JoBar
17.11.2004, 20:15 |
Schröder erklärt den G20 wo es lang geht / Sorrento: Was meinst Du dazu? Thread gesperrt |
-->Donnerstag, 18. November 2004
"Rational nicht mehr erklärbar"
Gegen Spekulanten: Bundesregierung drängt auf mehr Transparenz an Ã-l- und Rohstoffmärkten / Vor G 20-Treffen in Berlin
Klaus Wirtgen
BERLIN, 17. November. Trotz der jüngsten Beruhigung an den Ã-lmärkten drängt Bundeskanzler Gerhard Schröder massiv auf einen"politischen Push" der westlichen G7-Industrienationen gegen internationale Rohstoff-Spekulanten und Hedgefonds. Die Aufklärung über die reale Situation auf dem Ã-l-Weltmarkt müsse"dringend intensiviert und beschleunigt" werden, heißt es in einem internen Kanzleramtspapier, das der Berliner Zeitung vorliegt.
Die Höhe der aktuellen Ã-l- und Produktpreise sei jedenfalls mit verfügbaren Marktdaten"rational nicht mehr erklärbar". Ã-l sei weit stärker als früher"zum Spielball der Finanzmärkte" geworden. Nur noch 30 Prozent der Lieferverträge dienten der physischen Versorgung. 70 Prozent aller Kontrakte seien reiner"Paper Trade" von Hedgefonds, Investmentbanken, freien Ã-lhändlern und auch von renommierten Gesellschaften, [ Interessante Realationen ] die alle auf steigende Ã-l-Preise und damit auf schnelle Gewinne gesetzt hätten. Die Bundesregierung hat erst kürzlich die lange in Deutschland nicht zugelassenen, hochspekulativen Hedgefonds hoffähig gemacht.
Spürbare Dämpfung
Unter anderem mit Ã-lpreisen wird sich die am Freitag in Berlin beginnende Tagung der Notenbankchefs und Finanzminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer befassen. Bis Sonntag stehen die derzeitige Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums, Wechselkurse, Inflation und Finanzstabilität zur Debatte.
Im Papier des Kanzleramts heißt es weiter, dass zwar der Ã-lpreis gegenüber dem historischen Hoch von 52 Dollar je Barrel für Nordseeöl (Brent) inzwischen um knapp 25 Prozent gesunken sei. Aber die regierungsamtliche Entwarnung bleibt aus:"Ob der aktuelle Hype sich bald beruhigt oder gar zusammenbricht, ist derzeit noch unklar". Schröders Ã-l-Experten schätzen, dass jede Veränderung des Ã-lpreises um einen Dollar je Barrel die deutsche Ã-l- und Erdgasrechnung um eine Milliarde Euro beeinflusst. Auf das laufende Jahr bezogen, rechnet das Kanzleramt mit einer um zwölf Milliarden Euro gegenüber 2003 höheren Ã-l- und Gasrechnung.
Im Wirtschaftsministerium wird in diesem Zusammenhang allerdings auf die im Vergleich zu 2003 fast achtprozentige Aufwertung des Euro gegenüber dem Dollar hingewiesen. Da die Ã-lrechnung in Dollar bezahlt wird, seien die bereinigten Ã-lpreise nur um 27,5 Prozent statt um 37,5 Prozent gestiegen. Dennoch kommt das Wirtschaftsressort auf eine Dämpfung des realen Anstiegs des Bruttoinlandsproduktes um knapp ein Viertel Prozent, bedingt durch hohe Ã-lpreise. Für 2005 sieht Wolfgang Clements Haus nicht so rosig. Sollte der Ã-lpreis dauerhaft über 50 Dollar liegen,"würde dies das Wachstum weltweit spürbar dämpfen".
