JoBar
21.09.2004, 12:23 |
Kaum zu glauben, aber man kann diesem taz-Kommentar zustimmen: Debakel am Abend Thread gesperrt |
-->Debakel am Abend
ARD und ZDF reagierten vollkommen unvorbereitet auf den Wahlerfolg der NPD - und boten ein desaströses Bild
Wahrscheinlich fühlten sich die Moderatoren und Moderatorinnen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten am Sonntagabend als antifaschistische Helden. Mit angewiderter Miene und zitternder Stimme hielten sie dem siegreichen Spitzenkandidaten der sächsischen NPD, Holger Apfel, das Mikrofon hin; gaben ihm keine Chance, selbst belanglose Sätze zu Ende zu formulieren; zeigten mit der ganzen Kraft ihrer Körpersprache, dass sie ihm am liebsten das Mikrofon über den Schädel hauen oder doch zumindest den Mund damit stopfen wollten.
Ergriff Apfel das Wort, verließen die anderen Parteienvertreter die Stehtische, flüchtete das technische Personal aus dem Studio. ARD, ZDF, RBB und MDR haben der Demokratie in der Wahlnacht einen schlechten Dienst erwiesen. Mit welchem Recht glaubten die Verantwortlichen, die gewählten Vertreter der DVU und NPD von den meisten Parteienrunden ausschließen zu dürfen? Mit welchem Recht behandelten sie deren Vertreter wie Aussätzige, für die elementarste Formen des zwischenmenschlichen Umgangs offensichtlich nicht gelten? Der journalistische Umgang mit den Rechtsextremen an diesem Abend erschütterte mehr als ihr - absehbarer - Wahlerfolg in Brandenburg und Sachsen. So schafft man Opfer und Helden.
Wenn es für die Erst- und Jungwähler der Rechtsextremen eines Beweises bedurfte, dass diese Demokratie und ihre Medienvertreter eine Farce sei, am Sonntag wurde er frei Haus geliefert.
Mit ihrer aggressiven und undemokratischen Machtdemonstration haben die Ã-ffentlich-Rechtlichen diesen Wählern zumindest dieses demonstriert: Im Ernstfall gelten uns demokratische Regularien und bürgerliche Umgangsformen wenig; höflich sind wir nur zu den Mächtigen.
So gewinnt man niemanden für die Demokratie, sondern wird zu einem Fall für den Presserat. Eine Rüge haben die ModeratorInnen sich redlich verdient. Und eine Schulung im Umgang mit heiklen Gesprächspartnern. Hoffentlich sagt ihnen da jemand, dass die Haltung"Mich widern Neonazis an" weder professioneller Journalismus ist noch eine politische Strategie.
taz Nr. 7467 vom 21.9.2004, Seite 18, 73 Zeilen (TAZ-Bericht), EBERHARD SEIDEL
<hr>
Dem ist nichts hinzuzufügen... außer vielleicht: Ein Fiasko für die Ã-R[img][/img]
J
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Amanito
21.09.2004, 12:59
@ JoBar
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Re: Kaum zu glauben, aber man kann diesem taz-Kommentar zustimmen: Debakel am Abend |
-->wirklich skandalös, wie sich Journalisten da aufspielen. Andererseits: die Wahlgewinner können sich darüber freuen, das ist sicherlich gute Werbung für sie. Der öst. Bundeskanzler Vranitzky fuhr lange Zeit einen Ausgrenzungskurs gegen die FPÃ-, was sicherlich maßgeblich mithalf, die FPÃ- auf über 25% zu pushen und damit als erfolgreichste Rechtsaußen-Partei Europas. Ab dem Zeitpunkt, wo sie Schüssel in die Regierung holte, zeigte sich der ganze Jammer und der Dilettantismus und jeder Wahlgang seither war eine Katastrophe.
Manfred
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nereus
21.09.2004, 13:03
@ JoBar
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Re: Kaum zu glauben.. Debakel am Abend - JoBar |
-->Hallo JoBar!
Sehr schöner Artikel von der taz.
So in etwa wäre vor 20 Jahren DDR-Journalismus abgelaufen.
Wenn Ost- und Westsportler durch überregionale Meisterschaften zwangsweise zusammen trafen, waren die Peinlichkeiten der Sportler, Funktionäre und Reporter kaum noch zu überbieten.
Wobei dieser Vergleich wiederum Anstoß für ein paar weiterführende Gedanken ist.
Wer so puppenhaft wie ARD/ZDF reagiert, scheint dies unter mehr oder weniger großen Druck zu machen.
Ich unterstelle den Medien nämlich in den allerwenigsten Fällen Dummheit.
Wie sehr die früheren Systemvertreter hinter dem real existierenden Sozialismus auf deutschem Boden wirklich standen, bewies ja die Wende- /Nachwendezeit in Deutschland.
Außer einigen wenigen Unentwegten nahm der Rest so schnell es ging"Reiß aus".
Dies signalisiert mir für die heutigen Verhältnisse eine sehr instabile geistige Unterwanderung.
Die absurden Antifa-Reflexe der Moderatoren dürfte also mehr finanziellen Charakter (Aufstieg/Einkommen usw.) haben, weil sie sonst zukünftig vor ein paar verschlossenen Türen stehen könnten.
Das gibt eigentlich schon wieder Anlaß zur Hoffnung.
Wie Du siehst, man kann jedem Ereignis etwas negatives und etwas positives abgewinnen. [img][/img]
.. da hätte ich am Schluß noch eine kleine Fundsache.. nachzulesen unter:
http://www.kokhavivpublications.com/2004/newcatch/avram_kokhaviv/20040904_221.html
.. Zwei Flugzeuge stürzen vom Himmel, eine Selbstmord-Attentäterin zerstört sich und die Umgebung einer U-Bahn-Station in Moskau. Nun die Geiselnahme in Ossetien/Beslan.
Was in der Nachrichtenflut unterging oder von den meisten Stationen unterschlagen wurde, ist von größter Bedeutung: In den gesprengten Flugzeugen - oder einem davon - saßen fünf Mitglieder der Föderation Jüdischer Gemeinden in Rußland - Russia's Federation of Jewish Communities - und zwei Israelis, vermutlich Sicherheitsexperten.
Der russische Inland-Geheimdienst FSB - früher KGB - und DEBKAfile - eine israelische Internet-Quelle - sprechen von zehn Arabern, darunter einigen Saudis, die an der Geiselnahme in Beslan beteiligt gewesen seien - und rekonstruieren (oder konstruieren) eine direkte Verbindung zu Al-Qaida.
Beide - DEBKA/Israel und Putins FSB/Rußland - sind an einer Globalisierung - 'Alqaidaisierung' - ihrer - offenbar unlösbaren - regionalen Konflikte interessiert.
Ob ihnen die Fakten Recht geben oder nicht: die Welt sieht mittlerweile aus, wie sie aussehen soll.
Die Bush-Regierung hat ihr Ziel erreicht, und Putin kann dem kaukasischen"Vieh" endlich die"Gurgel durchschneiden".
Unabhängig von der Bewertung des Autors.. interessant ist es allemal.
mfG
nereus
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CRASH_GURU
21.09.2004, 13:56
@ Amanito
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Re: Kaum zu glauben, aber man kann diesem taz-Kommentar zustimmen: Debakel am Abend |
-->...FPÃ- auf über 25% zu pushen und damit als erfolgreichste Rechtsaußen-Partei Europas.
An obigem Satz kann man mE mal wieder erkennen, daß das Zentrum klammheimlich immer weiter nach links rutscht...[img][/img]
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