Baldur der Ketzer
04.12.2004, 17:48 |
Grundsätzliche Gedanken zum Werteverlust - Verachtungsproblem durch Unwissen? Thread gesperrt |
-->Hallo,
wenn ich auf 2004 zurückblicke, habe ich erstmals seit der Schulheit und Kinderheit (© Fredl Fesl) wieder meine privaten Belange in den Vordergrund gestellt. Sowohl die Prioritätenauswahl, als auch die Zeitverteilung. Einerseits bereite ich mich auf eine Art geschäftlichen und persönlichen Neustart vor, andererseits habe ich viele Kurse und Seminare belegt, und viel dazugelernt.
Dabei fiel mir auf, daß die wertzumessende Einschätzung zu einem beliebigen Produkt etwas damit zu tun hat, was man über die Erstellung der Ware weiß.
Ich meine hier nicht den Marx´schen Wertbegriff, der ja nur den Mengeneinsatz quantifizierte, sondern einen weiteren Wertschätzungsbegriff, als Gegenteil zum perversen Geiz ist geil.
Beispiel: wer mal einen Hühnerstall ausgemistet und die Eier erst gewaschen hat, bevor sie verpackt werden konnten, wird gerne 45 Cents zahlen statt vielleicht 10. Alles andere wäre eine grobe Mißachtung des Naturprodukts und des Erzeugers. In meinen Augen.
Aktuell habe ich einen Praxis-Drehkurs. Jetzt kann ich erst bewerten, wie irrsinnig eigentlich die Preisgefüge durcheinandergekommen sind.
Da soll alles nichts kosten und sofort in beliebiger Stückzahl vorrätig sein, und dann sieht man, welchen Kapitaleinsatz es für den Maschinenpark braucht, welches Wissen der Maschinenbediener braucht, wieviel Zeit die Bearbeitung eines eigentlich trivialen Teiles benötigt. Wieviel Präzision und Aufmerksamkeit.
Und dann kommt der Abnehmer und sagt, iss mir wurscht, ich zahl Dir nur x,yz, oder hundert andere warten darauf, statt Deiner an uns zu liefern.
Wo ist da der Boden erreicht?
Aufgrund des Verschuldungsdrucks erscheint mir der endlos fern. Ich würde kein bei mir im Garten gelegtes Hühnerei unter 50 cents verkaufen. Andererseits würde ich jederzeit 50 cents oder mehr für ein Ei aus Nachbars Biogarten zahlen.
Nehmen wir Treibstoff. Der kommt uns teuer vor. Ist er aber nicht, Treibstoff ist spottbillig, was man daran sieht, was man aufwenden müßte, um ihn durch andere Ersatzstoffe zu besorgen.
Ohne Erdöl bräuchte ein Diesel Pflanzenöl, mit einem Benziner schauts böse aus, man müßte aus Biogasen einen Kraftstoff synthetisieren. Das würde - ohne Vorhandenseins des billigen Erdöls - sehr sehr aufwendig und teuer.
Gleiches gilt auch für Strom - macht den man spaßeshalber selber über einen Generator.....
Nehmt Schotter - die Tonne kostet einen Appel. Nicht mal ein Ei drauf.
Erst brauchts ein Schotterwerk, mit Glück, ein gutes Vorkommen im Boden zu finden, dann ein paar zehn Millionen für Betriebsanlagen und Maschinen, dann 20-50 Mann, und dann kostet die Tonne Material solch einen Spottpreis, daß es schon fast wehtut.
Wer mal bei 45 Grad in einem Schotterwerk war, weiß, was es heißt, dort zu schaffen. Oder Metallindustrie, mitten in der Nacht zum Schichtbeginn, überwiegend stehendes Arbeiten. Oder Bau, kalt, hart, dreckig, heftig. Trotzdem ist dem Kunden bzw. Konsumenten die Leistung oder das Produkt nix wert. Fast nix.
Baut mal ein Elektrogerät auseinander, versucht, die Komponenten zu bewerten, die Erstellungszeit, und schaut, was es im Discounter tatsächlich kostet.
Da läuft was ganz gewaltig schief.
Und diejenigen, die unter Zeitdruck, Kostendruck, Konkurrenzdruck, Schuldendruck, Mobbingdruck und Preisdruck all die Waren und Leistungen stemmen, schultern über ihre Sozi-Beiträge noch zusätzlich das Heer derer, die früh morgens nicht aufstehen, keinerlei Druck haben, und am Monatsersten ihr Sicheres ohne Gegenleistung aufs Konto kriegen.