In ihrer Ursachenforschung sind Schröders Fachleute auf höchst manipulative Praktiken gestoßen. Um ihre Preisprognosen zu halten und ein Platzen der Ã-lblase, verbunden mit hohen Spekulationsverlusten, zu vermeiden, verfälschten und verschleierten die Zocker, so die Beobachtung der Kanzlerhelfer, an den Ã-lmärkten die reale Lage. Tendenziell preistreibende Nachrichten wie die angebliche gigantisch steigende Nachfrage in China, Terrorgefahr und Auswirkungen der Irak-Krise würden"dramatisiert". Nachrichten, die eine Preisberuhigung verheißen, würden"bagatellisiert". In dem Papier wird die Internationale Energie Agentur (IEA) zitiert:" Der Chinafaktor ist eine Black Box, die erst langsam grau wird".
Die vom Kanzleramt beklagte fehlende Transparenz würde auch von namhaften Ã-l-Multis befördert. So gehen in die Bestandsaufnahme der aktuell verfügbaren Ã-lmengen nur die bei Lloyds in London versicherten Tonnagen und Lagerbestände ein. Die großen Ã-lmultis, aber auch russische Gesellschaften, meldeten jedoch nicht die in ihren Riesentankern über die Meere transportierten Tonnen an Rohöl und Fertigprodukten. Folglich sei das tatsächliche Angebot immer größer als die gemeldeten Mengen - mit den von den Spekulanten beabsichtigten Preisschüben.
Konfliktfelder mit den USA
Die Bekämpfung der Ã-lspekulation eröffnet Konfliktfelder mit den USA, deren Präsident George W. Bush als massiver Unterstützer der Ã-lindustrie gilt. So sind bisherige Initiativen von Bundeskanzler Schröder gegen Spekulation und für mehr Transparenz beim letzten Weltwirtschaftsgipfel im Juni in den USA von den Amerikanern zwar widerwillig auf die Tagesordnung gesetzt worden, aber passiert ist bislang nichts. Versuche des Internationalen Währungsfonds, Hedgefonds besser zu überwachen, stießen auf Grund amerikanischen Widerstandes ins Leere. Die Jodi-Initiative ( Joint Oil Data Initiative) der IEA hatte sich unlängst auf ihrer Tagung auf Bali zwar hehre Ziele gesteckt, um die Kommunikation zu stärken, doch außer Spesen konnte auch der deutsche Vertreter nichts Erfolgversprechendes melden.
Erste positive Signale brachte kürzlich Finanzminister Hans Eichel vom Treffen der G7-Finanzminister mit. Mit Hilfe des englischen Vorsitzes wurde die Schröder-Initiative dort unterstützt. Auf eine Fortsetzung des Sinneswandels hoffen Schröders Experten beim Berliner Treffen der G 20. Dort wollen die Deutschen auch für einen effizienteren und sparsameren Umgang mit Energie eintreten. Hintergedanke ist dabei weniger die Verbesserung der eigenen Energiebilanz als der erneute Versuch, den größten Ã-lverschwender der Welt, die USA, zum Umdenken zu veranlassen.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/wirtschaft/396070.html
<hr>
>den größten Ã-lverschwender der Welt, die USA, zum Umdenken zu veranlassen.
Da haben Schröder & Co sich ja eine Herkules-Aufgabe angelacht [img][/img]
J
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Sorrento
18.11.2004, 00:51
@ JoBar
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Re: Schröder erklärt den G20 wo es lang geht / Sorrento: Was meinst Du dazu? |
-->Hi Jobar,
das ist ja ein Haufen Holz, aber ich versuche es mal:
>BERLIN, 17. November. Trotz der jüngsten Beruhigung an den Ã-lmärkten drängt Bundeskanzler Gerhard Schröder massiv auf einen"politischen Push" der westlichen G7-Industrienationen gegen internationale Rohstoff-Spekulanten und Hedgefonds. Die Aufklärung über die reale Situation auf dem Ã-l-Weltmarkt müsse"dringend intensiviert und beschleunigt" werden, heißt es in einem internen Kanzleramtspapier, das der Berliner Zeitung vorliegt.
