dottore
10.10.2004, 14:35 |
Inflation beim Stahl = Deflation bei den Zulieferern - so okay? Thread gesperrt |
-->Hi,
diese Meldung von vorhin (gekürzt):
Erste Pleiten von Zulieferern wegen Stahlpreisen
Die drastischen Preiserhöhungen beim Stahl bringen immer mehr Zulieferer der Autoindustrie in Bedrängnis.
"Es ist bereits zu ersten Insolvenzen gekommen" (Andreas Möhlenkamp, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung).
Viele mittelständische Zulieferer, die nicht über langfristige Lieferverträge für ihre Rohstoffe verfügten, seien bereits von den Rohstoffherstellern und Vorlieferanten zur Kasse gebeten worden.
VDA-Präsident Bernd Gottschalk: Die Lieferkette in der Automobilindustrie wird unterbrochen. Besonders hart betroffen: Schmiedeindustrie. Weil sich viele dieser Unternehmen weigerten, die drastischen Aufschläge der Stahlhersteller zu bezahlen: erste Produktionsausfälle...
Für Zündstoff im Verband der Automobilindustrie (VDA) sorgt auch die strikte Weigerung der meisten Fahrzeughersteller, die Preiserhöhungen bei den Rohstoffen zu übernehmen...
Wie dumm, wenn die Inflation nicht weiter gegeben werden kannn...
Die wird doch hoffentlich nicht auf offener Strecke liegen bleiben?
Gruß!
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Nachfrager
10.10.2004, 17:51
@ dottore
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Selbst dann nicht, man es auf good old Germany begrenzt: Stagflation! |
-->Hi,
es kümmert in Asien oder Osteuropa niemanden, ob sich bei uns eine Deflation abspielt oder nicht.
Um es nochmal zu wiederholen: alleine in Indien und China sitzen rund 2,3 Millarden Menschen, die Rohstoffe verbrauchen. In Ländern, in denen eine Infrastruktur aufgebaut wird. Zählt man den"Rest" in Asien dazu, kommt man auf insgesamt über 3 Milliarden Menschen, die noch viel aufzuholen haben und"dran" sind, Tendenz steigend.
Im Gegensatz dazu leben in Europa und den USA knapp 700 Mio. Meist in Staaten, die einen jahrzehntelangen Aufschwung hinter sich haben.
Die Inflationierung des Euros ist auch in vollem Gange: denn was anderes ist die ständige Erweiterung der EU?
Deshalb: Inflation in den USA und Stagflation in Europa, besonders Deutschland.
Hier wird sich nichts tun, bevor der Beamtenapparat in seiner jetzigen Form zerschlagen wurde.
Und das kann dauern.
Gruß
Nachfrager
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dottore
10.10.2004, 18:31
@ Nachfrager
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Re: Selbst dann nicht, man es auf good old Germany begrenzt: Stagflation! |
-->>Hi,
>es kümmert in Asien oder Osteuropa niemanden, ob sich bei uns eine Deflation abspielt oder nicht.
Doch, doch, dann müssen sie nämlich noch billiger werden.
>Um es nochmal zu wiederholen: alleine in Indien und China sitzen rund 2,3 Millarden Menschen, die Rohstoffe verbrauchen.
Vor dem Verbrauch kommt bekanntlich der Erwerb. Und da sol's manchmal harzen.
>In Ländern, in denen eine Infrastruktur aufgebaut wird.
Wie in der Ex-DDR (modernste Infrastruktur der Welt). Mit den bekannten bombigen Erfolgen.
>Zählt man den"Rest" in Asien dazu, kommt man auf insgesamt über 3 Milliarden Menschen, die noch viel aufzuholen haben und"dran" sind, Tendenz steigend.
"Dran" wäre ich auch gern. Tendenz noch viel steigender.
>Im Gegensatz dazu leben in Europa und den USA knapp 700 Mio. Meist in Staaten, die einen jahrzehntelangen Aufschwung hinter sich haben.
Und jahrzehntelanges Aufschulden der öffentlichen Hände.
>Die Inflationierung des Euros ist auch in vollem Gange: denn was anderes ist die ständige Erweiterung der EU?
Die Erweiterung der EU. Dass in den Neu-EU-Staaten der Euro GZ ist wäre mir neu.
>Deshalb: Inflation in den USA und Stagflation in Europa, besonders Deutschland.
Wohl (und flott) gesetzte Worte.
>Hier wird sich nichts tun, bevor der Beamtenapparat in seiner jetzigen Form zerschlagen wurde.
Der Apparat hält sich an die Gesetze. Wie wär's mit die 16 laufenden Regalmeter (allein 75.000 Einzelbestimmungen im Steuerrecht) Gesetze etwas eindicken?
Das können die Beamten nicht von sich aus.
>Und das kann dauern.
Nöö. Auch das Experiment"Demokratie" hat ausgetoppt. Die Wahlbeteiligung NRW heute war geradezu bahnbrechend. Lt. Schätzungen endlich mal unter 50 Prozent (Stuttgart dito).
Dann werden Städte-Chefs im Amt sein, die von vielleicht mal einem Viertel der Wahlberechtigten gewählt wurden. Hat was.
Gruß zurück!
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Euklid
10.10.2004, 19:16
@ dottore
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Re: Selbst dann nicht, man es auf good old Germany begrenzt: Stagflation! |
-->Hallo dottore guten Abend.
die Fakten sprechen anderes als Deflation in Europa.
