Euklid
12.11.2004, 11:51 |
Das technische System der Römer (bernor gewidmet) Thread gesperrt |
-->wegen seiner vorzüglichen Übersetzung des Wortes"Bollidigger".
Entgegen dem Image waren die Römer nicht die großen Ingenieure für die sie gehalten werden.
Sie haben die Techniken verbreitet die von anderen erfunden wurden.
Sie haben sich damit begnügt,das Erbe der Völker des Nahen und Mittleren Ostens zu übernehmen.
Höchstens den Chinesen kann man den Vorsprung zugestehen,daß sie das Papier entdeckt haben.
Indessen haben die Römer nicht einen einzigen Techniker hervorgebracht,dessen Namen zu uns gelangt wäre.
Die technische Literatur der Römer ist im Vergleich mit den griechischen Abhandlungen von einer betrüblichen Dürftigkeit.
Die Naturgeschichte von Plinius dem Älteren ist eine pittoreske Rumpelkammer von der man mit Sicherheit wenig Brauchbares ableiten könnte.
Die Abhandlung von Vitruvius ist oberflächlich.Sie enthält nicht einmal eine Beschreibung der Aqädukte oder der Theater.
Die Aufstellung der eigentlich römischen Erfindungen:das kaninchen,die Ente,die Aqädukte und die Fensterscheibe.
Dagegen haben die Römer während des Weltreiches zahlreiche Erfindungen von ihren barbarischen Nachbarn gelehnt:die Mähmaschine,die Tonne und die Seife von den Galliern;den Stahl von den Germanen;die Wassermühle zweifellos von den Bewohnern Anatoliens,diese diese möglicherweise von den Chinesen erhalten hatten.
So war der Kuppelbau den Griechen bekannt,die Römer brauchten sein Prinzip nicht zu erfinden;sie brachten jedoch die nötigen Mittel auf,um den Bau des größten Kuppelbaus zu verwirklichen,den die Welt bis zum 20.Jahrhundert gekannt hat.
Die Straße die schon den Asyren bekannt war,ist einer der Glanzpunkte des technischen Systems der Römer gewesen.
Das Straßensystem umfaßte 300 000 km.
Allerdings zog man daraus nicht den größten Nutzen,da sie unfähig waren,Pferde korrekt an einen Wagen zu spannen;dieser besaß kein bewegliches Vordergestell und war deshalb mühselig zu manövrieren.
Die Römer zogen keinen Nutzen aus der Wassermühle.
So ist bekannt daß in Barbegal in der Provence eine regelrecht fabrikähnliche Getreidemühle stand. 16 Mühlsteine,die von Wassermühlen angetrieben wurden zermalmten 28to Getreide an einem Tag.
Sonst wurde überall der Sklave und das Pferd genutzt.
Ein Pferd hat in etwa 350 kg Korn je Tag gemahlen,ein Sklave ein Zehntel davon.
Kaiser Vespanian behauptete daß ein Apparat der Arbeitskräfte einspart,könne eine Verarmung der Bürger hervorrufen.
Nun ist aber das Fehlen der Antriebskraft der Faktor gewesen,der die Ausdehnung des technischen Systems der Römer begrenzt hat.
Die energetische Basis ihres ungeheuren Weltreiches entsprach dem eines neolitischen Dorfes fünf Jahrtausende zuvor.
Die Römer hätten die Scheidelinie zwischen ihrem archaischen System und dem technischen System des Mittelalters überschreiten können wenn sie die Wassermühle weiter verbreitet und aus dem Pferd größeren Nutzen gezogen hätten,z.B durch die Erfindung eines brauchbaren Wagens.
Diese Dekadenz des römischen Weltreiches stellt das erste urkundlich belegte geschichtliche Beispiel eines technischen Rückschritts dar.
Warum und wie konnte ein anscheinend gut organisiertes technisches System auf so radikale Weise zusammenbrechen?
Wie hat ein juristisch,militärisch,wirtschaftlich und technisch perfekt organisiertes Weltreich unter der Einwirkung einiger Barbarenhorden,die nicht einmal in der Überzahl waren,zusammenbrechen können?
Wer mehr davon haben will sollte folgendes lesen:
Bergasse,H Le toscin de la decadence,Belles Lettres Paris 1975
Cambessedes O faits et chiffres 1982,Nouvel Observateur Paris 1981
Vom entropologischen Standpunkt aus beruhte das römische Reich auf einem kapitalen Irrtum:Rom selbst eine Millionenstadt,in einem neolithischen technischen System.