>Die Höhe der aktuellen Ã-l- und Produktpreise sei jedenfalls mit verfügbaren Marktdaten"rational nicht mehr erklärbar". Ã-l sei weit stärker als früher"zum Spielball der Finanzmärkte" geworden. Nur noch 30 Prozent der Lieferverträge dienten der physischen Versorgung. 70 Prozent aller Kontrakte seien reiner"Paper Trade" von Hedgefonds, Investmentbanken, freien Ã-lhändlern und auch von renommierten Gesellschaften, [ Interessante Realationen ] die alle auf steigende Ã-l-Preise und damit auf schnelle Gewinne gesetzt hätten. Die Bundesregierung hat erst kürzlich die lange in Deutschland nicht zugelassenen, hochspekulativen Hedgefonds hoffähig gemacht.
Das ist wirklich nix neues, genauso könnte man auch bei Gold oder dem Dollar argumentieren, aber Spekulanten können nur kurzfristig die Preise in eine bestimmte Richtung treiben, sich auf Dauer gegen einen Trend zu stellen, geht in die Hose!
Wieso sind dann eigentlich auch die Futures am langen Ende gestiegen? Der WTI-Kontrakt für Dezember 2010 liegt momentan bei etwa 38 USD, die haben auch kaum nachgegeben in den letzten Tagen und liegen damit nach deutlich über dem Schnitt der letzten Jahre.
BTW: hat jemand von euch noch eine Idee, wie von dem doch immer noch niedrigen Niveau dieses Futures (Lieferung ab >2009) jetzt profitieren kann, den Future selbst hat mir mein Bankberater erfolgreich ausgeredet. Kennt ihr irgendwelche andere Hebelprodukte, die den als Underlying haben?
>Spürbare Dämpfung
>Unter anderem mit Ã-lpreisen wird sich die am Freitag in Berlin beginnende Tagung der Notenbankchefs und Finanzminister der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer befassen. Bis Sonntag stehen die derzeitige Abschwächung des Weltwirtschaftswachstums, Wechselkurse, Inflation und Finanzstabilität zur Debatte.
Sollte der Ã-lpreis dauerhaft über 50 Dollar liegen,"würde dies das Wachstum weltweit spürbar dämpfen".
Selbst wenn der Preis bei gut 40 Dollar bleiben sollte, so wäre dies immer noch gut 10 USD über dem Schnitt der letzten 3 Jahre. Bis sich ein gestiegener Ã-lpreis in den Endverbraucherpreisen jenseits der eigenen Spritkosten (also z.B. Kunststoff, Nahrung, Transport etc.)so richtig bemerkbar macht, vergingen bislang immer so 6 bis 12 Monate, d.h. der aufgestaute Inflationsschub kommt wltweit erst noch.
In ihrer Ursachenforschung sind Schröders Fachleute auf höchst manipulative Praktiken gestoßen. Um ihre Preisprognosen zu halten und ein Platzen der Ã-lblase, verbunden mit hohen Spekulationsverlusten, zu vermeiden, verfälschten und verschleierten die Zocker, so die Beobachtung der Kanzlerhelfer, an den Ã-lmärkten die reale Lage. Tendenziell preistreibende Nachrichten wie die angebliche gigantisch steigende Nachfrage in China, Terrorgefahr und Auswirkungen der Irak-Krise würden"dramatisiert". Nachrichten, die eine Preisberuhigung verheißen, würden"bagatellisiert". In dem Papier wird die Internationale Energie Agentur (IEA) zitiert:" Der Chinafaktor ist eine Black Box, die erst langsam grau wird".
OK, hier müssen wir erstmal ganz klar zwischen kurzfristigen und langfristigen Einflüssen unterscheiden.
Kurzfristig gesehen:
hier war China eindeutig der Treiber Nr. 1 bei der Nachfrage, angeblich (hierzu existieren widersprüchliche Aussagen) haben die Chinesen auch eine strategische Ã-lreserve in diesem Jahr aufgebaut. Ob der Chinaboom weiterhin in diesem Ausmasse anhalten wird, kann ich nur schwer sagen, allerdings ist der Prokopfverbrauch in China, besonders aber in Indien, immer noch lächerlich gering, hier besteht also eine gigantische potentielle Nachfrage.