Man hat schon Mühe im europäischen Raum überhaupt die Kriterien des Stabilitätspaktes einzuhalten.
Wenn jetzt darauf abgehoben wird,daß höhere Preise die Geldbeutel leeren,die anschließend die Deflation auslösen sollen,dann ist das schlicht ein Springen im Kreis.
Denn zuerst mal hat einer mehr Geld in der Tasche wenn Preise steigen.
Oder wollen sie in Abrede stellen daß diejenigen die 50 Dollar für das Faß Ã-l kassieren depressiv und ärmer werden?
Ich kann keine Deflation weit und breit erkennen,wenn man aber die Definition von Deflation = steigende Preise wählt,dann haben wir Deflation sehr wohl.
Von einigen Firmen weiß ich daß sie höhere Löhne schon in ihrem Kostenansatz fürs nächste Jahr haben.
Ich sehe um mich nur steigende Preise,aber auch bei Dingen die man nicht!! zum Leben braucht,denn ich esse weder Stahl noch trinke ich Heizöl [img][/img]
Gruß Euklid
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Nachfrager
10.10.2004, 20:02
@ dottore
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Indien und China = DDR? |
-->Kein wirklich überzeugendes Argument.
"Vor dem Verbrauch kommt bekanntlich der Erwerb. Und da sol's manchmal harzen."
Beim Ã-l scheint der Erwerb tadellos zu klappen - und bei Industriemetallen auch.
Um nur zwei Beispiele zu nennen...
>>Hier wird sich nichts tun, bevor der Beamtenapparat in seiner jetzigen Form zerschlagen wurde.
"Der Apparat hält sich an die Gesetze. Wie wär's mit die 16 laufenden Regalmeter (allein 75.000 Einzelbestimmungen im Steuerrecht) Gesetze etwas eindicken?
>Das können die Beamten nicht von sich aus."
Der Apparat hält sich nicht an die Gesetze, er legt sie zu seinen Gunsten aus.
Und er macht sie. Oder sind die 60 % plus X Beamten in den Parlamenten ohne Einfluss - von den Ministerien, in denen die Gesetze ausgearbeitet werden, ganz zu schweigen?
Gruß
Nachfrager
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Diogenes
10.10.2004, 20:18
@ dottore
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Re: Inflation beim Stahl = Deflation bei den Zulieferern - so okay? |
-->>Wie dumm, wenn die Inflation nicht weiter gegeben werden kannn...
>Die wird doch hoffentlich nicht auf offener Strecke liegen bleiben?
Keine Sorge. Wenn die Zulieferer pleite machen, sind die Autobauer auch weg. Ohne Autoteile, kein Auto. Also werden sie zahlen müssen.
Und wenn es die deutschen Autobauer nicht tun, wird es die japanischen und koreanischen Hersteller freuen. Je weniger Konkurrenz, desto leichter die Preiserhöhung.
Wenn alles teurer wird, kann es keine fallenden Preise auf breiter Front geben. Das eine schließt das andere aus.
Gruß
Diogenes
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Euklid
11.10.2004, 06:41
@ Diogenes
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Re: Inflation beim Stahl = Deflation bei den Zulieferern - so okay? |
-->Hallo Diogenes guten Morgen
Das ist der Schlüsselsatz:
<font color=#FF0000>Je weniger Konkurrenz desto höher der Preis.</font>
Wir dürften inzwischen Quasi-Monopole im Bereich der Automobobilindustrie,Telekommunikation,Müllentsorgung,Pharmaindustrie sowie Energieerzeuger haben.
Noch keine Quasi-Monopole dürfte die Bekleidungsindustrie sowie die Bauindustrie haben.
Aber beim Produkt Bauwerk funkt der Staat mit seinem Grundstücksmonopol dazwischen,denn ich habe noch keinen fliegenden Bau gesehen der nicht auf Grund und Boden stand.
Die hohen Kosten beim Bauen liegen selten beim Protz der Bauherren,sondern beim Grundstückspreis.
Die dottorsche Deflation sehe ich frühestens wenn die gesamte Erdbevölkerungszahl den Rückwärtsgang einlegt (in summa,nicht partiell)
Gruß Euklid
Das Monopol des Staatsgoldes wird wohl bald fallen und danach die Macht.
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monopoly
11.10.2004, 10:38
@ dottore
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Re: East Germany -"modernste Infrastruktur der Welt".... |
-->>>Hi,
>>es kümmert in Asien oder Osteuropa niemanden, ob sich bei uns eine Deflation abspielt oder nicht.
>Doch, doch, dann müssen sie nämlich noch billiger werden.
>>Um es nochmal zu wiederholen: alleine in Indien und China sitzen rund 2,3 Millarden Menschen, die Rohstoffe verbrauchen.
>Vor dem Verbrauch kommt bekanntlich der Erwerb. Und da sol's manchmal harzen.
>>In Ländern, in denen eine Infrastruktur aufgebaut wird.
>Wie in der Ex-DDR (modernste Infrastruktur der Welt). Mit den bekannten bombigen Erfolgen.
Was sie meinen ist wohl zB das Glasfasertelekomnetz. Welcher Staatsmonoplistische Kapitalist hat sich denn das einfallen lassen, leider kann die PTelekom dafür kein DSL anbieten, können viele halt nicht so optimal an der Globalisierung teilnehmen. Hätte man es mal dem Markt überlassen. Hat mich sowieso erstaunt, viele haben den Marktmechanismen mehr mistraut, als man nach Zusammenbruch der Planwirtschaft hätte annehmen können.