Das ist irr. .
Und die, die meinen, Geiz sei geil, und der Erzeuger sei ein Stück Dreck.
Ich habe mein seit vielen Jahren exklusiv angebotenes Produkt konsequenterweise vom Markt genommen. Unter den aktuellen Umständen macht jegliches Wirtschaften keinen Sinn mehr.
Wären sich die Anbieter einig, beim Draufzahlpunkt den Hörer aufzulegen, wäre diese extreme Billig-Schieflage nicht möglich.
Nur, wie ist das überhaupt möglich, wie hält sich dieses an sich lebenserfahrungsfremde irre System überhaupt?
Manchmal verstehe ich das nicht.
Eine Zahnradschleifmaschine kostet ein Vermögen, das Material muß passen, das Wissen ist enorm, die bearbeitung braucht Zeit und Präzision, und dann kostet eine Kleinserie von irgendwelchen Kegelzahnrad-Teilen ein paar hundert Euros.
Wie geht das?
Nehmt Autoreifen, die Montage ist mühsam und dreckig, und dann hat der Händler am Stück zwei, drei, fünf, vielleicht mal zehn Eurotzer. Davon Halle, Strom, Geräte, Personal, Steuerberater und Buchhaltung, etc. zahlen, wie geht das?
Ich glaube, ich hätte besser vor zwanzig Jahren auf Vollsozialfall machen sollen........dann würde ich über son Zeuchs gar nicht nachgrübeln.....
Beste Grüße vom Baldur
|
Dieter
04.12.2004, 19:07
@ Baldur der Ketzer
|
kann ich gut nachempfinden |
-->deshalb habe ich die Produktion größtenteils eingestellt, mache noch ein wenig Verkauf und wenig Dienstleistung im planerischen und betreuenden Bereich.
Alles unter der Prämisse: Wer mich haben möchte muß auch zahlen was angemessen ist, wer das nicht möchte hat es nicht besser verdient! - und es sind nur wenige bereit zu zahlen, was ich als angemessen empfinde. Infolgedessen kann ich mich mit großer Intensität meinen privaten Bedürfnissen widmen.
Jetzt mit dieser Einstellung lebt es sich bestens: Ich verdiene zwar deutlich weniger als früher - macht aber nichts - meine Lebensqualität ist dafür deutlich gestiegen und zwar hauptsächlich durch die Tatsache, daß ich bezahlte Arbeit gegen unbezahlte getauscht habe - oder in anderen Worten: ich"arbeite" genauso viel wie früher, jetzt aber meistens nur für mich ohne Honorar oder Gewinn.
Der"Gewinn" liegt in der befriedigenden Arbeit und natürlich in der Kostenersparnis, die man gegenüber der Beauftragung von Fremdleistungen hat.
So hat mir z.B. der eigenhändige Bau der mobilen Wohnung (WoMo) ca. 100.000 eingespart bei ca. 1 1/2 Jahren Bauzeit.
Meine Projekte sind im Großen und Ganzen"nur" noch persönliche, private Projekte. Da kenne ich den Wert der Sachen automatisch bzw. muß sie mir erarbeiten.
Die Zahl derargiger Projekte ist sehr hoch, sodaß ich ständig mit mir ringen muß, was davon Priorität bekommt.
So kommt es, daß ich seitdem ich weniger bezahlt arbeite auch kaum noch Zeit für die Börse habe. Die Zeit ist mir meistens zu schade dafür.
So verhält es sich mit der Wertmäßigkeit der Sachen, die immer nur soviel Wert sind, wie es den individuellen Bedürfnissen entspricht.
Gruß Dieter
|
bonjour
04.12.2004, 19:25
@ Baldur der Ketzer
|
Re: Wer heute sein Schaf nicht im trocknen hat |
-->>Hallo,
>wenn ich auf 2004 zurückblicke, habe ich erstmals seit der Schulheit und Kinderheit (© Fredl Fesl) wieder meine privaten Belange in den Vordergrund gestellt. Sowohl die Prioritätenauswahl, als auch die Zeitverteilung. Einerseits bereite ich mich auf eine Art geschäftlichen und persönlichen Neustart vor, andererseits habe ich viele Kurse und Seminare belegt, und viel dazugelernt.
>Dabei fiel mir auf, daß die wertzumessende Einschätzung zu einem beliebigen Produkt etwas damit zu tun hat, was man über die Erstellung der Ware weiß.
>Ich meine hier nicht den Marx´schen Wertbegriff, der ja nur den Mengeneinsatz quantifizierte, sondern einen weiteren Wertschätzungsbegriff, als Gegenteil zum perversen Geiz ist geil.