Selbst wenn man sagen könnte, das mit den jetzigen Ã-lpreisen die Spekulationblase geplatzt ist, die ja immer als etwa 7 bis 14 Dollar beziffert wurde, muss man doch feststellen, dass die Ã-lpreise selbst dann immer noch deutlich über dem Schnitt der letzten Jahre liegen.
Mittel- bis langfristig:
Die erwarteten Nachfragezuwächse (laut IEA zwischen 9/04 und 12/05 4,3 Mio Barrel!) sind immer noch gewaltig und schon jetzt haben wir eine Spare Capacity je nach Quelle von zwischen 500.000 und 1,5 Mio Barrel am Tag, die weltweite Tankerflotte ist zu fast 100% ausgelastet, ditto Bohrausrüstung sowie Raffierien und dazu kommt noch ein Mangel an erfahrenem Personal.
Gleichzeitig muss ich feststellen, dass die grossen Ã-lfirmen kaum dazu bereit sind, diese Mängel auszugleichen und praktisch keine Geologen mehr einstellen und dass diese, anstatt dass sie ihre Rekordgewinne in neue Erschliessungsprojekte stecken, lieber ihre eigenen Aktien vom Markt zurückkaufen- ist das nicht ein echtes Armutszeugnis, das eher eine Branche zeigt, die sich trotz Rekordumsätzen auf einem langfristig absterbenden Ast befindet?
Wenn nicht, wie erklärt sich dieses Verhalten dann bitte?
Ein guter Teil von dem"roten Ã-l" hier, sagt selbst die IEA, ist"yet to be discovered", also wurde noch nichtmal entdeckt!
Die kumulierte Explorationsrate sieht folgendermassen aus:
Egal wie man es sieht, dieses Phänomen dürfte kaum neueren Datums sein und damit kaum die jüngsten Ã-lpreise erkären können.
Die mangelnde Transparenz würde ich eher bei den Reservezahlen der Ã-lmultis anklagen- Shell ist ein schönes Beispiel, hier haben sich mal eben 4,5 Mrd. Barrel, was selbst bei 40 USD/Barrel einem Umsatz von 180 Mrd. USD entsprochen hätte, einfach so, pfttt, in Luft aufgelöst, Enron und Worldcom waren da ein Dreck gegen!
Aber auch viele Ã-lfordernde Staaten lügen die Verbaucher mit ihren angeblichen Reserven das Blaue vom Himmerl herunter:
Daher auch die eindringlichen Appelle von Seiten der ASPO, M. Simmons et al., alle Ã-lquellen weltweit nach einem einheitlichen Massstab zu revisionieren und diese Daten offen zu legen, um die Datenmodelle verbessern zu können.
http://www.simmonsco-intl.com/files/Georgia%20Tech%20(B&W).pdf
Zum Traden wird dich wahrscheinlich nur der kurzfristige Trend interessieren, hier bin ich vorsichtig bullish.
Langfristig gesehen wird die Weltwirtschaft wohl bald beim Supply ans Limit stosen (Demand kann ja nie höher werden), damit die Preise nach oben reissen um dann"dank" hoher Ã-lpreise in eine Rezession schliddern, in der die Preise wieder sinken werden.
Und wenn sie sich wieder aufgerappelt hat und das Tal wieder verlasse will, geht das ganze Spiel wieder von vorne los, nur dass jetzt noch weniger Ã-l zur Verfügung stehen wird und so weiter. Wir können uns also auf wesentlich höhere Ã-lpreise gefasst machen, mit starken Ausreissern in beide Richtungen.