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bernor
11.10.2004, 11:08
@ dottore
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zur Stichwahl NRW... |
-->Hi,
Auch das Experiment"Demokratie" hat ausgetoppt. Die Wahlbeteiligung NRW heute war geradezu bahnbrechend. Lt. Schätzungen endlich mal unter 50 Prozent (Stuttgart dito).
>Dann werden Städte-Chefs im Amt sein, die von vielleicht mal einem Viertel der Wahlberechtigten gewählt wurden. Hat was.
ein Beispiel aus unserer Gegend - Rheine (über 70.000 Einw.):
Der Amtsinhaber (CDU) bekam bei der ersten Wahl, obwohl wegen seiner Amtsführung"nach Gutsherrenart" nicht sonderlich beliebt, immerhin noch 47% und die Gegenkandidatin der SPD (aus dem Ruhrgebiet zugezogen, letztes Jahr noch völlig unbekannt) 37% der Stimmen (der Rest entfiel auf einen Grünen und einen Einzelbewerber).
Bei der Stichwahl siegte die SPD-Kandidatin mit 52,4% - bei einer Wahlbeteiligung von nur noch 42,6% gegenüber 52,2% bei der Erstwahl.
Also:
ein fast völlig"unbeschriebenes Blatt" wurde von gerade mal 2 von 9 Wahlberechtigten über die Krücke Stichwahl ins Amt gehievt - und darf sich mit einer (knappen) CDU-Mehrheit im Rat herumschlagen.
Da kann man nur gratulieren - tolles System.
Gruß bernor
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dottore
11.10.2004, 11:56
@ Euklid
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Re: Erst mal PRO Stagflation... Ein Remake der Siebziger? |
-->Hi,
Joachim Fels von Morgan Stanley erwartet Stagflation.
Aus dem NZZ-Text heute dazu dieses:
Kehrt die Stagflation zurück?
Viele Ã-konomen schätzen die Inflationsgefahren derzeit als niedrig ein. Anders sieht es der Morgan-Stanley-Stratege Joachim Fels. Er fühlt sich an die siebziger Jahre erinnert, als die Weltwirtschaft ihren ersten ernsthaften Stagflations-Anfall hatte. Die Kombination aus hohen Erdölpreisen, expansiver Geldpolitik, Haushaltsdefiziten und tieferem Produktivitätswachstum sei für die Weltwirtschaft ein giftiger Cocktail.
Der Frage, ob es an die Siebzoger oder die Dreißiger erinnert wird noch nachgegangen. Zuerst
Die SIEBZIGER - also den NZZ-Text Fels dazu (die Dreissiger in einem weiteren Posting) in Auszügen:
Die Erdölnotierungen, die in der vergangenen Woche für die WTI-Qualität mit 53 $ pro Barrel einen neuen Höchststand erreichten, bleiben derzeit die entscheidende Einflussgrösse für die Entwicklung der Aktien- und Obligationenpreise...
Im Tenor gehen die Beobachter davon aus, dass die Erdölpreise die Weltwirtschaft bisher nicht aus der Bahn geworfen haben und dies wohl auch erst der Fall sein dürfte, wenn die Preise über eine längere Zeit, beispielsweise sechs Monate, auf dem jetzigen Niveau von über 50 $ pro Barrel verharren.
Als Grund für die Resistenz der Wirtschaft gilt, dass die Industrieproduktion aufgrund einer effizienteren Energienutzung in den Industriestaaten weniger erdölintensiv ist als in früheren Zeiten.
Zweitens sind zwar die nominalen Preise auf bisher nicht gekanntem Niveau, berücksichtigt man aber die Inflation, ist der reale Preis heute nur etwa halb so hoch wie Ende der siebziger Jahre.
Warnung vor unterschätzter Gefahr
Allerdings gibt es immer wieder auch Ã-konomen, die sich gegen den Trend stellen und der Ansicht sind, dass die Gefahren von der Mehrheit der Beobachter unterschätzt werden. Das jüngste Rally der Erdölpreise, meint Joachim Fels, Europa-Stratege von Morgan Stanley, habe ihn in der Meinung bestätigt, dass die Weltwirtschaft einer Phase der Stagflation entgegengehe. Stagflation ist die Kombination von Stagnation und Inflation und beschreibt damit das Phänomen, dass sich Preissteigerungen selbst während einer Rezession fortsetzen können.
Fünf grosse Parallelen
Die Warnung vor einer Rückkehr der siebziger Jahre beruht auf fünf grossen Parallelen.
1. Wie in den siebziger Jahren hat die Weltwirtschaft derzeit beim Erdöl grosse Preissteigerungen zu verdauen. Heute wie damals haben sich die Preise etwa verfünffacht, von $ 2.20 im Jahr 1971 auf $ 11.50 im Jahr 1974 und jetzt von rund 10 $ vor sechs Jahren auf zuletzt 50 $.
(Fels räumt allerdings selber ein, dass der Preisschock in den siebziger Jahren wesentlich grösser war, da die Preissteigerungen in einer deutlich kürzeren Periode - hauptsächlich 1973 - erfolgten. Die Mehrheit der Beobachter schätzt die Gefahren speziell für Europa allerdings auch deshalb geringer ein, weil der Erdölpreis gemessen in Euro heute tiefer ist als vor vier Jahren. Die Aufwertung des Euro seit dem Tiefststand im Jahr 2001 um 47% hat in Europa wie ein Schutzschild gewirkt).
