subito
28.11.2004, 11:38 |
@Popeye: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausch Thread gesperrt |
-->Hallo Popeye!
Vielen Dank für Ihren ausgezeichneten Beitrag!
Ob Geld entsteht oder möglicherweise sogar verschwindet, hängt davon ab, was genau mit dem neuen Aktivposten und dem neuen Passivposten der China-ZB passiert.
Wir wissen, daß es sich in den USA um ein Fractional Reserve System handelt. Wir nehmen dies für China auch an.
A. 100.000 USD Aktivposten der China-ZB
A.1.
Die 100.000 USD könnte die China-ZB als Guthaben bei der anonymen US-Bank halten. In diesem Fall bucht diese US Bank nur auf der Passivseite vom Konto der USA-K auf das der China-ZB um. Geld entsteht hier nicht und verschwindet auch nicht. Tatsächlich gibt es diesen Fall in der Praxis wohl nicht.
A.2.
Die 100.000 USD werden von der China-ZB bei der FED gehalten. In diesem Fall wird Zentralbankgeld (also M0, auch"hot money" oder"Reserves" genannt) vom FED Konto der anonymen US-Bank auf das FED Konto der China-ZB umgebucht. Die anonyme US-Bank verliert Reserven und muß wahrscheinlich die Höhe der von ihr vergebenen Kredite reduzieren. Dabei verschwindet Buchgeld von der Passivseite der Bank, in anderen Worten, es verschwinden Sichtguthaben. Die Geldmenge M1 wird kleiner und zwar möglicherweise um ein vielfaches (Stichwort Multiplikator) des Reservenverlustes.
A.3.
Die 100.000 USD werden von der China-ZB als Banknoten gehalten. Auch Banknoten sind M0. Das Ergebnis ist das gleiche wie A.2. Allerdings hat die China-ZB Kontrolle über ihr Guthaben, falls die Noten in einem Safe in China liegen. Das könnte einmal wichtig werden.
A.4.
Die China-ZB kauft für 100.000 USD US Staatspapiere. Zunächst wird vom FED Konto der anonymen US-Bank auf das FED Konto der China-ZB umgebucht. Dabei verschwindet wahrscheinlich Buchgeld, siehe A.2. Dann wird für den Kauf der Staatspapiere vom China-ZB FED Konto auf das FED Konto derjenigen US Geschäftsbank umgebucht, bei der der Bond-Makler sein Konto hat. Die Geschäftsbank hat nun höhere Reserven und kann neue Kredite und damit Buchgeld produzieren. Ob neues Geld entsteht oder verschwindet hängt von dem Verhalten der beiden US Banken ab. Im Durchschnitt dürfte die Buchgeldreduzierung bei der einen Bank der Buchgelderhöhung bei der anderen Bank entsprechen, so daß per Saldo M1 durch diese Transaktionen nicht geändert wird.
B. 830.000 YUAN Passivposten der China-ZB
B.1.
China-ZB zahlt 830.000 YUAN direkt an China-V. Neues Geld wird produziert und liegt im Safe von China-V.
B.2.
China-ZB zahlt 830.000 YUAN an die Geschäftsbank von China-V. Diese Bank erhält neues M0 und kann die Bilanz um ein vielfaches von 830.000 YUAN (Multiplikator) verlängern, also um ein vielfaches Sichtguthaben produzieren.
Bemerkungen
Fall B.2. hat es in sich. Rufen wir uns in Erinnerung, wie die FED funktioniert. Die FED vergibt keine Kredite und setzt auch keine Zinsen fest (außer am Discount Window, das kaum noch Bedeutung hat), sondern die FED kauft und verkauft US Staatspapiere und erhöht oder senkt damit die den Geschäftsbanken zur Verfügung stehenden Reserven, also M0. Damit übt sie Einfluß auf die kurzfristigen US Zinsen aus. Das Verfahren heißt Offenmarktpolitik (open market operations).
Im Fall B.2. verhält sich die China-ZB nicht anders als die FED, nur daß sie keine chinesischen Aktiva kauft sondern eben US Aktiva und dabei M0 erhöht. Falls China ein Fractional Reserve System hat passiert dort das gleiche wie in den USA.
Bleibt die Frage nach der Bedeutung, der Größenordnung, den Auswirkungen dieser Buchungen.
In seinem Buch "The Dollar Crisis" (2003) untersucht Richard Duncan die Auswirkungen der asiatischen USD Währungsreserven. Jedem, der sich für das Thema interessiert, sei dieses Buch dringend empfohlen. Auf Seite 13 schreibt Duncan:
"The enormous surge in foreign exchange held by central banks came about chiefly because of the large, persistent current account deficits experienced by the United States during this period. In those countries where central bank reserves increased most sharply, Japan in the 1980s and most of the other countries in Asia in the mid-1990s, excessive credit expansion caused an investment boom and asset price inflation in equity and property prices. Eventually over-investment produced overcapacity, falling prices and falling profits that culminated in the stock-market crashes, corporate bankruptcies, bank failures, and deflation"
Übersetzung
"Der enorme Anstieg der von Zentralbanken gehaltenen Währungsreserven ging hauptsächlich auf die großen, dauerhaften Leistungsbilanzdefizite der Vereinigten Staaten während dieser Zeit zurück. In den Ländern, in denen die Währungsreserven am schnellsten stiegen, Japan in den achtzigern und den meisten anderen Ländern Asiens in der Mitte der neunziger Jahre, führte exzessive Kreditexpansion zu einem Investitionsboom und einer Preisinflation in Aktien und Immobilien. Schließlich führten überschüssige Investitionen zu Überkapazitäten, fallenden Preisen und fallenden Gewinnen, die in Zusammenbrüchen der Aktienmärkte, Firmen- und Bankpleiten und Deflation kulminierten."
Hat Duncan wirklich recht? Sind US Leistungsbilanzdefizite von 500 Milliarden USD pro Jahr gemessen am Handel und Inlandsprodukten der beteiligten Länder überhaupt nennenswert in ihrer Größenordnung?
Nehmen wir an, daß jährlich die Hälfte von 500 Mia USD also 250 Mia USD von Zentralbanken gekauft wird. Der Rest landet möglicherweise in Banken, die kein M0, und Fonds, die kein M1 produzieren können. Jährlich würde M0 also um ca. 250 Mia USD steigen.
Vergleichen wir diesen Betrag mit M0 im FED System. Am 31.12.2002 hatte die Bilanz des FED Systems eine Summe von 731 Mia USD. Von diesem Betrag waren 654 Mia ausstehende Banknoten und 23 Mia Guthaben von Banken bei der FED. Erstaunlicherweise besteht der Großteil der M0 Reserven der US Banken nicht aus den 23 Mia Guthaben sondern aus"Vault Cash", also Banknoten, die in den Tresoren der Banken liegen. Diese Banknoten machen etwa 80% der Reserven aus und die Guthaben so etwa 20%. Insgesamt und ziemlich grob geschätzt dürften die Reserven der US Banken bei etwa 100 Mia USD liegen.
Wenn das gesamte US Bankensystem auf 100 Mia USD Reserven aufgebaut ist, dann ist eine jährliche Erhöhung von M0 durch die anderen Zentralbanken um 250 Mia USD pro Jahr ein ziemlich großer Batzen.
Die Auswirkung der US-Leistungsbilanzdefizite über Fall B.2., also neues M0 in Asien und Multiplikation durch die dortigen Geschäftsbanken, ist in ihren Wirkungen kaum zu unterschätzen. In der Praxis ist die Frage nämlich nicht, ob durch die US Leistungsbilanzdefizite Geld entsteht, sondern die Frage ist, ob diese erstaunliche Geldproduktion auch nur gebremst werden kann, ohne eine Weltwirtschaftskrise auszulösen.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß der Effekt von Leistungsbilanzdefiziten von deren Finanzierung abhängt. Die Wirkung von Leitungsbilanzdefiziten, die durch Zentralbanken in Fractional Reserve Systemen finanziert werden, ist sehr groß.