Konfliktfelder mit den USA
Die Bekämpfung der Ã-lspekulation eröffnet Konfliktfelder mit den USA, deren Präsident George W. Bush als massiver Unterstützer der Ã-lindustrie gilt. So sind bisherige Initiativen von Bundeskanzler Schröder gegen Spekulation und für mehr Transparenz beim letzten Weltwirtschaftsgipfel im Juni in den USA von den Amerikanern zwar widerwillig auf die Tagesordnung gesetzt worden, aber passiert ist bislang nichts. Versuche des Internationalen Währungsfonds, Hedgefonds besser zu überwachen, stießen auf Grund amerikanischen Widerstandes ins Leere. Die Jodi-Initiative ( Joint Oil Data Initiative) der IEA hatte sich unlängst auf ihrer Tagung auf Bali zwar hehre Ziele gesteckt, um die Kommunikation zu stärken, doch außer Spesen konnte auch der deutsche Vertreter nichts Erfolgversprechendes melden.
>Erste positive Signale brachte kürzlich Finanzminister Hans Eichel vom Treffen der G7-Finanzminister mit. Mit Hilfe des englischen Vorsitzes wurde die Schröder-Initiative dort unterstützt. Auf eine Fortsetzung des Sinneswandels hoffen Schröders Experten beim Berliner Treffen der G 20. Dort wollen die Deutschen auch für einen effizienteren und sparsameren Umgang mit Energie eintreten. Hintergedanke ist dabei weniger die Verbesserung der eigenen Energiebilanz als der erneute Versuch, den größten Ã-lverschwender der Welt, die USA, zum Umdenken zu veranlassen.
No chance, denn wie meinte George 43 mal so schön:
"The american way of life is not negiotable"
Und damit es erst gar nicht soweit kommen kann, sorgt man zur Zeit ja gerade in Dutzenden von Ländern
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JoBar
18.11.2004, 10:58
@ Sorrento
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Re: Wie kommts, daß Schröders Berater diese Sicht rund ums Ã-l ignorieren? |
-->Weil es von Dir ein wenig zu schwarz gemalt wird?
Oder weil nicht sein kann was nicht sein darf?
Ganz verwegen finde ich aber die Idee, den Amerikanern ihren geheiligten"way of life" ausreden zu wollen. Nach den Anfangserfolgen mit den blauäugigen Deutschen sind Tittin & Co. jetzt anscheinend größenwahnsinnig geworden [img][/img]
J
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JoBar
18.11.2004, 11:41
@ Sorrento
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Hmm - und was ist das? Republikaner wollen Ã-lbohrungen in Alaska durchsetzen |
-->Donnerstag, 18. November 2004
Republikaner nicht zu halten - Ã-lbohrungen in Alaska
Nach dem Ausbau ihrer Mehrheit bei den Kongresswahlen vor zwei Wochen hat die Republikanische Partei von US-Präsident George W. Bush ihre Pläne für Ã-l- und Gasbohrungen in Naturschutzgebieten des Bundesstaates Alaska neu aufgegriffen. Der Senat in Washington plant, in den kommenden Monaten erneut über das Thema zu beraten, sagte am Mittwoch der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Bill Frist, vor US-Medien in Washington.
Die am Widerstand des bisherigen Senats gescheiterten Bohrungen im Arktischen Nationalpark in Alaska (ANWR) seien"ein sehr wichtiges Thema, weil Energiegewinnung in diesem Land ein sehr wichtiges Thema ist". Wäre die Ã-lförderung in dem Naturschutzgebiet bislang nicht an politischem Widerstand gescheitert,"hätten wir jetzt jeden Tag eine Million Barrel Ã-l mehr", sagte Frist.
US-Präsident George W. Bush zählt zu den Befürwortern von Ã-lbohrungen in dem fast acht Millionen Hektar großen Naturschutzgebiet in der Arktis. Zuletzt waren die Pläne vor anderthalb Jahren im Senat knapp gescheitert. Bei den Kongresswahlen am 2. November konnten die Republikaner ihre Mehrheit in der Parlamentskammer deutlich ausbauen.
...
aus http://www.n-tv.de/5451165.html
J
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Sorrento
18.11.2004, 11:43
@ JoBar
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Re: Wie kommts, daß Schröders Berater diese Sicht rund ums Ã-l ignorieren? |
-->>Weil es von Dir ein wenig zu schwarz gemalt wird?
>Oder weil nicht sein kann was nicht sein darf?