2. Die expansive Geldpolitik. In den grossen Volkswirtschaften der Welt sind die kurzfristigen Realzinsen bereits seit längerer Zeit negativ.
(Joachim Fels findet die Ähnlichkeit zwischen der heutigen Situation und damals bestechend. Auch heute scheine die amerikanische Notenbank wieder zu glauben, dass die beste Antwort auf einen Erdölschock eine akkommodierende Geldpolitik sei.)
3. Die grossen Haushaltsdefizite der Regierungen und die Finanzierung teurer Kriege, damals in Vietnam, heute im Irak.
4. Das Auftauchen neuer Spieler auf dem Weltmarkt: in den siebziger Jahren war es Japan, heute sind es China, Indien und Osteuropa.
5. Verlangsamtes Produktivitätswachstum. Die Industriestaaten befänden sich am Ende eines Produktivitätszyklus, welcher von Neuerungen in der Informationstechnologie angetrieben worden sei. Die schnellen Produktivitätsgewinne in der IT und dem Internet seien nun jedoch gemacht, weshalb sich das Produktivitätswachstum in den kommenden Jahren abschwächen könnte.
Fazit: Ein ziemlich giftiger Cocktail aus geringerem Wachstum und höherer Inflation.
(Mit der Stagflations-Theorie nimmt Fels wie bereits erwähnt eine Minderheitsposition ein. Während seine Prognose eines tieferen Wachstums von vielen Marktteilnehmern geteilt wird, werden die Inflationsgefahren von den Märkten mehrheitlich weniger dramatisch eingeschätzt.)
Zur Minder-Minderheitsposition (DeDe) dann ddemnächst.
Gruß!
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Euklid
11.10.2004, 12:22
@ dottore
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Re: Erst mal PRO Stagflation... Ein Remake der Siebziger? |
-->Hallo dottore guten Tag
kennen sie eine dynamische Statistik die das aktuelle Durchschnittsalter der Weltbevölkerung als Kurve darstellt?
Durch Neugeburten wird ja verjüngt und natürlich auch durch das Sterben.
Ich denke daß dies der erste Fingerzeig auf eine wirkliche Superdeflation wäre der wirklich niemand mehr ausweichen könnte.
Man müßte aber einen Korrekturfaktor einführen der überlanges Leben durch hohen Wohlstand, wie in den Industriestaaten ja gegeben, ausblenden kann.
Wird die Gesellschaft ärmer sorgt sie ja bekanntlich wieder vermehrt um Nachwuchs.
Ich glaube die Industriestaaten haben diese Schwelle alle überschritten und daher ja auch das verzweifelte Bemühen um Korrektur der Alterssysteme.
Es dürfte da wohl bestimmt einen Schwellenwert geben der eine Deflation unvermeidlich machen würde.
Gruß Euklid
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pecunia
11.10.2004, 12:47
@ dottore
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Diesen Satz fand ich klasse... (!) |
-->
>Zweitens sind zwar die nominalen Preise auf bisher nicht gekanntem Niveau, berücksichtigt man aber die Inflation, ist der reale Preis heute nur etwa halb so hoch wie Ende der siebziger Jahre.
Mit dieser Weisheit werden die Analysten bei Gold 2000$/Unze dann auch rausruecken und einstimmig erklaeren, dass Gold zu 2000$ die Unze ja eigentlich eher billig ist! [img][/img]
Lieben Gruss von
pecunia
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dottore
11.10.2004, 14:07
@ Euklid
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Re: Es läuft EXAKT wie 1929 ff. - Gute Reise allerseits! |
-->Hi,
>Das ist der Schlüsselsatz:
><font color=#FF0000>Je weniger Konkurrenz desto höher der Preis.</font>
>Wir dürften inzwischen Quasi-Monopole im Bereich der Automobobilindustrie,Telekommunikation,Müllentsorgung,Pharmaindustrie sowie Energieerzeuger haben.
Ja, die hatten wir 1929 auch. Damals sogar in Kartell-Form. Bis 1930 sind die kartellierten Preise im Deutschen Reich stetig angestiegen und die Zahl der Arbeitslosen hat stetig zugenommen.
Dabei gab's die interessante Konstellation: Je mehr und je länger die Kartell-Preise (Quasi-Monopol-Preise) angestiegen waren oder hoch gehalten wurden, desto mehr Arbeitnehmer wurden in den Quasi-Monopol-Bereichen entlassen.
Dies deckt sich perfekt mit der aktuellen Lage, wo Automobilindustrie und Telekommunikation seit 2000 ca. 15 % der workforce (reingerechnet die Arbeitszeiten) verloren haben, bei den kommunalen Müll-usw.-Betrieb (kommunale Gemeinschaftsdienste) wurden in einem Jahr 25.000 Stellen abgebaut. Bei Pharma darf auf Aventis verwiesen werden (Jobabbau wird um 2000/3000 Stellen befürchtet). Bei den Energieerzeugern finde ich keine Jobzahlen, aber die Produktion ging 2003 um 4,2 nach 3,8 % zurück (EU-Raum). Insgesamt ist die Branchen-Statistik etwas mangelhaft.
Das Verarbeitende Gewerbe und der Bau haben jeweils ca. 0,5 Mio Beschäftigte verloren.
Nun schauen wir uns die Lage von 1929 ff. (klassische DeDe) an - und entdecken verblüffende Parallelen:
1. Die Industrie forderte zur Erreichung der"Vollbeschäftigung" vor allem die Senkung der Sozialabgaben (große"Denkschrift" des RDI). Wie heute...