Berücksichtigt man das mangelhafte Warentransportnetz und den geringen Bodenertrag,dann konnte diese Millionenstadt nur auf Kosten des gesamten Weltreiches ernährt werden.
man brauchte das Ã-l,das Vieh und den Wein aus Sizilien,Ägypten,dem Maghreb und Gallien.
Das Weltreich war nichts anderes als eine Maschine zur Ernährung der Hauptstadt.
Um das Funktionieren dieser Maschine zu garantieren waren Beamte,Matrosen und Soldaten nötig die ihrerseits ebenso auf Kosten des Reiches ernährt wrden mußten.Die Rentabilität dieser Maschine ging,wie üblich,mit der Zeit zurück:Jeder Beamte trachtete ausschließlich nach der Rekrutierung weiterer Beamten.
Die Anzahl stieg ins Maßlose;insbesondere die Bestechlichkeit lastete immer bedrückender auf dem Wirtschaftsleben.
Dem römischen Volk selbst - das dem Müßiggang nachging,da keine Industrie existierte,die Arbeit geboten hätte - blieb als einzige soziale Funktion das Organisieren eines schnellen Kaiserwechsels.
Dies geschah nun durch Aufruhr der Stadtbevölkerung,verbunden mit Rebellionen der Prätorianer.
Zur Zerstreuung des Volkes,als Wegbereitung zur Kaiserwürde oder um dieses Amt zu sichern,mußte Zuflucht zu Spielen genommen werden,die ihrerseits wieder zusätzliche Ressourcen beanspruchten.
In diesem System indem das Schmarotzertum die einzige Form des sozialen Aufstiegs bedeutete,stiegen die Steuern unaufhörlich an und erreichten gegen Ende des Imperiums 100 Prozent.
Zum Einziehen der Steuern mußten die äußersten Maßnahmen ergriffen werden:Vermögenseinziehung,Folterungen,Verkauf des Steuerpflichtigen als Sklaven.Vermögende konnten Steuerfreiheit durch eine Flucht auf das Land erreichen,was die Steuerlasten noch stärker auf die Mittelklasse konzentrierte,die in diesem räuberischen System nach und nach die Lust an der Arbeit verlor.
Da die Steuerobjekte unaufhörlich abnahmen,wurde die Zuflucht zur Inflation eine übliche Quelle zur Schaffung neuer Staatseinkünfte:So erreichte von 335 bis 368 n.Chr die Inflation 1000 Prozent.
Wenn sie Parallelen mit heutigen Lebenden oder Systemen entdecken so war dies nicht meine Absicht [img][/img]
Gruß Euklid
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sensortimecom
12.11.2004, 15:59
@ Euklid
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Haben die Denkknechte der Römer zuwenig Innovationen ausgepuckt? |
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>Dagegen haben die Römer während des Weltreiches zahlreiche Erfindungen von ihren barbarischen Nachbarn gelehnt:die Mähmaschine,die Tonne und die Seife von den Galliern;den Stahl von den Germanen;die Wassermühle zweifellos von den Bewohnern Anatoliens,diese diese möglicherweise von den Chinesen erhalten hatten.
[b]Echt interessant: Waren die Römer die Erfinder des im 21. Jahrhunderts zum ultimativen Management-Prinzip ausgearteten Ausbeuter-Systems - nämlich:"ANDERE für sich DENKEN LASSEN"...??<b/>
>Diese Dekadenz des römischen Weltreiches stellt das erste urkundlich belegte geschichtliche Beispiel eines technischen Rückschritts dar.
>Warum und wie konnte ein anscheinend gut organisiertes technisches System auf so radikale Weise zusammenbrechen?
[b]Auch frappante Nähe zur Gegenwart;-( Sind etwa den Denk-Knechten (nämlich den Ausgebeuteten) die Ideen ausgegangen???
Man bedenke: Die römische Weltmacht war verschuldet bis zum geht-nicht-mehr. Was man nicht mehr per FELDZUG auf militärische Weise (weil zunehmende Dekadenz) in die Staatskasse lukrieren konnte, musst mühsam ERDACHT, in die physische Realität umgesetzt, und als NEUHEIT (als sog. Innovation) an den Mann gebracht werden, um die Wirtschaft anzukurbeln und STEUER-MEHREINNAHMEN zu erzielen, die der Staat dringendst notwendig hatte... (genau wie heute!)
Ist der Faden damals abgerissen? Haben die Denkknechte zuwenig Neues an Ideen ausgespuckt (selber war man ja 1) zu blöd, 2) zu faul zum denken...)???Wahrscheinlich eine interessante Parallele.
mfg Erich B.
