-->12.11.2004 16:15 Uhr
Religionen - Organisierte Verweigerung
Viele Muslime lehnen Bemühungen um Integration ab - Gefahr einer islamischen Parallelgesellschaft.
Von Annette Ramelsberger
In Deutschland, könnte man meinen, lauern an jeder Ecke Menschenfänger: Sie warten nur darauf, dass unschuldige muslimische Kinder um die Ecke biegen, die dann in die Gottlosigkeit gestoßen werden sollen.
Wer die Zeitschrift Milli Gazete liest, die der islamistischen türkischen Massenorganisation Milli Görüs nahe steht, muss zu diesem Schluss kommen.
Da heißt es etwa: „Dutzende von perversen Institutionen, allen voran Juden- und Christenkomitees, lauern nur auf eine günstige Gelegenheit, um uns unsere Kinder abspenstig zu machen. Werfen wir unsere Kinder jenen verirrten Ungeheuern nicht zum Fraß vor!“
Ins Feindesland der Christen
In einem anderen Artikel warnt ein Milli Görüs nahe stehender Imam seine Glaubensgenossen davor, sich ins Feindesland der Christen vorzuwagen: „Einige unserer Brüder erwarben Wohnungen, die von den Moscheen entfernt sind.
Weil sie in weiter Entfernung zu den Moscheen wohnen, müssen ihre Töchter und Söhne muslimische Freunde und das muslimische Umfeld entbehren. Sie sind gezwungen, Freundschaften mit Personen einzugehen, die nicht zu ihrem Glauben passen. Deswegen mache ich darauf aufmerksam, dass Muslime in der Nähe von Moscheen leben sollten.“
Milli Görüs hat rund 27000 Mitglieder in Deutschland - und vor allem in Ballungsgebieten Einfluss. Die Abschottung, die von Fundamentalisten immer wieder gefordert wird, wird langsam Realität: Lehrer und Sozialarbeiter registrieren, wie sich muslimische Familien zurückziehen.
Sie beklagen, dass türkische Mädchen immer seltener an Klassenfahrten teilnehmen dürfen und Kinder immer dann krank werden, wenn Sexualkunde auf dem Lehrplan steht. Im Sommer waren nach Auskunft des Berliner Ausländerbeauftragen allein in Kreuzberg 70 Mädchen vom Biologie- oder vom Sportunterricht abgemeldet.
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Heute üben türkische Jugendliche Volkstänze. Seit einigen Jahren beobachtet Alev Kubat-Celik, wie junge Türken und Araber plötzlich von „den Deutschen“ reden, als sprächen sie von Gegnern. „Die ausländischen Familien schotten sich ab, wir bekommen keinen Zugang mehr“, sagt Kubat-Celik. Schon Kleinkinder gingen jetzt in die Koranschulen und Grundschüler fasteten im Ramadan.
Wenn Integration unmöglich wird
Die Grundschulen in vielen Großstädten haben einen Ausländeranteil von 80, 90, manchmal 100 Prozent - hier wird Integration fast unmöglich. Brigitte Behrendt, die 25 Jahre lang an der Neumark-Grundschule in Berlin-Schöneberg unterrichtete, erzählt, wie türkische Mütter sie baten, ihr Kind doch neben ein deutsches Kind zu setzen, damit es Deutsch lernt. Es war kein deutsches Kind mehr da.
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Organisierte Verweigerung
An der Rütli-Hauptschule in Neukölln werden seit mehr als zehn Jahren keine Klassenfahrten mehr veranstaltet, weil die Eltern sich weigern, ihre Kinder mitzuschicken. Von der deutsch-türkischen Europaschule meldeten Dutzende islamische Eltern ihre Kinder ab, weil diese den Namen des berühmten, aber atheistischen türkischen Dichters Aziz Nessin erhalten hatte.
Die Verweigerung wird mittlerweile oft regelrecht organisiert. An Schulen kursieren vorgedruckte Entschuldigungszettel mit Hinweisen auf entsprechende Urteile, auf denen türkische Eltern nur noch den Namen ihres Kindes einsetzen müssen. Darin heißt es: „Wir bescheinigen hiermit, dass die Beteiligung an dem koedukativ veranstalteten Schwimmunterricht nach dem Islam unerlaubt ist.
Die weiblichen Angehörigen des Islam dürfen sich ohne islamische Bekleidung auch untereinander nicht sehen lassen. Das deutsche Grundgesetz erkennt den Muslimen in Deutschland diesbezüglich den Genuss der vollen Religionsfreiheit an.“
Stiller Kulturkampf
Doch der stille Kulturkampf ist bisher nicht auf den Straßen sichtbar. Wer heute einen Spaziergang durch Kreuzberg macht, kann vieles sehen: neue Moscheen und alte Kirchen, tief verschleierte Frauen und selbstbewusste Türkinnen, die ihre T-Shirts nabelfrei tragen.
Und auch das gibt es: Türkische Eltern, die sich bei der Direktorin erkundigen, ob viele Kinder aus fundamentalistischen Familien die Schule besuchen. In solcher Gesellschaft möchten sie dann nicht sein.
(SZ vom 13.11.2004)
http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/908/42866/
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Wann wird denn ein Eingländer seinen Rechtsanspruch auf das gewohnte Fahren auf der linken Fahrbahnseite einklagen - und obsiegen?
J
PS Das ist ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, dem Blättchen mit der Rassistenkeule. Immerhin scheinen die doch tatsächlich noch lernfähig zu sein
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