2. Die"Leistungen" der Sozialversicherung sollten erhalten bleiben, aber sich künftig den"Grenzen wirtschaftlicher Tragfähigkeit" anpassen und"nur den wirklich Bedürftigen zukommen" (so die Denkschrift). Auch wie heute...
3. Dazu vom Reichsverband der deutschen Industrie gefordert:
- Senkung der Tariflöhne. Wie heute (etwas verklausulierter)
- Lockerung der Tarifbindung. Wie heute (Flächentarifvertrag adieu)
- Privatisierung von Staatsbetrieben. Wie heute (vgl. Bahn, Post, usw., usw.)
- Reform der Krankenversicherung. Wie heute (Unions-Debatte)
- Steuersenkung. Wie heute (teils schon durchgezogen)
- ausgeglichene öffentlichen Etats. Wie heute (mahnt sogar die Buba an)
Als Brüning im März 1930 (die DeDe begann erst zu dämmern) Kanzler wird, beginnt er mit Hilfe der - damals verfassungsmäßig möglichen -"Notverordnungen" die Forderungen der Denkschrift umzusetzen:
1. Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung wird auf 4,5 Prozent angehoben (Höhe ziemlich genau wie heute).
2. Zwangsgebühr für Krankenscheine wird eingeführt (heute die 10-Euro-Kiste).
3. Beteiligung an den Arzneimittelkosten (davon kann heute jeder sein Liedlein trällern, Brillen, Zahnersatz, usw. usw.)
4. Die"Krisenfürsorgeunterstützung" (heute: Arbeitslosenhilfe) wird gesenkt und ihre Bezugsdauer verkürzt. Wie heute - man lese Hartz IV nochmals durch
5. Lohnsenkungen, z.B. in der Metallindustrie um 8 %. Wie heute - man erinnere sich an die Hunderte von Millionen, die bei VW (Hartz) und Opel (Bob Lutz - Forster - Demendt) eingefordert werden
6. Die Gehälter und Pensionen der Beamten werden um 6 % gekürzt. Wie heute, nur etwas geringer (noch). Mehr in der Diskussion
7. Grund- und Gewerbesteuern werden gesenkt. Grundsteuern heute (noch) nicht, Gewerbsteuer-Senkungsdiskussion hier schon ausführlich geführt
8. Bier- und Tabaksteuer werden auch erhöht. Wie heute, man ersetze Biersteuer durch Mineralölsteuer und Ã-kosteuer. Tabaksteuer deckungsgleich!
Die Zahl der Arbeitslosen steigt weiter, auf über 4 Millionen... Dann:
9. Notverordnung"zur Sicherung von Wirtschaft und Finanzen" mit 10 % Streichung der Arbeitslosenunterstützung. Siehe heute nochmals Hartz IV...
10. Löhne, Gehälter und Renten der Arbeiter und Angestellten im öffentlichen Dienst werden um bis zu acht Prozent gekürzt. Dazu heute Ansätze (siehe eben) und es ist alles auf bestem Weg dahin...
Wie ging's weiter?
- Groß-Pleiten wie Nordwolle-Konzern. Heute bestaunen wir Karstadt...
- Banken zicken. Wie heute. Und: Warte nur, Basel II kommt auch noch...
- Steuern sollen weiter sinken. Heute: Kirchhoff- und Merz-Projekte...
- April 1931 neues RDI-Memorandum zum Thema"Lohnkosten" (heute zunächst"Lohnnenebenkosten) immer noch zu hoch."Senkung der Gestehungskosten (aha!) bisher noch nicht in dem Ausmaß und dem Tempo durchgeführt wie es die Wirtschaftslage erfordert hätte". Als ob's aus einem heutigen BDI-Memorandum wäre...
- Sozialversicherungsbeiträge werden erhöht. Tja, irgendwo muss auch heute der Fuchs aus dem Bau...
- Arbeitslosengeld/-hilfe werden von 26 auf 6 Wochen gekürzt. Wie ist das heute nochmals mit Hartz IV?
-"Bedürftigkeitsprüfungen" werden eingeführt. Schon mal heute jemand den 16-Seiten-Fragebogen für Hartz IV durchgelesen?
- 5 Mio Arbeitslose. Erwartet heute sogar die BfA selbst für Winter 04/05...
Und die DeDe war vollendet. Rest bekannt.
Wer also genau hinschaut, sieht fraglos mehr Parallelen zu 1929 ff. als - wie Herr Fels von Morgan Stanley - zu 1970 ff..
Dass der übrige mainstream den üblichen Optimismus verbreitet (nicht mal Stagflation, sondern baldige"Wiederaufnahme" der"störungsfreien", sich am"Wachstumspfad" ausrichtenden"Wachstums"), sei ihm von Herzen gegönnt.
Jeder kann es sich selbstverständlich gern selbst aussuchen, welches"Szenario" Herz & Gemüt entspricht. Argumente an den Verstand richten bekanntlich nichts aus, was wir schon seit Schopenhauer wissen.
Von ihm auch das:
"Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben."
Was ich mit Freuden auch auf mich beziehe.
Gruß!
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Burning_Heart
11.10.2004, 15:42
@ Euklid
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Re: Erst mal PRO Stagflation... Ein Remake der Siebziger? |
-->Hi Euklid
Es müssen nicht sämtliche Erdbewohner hoch verschuldet sein und jede Familie 6 Kinder haben, um eine Defla entstehen zu lassen?