<ul> ~ http://www.sensortime.com/extinct-de0500.html</ul>
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Euklid
12.11.2004, 17:28
@ sensortimecom
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Re: Haben die Denkknechte der Römer zuwenig Innovationen ausgepuckt? |
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Hallo Erich.
Die meisten Historiker schlagen Erklärungen für die römische Dekadenz vor,die auf verbaler Ebene verbleiben und zu offensichtlich moralisierende Absichten hegen.
So sei Rom zu Fall gekommen,weil die Männer den Wehrdienst verweigerten,die Frauen die Mutterschaft abwiesen,die Eliten sich der Ausschweifung hingaben,die Verteidigung und Verwaltung des Staates Freigelassenen oder Barbaren anvrtraut worden seien.
Natürlich sind diese Phänomene aufgetreten,und ihr Zusammenwirken ließ dem Weltreich wenige Überlebenschancen.
Die Frage nach dem warum ihres Entstehens bleibt jedoch bestehen.
Warum sind die Römer plötzlich zu Italienern geworden?Warum hat die Tugend plötzlich Lastern Platz gemacht?Ist dies die Ursache oder das Resultat des technischen Rückschritts?
Zur entropologischen Erklärung
Im klassischen Schema der idealistischen Weltanschauung handelt zunächst der Mensch,der dér Technik gegenüber souverän ist,der Moral zuwider,und dieses Vergehen wird anschließend mit Dekadenz bestraft.
Das Verhältnis kann jedoch auch umgekehrt werden,und man kann vermuten,daß sich die Römer vergeblich bemüht haben,ein technisches System zu managen,das in Wirklichkeit instabil war.
Das sie nichts von der Natur der wirtschaftlichen und technischen Phänomene verstanden,haben die von ihnen angewandten Hilfsmittel das Übel noch verstärkt.
Von da an verloren sie den Glauben an ihre Institutionen und dämmerten tatsächlich in einer kollektiven sozialen Pathologie dahin.
Summa summarum würde dies den Beweis nahelegen,daß man ein technisches System nur verwalten kann,wenn man fähig ist,es zu erfinden und zu vervollkommnen.
Die technische Unwissenheit verhindert eine maximale Ausnutzung seiner Ergiebigkeit;eine mangelnde Erfindungsgabe verbietet das Überschreiten einer Scheidelinie,die den Zugang zu einem neuen technischen System ermöglicht.
So bleibt die Kolonisation die einzige mögliche Maßnahme,d.h die extensive Ausbeutung eines immer größeren Gebietes durch ein technisch blockiertes System.
Der Zenturio kann sich für eine gewisse Zeit an die Stelle des Ingenieurs,der Prokonsul an die des Gelehrten setzen.
Eine Vorahnung unseres eigenen Untergangs?
Die wirtschaftliche und soziale Pathologie,die gewöhnlich einer plötzlichen und unerklärlichen Änderung des sittlichen Empfindens zugeschrieben wird,hat sich unerbittlich in dem geschlossenen physikalischen System entwickelt,das das Mittelmeerbecken darstellt.Die freien Energieressourcen mußten immer seltener werden,oder mit anderen Worten,die Entropie konnte nur zunehmen.
Das bedeutet praktisch,daß die Ausbeute der - übermäßig ausgenutzten Felder ständig abnimmt,und daß diese Äcker sich in Wüsten verwandelt haben.
Seit dem ersten Jahrhundert klagte Columnelle über die mangelhafte ´Düngung,die schlechte Anwendung der Koppelwirtschaft und die Brachlegung.
Die sehr anfälligen Mittelmeerwälder sind abgeholzt worden,und die am leichtesten zugänglichen Erzlagerstätten sind ausgebeutet worden.
Von der römischen Epoche der großen Entdeckungen hat die Verknappung der Edelmetalle,wie des Silbers und des Goldes,eine wahre Plage dargestellt.
Die Wiederherstellung des demographischen Gleichgewichts
Bleibt die Technologie in einem bestimmten Grenzgebiet gleich,nimmt die Bevölkerung allmählich ab.,sobald sie dem Phänomen der zunehmenden Entropie unterworfen ist
Es ist die einzige Art,jedermann einen angemessenen Teil der abnehmenden Ressourcen des Systems zu sichern.
Das Römerreich hat nicht gegen diese Regel verstoßen:Die Bevölkerung die zu Beginn des dritten Jahrhunderts n.Chr. 75 Millionen EW erreicht hatte,ist gegen Ende dieses Jahrhunderts auf 50 Mio gesunken,infolge von Hungersnöten,Kriegen und Pestepidemien.
Nach dem Untergang Roms reduzierten sich die Dimensionen der Stadt auf die eines neolithischen Systems,d.h auf knapp 30 000 Einwohner.
