JoBar
16.11.2004, 20:14 |
US-Schuldenberg wächst und wächst - das macht die Finanzmärkte zunehmend nervös Thread gesperrt |
-->Mittwoch, 17. November 2004
"Wie aus der Keks-Dose"
Der Schuldenberg der USA wächst und wächst - das macht die Finanzmärkte zunehmend nervös
Stephan Kaufmann
BERLIN, 16. November. Eigentlich sind Notenbanker diskrete Menschen. Denn ihre Äußerungen können die Märkte schnell auf und ab tanzen lassen. In den vergangenen Wochen aber ließen die Währungshüter alle Zurückhaltung fahren."Die Krisenanfälligkeit des globalen Finanzsystems hat sich erhöht", sagte Bundesbank-Vize Jürgen Stark. Toshihiko Fukui, Chef der Bank of Japan, warnte vor einem"plötzlichen Wandel in der Dollar-Stimmung", und selbst der weltoberste Notenbankchef Alan Greenspan runzelte die Stirn: Wenn ein Land in einen"Schulden-Strudel gesogen wird", so der Fed-Chef,"ist es eine sehr schwierige Angelegenheit, wieder herauszukommen."
Sorgen macht den Währungshütern nicht irgendein übeschuldetes Land der Dritten Welt, sondern die größte Ã-konomie des Globus. Amerikas Schuldenberg wächst und wächst. Das Minus im Außenhandel hat sich von Januar bis September auf 445 (Vorjahreszeitraum: 371) Milliarden Dollar aufgebläht. Um es zu finanzieren, brauchen die USA 1,8 Milliarden Dollar - jeden Tag.
Hohes Defizit
Gleichzeitig wird das Loch im Staatshaushalt immer größer. Das Budget-Defizit der Regierung unter Präsident George W. Bush erreichte im vergangenen Haushaltsjahr 413 Milliarden Dollar. Die US-Regierung nehme an den Finanzmärkten Kredit"als wenn sie sich aus einer Keksdose bedienen würde", wetterte US-Notenbankerin Susan Bies. Für 2005 rechnet das Weiße Haus offiziell mit einem Defizit von 331 Milliarden Dollar - es dürften aber viel mehr werden.
Die gesamte Schuldenlast der USA hat bereits im Oktober die gesetzlich fixierte Grenze von rund 7 400 Milliarden Dollar durchbrochen.
Als Präsident Bush vor vier Jahren sein Amt antrat, sah die Welt noch rosig aus. Der US-Staatshaushalt verzeichnete einen Überschuss von 236 Milliarden Dollar. Doch dann kamen Krise und Krieg. Bush setzte Steuersenkungen zum Wohle der Wirtschaft in Höhe von 1 850 Milliarden Dollar durch ebenso wie eine Erhöhung der Militärausgaben um mehr als zwölf Prozent auf fast 440 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. Es war die stärkste Ausweitung der Staatsausgaben seit Präsident Lyndon B. Johnson in den sechziger Jahren sein Programm der"Great Society" startete. Das macht die Finanzmärkte nervös. Wie lange, fragen sie sich, wird die Welt noch bereit sein, die USA zu kreditieren? Diese Zweifel drücken auf den Dollar - und lassen den Euro auf immer neue Rekordhöhen steigen."Die Dollar-Abwertung", meint HypoVereinsbank-Chefvolkswirt Martin Hüfner,"ist noch nicht am Ende."
Und die Schuldenwirtschaft auch nicht."Aus dem Programm von Bush", so Carsten Klude von der Investmentbank M.M. Warburg,"ergeben sich keine konkreten Aussagen, wie das Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren zurückgeführt werden soll."
Im Gegenteil. Nach dem Willen des Wahlgewinners gilt die Kombination aus niedrigeren Steuern - also weniger Einnahmen - und höheren Ausgaben weiter. Die ursprünglich befristeten Steuersenkungen sollen dauerhaft gemacht werden. Das dürfte in den nächsten zehn Jahren ein weiteres 1 000-Milliarden-Loch in den Haushalt reißen. Dazu kommen die Milliarden für Kriege in Irak und Afghanistan. Für die nächsten zehn Jahre schätzt das überparteiliche Haushaltsbüro des Kongresses das Defizit auf 2 300 Milliarden Dollar - die Kriege nicht mitgerechnet.
Während die US-Regierung noch mit den laufenden Ausgaben und Einnahmen kämpft, droht am Horizont aber schon eine weit größere Finanzkatastrophe: das US-Sozialsystem. Noch sitzt Social Security, die staatliche Rentenkasse, auf einem Vermögen von rund 1 400 Milliarden Dollar. Doch ab dem Jahr 2010 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Ab 2018 wird die Kasse mehr an die Rentner auszahlen als sie an Beiträgen einnimmt. Sollten die Steuern nicht erhöht oder die Leistungen gekürzt werden, ist die Kasse im Jahr 2042 leer. Das gleiche Schicksal droht dem Krankenversicherungsprogramm Medicare. Die Ausgaben für beide Programme werden sich bis zum Jahr 2040 auf 15 Prozent der gesamten US-Wirtschaftsleistung verdoppeln.