Wir Europäer und die USA sind Schuldenmässig soweit von der Mitte entfernt, daß es nur eine Defla geben kann.
Selbst wenn gleichzeitig eine neue Babyboom Generation entstehen würde oder China das Ruder übernimmt.
Unsere Löhne sind zu weit vom weltweiten Durchschnitt entfernt, und wir haben zuviele offene Rechnungen und kein weiteres Verschuldungspotenzial mehr.
Gruß
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LeCoquinus
11.10.2004, 16:35
@ dottore
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Und wann (?) rechnest Du mit dem Switch auf die 2. Variante? |
-->Sprich, ZB zieht per Gesetz ihr Kapital direkt von der Druckerpresse?
Muß dazu erst ein Krieg her??
Danke und Gruß
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dottore
11.10.2004, 17:50
@ LeCoquinus
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Re: Und wann (?) rechnest Du mit dem Switch auf die 2. Variante? |
-->>Sprich, ZB zieht per Gesetz ihr Kapital direkt von der Druckerpresse?
Wenn ich das wüßte...
Aber eins weiß ich sicher: Sobald es in die Richtung geht, werden wir es hier bestimmt nicht als Letzte erfahren. Hier sitzen die ausgeschlafenen Jungs & Mädels - und nicht in den Penner-Clubs Berlin oder Brüssel.
>Muß dazu erst ein Krieg her??
Muss nicht, kann aber. Lass dem deutschen Outpost in Ost-Afghanistan was passieren, wird's besonders ungemütlich.
Wenn Herr Eichel schon contra legem die"Störung des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts" auf die Staatsfinanzen (!!!) bezieht, ist der letzte Schritt nicht fern.
Bis dahin bleibt's beim 1929ff.er DeDe-Szenario - jedenfalls für mich.
Rechthaberischen Gruß!
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R.Deutsch
11.10.2004, 18:32
@ dottore
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Re: Nicht DeDe sondern IDe - inflationäre Depression |
-->in der Hyperinflation wird das Geld noch schneller knapp als in der DeDe - so schnell können die Leute dann garnicht mehr rennen, wie das Geld knapp wird.
Jedenfalls wird jetzt bereits immer schneller immer mehr Geld erzeugt, ohne das die Leute es sehen.
Die große Gelddruckmaschine steht in China, Japan und USA. USA druckt Dollar gegen Anleihen, Dollar gehen nach China gegen Waren, chinesische ZB kauft die Dollar gegen frisch gedruckte Juan und anschließend gehen die Dollar zurück nach USA gegen Anleihen - so etwa:-)
will auch mal recht haben
R.Deutsch
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dottore
11.10.2004, 19:13
@ R.Deutsch
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Re: Nicht DeDe sondern IDe - inflationäre Depression |
-->>in der Hyperinflation wird das Geld noch schneller knapp als in der DeDe
Und die Verschuldungsspielraeume noch viel schneller viel groesser. Wie haben denn sonst Stinnes & Cie gearbeitet?
- so schnell koennen die Leute dann garnicht mehr rennen, wie das Geld knapp wird.
Alter Hayek-Gag. Nur warum rennen die Leute weder Karstadt noch Wal-Mart (USA, schweres Minus) die Buden ein?
>Jedenfalls wird jetzt bereits immer schneller immer mehr Geld erzeugt, ohne das die Leute es sehen.
Bleiben die Lkws stecken? Was die Leute interessiert ist Caesh in de Taesch - aber da ist gaehnenden Leere.
>Die grosse Gelddruckmaschine steht in China, Japan und USA. USA druckt Dollar gegen Anleihen, Dollar gehen nach China gegen Waren, chinesische ZB kauft die Dollar gegen frisch gedruckte Juan
550 Mio Dollar plus in 2004, schau
hier
>und anschliessend gehen die Dollar zurueck nach USA gegen Anleihen - so etwa:-)
Die 550 Mio handeln die in Wall Street in ein paar Minuten ab. Peanuts!
>will auch mal recht haben
Gern! Wir werden's ja sehen.
Gruss!
|
- Elli -
11.10.2004, 19:23
@ R.Deutsch
|
Re: Nicht DeDe sondern IDe - inflationäre Depression / JAPAN??? |
-->>Die große Gelddruckmaschine steht in China, Japan und USA.
Ach, deshalb die hohen Inflationsraten in Japan?
[img][/img]
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CRASH_GURU
11.10.2004, 19:54
@ dottore
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Re: NeNe nicht 550 Mio - 55.000 Mio |
-->Hi,
550 x 100.000.000 und das Argument mit dem Handel ist natürlich Unsinn.
Da könnte man auch sagen was sind schon die läppischen 7 Trillion USD Schulden der USA wenn jeden Tag 1,8 Trillion USD gehandelt werden.
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R.Deutsch
11.10.2004, 20:08
@ - Elli -
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Re: Nicht DeDe sondern IDe - inflationäre Depression / JAPAN??? |
-->>>Die große Gelddruckmaschine steht in China, Japan und USA.
>Ach, deshalb die hohen Inflationsraten in Japan?
>
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- Elli -
11.10.2004, 20:15
@ R.Deutsch
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Euklid = Feixotto - klasse ;-))) (o.Text) |
-->
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R.Deutsch
11.10.2004, 21:05
@ dottore
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Re: Nicht DeDe sondern IDe - inflationäre Depression |
-->
>in der Hyperinflation wird das Geld noch schneller knapp als in der DeDe
Und die Verschuldungsspielraeume noch viel schneller viel groesser. Wie haben denn sonst Stinnes & Cie gearbeitet?
die haben sich vor der Hyperinflation verschuldet ( also jetzt!)