Gruß
subito
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Popeye
28.11.2004, 12:21
@ subito
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Re: @Popeye: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hallo, @subito, Danke & Geduld bitte - muss gerade die Diplomarbeit meines Sohnes durchsehen und antworte in der nächsten"schöpferischen Pause".
Gruß
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Popeye
28.11.2004, 14:02
@ subito
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Re: @Popeye: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hallo @subito,
ich konnte alle Beispiele nachvollziehen. Einig sind wir uns sicherlich, dass (auch in meinem ursprünglichen Beitrag) einige Dinge im Verkehr mit der Zentralbank einfach nicht so ablaufen. In der Praxis kauft/verkauft oder beleiht eine ZB nur bestehende Forderungen vom Markt und erteilt im Gegenzug Gutschriften/Belastungen in M0 auf den bei ihr geführten Konten der Banken.
A.2. ist gedanklich verwandt mit meinem Fall C und spiegelt den „klassischen Ausgleichsmechanismus“ zum Ausgleich eines Leistungsbilanzüberschusses/defizits wieder - monetäre Kontraktion im Defizit-Land - monetäre Expansion im Überschuss-Land mit entsprechenden Nachfrage/Preis-Effekten.
Aber die Forderung von China-ZB (Zentralbankguthaben eines Gebietsfremden= Auslandsschulden der USA) existiert solange weiter, bis die USA über den oben angedeuteten Mechanismus einen Leistungsbilanzüberschuss erwirtschaften.
A.4. ist aus meiner Sicht nicht ganz richtig, denn hier werden ja Staatsanleihen gekauft, die letztendlich zu einem entsprechenden Guthaben des Staates bei der Zentralbank führen. Solange die Guthaben sich dort befinden hat dies - über Giralgeldmultiplikator - einen schrumpfenden Effekt auf M0 im Bankensystem.
Erst wenn der Staat wieder Geld ausgibt läuft die Maschine wieder rund.
B.2. ist richtig und entspricht spiegelbildlich A.2. und ist ein „gewollter Effekt“ hinsichtlich des Ziels „Ausgleich der Leistungsbilanz“ - siehe Kommentar zu A.2..
Die „Gretchenfrage“, die Du mit dem Duncan-Zitat anstößt ist (aus meiner Sicht) nicht das laufende Leistungsbilanzdefizit von 500 bis 600 Mrd. USD (ca. 6% des BIP). Isoliert betrachtet ist das tatsächlich keine Größenordnung, die Furcht und Schrecken einlösen muss.
Das was Furcht und Schrecken auslöst ist das damit zwangsläufige verbundene Anwachsen der Außenverschuldung der USA - in einer Währung die eben noch den Staus einer „Reservewährung“ hat.
Die zeitnahe Drohung daraus wiederum ist die Auswirkung einer massiven Dollarabwertung auf die Zentralbankbilanzen der Gläubigerländer. An die internen Anpassungsprozessen, die in den USA laufen müssten, um einen Leistungsbilanzüberschuss zu erwirtschaften (und an die Folgen für den Rest der Welt) will ich gar nicht denken.
Grüße und Dank für den interessanten Beitrag!
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subito
28.11.2004, 15:41
@ Popeye
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M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hallo Popeye!
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Für die Auswirkungen in den USA ist Punkt A.4. der wichtige. Sie schreiben:
"A.4. ist aus meiner Sicht nicht ganz richtig, denn hier werden ja Staatsanleihen gekauft, die letztendlich zu einem entsprechenden Guthaben des Staates bei der Zentralbank führen. Solange die Guthaben sich dort befinden hat dies - über Giralgeldmultiplikator - einen schrumpfenden Effekt auf M0 im Bankensystem.
Erst wenn der Staat wieder Geld ausgibt läuft die Maschine wieder rund."
Sehr geehrter Popeye, ich glaube, daß das technisch ganz schön falsch ist, was Sie da sagen. Wie gesagt, ich glaube...
Die China-ZB kauft US Staatsanleihen, die bereits im Markt sind. Wahrscheinlich tut sie das nicht selbst, sondern bittet die FED die Papiere zu kaufen und zu halten. Möglicherweise hat die China-ZB auch ein Konto bei der US Schuldenverwaltung. Papier selbst ist nicht mehr zu haben. Gekauft wird von Wertpapiermaklern an der Wall Street. Diese Häuser haben sowohl eine Zulassung für die Treasury Auktionen als auch eine Zulassung für die FED Auktionen. Der Vorgang ist schließlich neutral für M0 und M1.
Wichtig ist, daß der Kauf der China-ZB zu höheren Preisen für US Staatsanleihen und zu niedrigeren Zinsen in den USA führt. Das ist die entscheidende Wirkung in den USA. An welchem Ende der Fristigkeit hängt vom Portfolio der China-ZB ab. Einen direkten Effekt auf M0 oder M1 gibt es nicht. Der wichtige Effekt sind die sinkenden US Zinsen, die allerdings über sekundäre Effekte nun wieder zu M1 führen und mehr Leistungsbilanzdefizit.
Der Effekt auf einen möglichen Wechselkurs, den es bei der Bindung des YUAN an den USD nicht gibt, ist wohl sehr schwierg abzuschätzen. Bei Experten liest man, dass die Devisenmärkte am schwierigsten von allen Märkten zu verstehen und zu schätzen sind.
Bitte noch einmal die Größenordnungen anschauen: In den USA wurden bisher lediglich 100 Mia M0 gebildet. Würde die FED US Langläufer (Bonds) in einem nennenswerten Umfang kaufen, der den langen Preis erhöht und die langen Zinsen senkt, müsste sie ihre 731 Mia USD Bilanz um die hunderte von Mia USD aufblähen, die die asiatischen Zentralbank besitzen und kaufen. Das würde ihre M0 Politik zerstören und die eigene Währung auch. Das, was die FED nicht kann, können aber die asiatischen ZBs.
Sollten die asiatischen ZBs ihre Portfolios verkaufen oder auslaufen lassen und dafür M0 bei der FED verlangen, wovon es nur 100 Mia USD gibt, könnten die asiatischen ZBs das US Finanzsystem zerstören. Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.
Der Effekt in den USA sind also hauptsächlich niedrigere Zinsen mit all den schönen Dingen, die man damit machen kann, aber keine direkte Geldvermehrung/Verminderung.
Der Effekt in Asien ist kurz gesagt Boom und eben auch Bust. Auch hier wieder die Größenordnung: 100 Mia USD M0 in den USA (seit 1913!) und und ein vielfaches davon an Zuwachs jährlich (!) in Asien. Das Wichtige geschieht in den Ländern, die M0 produzieren.
Deshalb Boom in China, Ã-l oben, kein Koks, kein Stahl, deutscher Export gut, etc.
Nochmals die Empfehlung für Duncans Buch: Das Buch ist meiner Meinung nach ein Meilenstein. Es ist kurz gehalten, voller (meistens exponentiell) verlaufender Grafiken, die auf harten Zahlenfakten beruhen (IMF), gut organisiert und die Argumente sind schlüssig. Für den interessierten geradezu ein spannender Thriller.
Gruß
subito
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Popeye
28.11.2004, 15:51
@ subito
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hallo, @subito
recht so:
Sehr geehrter Popeye, ich glaube, daß das technisch ganz schön falsch ist, was Sie da sagen. Wie gesagt, ich glaube
Nur um das Thema vom Tisch zu haben: Ich dachte an Neuemmissionen von Treasuries, wenn"vom Markt" hast Du Recht!!
Ob ich zu einer ausführlichen Antwort noch heute komme kann ich nicht versprechen.
Grüße
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dottore
28.11.2004, 18:17
@ subito
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hi,
falls ich darf...
>Die China-ZB kauft US Staatsanleihen, die bereits im Markt sind.
Ja, ausschließlich.
>Wahrscheinlich tut sie das nicht selbst, sondern bittet die FED die Papiere zu kaufen und zu halten.
