-->Ein Wort des ostwestfälischen IHK-Ehrenpräsidenten Fritz-Wilhelm Pahl, den ich persönlich kenne und sehr schätze:
Gruß Dieter
- abgeschrieben aus den offieziellen IHK-Mitteilungen Ausgabe 12/04
(Tippfehler bitte überlesen)
"In meinem Büro hängt ein Foto aus dem Jahre 1913. Dieses zeigt meinen Großvater mit zahlreichen Geschäftspartnern im Frack, mit denen er an festlich gedeckter Tafel das 50-jährige Jubiläum seines Unternehmens feiert.
Wenn ich in den letzten Wochen hin und wieder Optimismus und Zuversicht zu verlieren drohte, weil ich mich gegen monopolistisch auftretende Rohstoff- und Energielieferanten behaupten und andererseits die den massiven Verdrängungswettbewerb ausnutzenden Kunden von der Preiswürdigkeit meiner Produkte überzeugen mußte, dann habe ich fast mit Wehmut meinen Großvater und die mit ihm feiernden Unternehmer im Jahre 1913 betrachtet. Wenn wir schon die Rahmenbedingungen nicht ändern können mit denen der Staat uns Unternehmer drangsaliert, dann sollten wir uns, so sonierte ich, wenigstens mit Verständnis füreinander und Fairness untereinander begegnen.
Natürlich haben unsere Vorfahren auch Höhen und Tiefen in ihren Unternehmen erlebt. Ich bin aber davon überzeugt, daß sie deutlich weniger als wir durch das Verhalten von Kunden und Lieferanten enttäuscht wurden.
In der IHK sprechen wir beim Thema Wettbewerb auch von Fair Play. Im Kammergesetz aus dem Jahr 1956 steht im Paragraphen 1, die IHK möge"für Wahrung von Anstand und Sitte des ehrbaren Kaufmanns wirken". Doch die Zeiten sind härter geworden. Auch auf Grund der Globalisierung und der dramatischen Zunahme des Drucks auf den Märkten bleibt die Fairness im Wettbewerb mehr und mehr auf der Strecke. Deshalb betrachten viele Menschen den Wettbewerb nicht mehr als Chance, sondern als Bedrohung.
Viele Arbeitnehmer lassen sich zu gern von Politikern und Gewerkschaften vorgaukeln, die Globalisierung und damit der Wettbewerb könne spätestens an den Werksgrenzen aufgehalten werden. Unternehmer lieben ihn am Ende auch nicht. Am liebsten würden sie über Mengen- und Preisabsprachen ihre Margen so gestalten, daß sie ohne große Anstrengungen kräftige Gewinne einfahren können. Doch der Wettbewerb schafft erst den Markt und der Markt die Freiheit, auf die niemand verzichten will.
Freiheit bedeutet Verantwortung. Beide Begriffe stellen Werte dar, die untrennbar miteinander verbunden sind. Dennoch wird in Deutschland versucht, Freiheit und Verantwortung zu entkoppeln. Darüber hinaus begann unsere Gesellschaft Ende der sechziger Jahre, überkommene Wertvorstellungen abzustreifen. Sie hat es bis heute nicht vermocht, an die Stelle der alten neue Werte zu setzen. Unter dem Deckmantel der Individualität und Selbstverwirklichung wird sich einem persönlichem Egoismus hingegeben, der jedes Gemeinwesen sprengen muß.
Wir Unternehmer mögen die Handlungsweise der Politiker und ihren Umgang miteinander beklagen. Glaubwürdig werden wir aber erst dann, wenn wir es endlich schaffen, für unser eigenes Handeln wieder Werte zu setzen und diese auch einzuhalten. Wir mögen das Verhalten der Konzernherren großer Kapitalgesellschaften verurteilen, weil sie sich Gehälter genehmigen, die durch noch so große Leistungen nicht gerechtfertigt sind. Unsere Kritik geht aber ins Leere, wenn wir mit den Gewinnen unserer Firmen mehr oder weniger ausschließlich die Interessen der Familie und persönliche Begehrlichkeiten befriedigen.
Die Menschen haben den Sozialismus überwunden und ein Maß an Freiheit erreicht, das lange Jahre unvorstellbar war. Wenn nunmehr in dieser Freiheit ein Kapitalismus Raum gewinnt, der von Verantwortung und ethischen Wertvorstellungen entkoppelt ist, dann wird der Kapitalismus scheitern und wir werden die Freiheit verlieren. Kapitalismus pru ist immer gegen die Menschen gerichtet und kann daher nicht dauerhaft erfolgreich sein.
Unsere Väter vrstanden sich als ehrbare Kaufleute. Auch wir wissen, was den ehrbaren Kaufmann ausmacht. Wir müssen nur endlich entsprechend handeln, denn ehrbare Kaufleute braucht unser Land, in der Politik und in der Wirtschaft. Wenn wir endlich wieder ein stückweit nach den Wertvorstellungen unserer Väter handeln, dann haben wir alles Chancen, die Herausforderung der Globalisierung und damit den Wettbewerb zu meistern.
Ihr Fritz-Weilhelm Pahl"
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