Bush will daher den Amerikanern die Möglichkeit geben, statt in den staatlichen Topf einzuzahlen, auf privaten Altersvorsorgekonten zu sparen. Davon dürften zwar"die Investmentbanken und Versicherungen stark profitieren", so Commerzbank-Volkswirt Patrick Franke. Dem Staat aber fehlt dann Geld. Das Haushaltsbüro schätzt die Belastung auf weitere 2 000 Milliarden Dollar bis zum Jahr 2014."In dem Haushalt der Vereinigten Staaten", resümmiert die HypoVereinsbank,"ist kein Geld für die Finanzierung eines solchen Vorhabens."
Niedrige Zinsen
Bush hofft, dass diese Mehraufwendungen durch stärkeres Wirtschaftswachstum kompensiert werden und sich so die Löcher im Staatshaushalt wie von selbst schließen."Das ist unwahrscheinlich", meint Franke."Die hohen Defizite werden bleiben."
Noch ist die Finanzierung der Defizite für die USA leicht möglich. Schließlich sind die Zinsen niedrig. Noch."Erreicht man den Punkt von signifikanten dauerhaften Defiziten", so warnte jüngst US-Notenbanker Greenspan,"so beeinflusst dies die Höhe des Zinsniveaus." Will sagen: Wenn die USA sich dauerhaft hoch verschulden, werden die Märkte von der Regierung irgendwann höhere Zinsen verlangen. Damit steigt die Schuldenlast weiter - damit wären die USA in dem von Greenspan befürchteten"Schulden-Strudel". (mit Bloomberg)
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/wirtschaft/395764.html
Einfach im Hinterkopf behalten
J
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bernor
16.11.2004, 20:39
@ JoBar
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Ein Punkt ist noch zu optimistisch dargestellt... |
-->... dieser hier:
"Noch sitzt Social Security, die staatliche Rentenkasse, auf einem Vermögen von rund 1 400 Milliarden Dollar. Doch ab dem Jahr 2010 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Ab 2018 wird die Kasse mehr an die Rentner auszahlen als sie an Beiträgen einnimmt. Sollten die Steuern nicht erhöht oder die Leistungen gekürzt werden, ist die Kasse im Jahr 2042 leer."
Wo hat denn die"Social Security" ihr"Vermögen" angelegt?
Sollte sie dieses - wie bisher schon - ganz oder teilweise in US-Anleihen versenkt haben, ist die Kasse leer - im Prinzip schon heute, definitiv aber (spätestens) 2018.
Also steht der Kaiser schon 2018 oder früher nackig da - und nicht erst 2042.
Gruß bernor
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JoBar
16.11.2004, 20:46
@ bernor
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Re: Sei nicht so streng mit ihm - ist nur ein nix-blickender Lohnschreiber |
-->>... dieser hier:
>"Noch sitzt Social Security, die staatliche Rentenkasse, auf einem Vermögen von rund 1 400 Milliarden Dollar. Doch ab dem Jahr 2010 gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Ab 2018 wird die Kasse mehr an die Rentner auszahlen als sie an Beiträgen einnimmt. Sollten die Steuern nicht erhöht oder die Leistungen gekürzt werden, ist die Kasse im Jahr 2042 leer."
>Wo hat denn die"Social Security" ihr"Vermögen" angelegt?
>Sollte sie dieses - wie bisher schon - ganz oder teilweise in US-Anleihen versenkt haben, ist die Kasse leer - im Prinzip schon heute, definitiv aber (spätestens) 2018.
>Also steht der Kaiser schon 2018 oder früher nackig da - und nicht erst 2042.
deswegen ist es ihm ja so hoch anzurechnen, daß sogar er da etwas erahnt/erkennt [img][/img]
Natürlich hast Du recht, es ist schon viel schlimmer als der Bursche es ahnt.
>Gruß bernor
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ackid
17.11.2004, 00:14
@ JoBar
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Re: US-Schuldenberg wächst und wächst - das macht die Finanzmärkte zunehmend nervös |
-->Ist ein Beitrag aus ** Investors Daily **, und sollte ruhig auch mit in den Hinterkopf
Dienstag, 16. November 2004
US-Handelsbilanzdefizit: Eine Lösung
von unserem Korrespondenten Chuck Butler in St. Louis
Es gibt eine Sache, die mich von den anderen Sprechern auf der Investmentkonferenz in New Orleans unterschieden hat:
Ich bin konservativer, als alle anderen zu sein scheinen - was den Dollar betrifft. Ich glaube, dass sich das Handelsbilanzdefizit-Problem der USA von selbst erledigen wird, sobald China, Japan und der Rest von Asien sich dazu entscheiden, ihre Währungen gegenüber dem Dollar steigen zu lassen.
Nach ein paar Jahren wird dann alles besser sein.
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