-->Dienstag, 07. September 2004
Benzin sparen auf Amerikanisch - In den USA wird wieder mehr Motorrad gefahren
VON JAN THOMSEN
Als wäre der Deutsche nicht schon genug geplagt von immer nur steigenden Gebühren. Von immer nur höheren Steuern, Abgaben, Zuzahlungen, Preisen. Immer nur tieferen Eingriffen in sein karges Salär. Von - wie es der Boulevard zu sagen beliebt - immer schamloserer, sowohl staatlicher wie konzernseitiger, Abzocke.
Und dann noch dies: Dieser Tage erreicht uns eine Geschichte aus dem fernen Nordamerika, nur scheinbar eine Alltagsbeobachtung, tatsächlich aber ein frontaler Angriff auf das Selbstverständnis im System des alten Europa.
Denn in den Vereinigten Staaten, so wird zunächst berichtet, habe die Preisexplosion beim Benzin in den vergangenen Jahre allmählich ein Umdenken bewirkt. Der unbedarfte Mitteleuropäer denkt an dieser Stelle ( was soll er auch denken? ) sicher noch an vollere Busse, an dichtere Straßenbahn-Taktungen, an U-Bahn-Ausbau, vielleicht gar an häufigeres Radfahren - und freut sich schon insgeheim über den kleinen, aber feinen Effekt, den derlei Maßnahmen in Sachen Klimaschutz bewirken. Doch weit gefehlt.
Denn in Übersee, so geht die Geschichte weiter, sind in den Haushalten keineswegs die Autos abgeschafft worden. Sondern es wurden Motorräder angeschafft.
Damit nicht genug. Denn der Preisdruck, der diese offenbar ungeheuerliche Umstellung in den US-Konsumgewohnheiten bewirkt hat, liegt auf einem Niveau, das bei den Automobilisten hier zu Lande allerdings einiges Entzücken auslösen würde. Mit umgerechnet 43 Euro-Cent pro Liter Normalbenzin, so heißt es, fühle sich der amerikanische Mittelständler schon so sehr belastet, dass er keinen anderen Ausweg weiß, als seinem spritsaufenden Geländewagen eine zweirädrige Suzuki beizugesellen.
Das schmerzt dann doch auf dieser Seite des Atlantiks, werden doch in Deutschland derzeit etwa 1,12 Euro, in Frankreich immer noch 1,08 Euro und in England gar 1,36 Euro für die gleiche Menge jenes Produkts verlangt.
Lernen kann der Mensch des alten Kontinents dennoch von dieser Geschichte.
Erstens: Preise sind relativ; das Teure ist nah, das Billige fern.
Zweitens: Der Markt funktioniert; der Amerikaner lamentiert nicht lang, er steigt um.
Drittens: Wer sein Auto stehen lässt, fährt nicht zwangsläufig öffentlich; und schon gar nicht klettert er auf ein Fahrrad.
aus http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/politik/374665.html
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Amerikanisch sparsame Grüße [img][/img]
J
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