>Beispiel: wer mal einen Hühnerstall ausgemistet und die Eier erst gewaschen hat, bevor sie verpackt werden konnten, wird gerne 45 Cents zahlen statt vielleicht 10. Alles andere wäre eine grobe Mißachtung des Naturprodukts und des Erzeugers. In meinen Augen.
>Aktuell habe ich einen Praxis-Drehkurs. Jetzt kann ich erst bewerten, wie irrsinnig eigentlich die Preisgefüge durcheinandergekommen sind.
>Da soll alles nichts kosten und sofort in beliebiger Stückzahl vorrätig sein, und dann sieht man, welchen Kapitaleinsatz es für den Maschinenpark braucht, welches Wissen der Maschinenbediener braucht, wieviel Zeit die Bearbeitung eines eigentlich trivialen Teiles benötigt. Wieviel Präzision und Aufmerksamkeit.
>Und dann kommt der Abnehmer und sagt, iss mir wurscht, ich zahl Dir nur x,yz, oder hundert andere warten darauf, statt Deiner an uns zu liefern.
>Wo ist da der Boden erreicht?
>Aufgrund des Verschuldungsdrucks erscheint mir der endlos fern. Ich würde kein bei mir im Garten gelegtes Hühnerei unter 50 cents verkaufen. Andererseits würde ich jederzeit 50 cents oder mehr für ein Ei aus Nachbars Biogarten zahlen.
>Nehmen wir Treibstoff. Der kommt uns teuer vor. Ist er aber nicht, Treibstoff ist spottbillig, was man daran sieht, was man aufwenden müßte, um ihn durch andere Ersatzstoffe zu besorgen.
>Ohne Erdöl bräuchte ein Diesel Pflanzenöl, mit einem Benziner schauts böse aus, man müßte aus Biogasen einen Kraftstoff synthetisieren. Das würde - ohne Vorhandenseins des billigen Erdöls - sehr sehr aufwendig und teuer.
>Gleiches gilt auch für Strom - macht den man spaßeshalber selber über einen Generator.....
>Nehmt Schotter - die Tonne kostet einen Appel. Nicht mal ein Ei drauf.
>Erst brauchts ein Schotterwerk, mit Glück, ein gutes Vorkommen im Boden zu finden, dann ein paar zehn Millionen für Betriebsanlagen und Maschinen, dann 20-50 Mann, und dann kostet die Tonne Material solch einen Spottpreis, daß es schon fast wehtut.
>Wer mal bei 45 Grad in einem Schotterwerk war, weiß, was es heißt, dort zu schaffen. Oder Metallindustrie, mitten in der Nacht zum Schichtbeginn, überwiegend stehendes Arbeiten. Oder Bau, kalt, hart, dreckig, heftig. Trotzdem ist dem Kunden bzw. Konsumenten die Leistung oder das Produkt nix wert. Fast nix.
>Baut mal ein Elektrogerät auseinander, versucht, die Komponenten zu bewerten, die Erstellungszeit, und schaut, was es im Discounter tatsächlich kostet.
> Da läuft was ganz gewaltig schief.
>Und diejenigen, die unter Zeitdruck, Kostendruck, Konkurrenzdruck, Schuldendruck, Mobbingdruck und Preisdruck all die Waren und Leistungen stemmen, schultern über ihre Sozi-Beiträge noch zusätzlich das Heer derer, die früh morgens nicht aufstehen, keinerlei Druck haben, und am Monatsersten ihr Sicheres ohne Gegenleistung aufs Konto kriegen.
> Das ist irr. .
>Und die, die meinen, Geiz sei geil, und der Erzeuger sei ein Stück Dreck.
>Ich habe mein seit vielen Jahren exklusiv angebotenes Produkt konsequenterweise vom Markt genommen. Unter den aktuellen Umständen macht jegliches Wirtschaften keinen Sinn mehr.
>Wären sich die Anbieter einig, beim Draufzahlpunkt den Hörer aufzulegen, wäre diese extreme Billig-Schieflage nicht möglich.
>Nur, wie ist das überhaupt möglich, wie hält sich dieses an sich lebenserfahrungsfremde irre System überhaupt?
>Manchmal verstehe ich das nicht.
>Eine Zahnradschleifmaschine kostet ein Vermögen, das Material muß passen, das Wissen ist enorm, die bearbeitung braucht Zeit und Präzision, und dann kostet eine Kleinserie von irgendwelchen Kegelzahnrad-Teilen ein paar hundert Euros.