Nein. Die FED (Washington) tut das sowieso nicht. Es kämen nur Fed Banks in Frage. Die aber machen nur Geschäfte mit ihren Member Banks (Geschäftsbanken). China unterhält mit Sicherheit Konten bei solchen GBs und kann diese GBs bitten, nach Anweisung zu disponieren, z.B. Bonds am Markt zu kaufen.
>Möglicherweise hat die China-ZB auch ein Konto bei der US Schuldenverwaltung.
Nein. US Treasury ist keine Geschäftsbank, bei der man Konten halten könnte. Umgekehrt hält sie Konten bei GBs - genau wie deutsche öffentliche Körperschaften Konten bei GBs halten. Aber niemand in Deutschland und auch kein Ausländer ein Konto bei einer öffentlichen Hand halten kann. Er könnte nur Konten bei den GBs (inkl."staatsnahen" wie KfW) halten, bei denen die öffentlichen Hände auch Konten halten.
>Papier selbst ist nicht mehr zu haben. Gekauft wird von Wertpapiermaklern an der Wall Street. Diese Häuser haben sowohl eine Zulassung für die Treasury Auktionen als auch eine Zulassung für die FED Auktionen.
Es gibt keine gesonderten Fed-Auktionen. Die Fed Banks operieren als Agenten von US Treasury und verauktionieren deren Papiere. Genau wie die Bundesbank als Agent des Bundes die Anleihen usw. des Bundes am Markt (konkret: den zugelassenen Mitgliedern des Emissionskonsortiums) anbietet.
>Der Vorgang ist schließlich neutral für M0 und M1.
Ja.
>Wichtig ist, daß der Kauf der China-ZB zu höheren Preisen für US Staatsanleihen und zu niedrigeren Zinsen in den USA führt.
Jeder Kauf von Titeln führt tendenziell zu deren Höherbewertung. Aber gekauft kann nicht mit dem"Erlös" aus diesen Titeln, sondern nur gegen vorhandenen oder beschafften Cash. Die Titel (Laufzeit z.B. 5 Jahre) können immer nur gegen tägliche Fälligkeit (Cash) erworben werden und nicht gegen 2-Jahres-Titel"eingetauscht" werden. Falls man doch von 2 auf 5 Jahre wechseln will, muss man erst die 2-Jahrestitel am Markt verkauft haben.
>Das ist die entscheidende Wirkung in den USA. An welchem Ende der Fristigkeit hängt vom Portfolio der China-ZB ab. Einen direkten Effekt auf M0 oder M1 gibt es nicht.
Richtig.
>Der wichtige Effekt sind die sinkenden US Zinsen, die allerdings über sekundäre Effekte nun wieder zu M1 führen und mehr Leistungsbilanzdefizit.
Ist kein MO verfügbar, müssen Titel verkauft werden, was deren Kurs drückt, bzw. die Zinsen steigen lässt. Erst dann können länger laufende Titel angefasst werden (Renditen/Zinsen tendenziell runter). Es läuft auf eine Zinsarbitrage hinaus, bei der letztlich nur sehr wenig zu verdienen ist.
>Der Effekt auf einen möglichen Wechselkurs, den es bei der Bindung des YUAN an den USD nicht gibt, ist wohl sehr schwierg abzuschätzen. Bei Experten liest man, dass die Devisenmärkte am schwierigsten von allen Märkten zu verstehen und zu schätzen sind.
>Bitte noch einmal die Größenordnungen anschauen: In den USA wurden bisher lediglich 100 Mia M0 gebildet.
Die wurden nicht"gebildet", sondern mehr wird nicht benötigt, weil es sonst beschafft worden wäre.
>Würde die FED US Langläufer (Bonds) in einem nennenswerten Umfang kaufen, der den langen Preis erhöht und die langen Zinsen senkt, müsste sie ihre 731 Mia USD Bilanz um die hunderte von Mia USD aufblähen, die die asiatischen Zentralbank besitzen und kaufen. Das würde ihre M0 Politik zerstören und die eigene Währung auch. Das, was die FED nicht kann, können aber die asiatischen ZBs.
Das können sie, müssten dann aber M0 dispositionslos halten (es wäre also Nicht-M0, sondern nur eine statistische Größe) - und wozu USD halten (oder auch in den Tresor legen), wenn man mit dem Kauf von Titeln Zinsen verdienen kann, die man letztlich auch verdienen muss, siehe die erschütternden Bilanzen von EZB und Buba.
>Sollten die asiatischen ZBs ihre Portfolios verkaufen oder auslaufen lassen und dafür M0 bei der FED verlangen, wovon es nur 100 Mia USD gibt, könnten die asiatischen ZBs das US Finanzsystem zerstören.
Nein. Das MO müsste ihnen der Markt spendieren, eine Direkteinreichung bei den Fed Banks brächte gar nichts, da diese (als Agenten) nur dann einlösen würden, wenn sie bereits vor Einlösung von US Treasury beguthabt worden wären. Wenn die Treasury nichts mehr gibt (Schuldendeckel oder was auch immer), wäre dies der US-Staatsbankrott. Um selbst an M0 zu kommen, muss also die Treasury rechtzeitig zum Refunding schreiten. Das kann, muss aber nicht den KM belasten. Grund: Wer ohnehin in Titeln angelegt hatte (also das Geld nur zum Gezeigtwerden und nicht zum Ausgaben braucht), will dies normalerweise gerne fortsetzen.
>Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.
Der maximum damage liefe nach wie vor darauf hinaus, dass die Nicht-USD-ZBs Dollar wegschließen könnten (als Noten) und dass die Zinsen der Titel, die am Markt diese Noten beschaffen können, steigen.
>Der Effekt in den USA sind also hauptsächlich niedrigere Zinsen mit all den schönen Dingen, die man damit machen kann, aber keine direkte Geldvermehrung/Verminderung.
Bei den in Frage stehenden Summen, die täglich am Bond-Markt umgehen, wären das side shows.
>Der Effekt in Asien ist kurz gesagt Boom und eben auch Bust.
Genau so wird's kommen, man vergleiche dazu den Ablauf der 70er (mit Pegging-Versuchen) in Europa, speziell BRD.
>Auch hier wieder die Größenordnung: 100 Mia USD M0 in den USA (seit 1913!) und und ein vielfaches davon an Zuwachs jährlich (!) in Asien.
Was in Asien wächst, ist nicht MO in USD, sondern es sind US-Titel (also Laufzeit und entsprechende Zinserträge). Dass die US-Gov-Titel rasant wachsen, ist bekannt. Was rasante Titel-Zuwächse letztlich bewirken, ist am Beispiel Japans (hier kürzlich gezeigt) bestens zu studieren. Zero.
>Das Wichtige geschieht in den Ländern, die M0 produzieren.
>Deshalb Boom in China, Ã-l oben, kein Koks, kein Stahl, deutscher Export gut, etc.
>Nochmals die Empfehlung für Duncans Buch: Das Buch ist meiner Meinung nach ein Meilenstein. Es ist kurz gehalten, voller (meistens exponentiell) verlaufender Grafiken, die auf harten Zahlenfakten beruhen (IMF), gut organisiert und die Argumente sind schlüssig. Für den interessierten geradezu ein spannender Thriller.
Wo immer Staatsverschuldung auftritt, wird es exponentiell. Das liegt in der Natur des politischen Geschäftes, das den Wähler mit seinem eigenen Geld besticht. Die einen bekommen es sofort (M0), die anderen das selbe Geld noch einmal mit Zins und Zinseszins. Ersteren wird es gezahlt (Sozialtransfer o.ä.). Letzteren wird es gezeigt und flugs wieder per weiterer Verschuldung vorgetragen.
Gruß!
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Popeye
28.11.2004, 18:23
@ subito
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hallo, @subito,
ich greif mir mal diesen Satz raus, der ja den Kern der Drohung umschreibt.
Sollten die asiatischen ZBs ihre Portfolios verkaufen oder auslaufen lassen und dafür M0 bei der FED verlangen, wovon es nur 100 Mia USD gibt, könnten die asiatischen ZBs das US Finanzsystem zerstören. Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.
Wie soll ich mir das vorstellen: „Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen.“?