- so schnell koennen die Leute dann garnicht mehr rennen, wie das Geld knapp wird.
Alter Hayek-Gag. Nur warum rennen die Leute weder Karstadt noch Wal-Mart (USA, schweres Minus) die Buden ein?
Weil das Geld knapp wird in der Inflation (steigende Preise konstante Löhne)
>Jedenfalls wird jetzt bereits immer schneller immer mehr Geld erzeugt, ohne das die Leute es sehen.
Bleiben die Lkws stecken? Was die Leute interessiert ist Caesh in de Taesch - aber da ist gaehnenden Leere.
Klar - siehe oben
>Die grosse Gelddruckmaschine steht in China, Japan und USA. USA druckt Dollar gegen Anleihen, Dollar gehen nach China gegen Waren, chinesische ZB kauft die Dollar gegen frisch gedruckte Juan
550 Mio Dollar plus in 2004, schau
hier
>und anschliessend gehen die Dollar zurueck nach USA gegen Anleihen - so etwa:-)
Die 550 Mio handeln die in Wall Street in ein paar Minuten ab. Peanuts!
den Irrtum hat Crash Guru ja schon aufgeklärt
>will auch mal recht haben
Gern! Wir werden's ja sehen.
Gruss!
[b]Geht ja nicht ums recht haben. Ich denke, je härter und klarer die Argumente, umso mehr haben wir alle davon. Was richtig war wissen wir ohnehin alle erst hinterher. Ich sehe es nach wie vor wie folgt (und disponiere entsprechend)
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Papiergeld (fiat money) immer wertvoller wird und es Sinn macht, das Zeug zu bunkern. Man hat sich nicht über Jahrzehnte von allen Gelderzeugungsfesseln befreit um dann, wenn es darauf ankommt, kein Geld zu erzeugen, weil irgendwelche Gesetze (3% und so) im Wege stehen. Wenn jetzt die Rentenkasse leer ist, möchte ich den Minister oder Zentralbänker sehen, der den Rentnern sagt, tut uns leid, es gibt kein Geld mehr. Es werden einfach die Geldschleusen noch mehr aufgerissen, wegen der Notlage. Technisch ist das kein Problem (siehe cross border Leasing, oder USA-China Trick) da finden die Jungs Wege.
Kann durchaus sein, dass sich Dow und Dax noch mal verdoppeln. (Greenspan und Bernanke haben es ja versprochen) Aber dann sind nicht die Aktienpreise gestiegen, sondern das Geld hat sich im Wert halbiert. Der Euro hat immerhin schon 50% verloren (Preise heute in Euro wie vor 5 Jahren in DM).
Klar werden einzelne Leute und Firmen klamm. Aber der Staat wird nicht bankrott erklären, sondern alles bezahlen - mit fiat money. Die Renten sind sicher. Jeder bekommt seine 2000 Euro (oder vielleicht auch 2 Mio) mit denen er dann eine Tasse Kaffee kaufen kann, wie in Russland.
Möge die Weisheit mit uns sein
Gruß
R.Deutsch
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chiron
11.10.2004, 21:23
@ R.Deutsch
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Re: Nicht DeDe sondern IDe - inflationäre Depression |
--> > Alter Hayek-Gag. Nur warum rennen die Leute weder Karstadt noch Wal-Mart (USA, schweres Minus) die Buden ein?
>Weil das Geld knapp wird in der Inflation (steigende Preise konstante Löhne)
Hallo R.Deutsch
Wenn das Geld knapp wird, dann steigen die Preise? Diese Version der Inflation kannte ich noch nicht. Da dachte ich doch immer, dass es hier um ein Gleichgewicht geht.
Gruss chiron
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- Elli -
11.10.2004, 22:47
@ R.Deutsch
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müssen wir denn ganz von vorne anfangen? ;-) |
-->>Weil das Geld knapp wird in der Inflation (steigende Preise konstante Löhne)
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Zandow
12.10.2004, 10:43
@ dottore
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Buchtip dazu |
-->Hallo Allerseits,
zu dottores posting ein Buchtip:
"Deutsche Wirtschaftsgeschichte. Ein Jahrtausend im Überblick"
Michael North (Hrsg.), C.H.Beck, München 2000
Dies eine schöne, kurze Einführung in die deutsche Geschichte. Über große Teile zwar etwas trocken zu lesen, ober als Nachschlagewerk und Gute-Nacht-Lektüre sehr gut geeignet. Der Kauf lohnt sich.
Grüße in die Runde, <font color=#008000>Zandow</font>
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dottore
12.10.2004, 12:24
@ CRASH_GURU
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Re: Richtig - tut mir leid! |
-->>Hi,
>550 x 100.000.000 und das Argument mit dem Handel ist natürlich Unsinn.
Sorry, es sind 55 Mrd Dollar, dies ist die Entwicklung .
>Da könnte man auch sagen was sind schon die läppischen 7 Trillion USD Schulden der USA wenn jeden Tag 1,8 Trillion USD gehandelt werden.
Es sind 7 (unsere) Billionen. So schaut's aktuell aus.
Von der gesamten US-Statsverschuldung halten rechnerisch die Chinesen (sofern ihre foreign reserves ausschließlich in US-Staatstiteln gehalten würden) ca. 5,6 %.