Wegen Mißbrauchs der nicht erneuerbaren - oder nur langsam erneuerbaren - Resourcen durch die Römer ist das von den Griechen,Assyrern,Phöniziern und Hethitern ererbte technische System zusammen gebrochen;und zwar bei der Eroberung Roms durch Alarich im Jahre 410,bei der Plünderung Alexandriens und der Einäscherung seiner Bibiliothek durch die Araber im Jahre 642 und bei der Einnahme Konstantinopels durch die Türken im Jahre 1453.
Dieser Untergang kennzeichnet das Ende der großen abendländischen Weltreiche.Es hat sich herausgestellt daß diese keinen politisch lebensfähigen Oberbau für eine neolithische technische Infrastruktur darstellten.
Rom stellt ein echtes Schulbeispiel dar:Es führt uns ganz klar die unwiderstehlichen Auswirkungen der Entropie in einem geschlossenen System vor Augen,indem die politische Unordnung einfach nur das physikalische Chaos widerspiegelt.
Die Stadt Rom verkörperte innerhalb des Imperiums ein offenes System,das seine Energie aus dem geschlossenen System des Mittelmeerraumes schöpfte.Die Einwohner der Stadt konnten also die Illusion hegen,Zugang zu unbegrenzten Resourcen zu besitzen.Luxus Verschwendung,gigantische Architektur hatten die Funktion,auf eindrucksvolle Weise die Existenz des Gesetzes der zunehmenden Entropie zu leugnen.Je näher das Römerreich seinem Ende kam,umso unentbehrlicher wurden die Schauspiele für die Aufrechterhaltung der Illusionen.
Von der Barbarei zur Dekadenz
Häten die Römer diesem Schicksal entrinnen können und wie wäre das zu bewerkstelligen gewesen?
Es geht nicht darum die Geschichte wieder aufzurollen,sondern es geht um den Versuch,die kulturellen Fehler hervorzuheben,die die Römer daran gehindert haben,ihr Schicksal besser in die eigenen Hände zu nehmen.
Die führende Klasse bestand ausschließlich aus Grundbesitzern,Offizieren,Juristen und Beamten,wogegen Handarbeit den Sklaven überlassen blieb.
Die egierungsgewalt wurde von Leuten ausgeübt,die weder eine präzise Vorstellung von den materiellen Ressourcen des Imperiums hatten noch von der Art und Weise,sie sich zu verschaffen und sogar möglicherweise zu vermehren.
Sie Kannten ausschließlich die Militär oder die Rechtsgewalt.
Noch stärker als die Griechen haben sich die Römer in dem Schema zweier Kulturen isoliert;die eine verbal,juristisch,philosophisch,adlig,die andere materiell,technisch,wissenschaftlich,die den Ausführenden vorbehalten war.
Die gesamte lateinische Welt ist heute noch von dieser kulturellen Schizophrenie betroffenm,die deutlich macht,warum die industrielle Revolution in den Ländern Nordeuropas erfolgeicher gewesen ist.
Die besten römischen Kaiser haben niemals daran gedacht - so wie die Ptolemäer in Alexandrien - eine wissenschaftliche,medizinische und technische Schule ins Leben zu rufen die alles hätte ändern können.
Im übrigen waren die führenden Persönlichkeiten Roms ganz in eine Staatsreligion versenkt,die sich auf einen primären Animismus beschränkte und die von den Eliten nicht sehr ernst genommen wurde,auch wenn sie sich abergläubisch nach manischen Riten richteten.
Von Augustus an gab sich die kaiserliche Familie schwachsinnigen Spielen hin,die darin bestanden,sich nach einer orientalischen Sitte göttlich verehren zu lassen.
<font color=#FF0000>Was taugen die Entscheidungen einer Persönlichkeit,die sich für Gott hält oder daran zu glauben vorgibt und die ihre jeweilige Inspiration in den Eingeweiden der - auf dem Altar dargebotenen Opfer suchte?</font>
Will man den Ausspruch Bernard Shaws über die Vereinigten Staaten auf Rom übertragen,dann könnte das Schicksal Roms so zusammengefaßt werden:Ein Imperium,das direkt den Schritt von der Barbarei zur Dekadenz gemacht hat,ohne jemals die Zivilisation gekannt zu haben.
Gruß Euklid
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bernor
12.11.2004, 20:22
@ Euklid
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Re: Haben die Denkknechte der Römer zuwenig Innovationen ausgepuckt? |
-->Hi Euklid,
erstmal ein Dankeschön für die Widmung und den interessanten Text, vor allem im zweiten Posting .
