-->Das Creutz-Syndrom, Teil 5: Der Phantast
Die historisch einmalige Situation Anfang des neuen Jahrtausends
1. mit ihren negativen Realzinsen im Giralbereich und der Aufgeschlossenheit der Zentralbanker gegenüber Soft-Schwundgeld
2. mit dem infolge der geplanten Einführung des Euros in einem 450-Mio-Menschen-Wirtschafsraums dramatisch weiter in die Ferne gerückten Ziels der traditionellen Umlaufsicherung
hätten die Freiwirte zum Anlass nehmen können, UNTER WAHRUNG IHRES GESICHTS ihre Ziele zu reformieren, was logischerweise bedeuten würde, sie nicht mehr so hoch zu stecken wie in den Zeiten, wo man durch Androhung von Hortung noch beispielsweise 6 % erpressen konnte.
Ein WAHNSINNIG HOCH hoch gestecktes Ziel ist nicht nur angesichts des sich tendenziell über immer mehr Länder ausbreitenden Euros die vom Meister wieder und wieder geforderten Umlaufsicherung. Sie ist schon aus praktischer Sicht reine Phantasterei! Einfach nicht durchsetzbar. Aber Spinner, Träumer und selbsternannte Experten lieben nun mal solche Ziele in den Wolken.
Hinzu kommt:
1. Es ist ja nicht einmal ansatzweise bekannt ist, wie die Umlaufsicherung KONKRET ausgestaltet werden soll! Wie kann man von der Politik etwas verlangen, worüber man selbst keine genauen Vorstellungen hat?
2. Wie Bernd Senf in seinem Buch „Die blinden Flecken der Ã-konomie“ richtig zeigt, würde sie für die Umwelt problematisch sein. Die geliebte Umlaufsicherung fördert natürlich das verpönte Wachstum!
3. Am deutlichsten zeigt sich die Absurdität der Umlaufsicherung, wenn man die effektive Zinsbelastung der Unternehmen von 31,5 Mrd. Euro mit deren Gewinnen von 95 Mrd. Euro ins Verhältnis setzt. Beachtlich: Die Zinsaufwendungen machen ein Drittel davon aus. Damit ist der Zins heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor, auch wenn er in den Preisen nur wenige Prozent ausmacht. Was würden Bill Gates, die Aldi-Brüder oder der Ikea-Chef wohl machen, wenn Kredite zinsfrei wären, die Preise um wenige Prozent absenken oder ein Drittel mehr Gewinn einstreichen? Dreimal dürfen Sie raten!
4. Die Altersvorsorge breiter Teile der Bevölkerung - die Deutschen haben über 90 Mio kapitalbildende Lebensversicherungen, welche vor allem durch Zinsen wachsen - wäre erheblich eingeschränkt.
Und so findet man auf der Forbes-Liste der Superreichen überwiegend bekannte Firmeneigentümer. Genau die wären die ersten Profiteure extrem billiger Kredite. Gewinner des Zinssystems hingegen müssen herbeiphantasiert werden, etwa durch
- die gestellte fast halbseitige Abbildung eines jungen Mannes mit Zigarre und 100-Euro-Scheinen in der Hemdtasche mit der Bildunterschrift „Superreiche als lachende Gewinner“ in HUMANWIRTSCHAFT März/April oder
- einen Stich mit einem „Kalb auf einer Geldkassette, von Geldsäcken getragen“ in (r)evolution 21/2004.
Obwohl (oder vielleicht gerade weil) damit offenbar der Teil der Bevölkerung, welcher hohe Zinseinkünfte bezieht, verächtlich gemacht werden soll, findet die Freigeldsekte immer mehr Anhänger im Volk.
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