Nun kann man aus ein und demselben Titel nicht zwei Mal Geld machen.
Die Chinesen haben Exportüberschüsse, die auf fällige Dollar lauten. Mit diesen Dollar haben sie die Titel gekauft. Die fälligen Dollar mussten sich die Amerikaner (Importschuldner) mit Hilfe bereits in den USA existierender anderer Titel, die also ihrererseits bereits gekauft hatten, und die noch Laufzeit haben, beschaffen. Damit haben die Chinesen fällige Dollar und haben damit in den USA ebenfalls bereits vorhandene Titel mit noch vorhandener Laufzeit gekauft.
Der US-Importschuldner muss seine Schuld spätestens mit Ablauf des Titels, gegen den er sich die fälligen Dollar beschafft hatte, zurückzahlen. US-Gov muss seine Titel ebenfalls nach Ablauf der Laufzeit bedienen, was nicht auf eine Rückzahlung hinausläuft (ansteigende Staatsverschuldung), sondern auf die bekannte Prolongation, bei der wiederum der"Real-Effekt" (mit entsprechenden Preissteigerungen) immer stärker abnimmt.
Danach geht's in China weiter. Da der Exporteur chinesische Fälligkeit braucht und mit amerikanischer nichts anfangen kann, da die Chinesen ihre Fälligkeiten nicht mit US-Dollar bedienen können, verkauft er seine auf Dollar lautende Fälligkeit an die Peoples Bank of China. Diese gibt dagegen chinesische Währung und kauft mit der Fälligkeit bereits vorhandene US-Titel und bucht sie als foreign reserves.
Dass Kredite immer inflationieren, versteht sich von selbst. Die Inflationierung lässt aber nach (siehe Tsatsiki-Effekt). Je mehr Kredite nur noch zur Bedienung alter genommen werden, desto geringer ist deren "reale" Wirkung.
Dass Kredite bei ihrer Fälligkeit, sofern nicht das systemnotwendige zusätzliche Kreditieren erscheint, deflationieren, ebenso, da dann Fälligkeiten über den Verkauf von Gütern und Diensten beschafft werden müssen (Angebotsdruck!) und nicht mehr über den Diskont späterer Fälligkeiten (laufzeitmäßig kürzere Verschuldung) erscheinen.
Dies ist etwas ganz Anderes als der Kauf von US-Titeln von ZBs direkt, wie es zur "Stützung" des Dollar in den 70er Jahren der Fall war. Es hängt im Falle China/USA also ausschließlich von der Verschuldungsbereitschaft der USA ab. Das läuft demnach auf den Kauf chinesischer Waren durch den US-Verbraucher hinaus, da nicht anzunehmen ist, dass US-Gov selbst in China einkaufen geht.
Nimmt die Verschuldungsbereitschaft der US-Verbraucher ab, nehmen deren Käufe im Inland und auch via Importen ab. Das träfe dann auch China und deren ZB würde weniger Exportforderungen angedient bekommen.
Sollte die chinesische Handelsbilanz ins Minus rutschen, müssten sich die Importeure Chinas die benötigten ausländischen Fälligkeiten bei ihrer ZB beschaffen, die ihrerseits dann die foreign reserves (noch Laufzeit habend) auf dem US-Kapitalmarkt verkaufen müsste, der mit entsprechenden Kursabschlägen (Zinserhöhungen) für US-Gov-Titel reagieren würde. Damit würde sich die Lage der US-Staatsfinanzen stark verschlechtern, was sich bis zur US-Finanzkrise auswachsen könnte.
Ein von den US-Gov-Titeln ausgehender allgemeiner Zinsanstieg in den USA würde wiederum die Verschuldungsbereitschaft der US-Verbraucher negativ beeinflussen, damit wiederum die Lage der US-Staatsfinanzen, usw. usw.
Es hängt also alles vom"good feel"-Faktor inkl. positivem"wealth effect" der US-Konsumenten ab. Sobald der umschlägt, geht der Tanz los. Wann er umschlägt, ist offen. Immerhin sind die"expectations" nicht mehr so prall wie sie schon mal waren.
<bOder Klartext: Verbessert sich die US-Handelsbilanz signifikant oder kommt sie gar ins Plus, folgt automatisch die US-interne Finanzkrise.[/b]
Gruß!
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CRASH_GURU
12.10.2004, 13:14
@ dottore
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Re: Richtig - tut mir leid! |
-->Guten Tag!
Wenn ich Trillion sage meine ich nicht Trillionen, ich habe fast ausschliesslich USD Zahlen im Speicher. Der Wechsel ins deutsche System ist mir zu mühsam.
Wenn ich mich recht erinnere war ich es, der mal hier bescheiden darauf hingewiesen hatte, daß chinesische Exporteure gegen USD verkaufen müssen.
Danke für die Wiederholung albekannter Argumente bezüglich US Verbaucher.
Ich bin übrigens der Meinung, die eigentliche Gefahr geht von China selbst aus. Man versucht mit dirigistischen Massnahmen Inflation und heisslaufende Konjunktur in den Griff zu bekommen. Das ging meist schief und könnte zu einem scharfen Konkunktureinbruch führen. Wenn das zeitlich mit US Verbraucherstreik zusammenfällt, hat Dein DeDE Szenario eine relle Chance.
Möchte aber auch noch an BK Helmut Schmidt in den 70igern erinnern:"Mir sind 5%? Inflation lieber als 5% Arbeitslosigkeit". Nach einem Jahr hatte er beides...
Gruß
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