JoBar
01.10.2004, 21:49 |
Das Rätsel bleibt, wie Verrückte die [US-] Regierung übernehmen konnten Thread gesperrt |
-->01.10.2004 16:11 Uhr
Seymour Hersh im Interview
"Das Rätsel bleibt, wie Verrückte die Regierung übernehmen konnten"
Der beste investigative Reporter der Welt über die Neokonservativen um US-Präsident Bush, die Folterer von Abu Graib und den neuen irakischen Staatschef.
Seymour Hersh hat sein Büro im dritten Stock eines unauffälligen Bürogebäudes aus den siebziger Jahren im Zentrum von Washington. Das fensterlose Vorzimmer ist bis auf eine Neonröhre und ein paar Regale voller Akten leer.
Hersh sitzt in einem zehn Quadratmeter großen Zimmer hinter einem überladenen Schreibtisch. Über dem altmodischen Computer hängt ein gerahmtes Foto von Henry Kissinger, dem einstigen Erzfeind. Den Telefonhörer unters Kinn geklemmt schreibt Hersh E-Mails.
Seit sein Buch"Die Befehlskette - vom 11. September bis Abu Ghraib" in neun Ländern fast gleichzeitig erschienen ist und in die Bestsellerliste der New York Times auf Platz fünf eingestiegen ist, kommt er kaum noch zur Ruhe. Dem 67-Jährigen ist der Wirbel um seine Person unangenehm.
"Meine 15 Minuten Ruhm", sagt er. Die dauern allerdings schon 35 Jahre. Seine Karriere begann er mit Berichten über das Vietnamkriegmassaker von My Lai. Es folgten Enthüllungen über die Rolle der CIA im Putsch von Chile, Kissingers Bombenkrieg gegen Kambodscha, die amerikanische Unterstützung von Atomprogrammen in Israel und Pakistan.
"Die Befehlskette" fasst jetzt seine Artikel im New Yorker über die Sicherheits- und Außenpolitik der USA nach dem 11. September zusammen, die in der Veröffentlichung der Fotos von Abu Ghraib gipfelte.
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SZ: War Abu Ghraib Extrem oder bewusste Politik?
Seymour Hersh: Was in Abu Ghraib passiert ist, war ein Endpunkt. Wir werden allerdings herausfinden, dass die Misshandlungen in Guantanamo Bay noch viel schlimmer waren. Alleine seit das Buch erschienen ist, habe ich da noch viel mehr erfahren. Und wir wissen auch noch nichts über das geheime Team, das Gefangene nach Ägypten, Thailand, Singapur und wer weiß wohin gebracht hat.
SZ: Wo liegen die Wurzeln dieser Politik?
Hersh: Nach den Anschlägen des 11. Septembers waren wir alle sehr wütend und hatten Angst, dass die Terroristen noch einmal zuschlagen würden. Da wurden eben Leute festgenommen und grün und blau geprügelt, um etwas herauszufinden. Dann kam Guantanamo. Und Condoleezza Rice hat da ihre ganz eigene Definition von Folter entwickelt
das ganze Interview hier http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/411/40371/
J
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stocksorcerer
02.10.2004, 09:12
@ JoBar
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Danke für den äußerst spannenden Link:-) (o.Text) |
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XERXES
02.10.2004, 10:12
@ JoBar
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Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist ;-) |
-->SZ: Würde sich etwas ändern, wenn Kerry die Wahlen im November gewinnt?
Hersh: Nicht viel. Manchmal bin ich so zynisch, mir zu sagen, dass es sogar besser wäre, wenn wir noch einmal vier Jahre Bush an der Macht hätten und er alles bis zum Äußersten triebe.
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stocksorcerer
02.10.2004, 17:47
@ XERXES
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Was auch immer das Äußerste wäre.... |
-->...wann würden die"Bundesgenossen" wie Palau, Marshal-Inseln, Britannien und"Stillhalter" wie die UN sich abwenden und auf echte, ernst gemeinte, aufrechte und ethisch vertretbare Opposition gehen?
bzw. wie lange machen die Lumpen alle im Fahrwasser mit, solange sie nicht offiziell die Verantwortung übernehmen müssen für Völkermord?
winkääää
stocksorcerer
PS: Man sollte in US-amerikanischen Medien mal die Todeszahlen gegenüberstellen von den Amerikanern und denjenigen, die Amerika durch die Invasion mittelbar oder unmittelbar umgebracht hat. Denn eigentlich gehen auch die toten irakischen Polizisten und"Nationalgardisten" (schwachsinniges Wort) auf das Konto der Amis, weil sie irgendwie ihre Familien ernähren müssen.
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