Wie will sich die FED gegen das Auslaufen der Titel wehren?
Wie will sie die asiatischen ZBs zwingen statt Zentralbankguthaben zu halten Titel zu kaufen?
Wie will sie die asiatischen Zentralbanken daran hindern z.B statt USD Euro zu halten? Oder Gold?
Alles was die FED außerhalb der üblichen Usancen und Zentralbankregeln tun würde, hätte wohl schlagartig absolutes Chaos zur Folge.
Qui bono? Quid bono?
Gruß & Dank!
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subito
28.11.2004, 21:04
@ Popeye
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M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Vielen Dank Popeye:
>Sollten die asiatischen ZBs ihre Portfolios verkaufen oder auslaufen lassen und dafür M0 bei der FED verlangen, wovon es nur 100 Mia USD gibt, könnten die asiatischen ZBs das US Finanzsystem zerstören. Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.
>Wie soll ich mir das vorstellen: „Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen.“?
>Wie will sich die FED gegen das Auslaufen der Titel wehren?
>Wie will sie die asiatischen ZBs zwingen statt Zentralbankguthaben zu halten Titel zu kaufen?
>Wie will sie die asiatischen Zentralbanken daran hindern z.B statt USD Euro zu halten? Oder Gold?
>Alles was die FED außerhalb der üblichen Usancen und Zentralbankregeln tun würde, hätte wohl schlagartig absolutes Chaos zur Folge.
Ich wollte mit dem ersten Absatz oben nur die Größenordnung verdeutlichen und auch ein wenig mit Gedanken spielen. Ernst ist das wohl nicht. Aber sollten ausl-ZBs oder auch andere Investoren ihre Titel verkaufen und in Noten-M0 umwandeln muß die FED die Druckerpressen Tag und Nacht laufen lassen. Selbst gewöhnliche sterbliche wie wir können M0 in Form von Banknoten erhalten. Die ZBs können wohl zusätzlich M0 Konten bei der FED haben - vermute ich. Jedenfalls M0 als Banknoten kann jeder bekommen. Theoretisch (wieder ein Gedankenspiel) könnte eine ausl-ZB mit 100 Mia USD in Noten ein dem FED System paralleles System aufbauen. Das wäre faszinierend!
Sieht man von etwa 500 Mia USD ausstehenden Noten ab, die in den USA und im Rest der Welt verstreut sind, sind vermutlich alle USD Guthaben von Ausländern und auch ausl-ZBs in den USA und damit unter schließlich auch gesetzgeberischer Kontrolle der FED. Man kann zwar ein USD Konto etwa in der Schweiz oder in Deutschland haben. Sicherlich ist dieses Konto dann mit 1% oder wahrscheinlich noch weniger Banknotenreserven (von den 500 Mia USD), die in der Schweiz oder Deutschland physisch vorhanden sind, gesichert. Tatsächlich kann die schweizerische oder die deutsche Bank das USD Guthaben nur halten, wenn sie entsprechende Forderungen gegen eine US Geschäftsbank hat. Vermutlich... Wäre interessant wenn jemand hierzu etwas beisteuern könnte.
Auch die US Staatstitel sind inzwischen nur noch Buchungen in US Computern. Niemand kann mit diesen"Titeln" einen Markt in Asien oder sonstwo aufbauen oder die Titel dort verkaufen wenn die USA dies nicht wollen.
Die FED kann sich nicht gegen das Auslaufen der Titel wehren und nicht gegen die Umschichtung in EUR. Weil sich (vermutlich) die Infrastruktur für praktisch alle auf USD lautende Titel in den USA befindet sind diese Titel nur frei handelbar, wenn die USA es wollen. Das ist für die USA eine sehr schöne Versicherung in einen sehr extremen Ernstfall, in dem das Chaos herrschen würde.
Die ernsthafte Problemlage ist im Moment folgende:
Überinvestition in Asien führt zu
niedrigeren Preisen für Computern etc. und bald auch für Autos bei
steigenden Preisen für Rohstoffe.
Gewinne weltweit stehen unter Druck.
Und diese Überhitzung führte bis jetzt nirgendwo zu steigenden Zinsen!
Aus dem Bauch heraus würde man bei steigenden und großen Außenhandelsdefiziten steigende Zinsen erwarten. Nichts dergleichen bis jetzt.
What a beautiful thing!
Gruß
subito
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subito
28.11.2004, 21:52
@ dottore
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->>Hi,
>falls ich darf...
Ja, gerne.
>>Wahrscheinlich tut sie das nicht selbst, sondern bittet die FED die Papiere zu kaufen und zu halten.
>Nein. Die FED (Washington) tut das sowieso nicht. Es kämen nur Fed Banks in Frage. Die aber machen nur Geschäfte mit ihren Member Banks (Geschäftsbanken). China unterhält mit Sicherheit Konten bei solchen GBs und kann diese GBs bitten, nach Anweisung zu disponieren, z.B. Bonds am Markt zu kaufen.
Danke.
>>Möglicherweise hat die China-ZB auch ein Konto bei der US Schuldenverwaltung.
>Nein. US Treasury ist keine Geschäftsbank, bei der man Konten halten könnte. Umgekehrt hält sie Konten bei GBs - genau wie deutsche öffentliche Körperschaften Konten bei GBs halten. Aber niemand in Deutschland und auch kein Ausländer ein Konto bei einer öffentlichen Hand halten kann. Er könnte nur Konten bei den GBs (inkl."staatsnahen" wie KfW) halten, bei denen die öffentlichen Hände auch Konten halten.
Ich meinte ein Wertpapierkonto kein M0 oder M1 Konto. Man kann bei der Bundeswertpapierverwaltung ein Wertpapierkonto halten. Ich meine gelesen zu haben, daß das in den USA auch geht.
>>Papier selbst ist nicht mehr zu haben. Gekauft wird von Wertpapiermaklern an der Wall Street. Diese Häuser haben sowohl eine Zulassung für die Treasury Auktionen als auch eine Zulassung für die FED Auktionen.
>Es gibt keine gesonderten Fed-Auktionen. Die Fed Banks operieren als Agenten von US Treasury und verauktionieren deren Papiere. Genau wie die Bundesbank als Agent des Bundes die Anleihen usw. des Bundes am Markt (konkret: den zugelassenen Mitgliedern des Emissionskonsortiums) anbietet.
Doch, es gibt FED Auktionen. Die FED hat einen desk für open market operations an dem es täglich um bids geht. Dort kauft und verkauft die FED US-Titel und zwar von und an Makler, die bei ihr zugelassen sind, und da sind immer noch keine GBs darunter, glaube ich. Ich bin nicht sicher aber es ist denkbar, daß die FED dort Käufe und Verkäufe für ausländische Klienten durchführt.
>>Der Vorgang ist schließlich neutral für M0 und M1.
>Ja.
>>Wichtig ist, daß der Kauf der China-ZB zu höheren Preisen für US Staatsanleihen und zu niedrigeren Zinsen in den USA führt.
>Jeder Kauf von Titeln führt tendenziell zu deren Höherbewertung. Aber gekauft kann nicht mit dem"Erlös" aus diesen Titeln, sondern nur gegen vorhandenen oder beschafften Cash. Die Titel (Laufzeit z.B. 5 Jahre) können immer nur gegen tägliche Fälligkeit (Cash) erworben werden und nicht gegen 2-Jahres-Titel"eingetauscht" werden. Falls man doch von 2 auf 5 Jahre wechseln will, muss man erst die 2-Jahrestitel am Markt verkauft haben.
Ja genau. In Popeyes Beitrag hat die China-ZB einen zertifizierten Scheck einer US-GB.
>>Das ist die entscheidende Wirkung in den USA. An welchem Ende der Fristigkeit hängt vom Portfolio der China-ZB ab. Einen direkten Effekt auf M0 oder M1 gibt es nicht.
>Richtig.
>>Der wichtige Effekt sind die sinkenden US Zinsen, die allerdings über sekundäre Effekte nun wieder zu M1 führen und mehr Leistungsbilanzdefizit.