Zur Frage nach der Ursache des römischen Verfalls möchte ich noch einmal auf die Sklaven (deren Arbeit es ja ihren Herren ermöglichte,"dekadent" = arbeits- und denkfaul zu sein) zurückkommen:
Wir haben in der überlieferten Geschichte bisher drei"Zivilisationen":
1) in Mesopotamien (im 1. Jahrt. v.Chr.)
2) im Mittelmeergebiet (Griechenland / Rom, ca. 600 v.Chr. - 400 n.Chr.)
3) und die"Moderne" (Europa > Amerika > globalisierte Welt, seit ca. 1800).
Und da gibt es fundamentale Unterschiede:
Die ersten beiden verfügten über Sklaven und ein relativ primitives technisches Niveau - also ohne das, was wir heute, zumindest die noch nicht RTL&SAT1-Versifften unter uns, unter"Hochkultur" und"Zivilisation" verstehen, einschließlich allgemeiner"Freiheits- und Bürgerrechte" und"Wachstums-/Entwicklungsperspektiven" (siehe auch den"faustischen" Menschen Goethes).
Warum also hat sich die heutige, ursprüngliche europäische Zivilisation so anders, eben ohne Sklaven (den Marxismus-Müll über die"ausgebeutete Arbeiterklasse" lassen wir hier mal außen vor) entwickelt?
Sind wir einfacher edler, humaner?
Nö, siehe Weltkriege, KZ's, Aushungern nach 1918 bzw. 1945 u.a.
Oder haben wir die Technik einfach besser drauf, waren die anderen zu doof dazu?
Auch nö - siehe die"Glühbirnen" in Mesopotamien und das Zahnradgetriebe aus griechisch-römischer Zeit (ein solches Exemplar, für astronomische Berechnungen, wurde aus einem antiken Schiffswrack im Mittelmeer geborgen).
Die Alten standen demnach auf der ersten Treppe des technologischen Fortschritts oder wenigstens auf der Fußmatte davor - daran lag's also nicht.
Warum hat's dann nicht"gefunkt"? Oder anders herum: Warum hat das europäische"Experiment" geklappt, bisher jedenfalls?
Meine Antwort:
Reine Machtverhältnisse gaben letztendlich den Ausschlag für die unterschiedliche Entwicklung der"Zivilisationen" - beide den ersten beiden waren von Anfang an Mächte zugange, die durch keine"balance of power" in Schach gehalten und dadurch davon abgehalten wurden, sich durch Eroberungen massenhaft Sklaven zu besorgen - und schließlich zu"Imperien" entarteten (vor allem Griechen und Römer waren Beutemacher und Tributerzwinger par exellence).
Im Europa des späten 18. Jh. hingegen war keine Macht in der Lage, die anderen zu beherrschen - auch das"revolutionäre" / napoleonische Frankreich scheiterte.
Und zwar an England, welches auch nie diese Chance hatte - und sich daher entschloß, nach außerhalb, in"Übersee" (Kolonien) zu expandieren.
Und damit ihnen da niemand in die Quere kam, entsannen weitsichtige englische Politiker die"balance of power", d.h. der Kontinent mußte mit sich selbst beschäftigt werden: England unterstützte stets die Schwächeren.
Daß England bzw."Groß-Britannien" im Laufe der Zeit selbst zu einem weltweit operierenden Imperium wurde, hat die weitere"Zivilisierung" Europas nicht gestört - schließlich hatte England trotz allem Vorsprung doch kein Monopol auf Kolonien, mit deren Hilfe auch die übrigen Europäer, zumindest jene, die schon länger"dabei" waren, in jener Zeit zusätzliches"Mehrprodukt" generieren konnten - ganz im Gegensatz zu den Babyloniern & Co., die im geschlossenen Mesopotamien / Mittelmeerbecken"verendeten").
So gesehen, verdanken wir unsere historisch"abnormale" Existenz, eben ohne Sklaven, der machtpolitisch relativ ausgeglichenen europäischen"Gemengelage" des Mittelalters und der frühen Neuzeit - einschließlich des Umstands, daß der heutige große Raubvogel damals noch ein Küken war, welches gerade dabei war, flügge zu werden und mit Lateinamerika und dem Pazifik vorerst ein separates Jagdrevier hatte.
Dumm nur, daß dieses Tier nie erlegt wurde - somit haben auch wir heute ein"Imperium" und, da auch die von ihm forcierte"Globalisierung" zu einem 'geschlossenen Mittelmeerbecken' führt, gute Aussichen, doch noch den gleichen Weg wie die Römer, Griechen usw. zu gehen.
Gruß bernor
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