Hallo JoBar,
ganz so ahnungslos scheint man ja in der Bundesregierung nicht zu sein, denn wie schrieb Jochen Schulz so schön: (Ach ja, J. Schulz: diente 38 Jahren als Berufsoffizier der Luftwaffe und ist nun außenpolitischer Berater der Bundesregierung. Die letzten sechs Dienstjahre im Bundesministerium der Verteidigung im Stab des Generalinspekteurs eingesetzt. War davor zwölf Jahre in NATO-Gremien, davon sechs Jahre in NATO-Stäben.)
Jetzt und mittelfristig sind Erdöl und Erdgas als Bedingung von Wirtschaft, und damit von Entwicklung, Stärke und Einfluss, nicht zu ersetzen. Vor dem Hintergrund der erklärten „grand strategy“ der USA ist es daher mehr als auffällig, dass ein entscheidendes Thema bisher nur hinter verschlossenen Türen diskutiert wird, aber nicht Gegenstand einer (welt-)öffentlichen Debatte ist, wie das bei früheren „doomsday- Szenarien der Fall war. Die Fachleute nennen es „peak oil“. Volkswirte verweisen beruhigend auf die bekannten Vorkommen. Dies ist mit hoher Wahrscheinlichkeit irreführend, weil es am Kern des Problems vorbeigeht.
Die entscheidende Frage, so namhafte Ã-lgeologen, ist eine andere: Wann ist der Zeitpunkt erreicht, zu dem die weltweit höchste Förderkapazität unwiderruflich ihren Höhepunkt überschritten hat und dann kontinuierlich sinkt? Der Hintergrund: wenn 50% eines Ã-lfeldes ausgebeutet sind, werden der technische und Energieaufwand für den Rest exponentiell größer. Um 2010 soll es weltweit soweit sein. Gleichzeitig steigt jedoch die Nachfrage dramatisch an. China importiert bereits jetzt 20% der Weltfördermenge.
„The Cheney National Energy Report“ vom April 2001 4) in Verbindung mit den Prognosen der Geologen und der „grand strategy“ des PNAC-Dokumentes liefert stichhaltigere Erklärungen für die amerikanische Außen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik und die militärischen Interventionen der vergangenen Jahre als unsere transatlantischen White House- Astrologen in Politik und Medien. Dies gilt umso mehr, als die PNAC- Autoren keine Spindoktoren, sondern langjährige Amts- und Machtinhaber mehrerer Administrationen sind und führende Funktionen in der US- Ã-lindustrie inne hatten. Eine Liste der Staaten und Regionen, die sich - politisch oder militärisch - besonderer Aufmerksamkeit der USA erfreuen, gibt weiteren Aufschluss: Venezuela, Mexiko, Kolumbien, Sudan, die westafrikanische Küste (Sao Tomé, Principe), Algerien und Marokko, Libyen mit den aufschlussreichen Entwicklungen der letzten Wochen (bei RWE ist man not amused), Georgien und das Kaukasusgebiet, die ehemaligen islamischen Sowjetrepubliken, der Mittlere und Nahe Osten, Indonesien, Afghanistan, Japan, Korea. Die Dislozierung amerikanischer Streitkräfte in der Welt und die Bemühungen um Bereitstellung von Militärstützpunkten in (öl-) strategisch wichtigen Regionen bis hin zur Besetzung eines Landes haben eine klare Botschaft: Wir wollen die Kontrolle über die wirtschaftliche Entwicklung unserer Rivalen sicherstellen, indem wir bestimmen, wer wie viel Ã-l zu welchem Preis erhält.