>Ist kein MO verfügbar, müssen Titel verkauft werden, was deren Kurs drückt, bzw. die Zinsen steigen lässt. Erst dann können länger laufende Titel angefasst werden (Renditen/Zinsen tendenziell runter). Es läuft auf eine Zinsarbitrage hinaus, bei der letztlich nur sehr wenig zu verdienen ist.
Verstehe ich nicht. Denke aber nach (immerhin..)
>>Der Effekt auf einen möglichen Wechselkurs, den es bei der Bindung des YUAN an den USD nicht gibt, ist wohl sehr schwierg abzuschätzen. Bei Experten liest man, dass die Devisenmärkte am schwierigsten von allen Märkten zu verstehen und zu schätzen sind.
>>Bitte noch einmal die Größenordnungen anschauen: In den USA wurden bisher lediglich 100 Mia M0 gebildet.
>Die wurden nicht"gebildet", sondern mehr wird nicht benötigt, weil es sonst beschafft worden wäre.
Ok.
>>Würde die FED US Langläufer (Bonds) in einem nennenswerten Umfang kaufen, der den langen Preis erhöht und die langen Zinsen senkt, müsste sie ihre 731 Mia USD Bilanz um die hunderte von Mia USD aufblähen, die die asiatischen Zentralbank besitzen und kaufen. Das würde ihre M0 Politik zerstören und die eigene Währung auch. Das, was die FED nicht kann, können aber die asiatischen ZBs.
>Das können sie, müssten dann aber M0 dispositionslos halten (es wäre also Nicht-M0, sondern nur eine statistische Größe) - und wozu USD halten (oder auch in den Tresor legen), wenn man mit dem Kauf von Titeln Zinsen verdienen kann, die man letztlich auch verdienen muss, siehe die erschütternden Bilanzen von EZB und Buba.
Ja. Machen die nicht. Aber Überlegung ganz interessant, auch wegen der Größenordnungen.
>>Sollten die asiatischen ZBs ihre Portfolios verkaufen oder auslaufen lassen und dafür M0 bei der FED verlangen, wovon es nur 100 Mia USD gibt, könnten die asiatischen ZBs das US Finanzsystem zerstören.
>Nein. Das MO müsste ihnen der Markt spendieren, eine Direkteinreichung bei den Fed Banks brächte gar nichts, da diese (als Agenten) nur dann einlösen würden, wenn sie bereits vor Einlösung von US Treasury beguthabt worden wären. Wenn die Treasury nichts mehr gibt (Schuldendeckel oder was auch immer), wäre dies der US-Staatsbankrott. Um selbst an M0 zu kommen, muss also die Treasury rechtzeitig zum Refunding schreiten. Das kann, muss aber nicht den KM belasten. Grund: Wer ohnehin in Titeln angelegt hatte (also das Geld nur zum Gezeigtwerden und nicht zum Ausgaben braucht), will dies normalerweise gerne fortsetzen.
Ja. Nur ein Gedankenspiel. Aber Frage: Eine ausl-ZB kann definitiv kein M0 Konto bei der FED haben, also sozusagen Member Bank sein? Was sind Custody Holdings?
>>Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.
>Der maximum damage liefe nach wie vor darauf hinaus, dass die Nicht-USD-ZBs Dollar wegschließen könnten (als Noten) und dass die Zinsen der Titel, die am Markt diese Noten beschaffen können, steigen.
Wenn es etwa 100 Mia USD M0 gibt und ein vielfaches an USD Währungsreserven in Form von US Titeln dann ist der maximum damage jedenfalls kein minimal damage.
>>Der Effekt in den USA sind also hauptsächlich niedrigere Zinsen mit all den schönen Dingen, die man damit machen kann, aber keine direkte Geldvermehrung/Verminderung.
>Bei den in Frage stehenden Summen, die täglich am Bond-Markt umgehen, wären das side shows.
Der Zinssenkungseffekt ist keine side show. US Defizit 2004 ca. 450 Mia USD. Zentralbankkäufe sicher weit über 100 Mia USD, oder?
>>Der Effekt in Asien ist kurz gesagt Boom und eben auch Bust.
>Genau so wird's kommen, man vergleiche dazu den Ablauf der 70er (mit Pegging-Versuchen) in Europa, speziell BRD.
>>Auch hier wieder die Größenordnung: 100 Mia USD M0 in den USA (seit 1913!) und und ein vielfaches davon an Zuwachs jährlich (!) in Asien.
>Was in Asien wächst, ist nicht MO in USD, sondern es sind US-Titel (also Laufzeit und entsprechende Zinserträge). Dass die US-Gov-Titel rasant wachsen, ist bekannt. Was rasante Titel-Zuwächse letztlich bewirken, ist am Beispiel Japans (hier kürzlich gezeigt) bestens zu studieren. Zero.
In Asien wächst M0 in YEN, YUAN usw. und gleichzeitig US Aktiva. Die Wirkung dieses frischen hot money via Multiplikator ist real und dramatisch.
>>Das Wichtige geschieht in den Ländern, die M0 produzieren.
>>Deshalb Boom in China, Ã-l oben, kein Koks, kein Stahl, deutscher Export gut, etc.
>>Nochmals die Empfehlung für Duncans Buch: Das Buch ist meiner Meinung nach ein Meilenstein. Es ist kurz gehalten, voller (meistens exponentiell) verlaufender Grafiken, die auf harten Zahlenfakten beruhen (IMF), gut organisiert und die Argumente sind schlüssig. Für den interessierten geradezu ein spannender Thriller.
>Wo immer Staatsverschuldung auftritt, wird es exponentiell. Das liegt in der Natur des politischen Geschäftes, das den Wähler mit seinem eigenen Geld besticht. Die einen bekommen es sofort (M0), die anderen das selbe Geld noch einmal mit Zins und Zinseszins. Ersteren wird es gezahlt (Sozialtransfer o.ä.). Letzteren wird es gezeigt und flugs wieder per weiterer Verschuldung vorgetragen.
Ja.
>Gruß!
Herzlichen Dank!
Gruß
subito
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dottore
29.11.2004, 10:44
@ subito
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hi subito,
>Ich meinte ein Wertpapierkonto kein M0 oder M1 Konto.
Das wäre ein Depotkonto. Das hält die GB und verlangt Depotgebühren. Mit den Papieren darin kann sie nicht Eigengeschäfte tätigen.
>Man kann bei der Bundeswertpapierverwaltung ein Wertpapierkonto halten. Ich meine gelesen zu haben, daß das in den USA auch geht.
USA weiß ich auch nicht (jedenfalls nichts gefunden), aber in Bad Homburg bei der BWV werden die Titel (heute Wertrechtsanleihen, also keine ausgedruckten Stücke) verwahrt. Dafür fallen keine Depotgebühren an. Dazu sie selbst:
"Als Finanzdienstleistungsbehörde bieten wir die kostenlose Depotverwaltung für Bundeswertpapiere und den gebührenfreien Erwerb von Bundesschatzbriefen, Bundesobligationen und Finanzierungsschätzen an.
Weiterhin verkaufen wir als Verkaufsstelle für Sammlermünzen (VfS) die von der Bundesrepublik Deutschland herausgegebenen Gedenkmünzen und Umlaufmünzenserien.
Als Notar und Treuhänder des Bundes beurkunden wir außerdem die vom Bund und seinen Sondervermögen aufgenommenen Kredite, übernommenen Gewährleistungen, internationalen Beteiligungs- und Beitragsverpflichtungen und sonstigen im Haushaltsgesetz zugelassenen Finanzierungsinstrumente."
Die BWPV hält die Stücke (im Wesentlichen Bundesschatzbriefe = 69 % und Finanzierungsschätze), zahlt die Zinsen usw. Sie ist auch für das Derivategeschäft des Bundes zuständig. Sie ist reiner Agent und macht keine Eigengeschäfte. Der GB für 2003 ist noch nicht ins Web gestellt.