>Wie geht das?
>Nehmt Autoreifen, die Montage ist mühsam und dreckig, und dann hat der Händler am Stück zwei, drei, fünf, vielleicht mal zehn Eurotzer. Davon Halle, Strom, Geräte, Personal, Steuerberater und Buchhaltung, etc. zahlen, wie geht das?
>Ich glaube, ich hätte besser vor zwanzig Jahren auf Vollsozialfall machen sollen........dann würde ich über son Zeuchs gar nicht nachgrübeln.....
>Beste Grüße vom Baldur
der schafft es sicher nicht mehr so ohne weiteres, es sei denn, er findet
....einen Dreh.....
....entweder die Sache über eine ideologische Schiene teuer zu verkaufen
....oder andere (Arbeiter) noch weiter zu drücken, also deren Arbeit gar überhaupt nicht mehr zu wertschätzen
Damit schließt sich der Kreis zu meiner letzten Antwort auf"Vier Gäste (die Ärmsten) zahlen gar nichts".
Was die Ursache für diese allgemeine Minderwertschätzung von nahezu allem und jedem ist, da kann man nur spekulieren, sicher eine Vielfalt von Ursachen, einschließlich eines Abbaus des Frontalhirns (Verantwortung), der sich genetisch niederschlägt.
Keine rosigen Aussichten.
Mein Beitrag wird deinen umfangreichen Überlegungen sicher nicht ganz gerecht, aber ich spüre das sehr deutlich, was du schreibst, tw. im direkten Umfeld.
Auch ich biete etwas an, daß ich nur noch weit unter seinem tatsächlichen Wert verkaufen kann, wenn überhaupt.
Das kann daran liegen, daß...
...man nicht die"richtigen" (wertschätzenden) Kunden hat
...am falschen Ort zur falschen Zeit ist
...das Produkt nicht entsprechend vermarkten kann
usw.usw. Charisma, Popularität usw.usw.
Man entwickelt dann im Laufe der Zeit so ein Gefühl, was man als Renitenz bezeichnen könnte, so etwas, wie: dann eben nicht, bevor ich das Hühnerei, selbstgezogen und gewaschen und verpackt, so derartig unter Wert an derartige Ignoranten fast verschenken muß, nö, dann gibts eben keins mehr.
Wenn man sich das dann leisten kann, dann gehts ja immer noch.....
Trotzdem bleibt ein Eindruck von Leere und Sinnlosigkeit zurück.
Gruß b.
|
Euklid
04.12.2004, 19:44
@ Baldur der Ketzer
|
Re: Grundsätzliche Gedanken zum Werteverlust - Verachtungsproblem durch Unwissen? |
-->Hallo Baldur guten Abend
du machst das doch wunderbar und richtig.
Was zählt ist das Leben.
Die Angebotspalette geht zurück und die Kunden müssen anschließend vernünftig werden.
Es ist genau wie mit den Würstel.Irgendwann gibts keine so biligen mehr daß derjenige der sich noch bemüht auch noch verspottet wird von der Geiz ist Geil Fraktion.
Auch Vermieter haben nicht endlos Geduld und Geld für das Mietnomadentum das überwiegend in den neuen Ländern zu beobachten ist.
Bis dato hatte ich nur erstklassige Mieter,auch die Mieter mit Kindern haben sich am Riemen gerissen obwohl ich da ganz sicher etwas großzügiger zu Werke gehen würde,wenn ich der Meinung bin, daß das Familienoberhaupt alles in seinen Kräften stehende tut um auch zu leisten.
Warum soll ich nicht einem Familienvater der sich um die Wohnung bemüht entgegenkommen wenn er ein grundanständiger Kerl ist und der die Wonung in Schuß hält?
Die Problemfälle sind immer mehr diejenigen mit Haftpflicht für Rechtsanwälte,großer Schnauze was alles zu tun wäre,und dann noch linke Hände die alles und jedes ablehnen was mit Arbeit zu tun hat.
Ich kann gerne auf 150 Euro verzichten wenn anständige Mieter sich bemühen.
Wer mir Arbeit abnimmt soll auch belohnt werden,wer mein Eigentum verroten läßt und die große Schnauze aufreißt und immer die große Lippe riskiert soll auf den Campingplatz ziehen.
Nur so wird das was.
Gruß Euklid
|
ocjm
04.12.2004, 19:50
@ Baldur der Ketzer
|
@ Baldur, Re: Grundsätzliche Gedanken zum Werteverlust - Veracht...... |
-->Hallo Baldur,
hatte selbst auch schon solche Gedanken und mußte meine beruflichen Konsequenzen daraus ziehen.