„Let’s look at it simply. The most important difference between North Korea and Iraq is that economically, we just had no choice in Iraq. The country swims on a sea of oil.” 5)
Deutlicher geht es nicht mehr. Den aufmerksamen Zuhörer der „Autumn Lunch Speech“ des Chief Executive Officer von Halliburton und heutigen Vizepräsidenten Dick Cheney war schon 1999 klar, wohin die Reise gehen würde. 6) Cheney warf die Frage auf, woher die um 2010 weltweit benötigten zusätzlichen 50 Millionen Barrel täglich kommen sollten, wenn Regierungen und nationale Ã-lgesellschaften 90% der Ã-lfelder kontrollierten. Zur Größenordnung: Der prognostizierte Zusatzbedarf machte 1999 fast zwei Drittel der Weltfördermenge aus. Cheney sah also die nationale Verfügungsgewalt als eines der Hauptprobleme an. Deswegen begann die Ausarbeitung militärischer Optionen für einen Regimewechsel im Irak bereits acht Monate vor dem 11.September 2001. 7)
Quelle, ein wirklich empfehlenswerter Artikel, der Mann hat Weitsicht!
Die Cheney-Rede von 1999 findest du übrigens hier, diese ist etwas länger, aber nicht desto trotz sehr aufschlussreich.
Zum"Meinungsbildungsprozess" der Grossteils"unserer" Volksvertreter habe ich hier schon mal was geschrieben.
Und nun kommt die Gretchenfrage:
Wem gestehst du in der Erkennung dieses Problems die realistischere Sicht zu: den Ex-Ã-lbossen in der amerikanischen Regierung oder den Ex-Lehrern, den Steinewerfern, beamten und Funktionären in der deutschen Regierung bzw. Parlament?[img][/img]
Ganz ahnungslos ist man aber wohl auch nicht, denn die neuen Notstandsgesetze fielen ja auch nicht einfach so vom Himmel.
>Ganz verwegen finde ich aber die Idee, den Amerikanern ihren geheiligten"way of life" ausreden zu wollen. Nach den Anfangserfolgen mit den blauäugigen Deutschen sind Tittin & Co. jetzt anscheinend größenwahnsinnig geworden.
Naja, mittel- bis langfristig gibt es für alle Länder nur zwei Wege:
1) Entweder sparen bzw. durch andere Energiequellen substituieren oder
2) sich auf Kosten des Rest der Welt an den schwindenden Reserven zu bereichern.
Tertium non datur!
Der amerikanische Weg ist offensichtlich, Deutschland kann sich den im Moment nicht erlauben (die Grünen versuchen den ersteren so gut es geht!), aber schaue dir unter diesem Blickwinkel doch mal die geplante Europäische Verfassung an, Militarisierungszwang etc., anscheinend wird hier mittelfristig auch der zweite Weg eingeschlagen...
gruss,
Sorrento
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Sorrento
18.11.2004, 11:54
@ JoBar
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wo siehst du hier den Zusammenhang? |
-->>Donnerstag, 18. November 2004
>Republikaner nicht zu halten - Ã-lbohrungen in Alaska
>Nach dem Ausbau ihrer Mehrheit bei den Kongresswahlen vor zwei Wochen hat die Republikanische Partei von US-Präsident George W. Bush ihre Pläne für Ã-l- und Gasbohrungen in Naturschutzgebieten des Bundesstaates Alaska neu aufgegriffen. Der Senat in Washington plant, in den kommenden Monaten erneut über das Thema zu beraten, sagte am Mittwoch der republikanische Mehrheitsführer im Senat, Bill Frist, vor US-Medien in Washington.
Hi Jobar,
Man holt sich halt noch so viel man kriegen kann, die neue Förderung in Alaska wird den Niedergang der Förderung in den USA kaum grossartig aufhalten können, dazu sind die Reserven viel zu gering:
einh. Förderung in den USA in Gigabarrel p.a.:
Laut USGS werden dort ca. 3,2 Mrd. Barrel vermutet, bei einem Eigenbedarf der USA von ca. 20 Mio Barrel/Tag entspräche dies rechnerisch gerade mal dem Bedarf von 160 Tagen. Bis aus diesen Quellen das erste Ã-l an die Tankstellen gelangt, dürften so an die 5 bis 8 Jahre vergehen, bringt jetzt also rein gar nix.
Gleichzeitig stellt die ANWR die letzte grössere Ansammlung von billig zu förderndem Ã-l dar, danach hat man in den USA fast nur noch kleinere Quellen mit hohen Förderkosten.