>>Es gibt keine gesonderten Fed-Auktionen. Die Fed Banks operieren als Agenten von US Treasury und verauktionieren deren Papiere. Genau wie die Bundesbank als Agent des Bundes die Anleihen usw. des Bundes am Markt (konkret: den zugelassenen Mitgliedern des Emissionskonsortiums) anbietet.
>Doch, es gibt FED Auktionen. Die FED hat einen desk für open market operations an dem es täglich um bids geht.
Richtig. Aber das sind keine Auktionen für Neuemissionen, sondern das, was bei der Buba (die das genau so macht)"Marktpflege" heißt.
>Dort kauft und verkauft die FED US-Titel und zwar von und an Makler, die bei ihr zugelassen sind, und da sind immer noch keine GBs darunter, glaube ich. Ich bin nicht sicher aber es ist denkbar, daß die FED dort Käufe und Verkäufe für ausländische Klienten durchführt.
Die FED (D.C.) nicht. Ausländische Klienten haben keine Konten bei einer der Fed Banks, da sie dort nicht Member sein können. Die Ausländer müssen über eine Member Bank gehen und könnten natürlich theoretisch (auch über Töchter) so indirekt mit den Fed Banks handeln. Dann allerdings nur in US-Gov-Titeln.
>>Ist kein MO verfügbar, müssen Titel verkauft werden, was deren Kurs drückt, bzw. die Zinsen steigen lässt. Erst dann können länger laufende Titel angefasst werden (Renditen/Zinsen tendenziell runter). Es läuft auf eine Zinsarbitrage hinaus, bei der letztlich nur sehr wenig zu verdienen ist.
>Verstehe ich nicht. Denke aber nach (immerhin..)
Nur als Beispiel: GB hat T-Bills, die 2 % bringen. Verkauft sie die, sind die 2 % weg. Dann kann sie T-Bonds zu 4 % kaufen (aus kurz mach lang). Hat sie T-Bonds kann sie diese gegen Fed-Satz von 2 % in Cash verwandeln, hat netto 2 %. Damit kauft sie T-Bills zu 2 % und verdient nichts. Wie die Renditen, Laufzeiten, Risikoeinschätzungen usw., usw. behandelt werden, um doch ein net für eine GB zu erwirtschaften, ist eine spezielle Kunst. Da diese alle GBs in etwa gleich gut beherrschen, tendiert der net im Schnitt für alle gegen Null. Dann muss es halt die Masse machen und die ist bekanntlich vorhanden.
>Aber Frage: Eine ausl-ZB kann definitiv kein M0 Konto bei der FED haben, also sozusagen Member Bank sein?
Kann sie definitiv nicht.
>Was sind Custody Holdings?
US securities held by FR for foreign accounts. Ca. 1,3 Bio (unsere) USD. Damit kann die Fed aber nichts anfangen - außer sie zu halten. Ähnelt der BWPV. Ist eine convenience, vermutlich auch günstiger als das Unterhalten eines Depots (in custody) bei einer GB.
>>>Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.
>>Der maximum damage liefe nach wie vor darauf hinaus, dass die Nicht-USD-ZBs Dollar wegschließen könnten (als Noten) und dass die Zinsen der Titel, die am Markt diese Noten beschaffen können, steigen.
>Wenn es etwa 100 Mia USD M0 gibt und ein vielfaches an USD Währungsreserven in Form von US Titeln dann ist der maximum damage jedenfalls kein minimal damage.
Wer sollte als Ausländer seine USD in Noten abholen und bei sich in den Tresor legen? Theoretisch geht es natürlich, aber warum auf Zinsen verzichten?
>>Bei den in Frage stehenden Summen, die täglich am Bond-Markt umgehen, wären das side shows.
>Der Zinssenkungseffekt ist keine side show. US Defizit 2004 ca. 450 Mia USD. Zentralbankkäufe sicher weit über 100 Mia USD, oder?
Am Bond-Markt gehen täglich ca. 80 Mrd USD um. Das Defizit bezieht sich aufs ganze Jahr, pro Tag also ca. 1,5 % davon.
>>Was in Asien wächst, ist nicht MO in USD, sondern es sind US-Titel (also Laufzeit und entsprechende Zinserträge). Dass die US-Gov-Titel rasant wachsen, ist bekannt. Was rasante Titel-Zuwächse letztlich bewirken, ist am Beispiel Japans (hier kürzlich gezeigt) bestens zu studieren. Zero.
>In Asien wächst M0 in YEN, YUAN usw. und gleichzeitig US Aktiva. Die Wirkung dieses frischen hot money via Multiplikator ist real und dramatisch.
Multiplikator ist nebbich. Niemand kann aus 100 M0 200 M0 machen. Jemand legt die 100 bei einer Bank ein, täglich fällig, sonst wärs kein M0 mehr, sondern eine längerfristige Anlage. Die Bank kann tägliche Fälligkeiten nicht einem anderen Kunden auf 2 Jahre ausleihen. Sie kann intraday damit handeln, aber letztlich muss sie die M0 täglich fällig parat haben bzw. sich sonst mit Zinsverlust beschaffen.
Das berühmte Beispiel: A legt 100 ein, Bank behält 10 als Reserve, leiht 90 an den nächsten, der legt bei nächster Bank ein, die behält 9 als Reserve und leiht 81 an einen Dritten ("Multiplikator"), ist komplett falsch, da die Fristigkeiten ("goldene Bankregel") übersehen werden. Was passiert, wenn A einen Tag später die 100 wiedersehen will: Wie kommt die Bank an die 100, wo sie doch nur 10 gehalten hatte?
Gruß!
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dottore
29.11.2004, 14:10
@ subito
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Re: Wirf alle Titel heute auf den Markt = Bond-Crash pur! M0 juckt's nicht |
-->Hi subito,
>>Sollten die asiatischen ZBs ihre Portfolios verkaufen oder auslaufen lassen und dafür M0 bei der FED verlangen,
[Wieso bei den Fed Banks? Die sind doch nicht Schuldner. In den Portfolios stecken (grundsätzlich) US-Gov-Titel. Also ist US-Gov der Schuldner. Entweder US-Gov zahlt nicht (Bankrott, Titel mit Einreichen wertlos, bestenfalls"bad loans" o.ä.) oder US-Gov dreht die nächste Runde beim [b]Refunding und holt sich am Markt genau das M0 - durch Verkauf weiterer, später fälliger Titel - das benötigt wird, um liquide zu bleibrn. US-Gov braucht immer nur so viel M0, wie Titel fällig sind. Wenn die Asiaten vor Fälligkeit verkaufen, müssen sie am Markt einen Käufer finden, der die Titel bis Endfälligkeit hält oder selbst weiter verkauft, usw., usw.]
>wovon es nur 100 Mia USD gibt, könnten die asiatischen ZBs das US Finanzsystem zerstören. Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen. Da nicht-US ZBs weder Staatspapier noch Dallarnoten physisch besitzen, können Sie auch keinen ernsten Schaden anrichten, sollten sie bösartig werden wollen.[/b]
>>Wie soll ich mir das vorstellen: „Das wird nicht passieren und die FED auch nicht zulassen.“?
>>Wie will sich die FED gegen das Auslaufen der Titel wehren?
>>Wie will sie die asiatischen ZBs zwingen statt Zentralbankguthaben zu halten Titel zu kaufen?
>>Wie will sie die asiatischen Zentralbanken daran hindern z.B statt USD Euro zu halten? Oder Gold?
>>Alles was die FED außerhalb der üblichen Usancen und Zentralbankregeln tun würde, hätte wohl schlagartig absolutes Chaos zur Folge.
Nun dazu:
>Ich wollte mit dem ersten Absatz oben nur die Größenordnung
US-Gov hat Titel über alle möglichen Laufzeiten begeben. Als"Größenordnung" interessiert nur, was aktuell (z.B. heute) fällig ist.
>verdeutlichen und auch ein wenig mit Gedanken spielen. Ernst ist das wohl nicht. Aber sollten ausl-ZBs oder auch andere Investoren ihre Titel verkaufen und in Noten-M0 umwandeln muß die FED die Druckerpressen Tag und Nacht laufen lassen.
