine Demokratie, sonst schweifen wir zuweit ab ;-)
>>Wie aber wollte man eine Akkumulation der Macht auf privater Seite verhindern?
Man bräuchte dann so etwas wie eine Größenbegrenzung. Wer hätte dazu die Macht?
>Der Markt. Die Größenbegrenzung erledigt der freie Wettbewerb. Auf der einen Seite ergeben sich aus Größe Synergien. Auf der anderen Seite ist jedes Unternehmen intern eine >Planwirtschaft. Je größer das Unternehmen, desto größer die Planwirtschaft. Je größer die Planwirtschaft, desto ineffizienter. Es pendelt sich also dazwischen ein.
>Heutzutage leben die Großkonzerne hauptsächlich von Subventionen, die die kleinen und mittleren zahlen und von Steuerausweichkonstrukten, die nur sie nützen können. Dazu kommt Einfluß auf die Gesetzgebung via Lobbiing, um anderen den Marktzugang zu erschweren. Wenn die sich einem fairen und freien Wettbewerb stellen müßten, hätten sie nichts zu lachen. Die würden bald auf eine kleinere Größe zusammenschmelzen.
Eben. Wenn sie sich eine fairen und freien Wettbewerb stellen müssten...Tun sie aber nicht! Taten sie noch nie. Warum sollten sie es tun? Ich glaube nicht an den Mythos Markt, der alles regelt. Er regelt sehr viel, diktiert aber auch sehr viel. Viels davon ist schädlich für die Umwelt, schädlich für das Zusammenleben der Menschen. Dem Markt alles zu überlassen, hiesse ja die Bedürfnisse der Menschen hinten an zu stellen. Der Markt findet es heute sinnvoll, alle Güter quer durch Europa zu kutschieren, mit den dazugehörigen schädlichen Auswirkungen. Nein ohne Grenzen verliert alles seine Dimension. Aber Barrieren sind nicht gleich Grenzen! Der Markt, die Größe des Marktes, die Forderung nach Auflösung von Grenzen und die Korruption hängen auch immer zusammen.
Siehe die Korruptionspostings von heute auf feldpolitik.de!
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>Ich denke, man muß"soziale Größe" sehr differenziert betrachten, das Ding ist facettenrecht. ;-)
Ja, es ist noch ein weites Feld. Im Link unten ist noch ein Anhang von Leopold Kohr enthalten, der Dich vielleicht interessieren dürfte: Bevölkerungsmasse und Umlaufgeschwindigkeit
spätsommerliche Grüsse
Stephan
<ul> ~ Faktische und visionäre Alternativen zum Nationalstaat</ul>
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