Fazit: ist nur eine kleinere Verschnaufpause mit eher psychologischem Effekt.
gruss,
Sorrento
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JoBar
18.11.2004, 12:08
@ Sorrento
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Re: wo siehst du hier den Zusammenhang? -- Es wird doch gebohrt ;) |
-->>Laut USGS werden dort ca. 3,2 Mrd. Barrel vermutet, bei einem Eigenbedarf der USA von ca. 20 Mio Barrel/Tag entspräche dies rechnerisch gerade mal dem Bedarf von 160 Tagen. Bis aus diesen Quellen das erste Ã-l an die Tankstellen gelangt, dürften so an die 5 bis 8 Jahre vergehen, bringt jetzt also rein gar nix.
>Gleichzeitig stellt die ANWR die letzte grössere Ansammlung von billig zu förderndem Ã-l dar, danach hat man in den USA fast nur noch kleinere Quellen mit hohen Förderkosten.
>Fazit: ist nur eine kleinere Verschnaufpause mit eher psychologischem Effekt.
Es tut sich doch was.
Und: Ist Psychologie nicht das ein und alles?
J
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Sorrento
18.11.2004, 12:21
@ JoBar
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Letzten Endes ist es die Geologie die zählt |
-->Hi,
>>Fazit: ist nur eine kleinere Verschnaufpause mit eher psychologischem Effekt.
>Es tut sich doch was.
Klar und damnächst haben wir über 2 Millionen Barrel/Tag durch natürliche Erschöpfung plus >4 Mio Barrel Nachfrageerhöhung bis Ende 2005, da bringen die vielleicht 1,0 Mio Barrel aus dem ANWR natürlich die Rettung *lol* Und wie schon gesagt: frühestens in 5 Jahren wirst du den ersten Tropfen von dort sehen, sollen die SUVS solange in der Garage stehen bleiben?
Zu den neuen Projekten im Ã-lsektor bis 2010 gibt eine schöne Übersicht:
Mr Skrebowski, who is editor of the UK trade magazine Petroleum Review, compiles and regularly updates the details of planned major oil-development projects, as reported by the oil companies. The list contains all announced projects with at least 500 million barrels of estimated reserves and the claimed potential to produce 100,000 barrels a day or greater.
Using that list, ODAC examined three demand-growth scenarios of one, two and three percent a year to illustrate the likely range of outcomes. It also assumed that the combined annual rate of production losses from those countries where output is now permanently declining would remain constant each year, despite evidence that it appears to be accelerating and the likelihood that more producers may go into decline soon.
“The effect of depletion in mature oil-producing regions is now becoming a much more significant factor in the supply-demand equation,” Mr Skrebowski noted.
According to data from the latest BP Statistical Review of World Energy, 18 major oil-producing countries are now past their peak production, and their combined annual output dropped by over a million barrels a day in 2003. This group of countries now accounts for almost 29 percent of total world production...
Of the 68 confirmed projects that ODAC analysed, 56 are due to come on stream in the next three years. Seven are scheduled to start pumping oil in 2008, three in 2009 and just two in 2010. Since it takes, on average, six years from first discovery for a major project to start producing oil, any other new projects approved now would be unlikely to add further supplies until after 2010.
“It is disturbing to see such a dramatic fall-off of new project commitments after 2007, and not more than a handful of tentative projects into the next decade,” Mr Skrebowski said.
“This could very well be a signal that world oil production is rapidly approaching its peak, as a growing number of analysts now forecast
[/i]
>Und: Ist Psychologie nicht das ein und alles?[/b]
Naja, wenn sich die Erkenntnis von dem nahenden Peak auf wirklich breiter Front durchsetzen würde, wäre die Panik gross und die Panikkäufe würden den Preis in schwindelnde Höhe steigen lassen. So gesehen... andernseits wäre ein Einstieg in den Umstieg in 10 Jahren noch viel schwieriger zu bewerkstelligen bzw. die Opfer dabei noch grösser.
gruss,
Sorrento
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