Nein, wieso denn? Die Fed ist nicht Gov. Was würde passieren, wenn alle USD-Titel, die ausländische ZBs und Investoren innert eines Tages auf den Markt würfen (die Fed kann die bei ihr liegenden Titel nicht"freihändig" verkaufen)?
Die Kurse würden crashen. 10 Prozent gingen vielleicht noch zu passablen Kursen weg (leicht sinkenden), die nächsten 20 hätten dann schon einen beim Verkauf realisierten Verlust von 20 bis 40 Prozent, die nächsten von 40 bis 60 Prozent, dann bis 80 (siehe Argentinien), und die restlichen 30 Prozent wären"gestrichen Brief" - also zu keinem Kurs mehr verkäuflich. Gestrichen Brief, da letzter Kurs, gälte dann für alle Titel, auch jene, die noch"gut" verkauft werden konnten.
Ein Nullouvert-Massaker also vom Feinsten.
Schätzung: In Summa würden alle Zunächst-Investoren (ob Asien-ZBs oder Heini Müller) schlagartig mehr als die Hälfte ihrer Vermögen vergeigen. Und jene, welche die Titel dann halten, alles. Die"Renditen" der Papiere (sofern US-Gov nicht auch noch die Zinszahlungen einstellt, dann wären es sowieso"non-performing loans") schössen in den Himmel ("Zinsanstieg"), die Aktien krachten hinterher, die wirtschaftlichen Aktivitäten würden reihum eingestellt, usw.
>Selbst gewöhnliche sterbliche wie wir können M0 in Form von Banknoten erhalten.
Ja. Aber zunächst einmal bekämen die Sterblichen eine Gutschrift aufs Konto (demand deposits). Falls sie diese in Noten verwandeln wollten (same day) gäbe es erstmal"Bankfeiertage", bis die Banken ihre Liqui wieder hergestellt hätten - falls überhaupt möglich. Börsen zu, Banken zu - alles ist möglich.
>Die ZBs können wohl zusätzlich M0 Konten bei der FED haben - vermute ich.
Nein.
>Jedenfalls M0 als Banknoten kann jeder bekommen. Theoretisch (wieder ein Gedankenspiel) könnte eine ausl-ZB mit 100 Mia USD in Noten ein dem FED System paralleles System aufbauen. Das wäre faszinierend!
Also aus den Titelverkäufen blieben bei den ZBs nur Trümmer. Aber sagen wir, sie konnten 50 % retten und bekämen die in Noten ausbezahlt (über ihre Korrespondenzbanken, falls die offen blieben). Dann wären die ausländischen ZBs technisch insolvent oder wie wollte die Buba das Verdampfen ihrer Aktivseite verkraften (aktiv erschiene dann ein entsprechender Verlust)? Der wäre zunächst da und müsste in Deinem"Parallel-System" (also Buba vergibt jetzt auch gegen den Fed-Fund-Satz USD als Noten) durch entsprechende"Zinserträge" wieder aus der Bilanz gewirtschaftet werden. Das dürfte Jahrzehnte dauern, sofern die ZBs nicht wg. Überschuldung geschlossen würden.
Falls also BoJ oder Peoples Bank of China"schmeißen", gehen sie selber unter bzw. müsste der jeweilige Staat die Verluste"ausgleichen", was auch ihn nur noch schneller einrisse. Die Telefonate zwischen den Govs und ihren ZBs wären überdies von höchster Delikatesse. Wie @Popeye schon geschrieben hat: Cui bono? (Wem sollte das nützen?).
>Sieht man von etwa 500 Mia USD ausstehenden Noten ab, die in den USA und im Rest der Welt verstreut sind, sind vermutlich alle USD Guthaben von Ausländern und auch ausl-ZBs in den USA und damit unter schließlich auch gesetzgeberischer Kontrolle der FED.
Nö. Weder kann die Fed Gesetze machen noch kann sie vorschreiben, was mit den Noten"draußen" zu geschehen hat.
>Man kann zwar ein USD Konto etwa in der Schweiz oder in Deutschland haben.
Ja, aber kein Mensch hält das als demand deposit. Wozu (von Mini-Spitzen abgesehen)? Um zu wissen, dass man da Noten abholen kann, die anschließend der erbaulichen Besichtigung den Noten-Halters dienen können?
>Sicherlich ist dieses Konto dann mit 1% oder wahrscheinlich noch weniger Banknotenreserven (von den 500 Mia USD), die in der Schweiz oder Deutschland physisch vorhanden sind, gesichert.
Es müssen nur so viel (Summe) Noten verfügbar bzw. subito beschaffbar sein, wie täglich fällig sind.
>Tatsächlich kann die schweizerische oder die deutsche Bank das USD Guthaben nur halten, wenn sie entsprechende Forderungen gegen eine US Geschäftsbank hat.
Hat sie automatisch über ihre Aktivseite.
>Vermutlich... Wäre interessant wenn jemand hierzu etwas beisteuern könnte.
>Auch die US Staatstitel sind inzwischen nur noch Buchungen in US Computern.
Ja, aber es sind dann Depotbuchungen, wie beschrieben.
>Niemand kann mit diesen"Titeln" einen Markt in Asien oder sonstwo aufbauen oder die Titel dort verkaufen wenn die USA dies nicht wollen.
Diese Märkte gibt's (Euro-Dollar, Asien-Dollar o.ä.). Titel können überall gekauft oder gehandelt werden. Die USA haben damit nichts zu tun. Ist ein Titel draußen, ist er bis zur Endfälligkeit draußen.
>Die FED kann sich nicht gegen das Auslaufen der Titel wehren
Warum sollte sie? Ist doch nicht ihr Titel. ZBs geben niemals Titel (oder schon mal was von einer"Bundesbank-Anleihe" gehört?), da sie sich nicht refinanzieren müssen. Weshalb ZBs (jedenfalls die in Rede stehenden) auch niemals"Kredit" vergeben (auch wenn sie es so bezeichnen, siehe z.B. SNB und die Diskussion dazu).
>und nicht gegen die Umschichtung in EUR.
Das ist doch wurscht. Der auf USD lautende Titel verschwindet dadurch nicht, sondern erst bei Endfälligkeit, wobei der Schuldner in USD leisten muss, s.o.
>Weil sich (vermutlich) die Infrastruktur für praktisch alle auf USD lautende Titel in den USA befindet sind diese Titel nur frei handelbar, wenn die USA es wollen.
Die USA könnten sog."Kapitalverkehrskontrollen" einführen (Klartext: den KM"spalten"), aber wozu? Gläubiger sind very, very welcome.
>Das ist für die USA eine sehr schöne Versicherung in einen sehr extremen Ernstfall, in dem das Chaos herrschen würde.
Titel bleibt Titel und Endfälligkeit bleibt Endfälligkeit.
>Die ernsthafte Problemlage ist im Moment folgende:
>Überinvestition in Asien führt zu
>niedrigeren Preisen für Computern etc. und bald auch für Autos bei
>steigenden Preisen für Rohstoffe.
>Gewinne weltweit stehen unter Druck.
>Und diese Überhitzung führte bis jetzt nirgendwo zu steigenden Zinsen!
Nicht ganz. In China und Japan haben die Zinsen schon angezogen. Die Vorstellung, dass sich Zinssätze durch Angebot und Nachfrage nach new credits ergeben, ist irrig. Die Zinssätze richten sich ausschließlich nach den Kursen = Renditen für bereits am Markt befindliche Titel (old credits).
Liegt die KM-Rendite bei 5 %, kannst Du ums Verrecken nicht einen Titel zu 4 % und pari begeben.
>Aus dem Bauch heraus würde man bei steigenden und großen Außenhandelsdefiziten steigende Zinsen erwarten. Nichts dergleichen bis jetzt.
Die Zinsen steigen, sobald die Titel aus früheren Finanzierungen am KM (Kurs) in den Keller fallen.
>What a beautiful thing!
Noch. Wait & see!
Gruß!