Ich bin zu dem Schluß gekommen, dass diese, für Dich und für mich, irrealen Preis ausdruck unseres Kapitalistischen Systems ist, welches betriebswirtschaftliche Entscheidungen unmöglich ist, da die Mehrheit der Erzeuger im Würgegriff der Kapitalgeber ist.
Z. B.: Die Automobilindustire, speziell in den USA, hat dermaßen hohe Fremdgelder in Anspruch genommen, dass dort nur noch die Alternative im Raum steht:
Marktanteile zu halten bzw. auszubauen um dem Unternehmenswert (Aktienkapitalisierung) aufrecht zu erhalten, da ansonsten die Fremdmittel gekündigt werden und Insolvenz droht.
Der erziehlte Preis für die Produkte ist daher mittelfristig zweitrangig.
Es regiert die Hoffnung, dass ein Mitbewerber durch Insolvenz ausfällt und dadurch die Angebotsmenge fällt und dann endlich die Preise wieder angepaßt werden können.
Wie lange so etwas funktioniert ist dabei schwer vorhersehbar. Diesen Wettbewerb werden nur Anbieter überstehen können, die entweder über eine (im Verhältnis zu den Wettbewerbern) hohe Eigenkapitalausstattung haben oder über staatliche Subventionen oder andere monopolrtige Produktpaletten eine quersubvention vornehmen können.
Dies läßt sich sehr gut bei den US-Autobauern erkennen. Ford und GM generieren heute schon weit über 70 % der"Gewinne" durch Finanztransaktionen.
Daimler-Chrysler hat den gleichen Weg eingeschlagen und war führend bei den Crossborder-Finanzierungen.
Speziell bei den Crossborder-Finanzierungen, heute verboten, kann man erkennen, wie nah sich diese Firmen dem Verbotenen Terain genähert haben und den"ENRON-Bazillus" schon in sich tragen.
<font color=#FF0000>Aber will man es denn diesen Firmen verdenken, wenn die mit ALLEN Mitteln ums überleben kämpfen?
Allein die Pensionszusagen betragen durch die Bank weit mehr als 50 % der Marktkapitalisierung bei gleichzeitg mehr als 80 % Fremdkapital, das den Börsenwert (nach meiner einschätzung) übersteigt.
Und warum spielen die dieses Spiel?
Weil die Finanzminister der Länder es Ihnen vorgemacht haben und derzeit beweisen, dass man (ab einer gewissen Größe) von den Kreditgebern als >>too big to fall <<< angesehen wird.
Mal sehen ob die Kreditgeber recht behalten.
Ich kann denen kein Geld mehr leihen, die sind für mich nicht kreditwürdig.</font>
OCJM
|
Euklid
04.12.2004, 20:04
@ Dieter
|
Re: kann ich gut nachempfinden |
-->Genauso muß es sein und der Schinderhannes muß sich erst die Augen ausweinen;-))
Gruß Euklid
|
ocjm
04.12.2004, 20:04
@ Dieter
|
@ Dieter, Re: kann ich gut nachempfinden |
-->Freut mich für Dich.
Hatte ein ähnliches Projekt in Arbeit, mußte es aber bis auf weiteres zurück stellen, da die Baumaßnahme, seit 3 Jahren in Planung, leider immer noch nicht genehmigt wurde.
Gibt halt so Vorschriften mit Abstandsflächen, B-Plänen, Bauordnung, Brandschutz, und und und und dann noch so Gummiparagrafen wie städtebauliche Betrachtungen, die untere Denkmalschutzbehörde, die obere Denkmalschutzbehörde, Kanal und Wasserbauamt... ich hoffe ich kenne die jetzt alle.
Aber glauben kann ich das alles immer noch nicht.
Wenn ich denn wenigstens die nachbarschaftlichen Zustimmungen erhalten könnte. Aber lassen wir das.
Wird das alles nix, wird der Kram verkloppt und die Kohle in schöneren Gefilden ausgegeben.
Tja so hat jeder sein Problemchen.
OCJM
|
- Elli -
04.12.2004, 22:14
@ Baldur der Ketzer
|
Das irre System / Schulden |
-->>Nur, wie ist das überhaupt möglich, wie hält sich dieses an sich lebenserfahrungsfremde irre System überhaupt?
Du hast es vorher selbst gesagt:
>Und diejenigen, die unter Zeitdruck, Kostendruck, Konkurrenzdruck, <font color=#FF0000>Schuldendruck</font>, Mobbingdruck und Preisdruck all die Waren und Leistungen stemmen...