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MikeFFM
29.11.2004, 14:17
@ dottore
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Aber bei längerfistigen Anlagen/Krediten läuft's doch so, oder? |
-->Hallo dottore,
wenn die Fristigkeiten beachtet werden, läuft es doch nach dem folgenden Prinzip, oder?
>Das berühmte Beispiel: A legt 100 ein, Bank behält 10 als Reserve, leiht 90 an den nächsten, der legt bei nächster Bank ein, die behält 9 als Reserve und leiht 81 an einen Dritten ("Multiplikator"), ist komplett falsch, da die Fristigkeiten ("goldene Bankregel") übersehen werden. Was passiert, wenn A einen Tag später die 100 wiedersehen will: Wie kommt die Bank an die 100, wo sie doch nur 10 gehalten hatte?
Schöne Grüße
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dottore
29.11.2004, 14:44
@ MikeFFM
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Re: Aber bei längerfistigen Anlagen/Krediten läuft's doch so, oder? |
-->Hi,
>wenn die Fristigkeiten beachtet werden, läuft es doch nach dem folgenden Prinzip, oder?
Kommt drauf an (wie immer). Zahlt jemand bei der Bank 100 ein (fällig nach einem Jahr), hat die Bank keinen Grund, die 100 zu halten. Normalerweise nimmt sie die und reicht sie an die ZB weiter (entweder, um dort Titel auszulösen oder um die 2-%-Mindestreserve, die für alle MR-pflichtigen Bankschulden gilt, aufzustocken).
Sie könnte die 100 auch netto (abzgl. MR) weiter verleihen (z.B. auf 6 Monate, auf keinen Fall länger als 1 Jahr), was aber darauf hinausliefe, dass sie ihre ZB-Schulden (sagen wir in 29 und 30 Tagen fällig) gegen die üblichen Pfänder bzw. via Repos entsprechend verlängern müsste, da ihr die in 59 Tagen zwei Mal fehlen).
Ansonsten hängt's von der Tageskassen-Optimierung ab. Möglichst wenig Cash halten, da Cash die GB immer kostet, bzw. möglichst wenig Cash bei der ZB abfordern bzw. prolongieren müssen.
Der"Multiplikator" ist und bleibt - Nonsens. Kein Bankensystem der Welt kann aus 100 mal eben"auf die Schnelle" 100 mal x machen (bei jeweils gleicher Fristigkeit).
Falls die 100 auf 10 Jahre festgelegt werden, hat die Bank die 100 in der Kasse (sofort fällig) und kann mit den 100 einen 9,9-Jahrestitel kaufen, wer die 100 dann hat, einen 9,8-Jahrestitel, usw., usw. Dadurch können die Titel mehr werden (z.B. Kauf einer Neuemission), aber die 100 M0 werden dadurch nicht mehr.
Kurzum: Eine Verwechslung von Fristigkeiten, bzw. es wird so getan, als hätten alle Titel (Schuldverhältnisse) die selbe Laufzeit wie M0, nämlich keine mehr. Wer 100 M0 als fällig schuldet (was bei M0 als Sichtguthaben bei Banken immer der Fall ist), hat die 100 in der Kasse zu haben bzw. muss dafür Sorge tragen, dass er die 100 täglich bei der ZB beschaffen kann (Ã-ffnungszeiten beachten).
Gruß!
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CRASH_GURU
30.11.2004, 07:16
@ subito
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->
>niedrigeren Preisen für Computern etc. und bald auch für Autos bei
>steigenden Preisen für Rohstoffe.
>Gewinne weltweit stehen unter Druck.
>Und diese Überhitzung führte bis jetzt nirgendwo zu steigenden Zinsen!
>Aus dem Bauch heraus würde man bei steigenden und großen Außenhandelsdefiziten steigende Zinsen erwarten. Nichts dergleichen bis jetzt.
Hi Subito,
fallende Gewinne sprechen nicht gerade für höhere Zinsen und Richard Duncan ist ja scheinbar auch der Meinung, daß Aussenhandelsüberschüsse frisches Geld produzieren.
Er sieht darin den Grund für niedrige Zinsen - die Exportüberschüsse sind höher als die Budgetdefizite, deshalb ein Nachfrageüberhang nach Treasury und Agency debt.
Was auch praktisch von allen übersehen wird, ist daß Tresuries zZ vor allem von den Karibischen Banken gekauft werden. Das könnte bereits eine indirekte Monetarisierung des Defizits durch die FED sein oder vielleicht auch Investition der Erlöse aus dem afghanischen Opiumgeschäften.
Gruß
|
subito
30.11.2004, 08:13
@ CRASH_GURU
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Hallo CRASH_GURU,
>
>>niedrigeren Preisen für Computern etc. und bald auch für Autos bei
>>steigenden Preisen für Rohstoffe.
>>Gewinne weltweit stehen unter Druck.
>>Und diese Überhitzung führte bis jetzt nirgendwo zu steigenden Zinsen!
>>Aus dem Bauch heraus würde man bei steigenden und großen Außenhandelsdefiziten steigende Zinsen erwarten. Nichts dergleichen bis jetzt.
>Hi Subito,
>fallende Gewinne sprechen nicht gerade für höhere Zinsen und Richard Duncan ist ja scheinbar auch der Meinung, daß Aussenhandelsüberschüsse frisches Geld produzieren.
Kommt drauf an wo genau man ist: Gegen Ende der klassischen Aufschwungphase führt der Anstieg von Zinsen und anderer Kosten zu sinkenden Gewinnen und dann auch wieder zu sinkenden Zinsen.
>Er sieht darin den Grund für niedrige Zinsen - die Exportüberschüsse sind höher als die Budgetdefizite, deshalb ein Nachfrageüberhang nach Treasury und Agency debt.
In Asien: Duncan beschäftigt sich hauptsächlich mit den Auswirkungen in Asien! Die asiatischen Exportüberschüsse selbst sind kein Problem. Aber die Finanzierung durch die asia-ZBs. Zusätzlich (auch wenn dottore das oben für nebbich hält) führt das neue Zentralbankgeld in Asien (=M0) über Multiplikator zu neuem M1=täglich fällige Sichtguthaben. Jedenfalls läßt sich diese Ansicht nicht einfach als nebbich vom Tisch wischen.
In den USA: Auch wenn dottore dies bestreitet haben die Käufe von US-Staatspapieren durch asia-ZBs einen senkenden Effekt auf die Benchmarkzinsen.
Wer sonst sollte auch zu diesem Zeitpunkt, wo jeder steigende US Zinsen erwartet, Notes und Bonds kaufen?
>Was auch praktisch von allen übersehen wird ist, daß Tresuries zZ vor allem von den Karibischen Banken gekauft werden. Das könnte bereits eine indirekte Monetarisierung des Defizits durch die FED sein oder vielleicht auch Investition der Erlöse aus dem afghanischen Opiumgeschäften.
>Gruß
Wer weiß. Die FED jedenfalls ist viel zu klein um allzuviel an den mittleren und langen Zinsen ausrichten zu können oder das US Bundesdefizit zu monetarisieren. Man müsste mal genauer hinschauen: Relativ zu den den Dingen die sich in den USA auftürmen schrumpft die FED wahrscheinlich ziemlich schnell. Aber die FED hat große Autorität, sie heißt nicht umsonst Federal Reserve. (Man sollte sie Federal Fiat Reserve Bank oder Federal M0 Reserve Bank nennen. )
Gruß
subito
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CRASH_GURU
30.11.2004, 09:03
@ subito
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->Die Zahlen bezüglich Treasury Käufe durch karibische Bankencenter wurden hier mal gepostet.
Vielleicht kennst Du den Aufsatz von Duncan nicht:
<ul> ~ http://www.prudentbear.com/archive_comm_article.asp?category=Guest+Commentary&content_idx=36909</ul>
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subito
30.11.2004, 16:25
@ CRASH_GURU
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Re: M0 und der wundersame Traum der Geldvermehrung durch Gläubigertausc |
-->
Sehr vielen Dank CRASH_GURU! Der Aufsatz war mir entgangen.
subito
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