"Schuldendruck" ist m. E. die entscheidende Motivation.
Ich danke dottore für sein geduldiges Augenöffnen.
|
P
04.12.2004, 23:15
@ Baldur der Ketzer
|
Re: kein Grund für Glückwünsche |
-->Hallo Baldur,
Du schreibst:“ Dabei fiel mir auf, daß die wertzumessende Einschätzung zu einem beliebigen Produkt etwas damit zu tun hat, was man über die Erstellung der Ware weiß“
Das ist sicher richtig, aber nur ein Teil der Wahrheit. Der wesentliche andere Teil ist, der Arbeit eines anderen, oder besser gesagt, dem Mitmenschen mit Wertschätzung zu begegnen.
Wir leben in einer Zeit, in der das Schaffende, das schöpferische, kreative Werken in einer Gemeinschaft bei der Mehrzahl der Menschen durch Hedonismus und Konsum ersetzt wurde. Konsum nicht nur von Sachen, sondern auch von Menschen (Siehe unseren Kanzler und Außenminister: Die beiden haben offenbar eine Wette laufen, zur nächsten Damen-Fußball-WM eine komplette Mannschaft mit ihren Ex-Frauen zu stellen).
Der Mitmensch wird reduziert auf ein Mittel zum Zweck der Befriedigung des eigenen Narzismus; bewertet nach seinem Preis je Stunde; jederzeit austauschbar.
Folge: keine festen Bindungen, ein ständig in Bewegung befindliches soziales Umfeld; keine festen Wurzeln, kein Halt. Ebenso Abbau der moralischen Wertvorstellungen: Rechtschaffenheit, Ehrlichkeit, Treue, usw.usf.
Der Mensch ist in der Mehrzahl aber auf Richtschnüre angewiesen, an denen er sein Streben, sein Handeln, seine Lebensplanung ausrichten kann; Dogmen, an denen nicht gerüttelt wird, die allgemein anerkannt sind, die Halt und Sicherheit geben.
Die wesentlichsten Beiträge dazu leisteten bis Mitte des vorigen Jahrhunderts Kirche und Vaterland. Beide Institutionen wurden dieser Rolle nicht gerecht, haben das in sie gesetzte Vertrauen missbraucht, spielen deshalb für die Mehrheit hierzulande keine Rolle mehr.
Es gibt nur eine verbliebene Orientierungshilfe, dauerhaft, allseits anerkannt, allgegenwärtig: Geld.
Geld musst Du machen, Geld musst Du haben; Geld verschafft Ansehen, Macht, Publicity, oder was immer Du willst.
Wie Du es machst, ist gleichgülig, Raub, Betrug, Erpressung: egal. Hauptsache, so viel und so leicht wie möglich.
Wenn Du es offenkundig kriminell machst, dich aber nicht erwischen lässt, dann wirst Du gleich zum Volkshelden ( (Ich erinnere mich da an Dagobert, den Karstadt-Erpresser: da legt jemand Bomben in Kaufhäuser, es ist nur dem Zufall zu verdanken dass dabei keine Menschen verletzt oder getötet wurden und der Typ wird in den Medien nicht verurteilt, nein, man feiert ihn ab). Auch die Brüder Haffa verbringen ihre Zeit immer noch als gern gesehene Gäste auf Promi-Parties, anstatt hinter Gittern.
Langsam wirst Du Dich fragen:
Was hat der ganze Sermon mit dem Preis oder Wert des Zahnrädchens zu tun?
Ganz einfach: Der oben geschilderte Abbau ( oder Wandel) moralischer Werte lässt sich zusammenfassen => statt Leben und Leben lassen - Fressen und gefressen werden.
Aus dem kleinen Einmaleins der Betriebswirtschaft wissen wir alle, je höher der Fixkostenanteil eines Produktes, desto erpressbarer der Anbieter. Wie Elli passend herausgestellt hat, Schuldendruck ( Kapitaldienst), da auch der kleinste pos. Deckungsbeitrag mitgenommen werden muß.
Im Neudeutschen heißt dann allerdings auf einmal Erpressung Verhandlungsgeschick.
|
P
04.12.2004, 23:17
@ P
|
Re: kein Grund für Glückwünsche- die Überschrift gehört nicht zum Beitrag (o.Text) |
-->
|
bernor
05.12.2004, 00:53
@ Baldur der Ketzer
|
Schulden &"Perspektiven" &... |
-->Hi Baldur,
Unternehmer sind zunächst einmal"Berufsoptimisten": man muß ja daran glauben, daß"es irgendwie klappt", sonst würde man gar nicht erst damit anfangen.
Zwar möchten mittlerweile viele derer, die es angefangen haben, gerne wieder aussteigen - nur: sie können's leider nicht mehr, weil sie bereits zu hoch verschuldet sind und oft auch Privatvermögen"in die Finanzierung eingebracht" haben.
Also weitermachen...
Und da ist ja noch die Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt - bis dahin dürfen Politiker,"Experten" von diversen Kammern und Institutionen und"Berater" aller Art noch ihre Feuerwerksraketen in den Himmel schießen, um den Gedanken, es sei inzwischen dunkel geworden, zu verscheuchen.
Und solange wird eben versucht, aus dem Laden und den Leuten (Lieferanten, Beschäftigten) das letzte herauszuholen - und im übrigen auf die Politik zu vertrauen..."das muß bald anders werden... 2006 muß die Opposition ran"... usw.
Die allermeisten haben's ja auch nicht anders gelernt, als im Mainstream zu denken - geschweige denn, sich vom Unglück noch rechtzeitig loszueisen.
Sie verhalten sich wie ein mittelalterlicher Kämpfer, der einen mit Speeren und Pfeilen gespickten Schild immer noch krampfhaft festhält, anstatt das nutzlos gewordene Teil wegzuwerfen und sich mit dem verbliebenen Schwert in die Sicherheit, wenigstens vorläufig, durchzuschlagen...
Wo ist da der Boden erreicht?
Wenn alles, auch alles private Vermögen, für die Firma beliehen ist, alle rund um die Uhr malochen und, nach der nächsten Wahl, auch die letzten Böller von Frau Merkel & Co. am Nachthimmel verglüht sind - dann erst ist"Feierabend".
Gruß bernor
|
Student
05.12.2004, 09:58
@ bernor
|
Re: Schulden &"Perspektiven" &... / Schulden und Zwang |
-->Hi Bernor!
>Unternehmer sind zunächst einmal"Berufsoptimisten": man muß ja daran glauben, daß"es irgendwie klappt", sonst würde man gar nicht erst damit anfangen.
Die"unsichtbare Hand" im Hintergrund kennst Du ja. Und so betrachtet ist es
dann doch eher Zwang und nicht Optimismus, was manche treibt, Unternehmer zu werden.
>Zwar möchten mittlerweile viele derer, die es angefangen haben, gerne wieder aussteigen - nur: sie können's leider nicht mehr, weil sie bereits zu hoch verschuldet sind und oft auch Privatvermögen"in die Finanzierung eingebracht" haben.
Leider verschuldet"sich" Privatvermögen auch dann, wenn es nicht in irgendeine
Finanzierung eingebracht (freiwillig) wurde: Der Grundsteuerbescheid flattert
einem unaufgefordert ins Haus.
>Also weitermachen...
Yo, oder auf's Eigentum verzichten...
>Und da ist ja noch die Hoffnung, die bekanntlich zuletzt stirbt - bis dahin dürfen Politiker,"Experten" von diversen Kammern und Institutionen und"Berater" aller Art noch ihre Feuerwerksraketen in den Himmel schießen, um den Gedanken, es sei inzwischen dunkel geworden, zu verscheuchen.
Richtig häßlich wird es immer, wenn aus Feuerwerksraketen dann echte werden.
>Und solange wird eben versucht, aus dem Laden und den Leuten (Lieferanten, Beschäftigten) das letzte herauszuholen - und im übrigen auf die Politik zu vertrauen..."das muß bald anders werden... 2006 muß die Opposition ran"... usw.
>Die allermeisten haben's ja auch nicht anders gelernt, als im Mainstream zu denken - geschweige denn, sich vom Unglück noch rechtzeitig loszueisen.
Verdammt schwer, sich vom Unglück (welches sich z.B. im hereinschneienden
Grundsteuerbescheid manifestiert) loszueisen.
Schöner Mist, die ganze Veranstaltung ist ein schöner Mist.
Lb Gr
der Student
|
BillyGoatGruff
05.12.2004, 11:47
@ - Elli -
|
nicht nur das, auch"Lohndumping" |
-->Die Chinesen arbeiten zu 1/100 unserer Löhne...also einer Fraktion dessen, was nur schon Sozialabgaben sind.
Wir erleben, was dottore immer wieder aufgezeigt hat, hier wohl die Reise in den Vollsozialismus und den Staatsbankrott (der eigentlich schon da ist, nur noch nicht abgewickelt).
Geiz und Neid überall (sozialistisch verbrämt mit Nächstenliebe), Leistung lohnt sich immer weniger.
Ich schliesse mich dem Dank an d. an, für seine bewundernswerte Geduld, hier fortwährend aufklärend zu wirken.
|
Baldur der Ketzer
05.12.2004, 15:40
@ P
|
Re: Punktschuß - absolute Zustimmung |
-->>>....dem Mitmenschen mit Wertschätzung zu begegnen.
>> Konsum nicht nur von Sachen, sondern auch von Menschen
>> jederzeit austauschbar.
>>=> statt Leben und Leben lassen - Fressen und gefressen werden.
Danke für die treffende Zusammenfassung. Leider hast Du absolut Recht, der Geschäftspartner ist eben kein Partrner mehr, sondern Gegner. Sein Überleben ist nachrangig, denn er ist ja beliebig austauschbar.
Allerdings eben nur in eine Richtung, die Zulieferer sind beliebig austauschbar, das neue Proletariat, oder auch die Arbeitnehmer, währenddessen die wenigen oligopolistischen Nachfrager (Autoindustrie, Chemie und Pharmaindustrie etc.) nicht vermehrbar sind. Eingeschränkt auch für Arbeitgeber zutreffend.
Nehmen wir doch noch den Staat mit rein in die Betrachtung, früher war er klar als feudalherrschaftliche Obrigkeit gekennzeichnet, der seine Untertanen schon mal wie Ware feilbot und verkaufte, oder eben anderweitig buchstäblich ins Messer laufen ließ.
Daran hat sich bis heute im Grundsatz nichts geändert, nur wird der Untertan heute eben durch Steuer- und Schuldendruck ausgebeutet, und im Glauben gelassen, er mache das in seinem eigenen Interesse (er sei der Souverän - hahaha).
Also wird auch der Bürger nicht als Fundament wertgeschätzt, sondern als Steuerknecht ausgebeutet, und wems nicht paßt, der soll sich halt verziehen, nicht ohne vorher sein Vermögen als Lösegeld teilweise loszuwerden (Wegzugsbesteuerung).
Im Gegenteil. man steht ja noch zusätzlich unter Generalverdacht und Totalüberwachung, so daß jedes Vermögen nur noch deswegen da ist, weil vorher noch nicht alles steuergeprüft und weggesteuert wurde (analog zur Vorstellung, ein angeblich Gesunder sei nur noch zu wenig gründlich untersucht worden).
Von wegen Kultur und son Gesülze. Es dreht sich wirklich nur noch alles um Kohle, es fängt ja schon in der Schule an, allerdings ist es da durch Werbung und Gruppenzwang induzierter Schuldendruck.
Die durchschnittliche gute Leistung, die jeden Tag aufs neue die große Kugel am Rollen hält (Bäcker, Metzger, Landwirtschaft, Ärzte, Krankenschwestern, usw.), zählt nichts mehr (Geiz ist Geil, für die Arbeitsstunde eines Mediziners würde kein Klempner die Zange anfassen), während es gleichzeitig durch den *Sozialstaat* entstanden ist, auch ohen jeglichen Beitrag zum Ganzen recht auskömmlich leben zu können.
Das ist völlig pervertiert, und ich bin gespannt, wie lange sich solch ein krankes System noch über Wasser halten kann.
Wie wir anhand der DDR, der UdSSR oder Kubas sehen, kann das verdammt lange sein.
Beste Grüße vom Baldur
|
Koenigin
05.12.2004, 16:20
@ P
|
Re: @"P"rima Beitrag |
-->hola,
ich atme immer wieder richtig glücklich auf, wenn
die einreissende Staumauer hier und da mal deutlichst
beim Namen genannt wird. Das zeigt ja dann auch gleich-
zeitig, dass einige den Dreh gefunden haben,
dem, dem drohenden Unbill zu begegnen.
So unbillartig ist es nun mal - und verehrter Baldur,
"P" ändert nix daran,
du nicht und ich erst Recht nicht:
Was in unser Macht (Hand) liegt, haben wir gemacht:
Von der Mauer weg, auf die die
Karre zurast, ähh pardon, von vor der Staumauer weg,
die noch (noch!!!!)die Unratmassen
nur bröckchenweise durchlassen.
Bröckchenweise - aber unaufhaltdam!
Aus dem Weg gehen, was anderes bleibt einem kaum.
Und ein anderes, bewussteres Leben leben.
adios y hasta luego
D.K.[img][/img]
|